Kunstmaler Thomas Kubitz schwingt nicht nur den Pinsel, sondern auch die Fliegenrute. Und dann am liebsten die Gespließte. Doch auch seine anderen Leidenschaften und der spannende Werdegang waren Grund für einen längst fälligen Besuch. Elmar Elfers frischte eine alte Bekanntschaft wieder auf.

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Thomas setzt bei Donald den feinen Pinsel an

2008 auf einer Messe in Erfurt: „Bis bald und alles Gute“, verabschiede ich mich ... Ende Juni 2022 in Lütau. Bei einer Tasse Kaffee sprudeln Thomas, Ehefrau Constanze und ich sofort los. Klar, Corona ist ein Thema, gerade bei einem selbstständigen Maler, der normalerweise auf Messen und anderen Veranstaltungen mit Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten unterwegs ist. „Doch wir haben die zweieinhalb Jahre gut überstanden“, beginnt er zu erzählen und wir schweifen in die Vergangenheit ab. Geschichten über gemeinsame Weggefährten tauschen wir aus und bringen uns auf den neuesten Stand. Dann schlagen wir den Bogen zu Thomas’ Werdegang.

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Wenn er keine Fliegenrute in der Hand hält, wird es bunt

KREATIVITÄT UND TALENT
Mit fünf Jahren stößt Thomas im Keller des Elternhauses auf Bilder seines Vaters: Stillleben mit Öl auf Leinwand. „Er war kein Künstler, besaß aber Talent“, erinnert sich der Sohn. Thomas ist sofort hin und weg und stellt für sich fest: Ich werde Künstler! Während der Schulzeit nutzt er jede Gelegenheit, künstlerisch aktiv zu sein. Er skizziert Figuren aus Asterix-Heften und findet immer mehr Spaß an der Kreativität, die ihm scheinbar in die Wiege gelegt wurde. „Mein malerisches Talent endet mit dem Haus vom Nikolaus“, gebe ich zu. Da ein Kunststudium für ihn nicht möglich ist, entwickelt er seine Kreativität in einer Fotografenlehre weiter. Nach der Zeit bei der Bundeswehr wechselt er ins Marketing, genauer gesagt: Er macht sich mit visuellem Marketing selbstständig. „Dahinter stecken Dekoration und Gestaltung von Ausstellungs- und Präsentationsflächen wie zum Beispiel in Schaufenstern“, erklärt mir Thomas. „Wir waren auch Ausbildungsbetrieb in meiner alten Heimat in Westfalen“, informiert er mich noch. Dann kommt es zu einer schicksalshaften Begegnung mit einem Kunstmaler aus Colorado. Er nimmt Thomas unter seine Fittiche und fördert ihn in den 90er Jahren. „Ich erhielt meinen letzten Schliff“, sagt Thomas und fügt hinzu: „Unsere Zusammenarbeit beendete der begnadete Halbindianer damals mit den Worten: ‚Jetzt müssen sich unsere Wege trennen – Du bist nun besser als ich‘.“ Ab 2005 widmet sich Thomas nur noch der Kunstmalerei und beginnt mit maritimen Motiven auf Seekarten. In der Bootsszene ist er gerade für seine Leuchtturmdarstellungen bekannt und beliebt.

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Thomas besitzt viele Widmungen von Sportlern und bekannten Fliegenfischern

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Ein Blick auf die verschiedenen Leidenschaften des Künstlers

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Überall im Haus finden sich Bücher übers Fischen

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Auch auf dem Gäste-WC finde das Thema Fliegenfischen ein Örtchen


