Kapverden Mai 2011 Teil 3

FalkenFisch

Der Fischflüsterer
Wir wurden sehr freundlich empfangen und nach einem ersten lauwarmen Bier auf die Zimmer verteilt. Kein Mobilfunknetz und Strom nur von 18:00 Uhr bis ca. 22:00 Uhr, so oder zumindest so ähnlich muss es wohl auch zu Zeiten des Romans „Säulen der Erde“ auch ausgesehen haben. Nackte Steinfußböden, aus grob behauenen Steinen errichtete Wände, ein einfaches aus Holz gezimmertes Bett mit einem Netz gegen Ungeziefer, interessante Haustiere und darüber ein mit Palmenwedeln gedecktes Dach verbreiteten rustikale Behaglichkeit .Mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail haben hier „Susi und Frank“ http://www.martranquilidade.com eine sehr behagliche Herberge geschaffen. Wir entschieden uns dafür, mit beiden Booten hier zu bleiben und so war dies nun die nächsten Tage der Ausgangspunkt für unsere Ausfahrten.


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Nicht zuletzt das reichhaltige abendliche Buffet, welches auf der Terrasse direkt am Strand eingenommen wurde, bestätigte uns in der Vermutung, dass wir es schlechter hätten Treffen können.

3. Tag
Nach einer ruhigen Nacht trafen wir uns gegen 07:00 Uhr am Strand, um uns wieder übersetzten zu lassen. Es war sehr ungewohnt, heute bei spiegelglattem Meer zu starten. Die hohen Berge spendeten einen perfekten Windschatten und ließen den Atlantik ruhig und friedlich erscheinen. Erneut stellten wir einige Zeit nach dem Start fest, dass ein wichtiges Ausrüstungsteil seinen Weg auf die Di Meu gefunden hatte. Diesmal war es die Sonnenbrille von Mario, unserem Mate. Wir hatten das Manöver je bereits am Vortag üben dürfen, allerdings ist eine Sonnenbrille ja noch mal ein Stück kleiner als ein Stand up Harnes. Kurzerhand wurde die Brille in eine Tüte gewickelt und über Bord geworfen. Nachdem wir die Tüte dann aus dem Wasser gefischt hatten, nahmen wir unseren Kurs wieder auf. Es sollte hinausgehen auf die „Banco Nordeste“. Quasi ein Unterwasserberg, der aus einer Tiefe von ca. 3000 Fuß bis auf 50 Fuß ansteigt.


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Sobald wir den Windschatten der Insel hinter uns gelassen hatten, wurden die Wellen deutlich größer und schmückten sich erneut mir Schaumkronen, aber es blieb heute erträglich. Auf der Bank angekommen, herrschte Leben. Überall waren Vögel zu sehen und wir konnten hin und wieder Schwärme von raubenden Bonitos ausmachen. Auch ein einfaches Holzboot mit Fischern war zugegen, die mit Handleinen Beute machen wollte. Auch wenn die Wetterbedingungen heute vergleichsweise gut waren, sprechen wir immer noch von ca. 2 Meter Wellen und das nächste Stück Land in Windrichtung heißt Brasilien . . .

