Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Frango

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Ahøi, Følks, #h

ihr werdet es nicht glauben, aber das wird hier nun endlich der letzte Teil der Fugglesset-Saga! Zeit wird´s, geht doch langsam die Weihnachtsmarktsaison los, mit Glühwein im Blut schreibt es sich doch ein wenig wønderlich!

Leng im Boot, Rotbarsch zur Totenmesse dazudrapiert ging es angesichts des immer krötiger werdenden Gefildes Richtung Heimat. Soll heißen erst mal zum See, wir hatten Flut, was wiederum bedeutete, das ich mit vollem Schmackes durch den Verbindungskanal schoss. Als ich dann an der Einmündung zum See rauskam, sah ich einige Angler am Ufer stehen, die fleißig dabei waren, ihre Ruten zu schwingen. Fliege, Blech, alles war vertreten. Aber etwas anderes sollte meine Aufmerksamkeit noch viel mehr in seinen, besser, in ihren Bann ziehen. Ich trudelte nämlich ein wenig in den sich direkt vor der Einmündung wirbelnden Strudeln, als ich unter mir blitzende, silbrig glänzende Fischleiber erspähte. Sild, Hering! Ha, da waren sie also, die Burschen. Auch diese Info ereilte uns schon zu Hause, dass es einen eigenen Heringsstamm im Fjord geben soll, die sich seit Jahrtausenden immer nur in den dortigen Fluten tummelten, ein regelrechter Inzesttrupp sozusagen! Egal, wir brauchten Köderfilets und seitdem Ute vor zwei Jahren auf der Reriker Seebrücke bis zu den Gummistiefeln im Hering stand, bekommt sie einen ähnlich irren Blick wie ich beim Anblick von Knurrhähnen. Nur, dass sie es in vollen Zügen genießt, habe seitdem immer eine Notrufnummer auf der Täsch. Um meiner Glaubwürdigkeit diesmal ein wenig Unterfütterung zu verleihen, ging ich dran, schnell einen Winzpilker an die Montage zu klemmen und in den sich immer wieder vor sich hin wälzenden dicken Strom aus Leibern zu platzieren. Phasenweise sah es unter dem Boot aus wie in dem sprichwörtlichen siebenstöckigen, na, ihr wisst schon. Hatte auch relativ schnell erkannt, dass es kein Problem war, sich mit dem Boot einfach nur treiben zu lassen, der Strudel erledigte die Arbeit von ganz alleine, bin immer wieder zum Ausgangspunkt gestrudelt worden, ein Hoch auf die Chaostheorie. :)

Während ich also jeden Moment mit einer Heringsattacke rechnete, spielte sich auf der naheliegenden Uferseite indes ein Blockbuster edelster Kajüte ab, hatte einer der Norgies doch glatt einen Lachs an sich binden können. Während ich also mit der heftig überdimensionierten Bootsrute nebst Mangelmutanten von einem Pilker versuchte, auf der flutumtosten Wasserschaukel die Kontenance zu bewahren war der nordische Angelfreund dabei, nach gut 5minütigen Drill an der feinen Spinngerte unter aktiver Mithilfe seines nordischen Angelbuddys einen schönen ca. 6o-nochwas Lachs in den vom Buddy bereitgestellten Kescher zu bugsieren. Kaum dass die beiden nach eifrig Schenkelklatschen und `n dickem Knutscher den Lachs a) ablichteten und b) in einer Schnelligkeit Richtung Kofferraum brachten, dass man den Eindruck bekommen konnte, in Norge lauern hinter jedem Baumstumpf alle jene Cousins von J111 (?), die ihren Ausflug nach Bayern überlebt haben, zuckte es doch auch glatt an meiner Rute. Na, ja, ein Lachs war es nicht, der Lachs, der hier noch vor wenigen Minuten sein Unwesen trieb, musste ja unbedingt dem Angelkollegen an den Blinker gehen, aber es war immerhin ein dicker, fetter Hering aus der Inzest-Truppe. Schnell mal auf die Flossen geguckt, nö, geschielt hat er nicht, `ne doppelte Rückenflosse war auch nicht zu verzeichnen, na, da sieht es in so manch heimischen Randgebieten schlimmer aus. Also, knick, knack, Beinchen ab und rüber zu Leng&Co. Dann ging´s es auch schon weiter gen Hütte, Frühstück wartet.
Für den weiteren Sonntag war wieder ein Ausflug angesagt, wir sind hoch ins Fjell gefahren. Dort gab es eine Ecke, wo sich Norweger mit ihren Ferienhäuschen ein gar schönes Fleckchen Erde zum wochenendlichen Floaten ausgesucht hatten, sehr hübsch. Aber noch recht karg und frisch war es, dort oben war die Klima-Uhr noch mal gut drei Wochen zurückgedreht.

