AW: Liebhaber der DAM Quick 1202, 2002, 3002 usw. hier?
*buddelt die Thread-Leiche mal aus*
Ich hatte mir für die Saison 2016 zwo Quick 3001 und eine 5001 (gebraucht) gekauft.
Rein aus Neugierde, weil man ja immer liest wie toll die Dinger sind / sein sollen. die 5001 war mit 40€ so günstig, dass ich einfach nicht nein sagen konnte. Ob das Monster mal Verwendung findet oder weiter verkauft wird, weiß ich noch nicht.
Naja gut, ich steh auch zugegebenermaßen bisschen auf das alte, kantige Design.
Die Rollen waren gut benutzt und vom äußerlichen Zustand her OK.
Und nun bin ich ja schon seit meiner Kindheit ganz wild darauf herauszufinden, wie Maschinen und Geräte von innen aussehen und funktionieren. Also habe ich die Teile komplett zerlegt, gereinigt, Farbe ausgebessert und und und.
Ebenso haben die drei Rollen alle neue, versiegelte SKF-Kugellager bekommen.
Die (zum Teil verformten, da Bremse falsch zusammengebaut) Asbestbremsscheiben ließen sich mit heißem Spüli-Wasser ganz toll entfetten, und waren danach wieder rund und flauschig!
Die beiden restaurierten 3001 habe ich dann ab Mai bis Oktober benutzt, zum Grund- und Posenfischen auf Friedfisch.
Funktioniert soweit auch alles ganz gut, und nach einer Saison kann ich folgendes zu den Rollen sagen.
Maybe für den ein oder anderen interessant, der mit diesen Rollen liebäugelt.
Das soll weder ne Lobeshymne sein noch will ich irgendwen überreden "alte, gute Sachen" zu kaufen. Ich habe lediglich versucht Pro's und Contra's aus eigener Erfahrung zu sammeln und mir eine eigene Meinung zu bilden.
Und ich glaube, hier gibts ja auch die ein oder andere Person, die auf Rollentechnik steht =)
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Gewicht:
Contra: Die Rollen sind aus Metall, schwer und schlecht/nicht ausgewuchtet. Die Unwucht macht sich an der Rute aber nicht sonderlich bemerkbar. Schwerer Rotor, und mit schwer meine ich auch schwer. Dementsprechend viel Kraft muss aufgewendet werden um ihn in Drehung zu versetzen.
Pro: Metall ist eben robust. Besonders der Rotor ist so brutal verstärkt, da biegt sich nix. Gebaut für die Ewigkeit.
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Schnurlaufröllchen / Bügelsystem:
Contra: Röllchen ist klein und läuft direkt auf einer Edelstahlachse, ohne irgendetwas dazwischen. Das führt dazu, dass sich die Achse abnutzt und das Röllchen rauh oder gar nicht mehr läuft, egal ob da Fett dazwischen ist, oder nicht. (Siehe Foto)
Da es keinerlei Ersatzteile mehr gibt, habe ich mir von einem Bekannten die Achsen neu drehen und die Bügel einpressen lassen - ist vom Original nicht zu unterscheiden.
Durch das kleine, häufig blockierende Röllchen, sah die Schnur vor dem Wechsel der Achsen bei mir relativ schnell kringelig aus.
Pro: Röllchen aus Wolframcarbid und somit fast so hart wie Diamant. Bügel und Achse aus Edelstahl, Bügelarm dick und aus Metall. Bügelfeder auch nach den Jahren keinerlei Spannungsverlust, manuell schließbar oder durch kurbeln.
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Schnurverlegung:
Contra: Läuft direkt und ohne Umweg über das Antriebsrad. Das führt zwangsläufig zu einem groben Wickelbild und schlechteren Wurfweiten, als bei Rollen, die über ein extra Getriebe verfügen.
Mit Geflecht habe ich diese Rollen
nicht getestet.
Pro: Einfache, extrem robuste Konstruktion, keine zusätzlichen Teile, die verschleißen können. Einfache Wartung. High-End Rollen die viel aushalten sollen, wie z.B. die Modelle von Zeebaas und Van Staal (VSB) verwenden ebenfalls diese 1:1-Systeme. Wenn auch nicht direkt wie die Quick - dort läuft das Hubsystem auf dem Antriebsrad in seiner Führung.
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Getriebe / Antrieb:
Contra: Das "Worm Gear" hat im Vergleich zu anderen Antriebssystemen die schlechteste Kraftübetragung.
Umbau von rechts auf linkshand ist kompliziert und erfordert ein zusätzliches Bauteil, welches bei den gebrauchten Modellen oft nicht mehr dabei ist (fest mit dem Antriebsrad verbundene Kurbelachse)
Pro: Sehr smooth, Antriebsrad aus Phosphor-Bronze (wird unter anderem für Schiffsschrauben benutzt) Welle und Ritzel aus Stahl, also quasi sehr robust, wenn auch nicht rostfrei.
Die mit dem Antriebsrad fest verbundene Kurbelachse ist eine gute Lösung, wenn es um möglichst wenig Spiel zwischen den Teilen und bestmögliche Robustheit geht.
