AW: Warum immer gleich auf Raubfisch/ Spinnfischen?
Es meldet sich ein Jugendlicher!
Allerdings bin ich nicht mit den typischen Einsteigern zu vergleichen, da ich schon, seit ich mich erinnern kann am Wasser dabei bin.
Ich hab noch eine "alte" Ausbildung genossen, die, jetzt im Nachhinein komplett durchdacht und wirklich perfekt erscheint.
Ganz am Anfang mit vllt. 3-4 Jahren war ich immer bei meinem Opa dabei, wobei das eher Würmer baden war. Damals im Main, tagsüber mit Grundblei, Wurm und dicken Allroundhaken, und doch, oh Wunder, wir fingen noch Aale. Irgendwann hat bei meinem Opa dann das Angeln immer mehr nachgelassen. Nachdem meine Mutter dann mit ihrem Bruder mal geredet hatte, wurde ich kurzerhand bei diesem geparkt. Da war ich ca. 8-10. Ich erinner mich noch wie heute daran, als wir direkt am Ufer auf dem Schelch standen, ich fragte, was wir denn jetzt angeln, und er mir kommentarlos die kurze Stippe in die Hand drückte. Kurz danach kam die Frage, wer mir denn gezeigt hätte, wie man angelt
Dann bekam ich die richtige Tiefeneinstellung gezeigt, erklärt, etc.
Den ganzen Tag nur Köfis gefangen, die dann in den Privatteich wanderten und auf ihre Verwendung warteten. Ca 1 Jahr wurde ich immer zum Stippen mitgenommen.
Danach gings dann zum Feeder auf große Klodeckel und Rotaugen im Main, dies "damals" noch gab, und von der Familie geschätzt waren (Als Fischküchle). Hat mir damals nich sonderlich Spaß gemacht. Auch das ein oder andere mal gings mit kleinen Köfis auf Barsche. Erst mit 12 oder 13 wurde ich dann zum Kunstköderfischen mitgenommen. Hinter der Staustufe vom Boot aus mit Rapfenblei. Wie heute weiß ich noch, wie wir dicke Rapfen, Hechte und Barsche fingen, seltener mal nen Zander.
Das war dann auch mal der Ausflug, wo ich mir mit nem Rapfenblei die Hose ans Knie getacktert hab, was mich allerdings nicht langfristig vom Angeln abgehalten hat.
Zwischenzeitlich hatte ich auch einen Verein in der Nähe gefunden, wo die damalige Jugenarbeit wirklich exzellent war ( Danke an der Stelle nochmal dafür! )
Es gab im Jahr ca. 12 Fischen, die entweder Einzelwettkämpfe waren oder in die Gesamtwertung zum Jahresende liefen. Die Hälfte der Fischen am Main, die andere Hälfte am vereinseigenen See. Die Jugend war komplett vom alter her gemischt, von 8 bis 18 Jahren war jedes Alter dabei. Auch waren die Fischen immer thematisch anders. Es gab ein reines Aalfischen, mal ein Karpfenfischen, mal Raubfisch, mal mit zugelosten Plätzen, mal freie Platzwahl, mal Weißfisch, etc.
Der 1. und 2. haben immer ihere Karpfenruten (Reine Karpfenfischer ) ausgeworfen, dann ihren Funkempfänger eingeschaltet, und sin rumgelaufen und haben immer Tipps und Erklärungen gegeben. Auch die älteren Jugendlichen warn immer bereit Sachen zu erklärn, etc.
Die Jugendabteilung hat sich dann darum gekümmert, dass die, die n Fischereischein machen wollten, ihren Kurs und die Prüfung ohne großartige Eigenorganisation machen konnten (Bayern - Kurs vor Prüfung Pflicht)
In der Zeit hab ich auch meinen damaligen Tacklehändler kennen gelernt. damals war ich noch ohne Angelschein am Wasser gesessen. Er kam vorbei, meinte, ob ich denn überhaupt alleine Angeln darf. Auf meine beschämte "Nein-Antwort" hat er gesagt, ich soll kurz die Ruten rausnehmen, er holt nur sein Zeug und kommt dann vorbei
Mit ihm hab ich noch einige Male geangelt, er wars auch, der mir gezeigt hat, wie man Zandern richtig mit Schwimmer nachstellt am Abend - So konnt ich aus dem eigentlich absolut Zanderungeeigneten See schon den ein oder anderen herauszaubern.