Wir waren vielleicht 10 oder 15 Minuten am schleppen, da flog die Schnur auch schon aus dem Releaseclip und die Bremse heulte auf. Sofort sprang ich in den Kampfstuhl, währen Jan und die Mates die verbleibenden Lures einholten. Der Fisch hatte währenddessen sauber das Mono vom Spulenkörper entfernt und arbeitete nun am Dracon. Wenige Minuten später stoppte der Fisch und ich begann, wieder Schnur zurück zu gewinnen. Das gefiel dem Marlin offensichtlich nicht so recht, denn er entschied sich daraufhin für eine erneute, fulminante Flucht nach rechts. Calu wendete das Boot und folgt dem Fisch mit hoher Geschwindigkeit. Ich gab mir währenddessen große Mühe, den Kontakt zum Fisch nicht abreißen zu lassen und hielt die Schnur auf Spannung. Der Fisch stoppte und mit ihm das Boot. Erneut begann ich mit möglichst gleichmäßigen Pumpbewegungen Druck auf den Fisch auszuüben und hatte nach kurzer Zeit wieder den Anfang der Mono auf der Rolle. In den Wellentälern war es recht einfach, Schnur auf die Rolle zu bekommen, wenn dann die nächste Welle das Boot wieder anhob, übte ich mit dem Daumen etwas mehr Bremsdruck aus und der Fisch folgt mehr oder weniger willig der Bootsbewegung. Zusätzlich noch etwas Unterstützung mit dem Körpergewicht und nach weiteren 15 Minuten war der Fisch nun in Bootsnähe. In ca. 20 Metern Wassertiefe fing der Fisch nun erneut an, unkooperativ zu werden, aber schließlich musste er doch, langsam aber sicher, dem Druck folgen und an die Oberfläche kommen. Der Mate konnte nun zum ersten Mal den Leader greifen. Ich achtete drauf, den Wirbel bis zum Spitzenring zu kurbeln und löste die Bremse etwas um so sicherzustellen, dass der Fisch jederzeit wieder Schnur nehmen kann. Baumelt der Wirbel nämlich 30 cm unter der Rutenspitze, besteht die Gefahr, dass er bei den Wellenbewegungen um die Rute schlägt und dann die umgeschlagene Schnur nicht mehr frei abziehen kann. Will der Fisch dann wieder weg, macht man schnell den „Stuart Campbell“. Diese Vorsichtsmaßnahme war nicht umsonst, denn Mario konnte den Leader nicht halten und der Marlin startete erneut eine, wenn auch kurze Flucht. Bremse also wieder schließen und erneut den Leader in Griffweite bringen. Diesmal gab es kein Pardon, der Fisch war unter Kontrolle, wurde längsseits gebracht und der Haken gelöst. Ein schöner Fisch von ca. 250 KG. Nach kurzer Verschnaufpause am Boot konnten wir ihn in gute Kondition wieder in die Freiheit entlassen.

Wir ließen die Lures erneut ins Wasser und setzten unsere Fahrt fort. Der nächste Strike ließ gar nicht so lange auf sich warten, Sehr schön war der Marlin zu sehen, als er hinter dem Boot quer die Lures attackiert und dabei mit Rücken- und Schwanzflosse aus dem Wasser ragte. Leider blieb dieser nicht hängen.

Dafür aber einer der nächsten, und nun war ja Jan wieder an der Reihe. Wir waren mittlerweile gut eingespielt und während Jan den Kamp aufnahm, stellten wir „Kampfbereitschaft“ her und holten die Lures ein. Von meinem Platz auf der Leiter zur Flybridge konnte ich erneut gut beobachten. Nach ca. 30 Minuten war dieser Fisch am Boot und der Mate konnte den Leader greifen. Ungefähr 200 KG schätzte Calu und vorbildlich releaste sich der Marlin selbst, sobald Mario ordentlich Druck auf den Leader brachte.

Ein Wahoo war uns dann im Laufe des Tages noch vergönnt und wir traten mit insgesamt 6 Strikes, 2 Marlin und einem Wahoo den Heimweg an und freuten uns auf ein lauwarmes Bier aus dem Kühlschrank, der ja erst wieder ab 18:00 Uhr mit Strom versorgt werden würde.

Das abendliche Buffet wurde heute dann durch die gefangenen Wahoos nochmals ein gutes Stück aufgewertet und wir lagen dann gegen 22:00 Uhr zufrieden unter unseren Moskitonetzen.