Zurück ans Wasser. Ein wenig sollte heute noch geangelt werden, war min Fru doch schon wieder mit dem Heringsblick ausgestattet, kaum dass sie den Silberling im Spülbecken entdeckte. Wir konnten ja auch noch einige Filets gebrauchen, wollte tito und meiner einer doch schließlich auch noch den Roten ein, zwei Besuche abstatten. Abends bis 22.00 Uhr gewartet, dann war am Seeufer deutlich zu erkennen, dass die Flut sich wieder in den See reindrückt. Als alte Wasserratte interpretierte ich das Verhalten der Silberschar nämlich dahingehend, dass sie sich immer dann an besagter Einmündung einfanden, wenn durch die reindrängenden Wassermassen so manch Futterbrocken mit angestrudelt wird. Na, und was haben wir fleißigen Angelpostillenleser so schön gelernt? Da wo Hering, da auch Dorsch. Min Fru also mit leichter Rute und Heringspaternoster ausgestattet, während ich meine leichte Pilke dabei hatte. Es sollte dann auch nicht lange dauern, und wir sahen angesichts der tausenden sich auf uns verteilenden Fischschuppen aus wie paillettenbesetzte Fummeltrinen aus dem „Einarmigen Homosexuellen“, jener Transenbar, in der ich mit einem Kumpel vor Jahrzehnten abstürzte, und dass alles unter völliger Missachtung der Tatsache, dass sich in der Bude nicht etwa keine Frauen rumtrieben, weil die alle zum Weltfrauentag waren...anyway, min Fru hatte schon wieder den Heringsblick und holte einen nach dem anderen der Kameraden an die Luft. Mich hat es gefreut, von den Köderfilets abgesehen ist ja gegen einen schönen Brathering auch nichts einzuwenden. Nur meine Rechnung mit den vermeintlich im Erdgeschoss lauernden Dorschen ging nicht auf. So dauerte es nicht lange und auch ich griff zum Paternoster. Als es schließlich stockduster war und wir uns in unserem Schuppenkleid nicht mehr bewegen konnten, traten wir die Heimfahrt an, die Notrufnummer wohlwissend in meiner Nähe....
Montag, vorletzter Tag. Der langsam anrückende Abreisefrust wurde tapfer weggedrückt, tito und ich hatten noch eine Verabredung auf dem Fjord. Vormittags wollten wir aber noch mal vorne an der Einmündung auf der Seeseite fischen, es war gerade wieder Flut und Ute und tito wollten vom Boot aus nochmals den Heringen und was sich da wohl sonst noch so rumtreibt nachstellen. Ich dachte mir, wo ein Lachs, da vielleicht auch zwei Lachs, soll heißen, da vielleicht noch ein Lachs übrig, und der ein Lachs irgendwann dann mein Lachs...
Habe mich also von Ute und tito am Ufer aussetzen lassen und ließ kurze Zeit den Blinker durchs Wasser schießen. Es war schon faszinierend, was ich von meinem Standplatz alles an Fisch erblicken konnte, wenn es das Gestrudel im Wasser zuließ waren neben Heringen diverse Pollacks, Lippfische und auch Fische, die ich als eine Art Zackenbarsch beschreiben würde zu sehen. Letztere erreichten teils gar beachtliche Größen. Dauerte auch nicht lange und ich konnte eine schön gezeichnete Forelle landen, gefolgt von einem lebensmüden Pollack. Mein Lachs hingegen wollte nicht, sollte vielleicht doch nur ein Lachs...? Ute und tito hingegen ließen sich munter rumstrudeln und fingen einen Fisch nach dem anderen. Ute beließ es dabei nicht nur bei ihren Heringen, sie hatte den Dreh mit dem Erdgeschoss heraus und konnte auch zwei schöne Dorsche und einen Pollack zum Bleiben überreden, die drei immerhin am doch recht filigranen Heringspaternoster verhaftet. Tito machte einen auf sanft und beließ es bei zwei Silberlingen, immerhin ist ihm noch eine Makrele! vom Haken gesprungen, die gibt’s also auch im See. Letztlich wollte er Kraft sparen, war doch noch ein wenig Tiefseeschürfen angesagt. Also, Ute und Fisch zurück zum Bootssteg und ab auf `n Fjord. Die Stelle von Tags zuvor war schnell angesteuert und es wurde Zeit, die monstermäßigen Langleinen herauszuholen.

Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass wir nicht etwa vom dicken Kutter fischten sondern unsere durchtrainierten, teils in Floatationanzug, teils in Angoraunterwäsche steckenden Leiber nebst Angeln, Fischkisten, Tank, Minibar und Whirlpool auf einem ca. 4,5 m „langen“ Boot unterbringen mussten. Unter diesen Bedingungen je Kerl je ein zehn Meter langes Vorfach aufzudröseln, in den unteren Karabiner ein halbes Kilo Blei ranzuhängen, jeden der zehn nadelscharfen Haken mit einem Stück Hering zu garnieren um das Ganze dann ganz langsam Haken für Haken Richtung Erde abzulassen ohne jedoch darauf zu verzichten, die Schlaufe, die dem letzten der zehn Haken folgte, in den Wirbel der Hauptschnur zu hängen, dass war für uns Grobmotoriker schon jeder Ehre wert. Eine kräftige Windbö jedenfalls hätte gereicht und wir wären als gepiercte Wickelwurst in die Angelanalen des Anglerboards eingegangen.
Aber, hä, hä, wir haben es geschafft, und 120 Meter später hatten wir Bodenkontakt. Also schnell die Montagen ein, zwei Meter hochgekurbelt und auf die Rutenspitze geachtet. Yep, da ging es auch schon los. Tacker, tacker, tacker, eindeutig interessierte sich da unten jemand für unser Fadenschaschlik. Jetzt hatten wir vorher noch nie bewusst auf Rotbarsch gefischt, uns fehlten also jegliche Erfahrungswerte. War jetzt Warten angesagt, noch hängen lassen, hängt da gerade mal einer dran oder stapeln die sich jetzt schon? Nach knapp zehn Minuten dachten wir uns, genug gewartet, abgesehen davon war auch schon seit geraumer Zeit keine Bewegung mehr an der Rutenspitze zu vermerken, also war hochkurbeln angesagt. Mann, Mann, kommste in deiner Angorawäsche ganz schön ins Schlüpperwässern, hat gute sieben, acht Minuten gedauert, bis, ja bis langsam unsere offiziell ersten gezielt geangelten Rotbacken nach oben kamen, insgesamt acht an der Zahl. O.K., wie von einigen von Euch wahrscheinlich schon geahnt, es waren keine Riesen dabei, und mit catch & release ist ja bei den Tiefencracks gar nichts zu machen, die meisten hatten schon auf dem Weg zum Whirlpool die Schuppe abgegeben. Wir aber waren froh, grinsten uns eins, tackerten einen nach dem anderen der Roten wieder ab und...hatten schweres Schnurchaos an Bord. tito war eine knappe halbe Stunde am tütteln, ehe er die Garnitur wieder gen Australien schickte. Ich war schon ein wenig früher unten und vernahm tränenden Auges erneut das erhoffte Tackern an der Rutenspitze. Und wieder ging es hoch, zieh und pump, und wieder ging alles gut, als tito auf einmal auf halben Wege ein Grunzer entfuhr. Huch was war denn das? Fünf Minuten später wussten wir es, hatte sich doch glatt ein schöner Köhler an einen der noch freien Haken rangemacht. Somit holten wir beim zweiten Mal nebst Köhler insgesamt weitere acht Rote hoch sowie einen Wittling, der seinen roten Kumpels in nichts nachstehen und unbedingt hoch hinaus wollte. Dufte, jetzt war uns warm, wir waren heiß, wir sahen rot und wollten mehr! Aber, was war das? Hatte tito wieder einen seiner berühmten Flüche durch die Wäsche geschickt? Keineswegs, Wal vor Ort. Und Fisch war weg. Wie auf ein geheimes Kommando war von einer Sekunde auf die andere nichts mehr mit Tackern und Nicken, nur das Blasen der zwei Schweinswale war zu vernehmen. Alles klar, Kumpels, habt gewonnen, war schön, dass wir Euch die 16 Fische vom Buffet schnappen konnten. Also, Whirlpool anschmeißen und ab nach Hause zu Uromi, Filet schnitzen war angesagt!!

