Wir haben z.B. auf unseren Ostseetouren öfter schon Dorsche mit fiesen Geschwüren gefangen und Diese dann 'erlöst'. Allerdings ging der komplette Fisch dann als Möwenfutter zurück in die See. Ob dieses Geschwür dann allerdings von austretenden Giften aus Kampfmitten ausgelöst wurde, oder ob ein anderes (natürlich auch von uns Menschen in die Umwelt eingebrachtes Gift) dafür verantwortlich war, kann ich leider nicht sagen. Vielleicht wäre es gut gewesen, den Fisch zur Untersuchung an ein Labor zu schicken.
Wir haben uns mit der Thematik im letzten Jahr intensiv auseinandergesetzt, da vor Fehmarn viele Dorsche mit Geschwüren gefangen wurden.
Hautgeschwüre bei Dorschen kennen man seit vielen Jahren. Man geht davon aus, dass es sich dabei um bakteriell bedingte Ulzerationen (Geschwüre) handelt. Die Infektion mit Bakterien (von denen viele Arten dieses Krankheitsbild hervorrufen können, u.a. auch die Gattung Aeromonas) muss nicht die primäre Ursache sein. Oftmals ist von einer mechanischen Vorschädigung der Haut und einer nachfolgenden sekundären Infektion der Wunden durch Bakterien auszugehen, die dann letztlich durch das Ausscheiden von Bakterientoxinen die Haut und teilweise das darunterliegende Gewebe schädigen. Man kann auch nicht völlig ausschließen, dass aus Munition freigesetzte Schadstoffe ein Rolle bei der Entstehung spielen, hält dieses aus wissenschaftlicher Sicht aber für nicht sehr wahrscheinlich, da die Krankheit auch in Ostseeregionen ohne Munition und bei vielen anderen Fischarten aus unbelasteten und anderen Seegebieten auftritt.
Es gibt bei Ostseedorschen regelmäßig alle erdenklichen Stadien dieser Krankheit: sehr frühe Schädigungen (z. B. kreisförmige Rötungen in der ansonsten noch intakten erscheinenden Haut), offene akute Geschwüre, chronische Geschwüre (groß mit eitrigen Rändern), heilende (Wundverschluss hat eingesetzt) und abgeheilte Geschwüre (Wunde mit Narbenbildung verheilt).Die Befallsraten schwanken in Abhängigkeit von der Jahreszeit; i. d. R. finden sich bei sommerlichen Temperaturen höhere Befallsraten als im Winter. Relativ aktuelle Befallsraten (aus Aug/Sept 2017) von akuten/heilenden Hautulzerationen beim Dorsch aus der westlichen und der östlichen Ostsee lagen je nach Untersuchungegebiet im Bereich von 0,5 % bis 5 %. Das Niveau der letzten Jahre ist insgesamt deutlich niedriger als z. B. in den 1990er Jahren, in denen in einigen Ostseegebieten Befallsraten von bis zu 25 % registriert wurden.
Da nicht kategorisch ausgeschlossen werden kann, dass auch humanpathogene Keime die Geschwüre besiedeln, würden wir davon abraten, derartig erkrankte Fisch zu verzehren. Wir haben allerdings auch Aussagen von Wissenschaftlern, die sagen, man kann die Dorsche verzehren, wenn man die Geschwüre großzügig wegschneidet.