AW: Das Angeln Wie seit ihr dazu gekommen??
In meiner Kindergartengruppe waren zwei Jungen, die von ihren Vätern mit dem Angelvirus angesteckt worden waren, mit ihnen sehr oft loszogen und sogar schon das eine oder andere mal in Holland oder Dänemark gefischt haben.
Irgendwann wurde ich von einem der Beiden zum Geburtstag eingeladen und es ging - völlig Geburtstagsuntypisch - an eine kleine Grillhütte an einem winzigen Teich. Der Junge brachte eine Angel mit Pose und ein paar Würmer mit und so konnte ich erste Erfahrungen mit dem Gerät sammeln - ein Fisch wurde natürlich nicht gefangen. Dafür faszinierten mich die Geschichten über U-Boot-Karpfen im Tümpel, die ein ganzes Brötchen verschlingen konnten, Monsterhechte, die einem den Finger abbeissen wenn man nicht aufpasst und Armdicken Aalen die im Schlamm lauern...
Seit dem faszinierten mich Gewässer aller Art und die möglichen Bewohner darin. Ich ging stöndig zu einem nahe gelegenen bach um Stichlinge, Gründlinge, Krebse und anderes Unterwassergetier zu keschern und zu untersuchen, irgendwann wurde aus meinem Sandkasten soagr unser erster Gartenteich mit Goldfischen.
Bald darauf ging ich manchmal mit den beiden Jungs und geliehenem Gerät zu einem Forellenteich - und blieb mindestens die ersten 10 Besuche über erfolglos, während meine Kumpels teilweise sogar 3 Fische überlisten konnten. Der Bann war endgültign gebrochen und ich verschlang alle Angelzeitschriften, die ich in die Finger bekam und war bald im Besitz meiner ersten Angel: eine wabbelige 30g-Grundrute mit Signalspitze, kleiner Rolle und 22er Schnur. Damit verging noch einige Zeit, bis ich erste magere Erfolge am Forellenteich hatte.
Irgendwann infizierte ich einen anderen Freund namens Marc mit dem Angeln, dessen Opa einen eigenen Karpfenteich besaß, an dem wir irgendwann einmal angeln wollten. Ich war vom karpfen fasziniert, weil er doch so viel größer als die Forellen waren und für seine Kampfkraft berühmt, ließ mir zum Karpfenfang Tipps von meinen Kindergartenkumpels geben (mittlerweile war ich Grundschüler) und las Artikel in Angelzeitschriften. Ich spulte 32er Schnur auf meine Rolle, besorgte mir eine 20g-Knicklichtpose (die man, wie man mir sagte, zum Karpfenfang braucht) und irgendwann war der Tag gekommen, als Marc mich und die beiden anderen "erfahrenen" Jungs aus der Grundschule zu Marcs Opas Teich mit nahm.
Ich pirschte Vorsichtig zu einem Seerosenfeld, meine Montage bestand aus einer schlanken grünen 2-g Pose, die sich kaum von den Schilfstengeln und Unterwassergemüse abhob, einem Forellenwirbel und einem kurzen 30er Vorfach mit dickem goldenen Karpfenhaken, der proppenvoll mit Dosenmais war. Ich senke die Montage vorsichtig direkt unter der Rutenspitze ins Knietiefe wasser und die Pose ging SOFORT unter! Erschrocken vom schnellen Biss und mit dem gedanken im Hinterkopf, wie riesig und Kampfstark Karpfen doch sind, setzte ich einen gewaltigen Anhieb - und katapultierte einen handlangen Karpfen direkt aus dem Wasser hoch in die Luft...
So ging es dann weiter. Ich fing einen Haufen kleiner Karpfen, während meine drei Angelkumpels weitestgehend leer ausgingen. Einer versuchte sein Glück mit Boilies (an dem unbefischten Tümpel mit Minikarpfen und einer dicken Schlammschicht völlig fehl am Platz), einer mit seiner 20g-Karpfenpose (viel zu unsensibel) und einer saß an einer fischleeren Stelle und angelte gemütlich von der Terasse hinunter, bzw. aß Würstchen.
An diesem Teich hatte ich erstmals Gelegenheit selber nachzudenken und fing mit unauffälligsten und leichtesten Posen, teilweise ganz ohne Bebleiiung, mitten im dichtesten Pflanzendschungel Karpfen auf Karpfen. Ich fütterte mit Schwimmbrot ein paar Stellen in den Seerosen an, angelte an anderen Stellen weiter und pirschte wie ein Indianer mit Schwimmbrot statt Mais an der Posenmontage erst wieder zu dem Futterplatz, wenn ich das vertraute Schlürfen eines Karpfens hörte oder Bewegungen in den Pflanzen vernahm. Ich legte die Pose einfach auf die Seerosen und nur wenige cm Vorfach lagen auf dem Wasser. So fing ich dann auch regelmäßig Karpfen von bis zu 60cm, die uns vorher als unfangbar erschienen. Am Karpfenteich war ich der Meister.
