Hallo allerseits,
Ich habe das Thema eben erst entdeckt möchte aber noch kurz was dazu beitragen.
Wie einige schon richtig angemerkt haben, gab und gibt es in Deutschland keine planmäßige Auswilderung von Fischottern. Das wäre mit einem immensen Aufwand verbunden und wahrscheinlich kaum erfolgversprechend.
In den letzten Jahren haben sich Otter wieder in Gebieten angesiedelt, in denen sie lange Zeit ausgestorben waren, bspw. Süddeutschland, Östereich. Andere Regionen hatten zuvor schon halbwegs gute Otterpopulationen bspw. MV, Brandenburg. Die Größe der Otterpopulationen wurde von vielen Naturschutzverbänden früher bewusst kleingerechnet. In den 90ern konnte man das schon an der Anzahl der überfahrenden und gemeldeten Otter feststellen. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher gewesen sein...
Fischotter können in "normalen" Gewässern keine gesunden Fische fangen. Dafür sind sie VIEL zu langsam. Das ist ungefähr so, als wenn man als Mensch versuchen würde mit bloßer Hand ein Reh zu fangen.
Ein Otter schwimmt mit max. 6km/h. Jeder heimische Fisch ist deutlich schneller und kann einen paddelnden Otter schon aus großer Entfernung über das Seitenlinienorgan wahrnehmen. Das wurde seit den 70/80er Jahren ziemlich intensiv erforscht und nachgewiesen. Davor ging man tatsächlich davon aus, dass Otter elegante Fischjäger sind.
Dies wird gerade in Tierfilmen bis heute immer wieder falsch dargestellt.
In der freien Natur erbeuten Otter eigentlich nur kranke, d.h. halbtote, Fische. In kleinen Teichbuchten o.ä. können sie auch mal einen gesunden Fisch in die Enge treiben und erlegen. Das dürfte aber selten gelingen. Versuchen tun sie es trotzdem ständig, da Otter unglaucblich verspielt sind.
Daneben fressen sie auch viel Wassergeflügel und Kleinsäuger, die sie relativ einfach erbeuten können. Die Nahrungszusammensetzung hängt vom Angebot und Gewässer ab. Die Nahrungszusammensetzung kann man auch als Laie schnell herausfinden. Otterlosungen sind leicht zu entdecken, bspw. auf Brücken, Steinen oder Baumstümpfen. Fischschuppen, Federn oder Haare werden unverdaut ausgeschieden. Man sieht also sofort, was der Otter ca. 48h vorher gefressen hat.
Beim Angeln kann man leicht Losungen finden, z.sbp an der Elbe oder an Boddengewässern.
Otter sind Einzelgänger und haben vergleichsweise große Reviere (teilweise bis 40km Uferlinie), die sie aggressiv gegen Artgenossen verteidigen.
Auf den Fischbestand kann ein Otter daher normalerweise keine Auswirkungen habe.
Jetzt kommt das große ABER:
Otter können auch gesunde Fische fangen, wenn diese nicht flüchten können. Das ist bspw in Teichwirtschaften der Fall. Es kommt hier zu eine Reizüberflutung und der Otter tötet jeden Fisch, den er erwischen kann - vergleichbar mit einem Fuchs oder Marder im Hühnerstall.
Die Teichwirte können das nur mit sehr großem Aufwand verhindern, indem sie die Teiche "ottersicher" einzäunen. Das ist wirklich schwierig, sauteuer und wirschaftlich bei großen Teichanlagen nicht tragbar.
Solche Fressfallen gibt es auch bei manchen Fließgewässern an Wehren. Davor "stauen" sich Fische, bspw. Bachforellen, zu bestimmten Zeiten im Jahr, wenn sie aufsteigen wollen. Wenn der Otter dort zur richtigen Zeit zuschlägt, gibt es tabula rasa, und zwar innerhalb weniger Stunden. Die überlebenden Fische sind dann oft schwer verletzt.
1 Wehr + 1 Fischotter + richtige Zeit reichen aus, um einen riesigen Schaden beim Fischbestand anzurichten.
Das scheint aber nicht bei allen Wehren der Fall zu sein; die Gründe hierfür kenne ich nicht. Auffallend ist die Häufung im Alpengebiet.
In Östereich sind an einigen Gewässerabschnitten von Bächen die Bestände von Forellen und Äschen volltständig eingebrochen nachdem dort wieder Fischotter auftauchten. Es dürfte ziemlich sicher sein, dass das auf Otter zurückzuführen ist. Das wurde meines Wissens auch schon vor einigen Jahren wildbiologisch anhand der gefundenen Kotproben etc. nachgewiesen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es an sämtlichen betroffenen Gewässern Wehre o.ä. gibt, an denen sich Fische sehr dicht ansammeln, sodass keine Flucht mehr möglich ist.
Selbst in einem sehr naturnahen und meandierenden Fluss/Bach kann ein Otter keine gesunde Äsche - geschweige denn Forelle - fangen. In begradigten Flüssen ist es noch weniger möglich, da der Fisch nicht in die Enge getrieben werden kann.
Solange diese Gefahrenquellen(Wehre) in dem Gewässerabschnitt bestehen, brauchen die Angelfreunde meines Erachtens eigentlich keinen Besatz mehr machen.
Selbst wenn die ansässigen Otter gefangen oder erlegt werden (möglicherweise ist es nur einer), würde dies mittelfristig nichts ändern.
Wenn sich in 1,3 oder 5 Jahren ein Otter wieder ansiedelt oder durchwandert, kann der Fischbestand innerhalb kürzester Zeit wieder einbrechen. Die gesamte Arbeit der letzte Jahre wäre dann umsonst. Der Fischbestand kann sich dann auch nicht erholen, da das Wehr ja immer noch da ist...
Das ist eigentlich noch fataler als ein winterlicher Kormoraneinfall.
Gerade bei aufwändigen und langfrisitgen Projekten zum Schutz und Besatz von Äschen, ist dies für die Angler unzumutbar.
Erfahrungsgemäß wird sich an der Situation mittelfristig aber nichts ändern.
Angelvereine und Verbände werden laut nach "Managementmaßnahmen" rufen, sprich Abschuss.
Verwaltung und Politik kann bzw. will das nicht umsetzen. Das wissen die Angelfunktionäre auch; man kann sich intern aber immer schön als unermütlicher Interessenvertreter darstellen.
Es kommt jahrelang zu einem sinnlosen Schlagabtausch zwischen Anglern und Naturschützern, bei dem den Ökos zu recht vorgehalten wird, dass sie alles durch die rosarote Brille sehen.
Über die Angler wird sich lustig gemacht, weil sie behaupten, wegen Fischotter oder Kormoran nichts mehr zu fangen.
Ändern wird sich aber nichts, weil die eigentlichen Probleme wie Gewässerverbau und Wasserqualität nicht angepackt werden.
Hier muss man aber auch realistischerweise eingestehen, dass bei solchen Fragen die Anglerinteressen in der Politik/Verwaltung leider keine Rolle spielen. Agrarlobby und Wassrekraftfreunde sind da besser aufgestellt.
Kurzum - Bejagung des Otters ist selbst in den betroffenen Gebieten in Österreich sinnlos.