Alleine eine Karpfensession planen und ans Wasser fahren oder doch lieber in geselliger Runde mit dem Kumpel den Rüsslern nachstellen? Jesco Peschutter zeigt Euch Vor- und Nachteile von Solo-Touren und gemeinsamen Ansitzen.

Den ganzen See für sich alleine! Doch nicht jeder Karpfenangler liebt „einsame“ Sessions – einige stehen mehr auf Geselligkeit

Den ganzen See für sich alleine! Doch nicht jeder Karpfenangler liebt „einsame“ Sessions – einige stehen mehr auf Geselligkeit

Karpfenansitz am Wasser

Ich genieße die Ruhe am Wasser, wenn ich alleine auf Karpfen ansitze. Deshalb finden viele meiner Sessions an abgelegenen Gewässern statt, sodass ich voll und ganz mit der Natur verschmelze. Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch gemeinsame Touren mit Freunden plane und wir zusammen eine schöne Zeit am Ufer verbringen. Ich möchte Euch im Folgenden zeigen, was die Vor- aber auch Nachteile von gemeinsamen und Solo-Karpfensessions sind.

Zusammen eine Karpfensession zu starten, ist immer ein Erlebnis. Jesco Peschutter und Nico Fischer freuen sich auf das, was kommen mag

Zusammen eine Karpfensession zu starten, ist immer ein Erlebnis. Jesco Peschutter und Nico Fischer freuen sich auf das, was kommen mag

Allein ins Abenteuer auf Karpfen

Der Alltag ist heute bei vielen stressig und im Beruf sowie Privatleben sind häufig Menschen um einen herum. Deshalb tut es manchmal echt gut, ein paar Tage beim Karpfenangeln alleine ins Abenteuer zu starten, seine leeren Batterien wieder voll aufzuladen und neue Energie am Wasser zu tanken. Wer ohne Begleitung einen Ansitz übers Wochenende startet, erlebt die Natur viel intensiver und entflieht dem Lärm der Zivilisation – vorausgesetzt das Gewässer befindet sich auch mitten in der Natur und nicht in einer Großstadt. Wer morgens mit einem Kaffee still im Karpfenstuhl sitzt, der darf sich über Eisvögel freuen, die auf den Rutenspitzen sitzen, um von dort aus Jagd auf Kleinfische zu machen. Auch andere Tiere bemerken einen nicht und kommen bis vors Bivvy, um kurz „Hallo“ zu sagen.

Eisvogel auf der Karpfenrute: Diese scheuen Gesellen sieht man selten so nah, wenn mehrere Angler am Gewässer sind

Eisvogel auf der Karpfenrute: Diese scheuen Gesellen sieht man selten so nah, wenn mehrere Angler am Gewässer sind

Keine Kompromisse beim Karpfenangeln

Manchmal ist der alleinige Ansitz auch nicht vermeidbar. Ein Kollege hat am langen Wochenende keine Zeit oder sagt kurzfristig ab. Was also tun? Daheim bleiben? Nein, dafür ist der Drang, an den See zu fahren doch zu groß. Also plant man die Tour alleine und zieht sie durch. Dies hat aber auch einen großen Vorteil. Wir müssen uns nicht auf Kompromisse einigen. Das fängt schon bei der Gewässer- oder Stellenwahl an. Zu zweit will der eine Karpfenangler im Flachen vor Seerosen fischen, der andere an der gegenüberliegenden Seeseite ein mit Kraut bewachsenes Plateau anwerfen. Beide Stellen könnten Fisch bringen, aber trotzdem müssen sich die Angler abstimmen und einer hat dann vielleicht ein schlechteres Bauchgefühl. Alleine sitzt Ihr immer dort, wo es Euch am besten gefällt und Ihr Eure Rigs am liebsten präsentieren möchtet. Ganz entscheidend ist die Platzwahl auch an Kanälen. Hier kommen die Karpfen häufig in Trupps von einer Seite. Der Angler, der dort sitzt, fängt sich dumm und dusselig, der andere geht oft leer aus. Aber es gibt auch Lösungen, wie zum Beispiel das „Biss auf Biss-Fischen“, bei dem sich die Karpfenangler mit den Runs abwechseln, egal, an welcher Rute es gerade beißt. Oder die Ruten werden abwechselnd aufgestellt, damit jeder eine faire Chance auf einen Biss hat. Wer aber ohne Angelbuddy fischt, der sät und erntet auch ganz für sich alleine.

Alleine ans Wasser gefahren, sich Gedanken gemacht und einen fetten Schuppi gefangen – wer sein Ding durchzieht, muss keine Kompromisse eingehen

Alleine ans Wasser gefahren, sich Gedanken gemacht und einen fetten Schuppi gefangen – wer sein Ding durchzieht, muss keine Kompromisse eingehen

Gemeinsam am Gewässer fischen

Immer nur alleine am See, Kanal oder Fluss auf Karpfen zu angeln, kann auch vereinsamen. Bei geselligen Touren zu zweit oder dritt geht es häufig nicht nur ums Fangen von schweren Spieglern oder Schuppis. Nein, vielmehr zählt das Erlebnis und die Geselligkeit beim Ansitz. Es werden Geschichten erzählt, leckeres Essen brutzelt in der Pfanne und das ein oder andere Kaltgetränk darf auch nicht fehlen. Versteht mich aber richtig: Ich bin kein Freund von Party, lauter Musik und Saufgelagen am Gewässer. Dafür gibt es andere Orte, wie Festivals, Kneipen oder Diskotheken. Beim Karpfenangeln befinden wir uns in der Natur und sollten uns deshalb auch dementsprechend verhalten. Wenn ich nicht alleine losziehe, dann in der Regel mit einem sehr guten Angelkumpel. Bei einer gemeinsamen Session muss man sich verstehen, vertrauen und auch gönnen können. Häufig höre ich Geschichten von Fangneid, weil ein anderer einen großen oder ganz besonderen Karpfen gefangen hat. Wer zusammen angelt, sollte sich über die Fänge von seinem Freund freuen, dann wird sich dieser auch über die Fänge von Dir mitfreuen – und geteilte Freude ist doppelte Freude!

