AW: Doku: Angeln: Hobby mit Widerhaken;Mo, 09. September, 22.00 Uhr - NDR
Es steht ja außer Frage, dass die Dokumentation ein äußerst negatives Bild "der Angler" vermittelt hat. Aber sich jetzt nur hinzustellen und den Macher der Sendung an den Pranger zu stellen, halte ich für zu kurz gedacht.
Als Hauptproblem sehe ich einfach, dass es einfach sehr viele Vertreter der angelnden Zunft gibt, die dieses Bild in der Öffentlichkeit mitformen.
Hier mal einige Beispiele, die jedem geläufig sein sollten:
-Zurückgelassene Müllhalden am Angelplatz (Maisdosen, Wodkaflaschen etc.).
- Das Massenphänomen "Heringsangeln" mit allen Begleiterscheinungen (elendiges Ersticken der Fische, gerissene Fische, Müllberge, Vermüllen ganzer Hafenbereiche mit Schuppen/Fischabfällen, Massenfänge, die den eigenen Bedarf deutlich übersteigen).
- kommerzielle Kutterangeln speziell auf Laichfische
-Missachten von Schonzeiten und Mindestmaßen
- Angeln mit lebendigen Ködern
-Trophäenangeln
-...
Die Liste ließe sich deutlich verlängern. Solange sich der Großteil der Angler hiervon nicht deutlicher und aktiver distanziert, darf man sich über das Bild in der Öffentlichkeit nicht beschweren. MMn ist hier jeder Einzelne gefordert, in seinem Umfeld eben DIE Dinge zu vermitteln, die das Angeln eben ausmachen und dazu gehört es für mich auch, sich z.B. von den in der Dokumentation gezeigten "Anglern" klar zu distanzieren. Wer nicht weiß, wie man einen Fisch waidgerecht tötet, ist beim Angeln fehl am Platze!
Rein oberflächlich mag man geneigt sein, zum einen oder anderen Punkt Deiner Argumentation zu nicken.
Jedenfalls in einer Gesellschaft, die vordergründig nach dem Schein urteilt, als nach dem Sein.
Deiner Meinung nach soll ich mich als Angler so verhalten, dass andere Menschen an meinen Handlungen keinen Anstoß nehmen. Und zwar völlig unabhängig davon, ob meine Handlung tatsächlich Schaden anrichtet oder nicht. Angepasst sein, dem Mainstream folgen, nur nicht auffallen....
und natürlich gleichzeitig all diejenigen entlarven und anprangern, die ihr Handeln weniger nach der Massenmeinung ausrichten, sondern danach, was sie selbst für gut und richtig, für beachtenswert oder unerheblich befinden.
Sorry, aber einen derart konditionierten Lebensstil lehne ich konsequent ab. Ich habe meine Meinung, meine Ansichten und Wertigkeiten. Ich verhalte mich so, dass ich keinem anderen mutwillig oder leichtfertig Schaden oder Nachteile zufüge. Der Rest ist meine Sache, geht die Welt einen feuchten Kehricht an.
Ich lasse mir auch nicht von irgendwelchen ideologisch hergeholten "Gutachten", die mir weitestgehend unter Ausschluß jeglicher evolutionärer, logischer und ökologischer Gesetzmäßigkeiten erklären, dass Fische Schmerz oder Leid empfinden können, oder dass Boilies und Mastkarpfenbesatz kein Problem für die Ökologie eines Gewässers wären.
Die Menschheit braucht keine Arlinghaus´schen Thesen und auch keine Pamphlete aus der Feder verblendeter Spinner wie Sneddon/Braithwaite. Und, Verzeihung, auch keine sozialpädagogisch angehauchten Verhaltensvorschriften eines Double 2004.
Sie sollte wieder lernen, mehr auf sich selbst zu achten, als auf das Verhalten anderer. Ich bin sehr sicher, dass dabei mehr als genug Verbesserungspotential zum Vorschein kommt.
Wie bitter ist es, dass zwei ideologisch besetzte Pole wie Arlinghaus und Sneddon/Braithwaite (nur als Beispiele) die Meßlatte für die jeweilige Fraktion sind, während die Vernunft und der Verstand ganz klar belegen, das jedes menschliche Individuum seinen Platz zwischen diesen beiden Polen finden muss?
Und zwar für sich alleine und unabhängig von der Wertung anderer.
Wie kommt es, dass wir offensichtlich Verhaltensvordenker brauchen, und/oder wenn deren Ergüsse sich zufällig mit unserer subjektiven Ansicht decken, diese dazu nutzen anderen die gleiche Denkweise aufzudrängen?
Kann doch eigentlich nur daher rühren, dass viele mit sich selber nicht im reinen sind.