Ihr alle werdet sie kennen. Die Tage, an denen man am besten nicht aufstehen sollte, die so rrrischtisch, rrischtisch Sch..... sind, an denen ein temporäres Koma noch die beste Lösung wäre. Gerade wir Freunde der gediegenen Fischwaid kennen diese Tage. Wenn es nach nervenaufreibenden Drill plötzlich „ping“ macht und vor eigenen Augen die mächtige Schwanzflosse des 30 Pfünders leise „Servus“ wedelt. Wenn einem in einem unbedachten Moment die Kofferraumklappe beweist, wie unkaputtbar die nun dreiteilige IM8-Rute wirklich ist. Der schlimmste, Brüder und Schwestern, der schlimmste Tag im Leben eines Anglers aber ist doch wohl der Tag, an dem man die Augen aufmacht und weiß: „Vorbei, das war´s, heute ist der letzte Tag“. Der letzte von fünf, von sieben, von vierzehn. Der letzte Tag der Norwegenreise!:c:c:c

So war es auch an diesem Dienstag, dem gar schrecklichen. Zu allem Überfluss schien auch noch die Sonne vor einem strahlendblauen Himmel, als wollten sich die nordischen Wettergötter so rrischtisch, rrischtisch an unserer Pein laben. Nutzte aber alles nichts. Wo nichts endet, kann nichts beginnen und zumindest sollte für uns noch mal ein schöner – letzter – Tag auf dem Fjord beginnen. Nach einem ausgiebigen Brunch brachte uns ein letzter Ritt über den Kanal fjordwärts zum Ziel unseres letztätigen Angeltrips. tito und meiner einer, gesättigt und doch mit unstillbaren Angelhunger ausgestattet, wollten, bevor wir uns noch mal an die Langleinen ranwagten, der Sorreidebucht einen letzten Besuch abstatten. Während tito fleißig das Bleifischen über den 60, 70, 80 Meter tiefen Grund hopsen ließ, bot ich einen ollen Bismark an. Als Montage sollte mir wieder eins meiner selbstgebastelten „Heilbuttjigger-Eier“ dienen. Zehn Minuten war die erste Drift alt, als es auch schon kurz nickte und ich mich daran machte, das Überraschungsei unter mir zu lüften. Dem Gewicht nach beim Pumpen zu urteilen war mir schon von vornherein klar, dass ich hier keine Granate hochhieve, als dann jedoch Kollege Flügelbutt das Licht der Welt erblickte, war die Freude ganz meinerseits. Da war er platt! Frisches Filet an den Haken gepinnt, davon hatten wir ja nun reichlich. So zogen wir also dahin, genossen den Ausblick auf die grandiose Landschaft, wohlwissend, dass wir für geraume Zeit auf Vorrat gucken mussten. Mittlerweile war auch schon die zweite Drift am Gange, die Lachsfarm, die wir zum Ausgangspunkt nahmen, war nun schon gute 800 Meter von uns entfernt, als es erneut bei mir bimmelte. Uii, da war schon mehr