Als ich dann mit 14 endlich meinen Schein hatte gings endlich oft alleine los. Meine Mutter hat sich schon ständig beschwert, dass sie ständig fahrn muss
An meinem 15. Geburtstag war am selben Abend auch Klassenfeier. Was meint ihr, wer am See saß?
Hatte meinen Onkel als Gastfischer und einen Freund und seinen Vater eingeladen. Eigentlich wollte ich an ne ganz andere Stelle, die war aber schon besetzt. Deswegen was ganz neues ausprobiert, wo nie jemand saß. Während bei meinem Freund nichts ging, hat mein Onkel n dicken Run auf Boilie verpennt. Ich hätte Köfifetzen, und nachts auch ein gutes zuppeln. Mittags meinte mein Onkel noch, es gibt im See bestimmt dicke Aale. Nie hätte ich damit gerechnet dann auch einen mit 90 cm und um die 1,6 kg zu fangen.
Eine Woche später allein losgegangen, und, wie ichs mir damals noch angewöhnt hatte, morgens kurz vor Sonnenaufgang aufzustehen, und eine Rute auf Blinker umzubauen. Wollte damals spaßeshalber einen Baumarktgummifisch testen, der Steckensteif war. Einfach eingeleiert, und mein PB-Hecht bis heute sprang drauf an. Wunderbarer Zufall
Zwischenzeitlich hat sich auch meine Ausrüstung kontinuierlich erweitert.
Eine teure Liege hab ich mir vom Geburtstagsgeld mal gekauft, über meinen Gerätehändler sehr günstig an ein gebrauchtes Rod-Hutchinson-Zelt gekommen, welches noch heute in Gebrauch is. " kräftige Karpfenruten inklusive Zubehör kamen über die Zeit auch dazu, da die wirklich aktiven 5-6 Leute im Verein Karpfenangler sind. Vor 3 Jahren wurde ich dann der inoffizielle Aalkönig des vereins, weil ich massig Schlangen aus dem "aalfrei geglaubten" See ziehen konnte. Spaßeshalber im frühen Frühjahr mit Wurm gleich 3 Ü90er in einer nacht, die nächsten Nächte jeweils 5 aale um die 70 cm. In dem Jahr war ich hauptsächlich auf Aal unterwegs.
Im nächsten Jahr wurde das Angeln weniger, lediglich eine Handvoll Nächte, und dann meist auf Karpfen. Hier konnte ich meinen vorläufig größten mit 25 Pfund erbeuten.
Das Folgejahr fing ich an mit einem ehemaligen Jugendkollegen zu angeln. Er hat damals mit dem Wallerfischen als mehr oder weniger erster angefangen. Mit 16/17 der einzige Wallerfischer im Verein.
Mit ihm zusammen konnt ich dann meine ersten Kentnisse in dem gebiet erhaschen, wurde jedoch nie wirklich von den "Großmaulern" begeistert zu der Zeit. Hauptsächlich hab ich in besagtem Jahr gefeedert und mein Karpfenangeln ausgebaut.
Letztes Jahr war mein bisher teuerstes Angeljahr. Ich hab massig Geld für Pellets und Mais ausgegeben, dafür in der ersten Jahreshälfte aber auch ü20 Pfund Karpfen am Band auf die Matte gelegt. Ein Tag mit Karpfen unter 10 kg war ein schlechter Tag. Der höhepunkt lag bei 17 Karpfen in 8 Angelstunden, von 16 bist 36 Pfund. Gegen Frühsommer hatte ich dann wieder mehr Kontakt mit dem Vater eines guten Kumpels. Er hat damals vor der Wende oft in Jugoslawien auf Waller gefischt, allerdings seit 10 Jahren eigentlich gar nichts mehr geangelt. Trotzdem aber im verein seine Stunden geleistet, weil er jedes Jahr am Fest steif behauptet hat "Dieses Jahr geh ich wieder mehr angeln!". Dieses Jahr hab ich ihn dazu gedrängt
er hat finanziell n großen Teil für das Futter beigesteuert, und wir haben einen Platz am Main über fast 3 Monate täglich gefüttert. Keine abnormen Mengen, aber jeden Tag regelmäßig zur selben Zeit. Ziel war es, sowohl ordentlich Fisch zum Feedern tagsüber zu haben, als auch ein reiches Buffet für für unsere Großen Räuber zu haben. Dafür hab ich mir meine Wallerausrüstung zugelegt, die mich mein gesamtes Ferienjobgeld gekostet hat :/
Wir haben Grundeln gefangen bis von hier nach China, viele große Rotaugen, Barben, Brachsen und Karpfen, 2 große hechte auf die Köfis an der U-Pose, 1 Waller gefangen, und 2 weitere Bisse bekommen.