HANG ZUR GESCHWINDIGKEIT
„Und wie kamst Du zum Fliegenfischen?“, frage ich. Die Antwort hörte ich bereits öfter: „Der Film ‚Aus der Mitte entspringt ein Fluss‘ war ausschlaggebend“, lacht Thomas. Im Fliegenbindekreis Hagen lernt er das Fischen und Binden. Erst Schüler, dann Mitglied. In dieser Zeit entstehen auch immer mehr Fliegenfischermotive und erste Auftragsarbeiten kommen zustande. Beim Bremer Rutenbauer Rolf Baginski fertigt Thomas seine erste selbst gebaute Gespließte unter fachkundiger Anleitung an. Beide besuchen später in Marlborough (Boston) und New York große Fliegenfischermessen und Thomas lernt namhafte Szenegrößen wie Lefty Kreh und andere kennen. Weitere USA-Trips zu Messen helfen ihm, seine Kunst bekannter zu machen. „Meine Liebe zu den gespließten Ruten wuchs stetig und ich ließ mich weiter in die Geheimnisse der Baukunst auch von Walter Brunner einführen“, erinnert sich Thomas. „Ich verlebte schöne Zeiten bei der Österreichischen Fischereigesellschaft und den Freunden der Gmundner Traun.“ Seine Malerei war und ist dabei immer ein verbindendes Glied. Beim Gang durchs Haus fallen mir viele Bilder und Erinnerungsstücke auf, die einen Bezug zum Motorsport haben. „Ja, das ist ebenfalls eine große Leidenschaft von mir. Manchmal muss ich auch die Nordschleife am Nürburgring mit Vollspeed nehmen“, lacht Thomas und zeigt mir seinen Rennsitz mit Lenkrad sowie Brems- und Gaspedal für die Playstation. Im echten Leben traf er Michael Schumacher und andere Größen des Motorrennsports. Seine vielen Bilder von schnellen Autos waren der Eintritt in diese Welt voller Motive.

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Im Gartenhäuschen hortet er seine Schätze

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Darf beim Liebhaber Gespließter nicht fehlen: eine Brunner

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Ausnahme: Rolf Baginski nahm für Thomas rotes Bindegarn

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Seine Rollen liegen bereit für kurze und lange Reisen zu Forelle & Co


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Rückzugsort Gartenhaus: Nach langer Zeit hatten sich Thomas und Elmar viel zu erzählen

ECKIGE LIEBE
Von Westfalen ging es meist zum Fischen nach Österreich. „Heute zieht es mich am liebsten an die Ostsee und die Meerforelle thront ganz oben auf meiner Favoritenliste“, schwärmt der Wahl-Schleswig-Holsteiner. „Ich sammelte übrigens meine ersten Erfahrungen an der deutschen Küste mit Deinem ehemaligen Kollegen Siegi Stümke“, überrascht mich Thomas und erzählt weiter: „Danach ging es mit Rolf Baginski auch nach Dänemark zur Silbersuche.“ Dank des Meerforellenvirus zählen viele Küstenangel- und Fischmotive mit dem begehrten Zielfisch zu seinem Angebot. Auf dem Weg in sein kleines Gartenhäuschen erzählt Thomas, dass beim Segeln oder der Tour mit dem Seekajak immer eine Fliegenrute mit an Bord ist. Man weiß ja nie, ob sich nicht eine Gelegenheit für ein paar Würfe bietet. Bereits auf der kleinen Veranda erkenne ich das Werk eines Hintergrundgestalters. Passend sind verschiedene Gegenstände wie alte Pfanne, Weidenkorb, Holzfass und auch ein Fell drapiert. Im Inneren warten hochwertige Rollen auf ihren Einsatz, an der Wand sorgen Dekoschilder mit Angelmotiven für das richtige Flair und der Rutenständer hält echte Schätze bereit. „Hier, Elmar, meine Splitcane-Rute für die Küste. Ein echtes Schmuckstück, oder?“ „Auf jeden Fall!“ Thomas fischt auf Forelle und Äsche ausschließlich mit den edlen sechseckigen Ruten. „Meine Liebe zu den besonderen Fliegenruten begann vor dem Eigenbau mit einem Geschenk meiner Frau“, erzählt Thomas und zeigt mir seine erste Gespließte. Eine besondere Geschichte steckt in einer Ausführung mit roten Wicklungen. „Rolf Baginski verwendet überwiegend transparente Seidenwicklungen. Doch aufgrund meiner Liebe zum Motorsport nahm er für diese Rute einen Ferrari-roten Faden“, lacht der Gespließten- Fan und zaubert aus dem Futteral eine echte Augenweide hervor. Der Blank ist geflämmt und erhielt dadurch seine markante braune Färbung. Dann geht es noch mal in sein Atelier. „Schau mal, den Donald male ich gerade für Rolf. Der Bewohner aus Entenhausen war nämlich ebenfalls Fliegenfischer“, grinst Thomas und setzt den feinen Pinsel an. Ich bin von seinem vielfältigen, abwechslungsreichen und bunten Leben beeindruckt.
Vom Atelier Richtung Terrasse stoppen wir an einem Regal und ich erfahre noch Spannendes über das sogenannte Tabletop-Spiel. Auch hier lebt er seine Fantasie und Kreativität voll aus. Wir könnten noch stundenlang weiterreden. Doch das machen wir lieber demnächst am Wasser – aber nicht erst wieder in 14 Jahren.