Gegenwehr. Boardie Gummiente hat ja zwei wunderbare Videos ins Board gestellt, beides Angelvideos über seine Angeltrips an den Fugglessetfjord. Seinen Drill eines Heilis und eines Steinbits habe ich im letzten Jahr öfters gesehen als die Tagesschau. Natürlich war bei jedem Pumpen die Frage groß, was sich wohl am anderen Ende befindet, vom Rotbarsch-Herings-oder Köhlerstippen mal abgesehen ist diese Frage ja auch durchaus berechtigt. So war ich dann auch außerordentlich erfreut, als ich nach getaner Arbeit plötzlich einen 60iger Seehecht ins Boot hieven konnte. Wow, fand ich super, das war mein erster, somit brachte mir dieser Urlaub mit Fügelmaul, Rotbarsch und eben jenem Seehecht immerhin drei Neue ans Band!
Danach tat sich nicht mehr viel und wie der geneigte Leser auch entnehmen konnte, tat sich bei tito auch nicht viel. Wenn ich mich recht erinnere hatten er und ich jeweils noch ein, zwei Aussteiger, verwertbare Bisse waren jedoch nicht mehr zu verzeichnen. Also hieß es Langleinen auspacken und mal nach sehen, was die Rote Bande so treibt. Stelle von tags zuvor wieder angesteuert, behutsam die Haken bestückt und angesichts eines sich leicht aufschaukelnden Wellengangs 500 Gramm Pilker eingeklinkt, nicht ohne diese vorher von ihren Haken zu befreien. Ab ging die Lucie, doch siehe da, das kommt bei raus, wenn man das GPS im Hause lässt, ging es hier doch immerhin schon 180 Meter runter. Uns sollte es recht sein. Wir hatten noch halbwegs guten Kontakt zum Pilker als es auch schon anfing an der Rutenspitze zu tackern. Wir konnten uns richtiggehend vorstellen, wie die Burschen einen nach dem anderen an die Haken gingen, tack, tack, tack. Eine halbe Zigarettenlänge titos haben wir gewartet und dann war wieder pumpen angesagt. Mein lieber Scholli, 180 Meter, 500 Gramm an Gewicht und wer weiß wie viel an Fisch, das machste nicht mehr mit 75!! Gefühlte 20 Minuten später kamen sie dann auch hoch. Das war schon ein sehr spezielles Bild, wie die lange Leine mit Rotbarschen bestückt sich durch das klare Wasser abzeichnete. Als die Schlaufe oben war, hieß es nach der Leine greifen, aus dem Wirbel klinken und per Hand dit Jelumpe an Bord hieven, einen nach dem anderen. Hey, und was war das. An titos Leine war ja ein richtig Guter bei, lag auf einmal ein Rotbarsch aus dem 40iger Segment vor seinen Füßen! Die Freude war groß, umso größer war der Ärger, dass Feind Schnurchaos diesmal mich erwischte. Da wähnst du unter die den Roten Schatz und musste dich mit solch ordinären Dingen wie Entheddern aufhalten.