Sonstiges: Das maschinengeschnittene Bronze-Antriebsrad ist fest mit der Kurbelachse verbunden. Die Achse selber läuft im Gehäuse in zwei gesinterten Bronze-Gleitlagern absolut weich und reibungslos.
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Übersetzung:
Contra: Ist mit 1:4,2 bzw 1:4 bei der 5001 schon sehr gering. Ich finde auch, das merkt man beim Einsatz.
Pro: Kaschiert meines Erachtens nach die etwas schlechtere Kraftübertragung des Antriebs.
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Rücklaufsperre:
Contra: Klickt - das mag man oder nicht.... Je nach Produktionsjahr gibt es aber auch Modelle, die über eine Lautlose Sperre verfügen (bei diesen Modellen ist ein kleiner Gleiter, welche den Sperrmechanismus beim kurbeln vom Zahnkranz wegdrückt, auf der Antriebsachse montiert)
Pro: Unglaublich robuste Konstruktion, die meines Erachtens bei normaler Benutzung niemals kaputt gehen kann. Wenn der Rotor zurückschlägt, hat man das Gefühl er knallt gegen ein dickes, massives Stück Metall, was niemals nachgeben wird. Die Sperre wirkt auf die Antriebsachse und nicht auf das große Antriebsrad, wie es bei früheren Modellen der Fall war. Trotzdem mag ich persönlich die heute gängigen Einweg-Lager mehr.
Bremse:
Contra: Asbestscheibe bei den Modellen 1001-5001. Asbest ist pfui! Erstaunlicherweise sind die Scheiben bei den 3001er Modellen genau so groß wie die der 5001. Kein Klicker im Bremsknopf.
Pro: Unglaublich hitzebeständig - wobei das bei dieser Rollengröße wohl eher weniger Sinn macht.
Die Bremse hat Power, einen weiten Einstellbereich dank Feder, und läuft weich (insofern die Scheibe Sauber und die Konterscheibe aus Kork vorhanden ist)
Das Bremsendesign mit Bremsscheibe vor und hinter der Spule kennt man von Rollen, die aktuell viel Geld kosten und hohe Bremskräfte aufbringen müssen.
Ich habe schon überlegt, das Asbest gegen Kohlefaser zu tauschen, allerdings habe ich bisher keine Gewebematten in der passenden Dicke zum kaufen gefunden.
Spule:
Metall, Druckknopf, läuft auf einer (Messing?) Buchse und verfügt über ein System zur Wicklungskorrektur ohne zusätzliche Unterlegscheiben - find ich toll! Robuste, schwarze Beschichtung der Spule. Leider kein Schnurclip!
Sonstiges:
Diese Rollen verfügen alle über 1 Rotorlager und keine weiteren Kugellager, sondern Gleitlager. Das verbaute SKF-Lager ist eine Wucht.
Quick-Snap zum anlegen der Kurbel. Einerseits easy und einfach sowie robust, bringt aber leichtes Spiel in den Antrieb.
Je nach Baujahr unterscheiden sich die Rollen farblich an der Kurbel sowie teilen des Rotors.
Die Rollen haben eine einstellbare Rotorbremse, das kannte ich so auch noch nicht. Es gibt drei Einstellungen und je stärker die Bremse greift bei geöffnetem Bügel, desto mehr Kraft brauch man auch, um ihn via Kurbel wieder zu schließen. Spielerei? Sinnvoll? Ich weiß es nicht. Steht bei mir auf Medium, und bis jetzt hatte ich auch nicht das Verlangen, das irgendwie zu ändern.
Fazit für mich nach dieser Saison:
Muss man mögen. Das Design, den Lauf, die Geräusche usw. Diese Rollen fühlen sich für mich immer etwas "overpowered" beim fischen an, und ich kann nicht sagen, ob das positiv oder negativ ist.
Man hört ja oft "Die Sachen damals waren alle viel besser " usw. Ich finde, dass kann man je nach Sichtweise auch teilweise behaupten. Freilich sind diese Geräte stark und nahezu unverwüstlich, bringen aber eben konstruktions- und materialbedingt ein ganz anderes feeling, und eben Nachteile mit sich.
Schwer zu beschreiben. Wie ich schon geschrieben habe, muss man einfach mögen - für Liebhaber eben.
Diese Rollen haben damals Fisch gefangen, und tuns Heute auch noch.
Auf einen direkten Vergleich mit heutigen Rollen habe ich gezielt verzichtet, da der Angelrollenmarkt mit seiner aktuellen Modellvielfalt meiner Meinung nach nur noch unübersichtlich ist und vergleichbare Rollen gar nicht mehr produziert werden.
Und das war letztendlich ja auch nicht mein Vorhaben.
Ich werde die Rollen auch nächstes Jahr wieder benutzen. Vielleicht hab ich dann ja den Kapitalen an der Schnur, der die 1000°C Hitzebeständigkeit der Bremsscheibe mal ausnutzt. ; )
So, ich glaub das war alles. Zum Abschluss noch ein paar Bilders.
Viel Spaß und so : ) Falls das Posting hier nicht reinpasst kanns gern verschoben werden.
Das maschinengeschnittene Bronze-Antriebsrad
Abgenutzte Achse des Schnurlaufröllchens
Rotorlager
Bremse zerlegt