Zu Grundschulzeiten ging ich dann noch regelmäßig mit meinen beiden Angelkumpels Schwarzfischen in der Bocholter Aa, einem kleinen Fluss. Meine Kumpels gingen immer auf Karpfen - teilweise recht professionell mit Boilies und Zubehör - ich fädelte irgendwie einen Wurm auf den Haken und servierte ihn auf Grund, denn im Fluss muss man auf grund fischen, wie ich damals dachte. Das machten wir über ein Jahr in unregelmäßigen Abstönden (die Besuche im Firellensee wurden seltener, weil zu teuer) und fingen in der gesamten zeit nicht einen Fisch. Vermutlich weil wir uns aus Angst vor Kontrollen irgendwo zwischen überdüngten Wiesen und Feldern an sehr flache stellen gesetzt haben, wo wir dank geringer KEnntnisse auch nix fingen.
Auf der Realschule lernte ich andere Gelegenheitsnagler in der Klasse aus anderen Stadtteilen kennen. Einer aus einer ländlichen Gegend, mit dem ich an einem Baggersee, an dem sein Vater arbeitete, mit Twister meine ersten Barsche fing.
Irgendwann war es dann soweit. Ich traute mich, inzwischen schon in der 5ten oder 6ten Klasse der Realschule, mit einem neuen Kumpel und seinem Bruder zum Schwarzfischen an der Aa weiter Richtung Zivilisation und zu möglicherweise fischreicheren Stellen. Diesmal mit Kunstködern, mit denen ich manchmal am Forellensee Barsche fing. Wir kletterten an einer mordsgefährlichen und abgesperrten Stelle auf ein Stauwehr um das tiefe Wasser zu erreichen, als ein professioneller Angler mit Spinnausrüstung zu uns kam. Der Schock war groß, als er uns von dem bauwerk hinunterpfiff, sich als Fischereiaufseher zu erkennen gab und unsere Papiere verlangte...
Doch statt uns unsere Ausrüstung wegzunehmen und uns anzuzeigen (so verfuhr man mit Schwarzfischern, dachten wir damals), gab er uns eine Visitenkarte des Jugendgruppenleiters des Angelsportvereins.
Nach einigen Wochen ohne Angelei - die Angst erneut erwischt zu werden war zu groß, traute ich mich endlich bei dem Jugendgruppenleiter anzurufen. Der lud mich freundlich ein mal zur Jugendgruppe zu kommen, die in den warmen Jahreszeiten jeden Donnerstag um 17 Uhr zum Angeln an den Aa-See und die umliegende Aa ging. Ich schaute 2-3mal zu und war sofort begeistert von der professionellen Anleitung der Gruppenleiter und des gekonnten Umgangs der Kinder mit Stippe und Futtereimer. Einige fingen sogar Fische!!!
Ich meldete mich kurz darauf im Verein an und er stand meine erste Stippe und Kleinkram, mit der ich zum ersten Jugendangeln ging. Ich setzte mich ans Ufer zwischen den anderen Jugendlichen und begann hilflos zu angeln, als sich Ernst, einer der erfahrensten und ältesten Angler aus dem Verein neben mich setzte und mich erst einmal in die Geheimnisse des auslotens einwies. Bis dahin hatte ich noch nie eteas vom Ausloten gehört. Er erzählte mir von Brassen und Rotaugen, die kurz über Grund ihr Futter suchten und zeigte mir wie man einem Biss erkannte und blitzschnell anschlug. Dank seiner Hilfe gelang es mir in zwei Stunden Angeln genau 12 30er Brassen zu fangen. Wenn man bedenkt dass ich vorher bei Jahrelangem Gelegenheitsschwarzfischen keine einzige Flosse zu Gesicht bekam natürlich der absolute Wahnsinn. Ich stellte mich recht geschickt an, worauf mich Ernst auch am Wochenende in seiner Freizeit mit zum Stippen nahm. Meine Ausrüstung wurde professioneller, meine Kenntnisse größer, bald folgte meine erste Feederrute für die Winterzeit, und so fing ich munter mit der Jugendgruppe und Ernst meine Fische.
Mit 15 machte ich den Angelschein, die Welt der Raubfische und des Allein-Angelns stand mir offen und meine Teenagerzeit brach an, in der ich das Angeln zu vernachlässigen beganne.
Huch, ich muss zur Arbeit!
(PS, keine Zeit zum Korrekturlesen, Fehler könnt ihr behalten! ;-) )