Dreißig Flüche und vier neuen Wunden später hieß es aber auch bei mir wieder „Leinen runter“! Hatte vorher aber noch schnell einen 700 Gramm Pilker eingeklinkt, da die Drift doch zunehmend stärker wurde. 190 Meter und nur wenige Sekunden später hieß es dann wieder: Tacker, tacker, tacker, ja, so macht es Spaß. War also wieder Pumpen angesagt. Doch, hallo, das war ja jetzt richtig anstrengend. Habe in meiner jugendlichen Restunschuld doch wirklich gedacht, das die zusätzlichen 200 Gramm des neuen Pilkers den Unterschied ausmachen würden, das war regelrechte Schwerstarbeit. Und dann waren sie oben. Und wir staunten nicht schlecht. Tito und meiner einer hatten zeitgleich gepumpt und so hallte ein doppeltes Jubeln über den Fjord als wir auf einmal fünf richtige Barschgranaten hochbrachten, der beste mit immerhin 51 cm ausgestattet! Ich hatte alleine drei von denen am Band, dazu noch ein paar, wie wir ja nun wirklich zugeben mussten, Halb-oder vielleicht auch nur Viertelstarke. Das war der Hammer. Wir bezogen den deutlichen Größenunterschied auf den Umstand, das wir im Gegensatz zum vorherigen Tag noch mal gute 60 bis 70 Meter tiefer waren. Bevor wir uns aber daran machen konnten, die Leinen zu enttackern um sie frisch bestückt wieder auf ihre dunkle Reise zu schicken mussten wir einen ganz anderen Kampf auf nehmen. Einige der Roten hatten sich nämlich während ihrer Reise vom Haken gelöst und sind als Trommelsuchtopfer den Rest freischwebend nach oben gekommen. Dort trieben sie also nun auf den Wellen, schnell erspäht von so manch garstigen Möwenvieh. Aber nüscht da, das sind unsere!!|gr:;)|gr:

Also, Motor an und hin zu den Ausreißern. Hatten uns noch nie vorher mit Möwen angelegt, war aber ein Spaß, sich ein kleines Wettrennen mit denen zu liefern. Na, ja, hieß am Ende 3:1 für den Homo manchmal sapiens. Dann hieß es aber wieder Leinen runter. Mittlerweile hatte sich wirklich eine gute Welle aufgebaut, wir waren froh, dass wir recht nah an land waren, angesichts des umtriebigen Geschehens auf dem Boot und an den Ruten war das eine jener klassischen Situationen die in Norge auch schnell mal ins Boot schwappen kann. tito und meiner einer verständigten uns also darauf, dass dies nun die unwiderruflich letzte Drift nicht nur des Tages, nein, schluchz, des ganzen Urlaubs sein sollte. Zum letzten Mal hieß es also: Tacker, tacker, tacker, zum letzten Mal hieß es pust und schwitz während des Pumpens, zum letzten Mal hieß es: Da kommen sie, zum letzten Mal hieß es: Leine ausklingen und hoch dit Jelumpe und zum ersten Mal hieß es: Hey, tito, sieh mal, da hat sich doch glatt ein Oktopus an den Pilker gesaugt. Ha, ha, das war schon klasse. Ein wunderschönes Tier, der, kaum dass ich ihn auf den Bootsboden legen konnte, sofort die Farbe des Bootsbodens annahm. Wobei das auf den Bootsboden legen sich angesichts seiner Saugnapfbewehrten Fangarme leichter liest, als es war. Sch..., keine Fotomaschine an Bord, noch nicht mal ein Knipserhandy. tito wollte mir auch sofort an den Kragen als ich laut über mögliche Zubereitungsarten nachdachte. Er ist nämlich ein alter Taucher und durfte diese schönen Gesellen schon in allen möglichen Weltmeeren bewundern, und obwohl er auch den ein oder anderen Schuppenträger unter Wasser gesehen haben dürfte besitzen allein die Kraken, Oktopusse und Sepias scheinbar Artenschutz bei ihm. Nein, im Ernst, so richtig hatte ich auch gar nicht daran gedacht, dem Kameraden ein paar über den Schädel zu hauen, alleine schon in Ermangelung der Erkenntnis darüber, wo der Schädel überhaupt bei ihm ist. Nach ca. drei, vier Minuten hatte ich ihn dann auch soweit, dass ich ihn wieder in sein feuchtes Element zurücksetzen konnte. Im Nachhinein bedauere ich ja, dass ich ihn mir nicht mal kurz an meinen blauen Floatationanzug gehalten habe, sein Farbspektrum hätte mich ja schon mal interessiert. Kaum war er wieder in seinem Element, verabschiedete er sich auch in einem Affenzahn nach unten, nicht ohne uns vorher mit einer eindrucksvollen Tintenwolke zu beeindrucken. Das war dann auch das eindrucksvolle Ende einer eindrucksvollen, letzten Angelpartie mit Freund tito auf dem Fugglessetfjord, jenem Fjord, der sich auf der einen Seite in den mächtigen Sognefjord erströmt und auf der anderen Seite in einen kleinen unbekannten See einmündet, der aber für uns Angler so manche Überraschung bereithält.