4. Tag

Nach einer morgendlichen kalten Dusche bei Kerzenschein trafen wir uns erneut früh am Strand und warteten auf unser Tenderboot. Das Wasser war erneut spiegelglatt, allerdings waren aber die Wellenbewegungen stärker als die Tage zuvor. Wir warfen unser Gepäck ins Ruderboot und begannen mit dem Einsteigen. Zwei waren eingestiegen, zwei noch an Land, das Boot stellte sich quer und wurde von der nächsten Welle von der Seite erwischt . . . Das Gepäck und die Insassen wurden also nass und das Spiel begann von vorn. Beim zweiten Versuch hatten wir dann Hilfe von hinzugeeilten Fischern und so gelangten wir dann doch noch auf unsere Boote. Glücklicherweise war das Gepäck nicht völlig durchnässt, so dass die vorhandene Elektronik keinen Schaden genommen hatte.

Was die höheren Wellen am Strand schon angekündigt hatten, wurde dann auf der offenen See Gewissheit. Wir hatten kaum den Windschatten der Insel hinter uns gelassen, da wurde unser Boot auch schon von der heute sehr rauen See deutlich unsanfter behandelt, als noch gestern. Je weiter wir in Richtung der Bank kamen, umso höher wurden die Wellen. Auch heute war das Fischerboot von gestern wieder vor Ort, war allerdings nur selten zu sehen, da es meistens komplett in Wellentälern verschwand. Wir fuhren heute zunächst ungefähr 2 Stunden völlig unbehelligt auf der Bank unsere Runden und mein Magen lieferte sich währenddessen einen erbitterten Kampf mit den heutigen Wetterbedingungen. Da keiner von beiden bereit war, sich kooperativ zu verhalten entschieden dann schließlich die eingenommenen MCP-Tropfen die Sache in meinem Sinne.

So ungefähr 15 Minuten nach Einnahme der Tropfen war die Übelkeit wie weggeblasen. Dass könnte aber auch zu einem guten Teil daran gelegen haben., dass inzwischen die Schur au dem Releaseclip des Auslegers geflogen war und ich mich erneut im Kampfstuhl und in direktem Kontakt zu einem Marlin befand. Diesmal konnte ich den Fisch bereits stoppen, bevor er das komplette Mono von der Rolle gerissen hatte und ich begann sogleich, den Fisch in Richtung Boot zu dirigieren. Das gelang mit Einsatz von Körpergewicht und den Wellen sehr gut und keine 20 Minuten später war der Fisch am Boot und Mario Griff den Leader. Mit ungefähr 250 Pfund war dieser Fisch kleiner und löste sich kurze Zeit später selbst vom Haken, als Mario ihn am Leader ans Boot holen wollte.

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Der nächste Strike kam ungefähr eine Stunde später, entpuppte sich aber sehr schnell als ein erneuter Wahoo, den Jan zügig ans Boot holte. Die Wetterbedingungen waren nach wie vor sehr rauh und wir entschieden uns, in Richtung Insel zu fahren um dort, wo wir gestern unseren ersten Fisch gefangen hatten, noch etwas im Windschatten zu schleppen.
Dies blieb ohne Erfolg und so machten wir uns auf den Weg zu unserem lauwarmen Bier in Tarafal. Die Di Meu konnte heute zwei Marlin fangen, wir führten also in unserem internen Wettkampf noch 4:3.

Aus den mitgebrachten Wahoos bereitete die Küche heute ein köstliches Tatar als Vorspeise. Zusammen mit den 2 KG Langusten, die wir von einem Fischer am Strand erworben hatten sowie einem wirklich hervorragenden Rose war das ein willkommener Ausgleich zu den wetterbedingten Anstrengungen des Tages.

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Am späten Nachmittag kam dann auch die „Bebiche“ mit Kpt. Ferdi nach Tarafal, die ebenfalls den nächsten Tag auf der Bank fischen wollte.
Wir entschieden uns, am nächsten Tag den Rückweg nach Sao Vicente anzutreten, nicht zuletzt auch deswegen, weil der Treibstoff im Tank langsam zur Neige ging.
 
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