Beim Zivildienst damals habe ich so einige (aus Alters- und/oder Gesundheitsgründen) Verstorbene in den Händen gehabt bzw. versorgt (Augen schließen, Kiefer hochbinden usw. - einmal auch dem Bestatter assistierend beim Arm-Brechen, weil der Tote zu heftig verdreht war, da musste nachgeholfen werden).
Da war von friedlich eingeschlafen und auch so aussehend bis verkrampft, aufgebläht, ausgelaufen oder extrem ausgelaufen (inkl. entsprechender Geruch) alles dabei.
War bei den ersten Malen mangels Gewohnheit schon etwas seltsam, aber:
Schwanz einziehen is nich. Wenn man so einen Zivi-Job macht, dann mit allem, was dazugehört. Inkl. Verstorbene.
Viel mieser als Umgang mit Toten ist es z. B., eine ganze Nacht lang an einem Bett zu sitzen, in dem jemand langsam und qualvoll an Wasser in der Lunge erstickt und sich ganz übel quälen muss.
Da sitzt man dann, bis es vorbei ist - und macht demjenigen sein Schicksal so "angenehm" (wenn man das so sagen kann) wie möglich: Kalter Lappen auf die Stirn, Schleim vom Mund wischen etc.
Auch da gilt:
Heulend wegrennen geht mal gar nicht, derenige braucht einen und ist vermutlich froh, dass jemand da ist (er kann ja nicht mehr sprechen bzw. ist zuallermeist bewusstlos - war zumindest in meinen Fällen immer der Fall, da war nichts mehr mit irgendeiner Interaktion/Kommunikation).
---> da heißt es dableiben und denjenigen begleiten. In der Gewissheit, nicht viel für denjenigen tun zu können. Das ist alles andere als schön, aber dann nun mal Realität. Da muss man dann einfach durch. Einfach nix zu machen.
Wer dieses Röchel-Geräusch einmal gehört hat, wird es nie wieder vergessen. Das klingt buchstäblich nach Tod - daran kann man sich echt nicht wirklich gewöhnen.
Der Tod hat übrigens auch seinen ganz eigenen typischen Geruch:
Wenn man in ein Zimmer mit einer Leiche kommt, weiß man sofort, was Sache ist. Ohne Hingucken, gar nicht nötig. Hat mit Verwesung etc. gar nichts zu tun (ein recht frisch Verstorbener ist ja noch nicht massiv verwest).
Und trotzdem hängt da ein Geruch in der Luft, der einem SOFORT instinktiv sagt, was da los ist. Der muss nicht mal sonderlich intensiv sein.
Wohlgemerkt der Geruch eines toten Menschen - mit Tot-Tiergeruch jeder Art überhaupt nicht zu vergleichen, das hat seine ganz eigene und unmissverständliche Note.
Wenn man so was diverse Male gemacht bzw. erlebt hat (inkl. Live-Sterben usw.), gerät man bei keinerlei Leiche mehr in Panik.
Wie gesagt:
Das Erleben von qualvollem Live-Sterben ist wirklich echt hart. Das Versorgen des Toten danach ist dagegen Pipifax. Reines Auffinden ohne Dran-Arbeiten noch viel mehr.
Habe auch schon im Bekanntenkreis die Wohnung eines Selbstmörders ausgeräumt, der sich im Bett die Pulsadern aufgeschnitten hatte.
Matratze massiv mit Blut vollgesaugt, den direkten Angehörigen definitiv nicht zumutbar - die waren emotional ohnehin schon am Ende.
Also mit nem Kumpel rein da und die Sachen inkl. Matratze rausgeholt und entsorgt. Jegliches Rum-Gepussye vollkommen unangebracht - Maul halten, anpacken, Job erledigen.
Man kann sich definitiv was Angenehmeres vorstellen - aber das musste da aus diversen Gründen möglichst schnell gemacht werden, führte kein Weg dran vorbei.
Und Leute in so einer Situation aus heulerischen Infantil-Gründen im Regen stehen lassen, geht gleich zweimal nicht. Da sind kompromisslose Eier gefragt, nicht Taschentücher oder Teletubbies oder Weltrettungsvisionen.
Ebenso wenig schön ist es, mitzubekommen, wie sich frühere Kumpels in total abgefuckte Junkies verwandeln - einer davon hat sich dann mit ner Kippe im Bett im Rausch selbst abgefackelt.
Und da waren im Lauf der Jahre noch so einige Erlebnisse mehr in puncto ganz finstere Seiten des Lebens.
Die habe ich nicht bestellt, die sind von allein gekommen. Die fand ich auch weder unterhaltsam noch sonstwas - ganz im Gegenteil.
Aber in jedem einzelnen Fall nunmal brutal truth, voll auf die Fresse - nicht wegzunegieren und nicht wegzurosabrillen. Und auch nicht wegzudiskutieren.
Stattdessen klarkommen und handeln, ohne durchzudrehen. Mit Panik kommt man da nirgendwo hin, da helfen nur knallharter Realismus und rationale Lösungsansätze.
Beispielsweise, indem man dann erkennt, dass es keinen Grund gibt, vor Toten Angst zu haben.
Vielleicht wird jetzt klar, warum ich z. B. Feinstaubwerte oder Wobbler-Warnhinweise als komplett irrelevante Trivialitäten betrachte.
Wer wegen so was Paranoia schiebt, weiß offenbar nicht, was WIRKLICH krass ist.
Nicht etwa virtuell im Internet, Fernsehen oder eigenen Schädel, sondern fuckin' live and direct.
Ohne Zähne-Zusammenbeißen wird das dann mal gar nix. Keine Chance für jedwede Kuschelkurse der überbehüteten Helikopterkind-Art.
--> RICHTIG HARDCORE - und zwar gnadenlos real, nicht fremdgesteuert-selbstgesponnen - ist eben ne ganz ganz andere Nummer.
Tod, Schleim, Scheiße bis zum Hals hoch, miese Unheilbar-Krankheit, echte Psychopathen, Selbstmord, Schwerstabhängige usw.
DA kann es einem bei konkretem Anwesendsein ganz anders werden - nicht wg. irgendwelcher Standard-Schachtelbeschriftungen.