Den Rest der Reise möge ich Euch an dieser Stelle ersparen, auf der Fähre hatten wir uns erstmalig das sagenhaft gute Buffet gegönnt, was einen würdigen Abschluss für einen tollen Urlaub in Norwegen bedeutete. Kurz und gut, wir sind gut in Berlin angekommen, die mitgebrachten Fische und Filets waren alle noch tiefgekühlt, mittlerweile haben wir uns so manches selbst geräuchertes Rotbarschfilet schmecken lassen. Wenn ich ehrlich bin, bin ich jetzt auch froh, den Abschluss meiner kleinen Berichtreihe gefunden zu haben, was soll das denn werden, wenn wir mal für vier Wochen da oben Urlaub machen.
Wie ihr dem Counter entnehmen könnt ist auch schon der nächste Trip geplant, |rolleyes dann sind wir ein wenig anders aufgestellt, zieht es min Frau und Dorit im Frühjahr zusammen nach La Gomera, tito und meiner einer konnten unseren lieben Kollegen Arthur für die Idee begeistern uns an den Nordfjord zu begeleiten. So wird es denn hoffentlich irgendwann ab dem 25.06.2007 im Anglerboard heißen:

„Wie ich eine beschuppte Tiefkühltruhe nach oben pumpte!“;)


Atschö


Frangø
 

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MathiW

New Member
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Hallo Frango !

Wieder mal ein äußerst kurzweiliger Berichtsteil von einem gelungenen Norgrurlaub-schade,daß es der letzte ist.
Eure Rotbarschstrecke ist schon eine Augenweide !!!#r
In diesen Breiten sicher nicht alltäglich.

Gruß

Mathias
 

Lutz

Member
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Dein Vielteiler ist super.
Noch selten wurde hier in so blumiger Sprache das Fischen besungen.
Danke und Gruß,
Lutz
 

Jan77

For cods sake,eat more haddock
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Vielen Dank für Deine schönen Berichte, die hier und jetzt einen tollen Abschluss gefunden haben.
 

Blenni

Nr. 1134
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Hallo,
ich werd' jetzt gleich alle Teile noch mal "am Stück" lesen.#6
Wirklich toll geschrieben.:m
Wo genau bist'n nächstes Jahr am Nordfjord ? Ich bin im Mai 07 zum 2. mal in der Gegend.
Gruß Blenni
 

The Ghost

Member
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Toller Abschluß deiner Berichtserie. Machte ne Menge Spaß beim Lesen. Thx! #6 #6 #6


mfg The Ghost #h
 

Justhon

Member
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Ich glaub du könntest drüber n Buch schreiben, das würde Geld bringen:q

Super Bericht!
 
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Hab gestern schon gesehen das der Beitrag endlich da ist ;)
Hab aber krampfhaft versucht bis heute zu warten ;)
Sind mir doch deine tollen Berichte als "Frühstückslektüre" sehr ans Herz gewachsen :)

Und wieder einmal (leider zum letzten mal :( ) :

Toll geschrieben! Vielen Dank das wir auf diese Art und Weise an
deinem Urlaub teilhaben durften :)
Super Schreibsel! :)

Werd es vermissen auf einen neuen teil zu hoffen :(

Ist wie bei einer guten Buchreihe.. man verschlingt die Bücher
geradeso und dann ist die Geschichte vorbei.. keine weiteren
da..
Ich bekomme dann immer so eine art Trauergefühl.
Frage mich "Das wars schon? wirklich? wie schade! :("