Geteilte Fangfreude ist doppelte Fangfreude! Horst Hennings (rechts), Heinz Galling (Mitte) und Jesco Peschutter (links) freuen sich über diesen tollen Kanal-Spiegler

Geteilte Fangfreude ist doppelte Fangfreude! Horst Hennings (rechts), Heinz Galling (Mitte) und Jesco Peschutter (links) freuen sich über diesen tollen Kanal-Spiegler

Zusammen zum Karpfen

Neben der Geselligkeit sind gerade längere Karpfentouren zu zweit viel einfacher zu organisieren. Da wäre zum Beispiel das Vorfüttern. Soll der Hotspot ein bis zwei Wochen vor der Session jeden Tag mit köstlichen Gaben unter Futter gehalten werden, teilen sich die Angler einfach die Arbeit. Abwechselnd fährt jeder nur alle zwei Tage ans Gewässer. Die Kosten fürs Futter und Tanken sowie der Zeitaufwand halbieren sich dadurch. Besser geht’s doch nicht, oder? Auch beim Ansitz selbst läuft es mit zwei Anglern viel besser. Der eine pumpt das Schlauchboot auf, während der andere schon mal lotet oder nach Karpfen Ausschau hält. Sollen die Rigs mit dem Boot rausgebracht werden, rudert einer und der andere legt die Montage mitsamt ein paar Boilies am interessanten Spot ab. Und was ist, wenn es einen Doppelrun gibt? Alleine ist man schnell überfordert, wenn zwei Karpfen auf einmal beißen. Mit dem Kumpel zusammen nimmt jeder einfach eine Rute und drillt den Fisch bis in den Kescher. Sollte sich doch mal ein Rüssler im Kraut oder in Ästen festsetzen, fährt man mit dem Schlauchboot zusammen zum Hindernis und während einer das Boot auf der Stelle hält, befreit der andere Angler den Fisch aus dem Dickicht.

Wenn sich Angler das Füttern mit zum Beispiel Tigernüssen teilen, kann ein Spot mit weniger Aufwand und Kosten unter Futter gehalten werden

Wenn sich Angler das Füttern mit zum Beispiel Tigernüssen teilen, kann ein Spot mit weniger Aufwand und Kosten unter Futter gehalten werden

Einen Doppeldrill alleine zu meistern, ist nicht einfach. Hier landeten zwei Karpfen sicher in den Keschern. Zu zweit ist es viel leichter

Einen Doppeldrill alleine zu meistern, ist nicht einfach. Hier landeten zwei Karpfen sicher in den Keschern. Zu zweit ist es viel leichter

Sicherheit am See

Wer kennt das nicht? Alleine am See und mitten in der Nacht kommt ein Auto angefahren, aus dem komische Leute aussteigen. Vielleicht sind es einfach nur Menschen, die nachts baden, Bier trinken oder die Stimmung am See genießen wollen. Aber das wissen wir nicht und ein ungutes Gefühl bleibt. In der Regel passiert nichts, aber zusammen mit einem Angelkollegen fühlt man sich in so einer Situation deutlich sicherer. Ich befische übrigens auch Gewässer, die in Wolfsgebieten liegen. Wenn dann in der Presse über einen „Problemwolf“ in der Nähe vom See zu lesen ist, der gerade viele Schafe gerissen hat, wird auch mir mulmig. Jedes Knacken oder Geräusch aus dem Dickicht in der nebligen Nacht lässt mir den Angstschweiß den Rücken runterlaufen. Zu zweit mache ich mir in so einer Situation eigentlich keine Gedanken.

Wer zu zweit eine Karpfentour plant und durchzieht, kann die Erlebnisse mit seinem Kumpel teilen. Außerdem fühlt man sich am Wasser deutlich sicherer

Wer zu zweit eine Karpfentour plant und durchzieht, kann die Erlebnisse mit seinem Kumpel teilen. Außerdem fühlt man sich am Wasser deutlich sicherer

Schauen und Lernen beim Angeln

Ein weiterer großer Vorteil von Touren mit einem befreundeten Karpfenangler ist, dass wir etwas lernen können. Viele sind in ihrem Vorgehen recht festgefahren. Sie verwenden immer die gleichen Rigs, Köder, Spots und Taktiken. Wer seinem Kumpel über die Schulter schaut und offen für Veränderungen ist, wird schnell fängige Techniken übernehmen oder vielleicht eine Kleinigkeit an seinen Rigs ändern. Zusammen können viel mehr Spots bei einer gemeinsamen Tour befischt werden, sodass sich schnell herauskristallisiert, wo die Karpfen sind und beißen.
Für mich besitzen sowohl gemeinsame Sessions als auch Solo-Touren Vorteile, die ich nicht missen möchte. Ist mir nach guten Gesprächen und Geselligkeit, plane ich eine Tour mit meinem Angelbuddy. Hat der Freund gerade keine Zeit oder will ich einfach mal richtig abschalten, geht’s für mich alleine ans Wasser – die Abwechslung macht für mich den Reiz beim Karpfenangeln aus.

Das Drillen vom Boot ist mit zwei Anglern unkomplizierter. Einer kümmert sich um den Kahn, der andere konzentriert sich voll auf den Karpfen

Das Drillen vom Boot ist mit zwei Anglern unkomplizierter. Einer kümmert sich um den Kahn, der andere konzentriert sich voll auf den Karpfen