Auch bekam ich von dem "älteren" Herrn gesagt, ich müsse ihm das Angeln wieder beibringen. Er selbst ist einfach nicht mehr auf Höhe der Zeit. Gesagt, getan. gerade im Bereich des Feederns/Pellet/Boilie-Angeln mittels Selbsthakmontage hab ich meine Kenntnisse weitergegeben. Das hat mir unglaublich Spaß gemacht, jemandem weiterzugeben, was ich weiß.
Gegen Ende des letzten Jahres hab ich mich dann sehr mit dem Kunstköderfischen beschäftigt, gerade mit dem Gufi. Mit dem Kumpel aus der Jugendzeit zusammen Ruten, Rollen, Schnur und verschiedenste Fische zum Ausprobiern gekauft, und dann am See getestet. Da wir ne ziemlich große Dichte an mittleren hechten von ca. 60cm haben lief auch auch ziemlich gut, solange man sich nicht wirklich doof angestellt hat. Vor Allem haben wir verschiedenste Techniken probiert um rauszufinden, wo was am besten is. Selber Köder, anders geführt zum Beispiel. Es gab tage, wo der, der einfach eingeleiert hat, als Schneider heimging, während der Faulenzer 6 Hechte fing mit dem selben Köder. Das Faulenzen hat sich auch als am Effektivsten herausgestellt. Unsere Köderauswahl für den See is mittlerweile eigentlich abgeschlossen, wir wissen jetzt, worauf wir gut fangen. Am Main, selbes Spiel, jedoch mit einer größeren Köderbandbreite.Hier haben sich für unseren Gewässerabschnitt gut kleine Rapfenbleie, kleine Spinner, kleine Gufis, und am besten kleine, schlecht laufende Wobbler bewährt. Nicht tief, sondern direkt unter der Oberfläche geführt. Rapfen große Barsche und Hechte gingen an Land. Dieses Jahr wirds ähnlich laufen. Bis Mitte april auf Aal, danach Karpfen, im Sommer und Frühherbst auf Waller und gegen Ende wieder Kunstköder. Und Zwischendrin immer mal wieder Feedern oder einfach Köfi am Schwimmer oder auf Grund. Ausprobieren angesagt
Schade find ichs nur, wie die aktuelle Jugendarbeit bei uns läuft. Da wird kaum noch was erklärt, sondern die Kerle in ihrem "Unwissen" gelassen. Viele wollen direkt immer nur Karpfen fischen, einfach weil das die dicksten Fische bei uns sind.
Ich fange jetzt im nächsten Jahr noch stärker damit an, Jugendliche mitzunehmen und zu versuchen eine Art allgemeines Angeln zu zeigen, so, wie ichs auch gezeigt bekommen hab. danach kann man sich immer noch spezialisiern.
Zum Abschluss is zu sagen, dass ich mich bei allen bedanken möchte, die mich auf meinem bisherigen "Anglerischen Weg" begleitet haben und mir ihr Wissen weitergegeben haben. Ohne das würde ich wahrscheinlich garnicht mehr Angeln oder aber stur auf eine Fischart abzielen und dabei die Vielfalt der Möglichkeiten übersehen. Danke!
Allen anderen möchte ich hier sagen: Nehmt Jugendliche mit, zeigt verschiedenste Sachen und Angeltechniken. Die vorlieben zeigen sich dann von Alleine. Selbst wenn ihr nur auf Karpfen oder Zander oder sonst irgendeine fischart abzielt, nehmt die Stippe in die Hand, schmeißt die Feederrute aus und badet euren Gummifisch. Auf das ein Jungangler die verschiedenen Facetten des Angelns sieht!