Und genau das Gefühl hast du mit deine tollen Berichten bei mir ausgelöst! Respekt! Nochmals Vielen Dank! :)
 

Ossipeter

Active Member
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Hab gestern schon gesehen das der Beitrag endlich da ist ;)
Hab aber krampfhaft versucht bis heute zu warten ;)
Sind mir doch deine tollen Berichte als "Frühstückslektüre" sehr ans Herz gewachsen :)

Und wieder einmal (leider zum letzten mal :( ) :

Toll geschrieben! Vielen Dank das wir auf diese Art und Weise an
deinem Urlaub teilhaben durften :)
Super Schreibsel! :)

Werd es vermissen auf einen neuen teil zu hoffen :(

Ist wie bei einer guten Buchreihe.. man verschlingt die Bücher
geradeso und dann ist die Geschichte vorbei.. keine weiteren
da..
Ich bekomme dann immer so eine art Trauergefühl.
Frage mich "Das wars schon? wirklich? wie schade! :("

Und genau das Gefühl hast du mit deine tollen Berichten bei mir ausgelöst! Respekt! Nochmals Vielen Dank! :)


Dem schließe ich mich nahtlos an!
 
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Hallo Frango|wavey:

Ich möcht mich meinen Vorpostern mit anschließen und mich für Deinen super Me(e)hrteiler herzlichst bedanken:l

Ich glaube wir freuen uns alle schon auf den 25.6.07 um erneut in Deine tolle Welt der Berichtserstattung einzutauchen#6 #6

Liebe Grüße und alleweil TL,


Olli
 

Hansi

Bigfishumgeher
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Och schade, wirklich schon das Ende ??

Frango, ich freu mich wirklich auf die folgenden Berichte aus deiner Feder.
 

Bolle

Doch...der ist sooo groß ;-)
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Hi Frango,
spektakulärer und sehr erfrischender Schreibstil...habe mir deine 5 - teilige Saga am Stück reingepfiffen...kriege seit gut einer halben Stunde das grinsen :q nicht aus meinem Gesicht - Frauchen denkt schon
"|kopfkrat jetze issa total überjeschnappt|kopfkrat "
Feiner Mehrteiler...danke für die Mühe die du dir damit gemacht hast.#6 #6 #6
 

Amerika1110

Well-Known Member
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Hallo Frango,

tolle Berichte mit viel Lachmuskelkaterpotential.
Ich hoffe, deine nächste Norge Tour ist schon geplant,
damit es wieder was feines zu lesen gibt.

Gruß

Ralf
 

SuperMario

z.Zt. nur selten hier
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Einfach nur grandios geschrieben. #6 #6 #6

Falls du mal ein Buch mit deinen Reiseberichten verfassen solltest, hast du hiermit schon die erste Bestellung von mir sicher.

|schild-g nachträglich zu deinen neuen Fischarten - ich muss zugeben, dass ich schon ein wenig neidisch bin |rotwerden.
 

Norge-Frank

Dorschpumper
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Das war echt sensationell was und vorallem wie du deine Berichte verfasst hast.Da kann man nur den Hut vor ziehen.Mach weiter so#6
 

havkat

Active Member
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Moin Frango!

Ich bedanke mich für ein äußerst kurzweiliges, interessantes und entspannendes Lesevergnügen.

Anders gesagt: GUT DU! #6 :q
 

ralle

Leichtangler
Teammitglied
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

#6#6#6

einfach Spitze geschrieben
 

Salmonelle

Der jetzt den Seewolf hat
In stillem Gedenken
AW: Von Norge-Kois und Roten Teufeln, Letzter Teil

Hat zufällich jemand "Stargate" zwischen 20:15 und 22:15 aufgenommen?
Hab ich doch glatt meine Im-moment-lieblings-serie verlesen mit diesem Sechsteiler. Mist. Woran lags nur?|kopfkrat
...Danke für dieses dolle Ding

Gruß von Salmonelle
 
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