Geflochtene Schnur zum Karpfenangeln

Bilch

Otto-Normalangler
Ich beangle oft einen Weiher, wo so viel Totholz drin ist, dass man Glück hat, wenn man keinen Hänger hat. Wenn man mit herkömmlicher Karpfenmontage am Grund angelt, endet im Durchschnitt jeder zweite Wurf mit Schnurbruch. Es gibt aber sehr schöne und sehr kampfstarke Karpfen dort drin. Die größten Exemplare stehen am liebsten neben den versunkenen Bäumen bzw. neben dem Schilf und wenn man sie hakt, versuchen sie so schnell wie möglich dorthin zu entkommen, was natürlich mit Fischverlust endet.

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Ich habe mich deswegen entschlossen meine Karpfenrollen mit Geflochtener zu bespulen. Ich erinnere mich nicht genau, was ein erfahrener Karpfenangler, den ich mal getroffen habe, sagte, dass er dem, der mit Geflochtener auf Karpfen angelt, antun würde, aber es war definitiv was ganz brutales. Ich bin deswegen mit ganz großer Vorsicht an die Sache rangegangen. Zuerst natürlich im Anglerboard recherchiert, war aber hier nicht fündig geworden. Dann habe ich mir aber paar YouTube Videos angeschaut und paar Beiträge von den s.g. Karpfenprofis gelesen. Und die haben alle gesagt, dass sie mit Geflecht mehr Fische landen bzw. weniger Fische verlieren und keiner hat die Verletzungsgefahr von Fischen erwähnt. Ok, dachte ich mir, wenn ich noch 15 m Mono Schlagschnur vorschalte, wird es wohl ok sein.

War vor paar Tagen so ausgerüstet am Wasser und konnte problemlos 5 Karpfen landen und auch fast alle Hänger retten. Und heute war ich wieder dort, zuerst gab es einen (für diesen Weiher) Prachtexemplar mit 8 kg und nach einiger Zeit biss noch einer. Als ich ihn aber gelandet habe, habe ich bemerkt, dass ich ihm ganz böse den Mund verletzt habe, wahrscheinlich als ihn gestoppt habe, dass er nicht ins Holz entfliehen konnte und während des Drills wurde die Verletzung natürlich immer schlimmer. Auch die vorgeschaltete Schlagschnur hat da nichts geholfen, das Geflecht ist einfach zu stark.

Vlt. denkt sich jetzt der eine oder andere, dass ich wissen müsste, dass man sowas nicht machen darf. Soll er ruhig, ich gebe zu, ich habe einen derben Fehler gemacht, aber hoffentlich werden andere, die diesen Beitrag lesen werden, aus meinem Fehler was lernen. Für mich ist die Sache jetzt klar, auf Karpfen nur noch mit Mono!
 

jkc

Well-Known Member
Hm, auch bei Verwendung von Mono ist schnell das Karpfenmaul das schwächste Glied in der Kette, sprich das was als erstes kaputt geht; muss man bei Hook-and-hold-Situationen immer vor Augen haben.
Auch bisl Schnurdehnung oder weiche Ruten können das nicht wegkompensieren.
Großen Einfluss hat auch Freund Zufall der über den Hakensitz entscheidet; Sitz der Haken optimal in ner festen Maulpartie passiert kaum was, ganz anders aber wenn der Haken in ner weichen Maulpartie greift...

Grüße
 

Taxidermist

Well-Known Member
Gehört zwar nur indirekt zum Thema, aber ich hatte auch schon unschöne Ergebnisse im Zusammenhang von Geflecht und extrem harten Jigruten und dann noch recht geschlossener Bremse.
Nachdem ich mal einen verangelten kleinen Hecht hatte, dem der Jighaken den Oberkiefer aber komplett gespalten hatte, kam ich dann darauf mal einfach die Bremse etwas weiter zu öffnen und den Drill insgesamt etwas sanfter anzugehen.
Ist mir dann so auch nicht mehr passiert.
Macht beides zwar keinen Sinn, wenn man einen davon stürmenden Karpfen davon abhalten muss das nächste Gebüsch zu erreichen?

Jürgen
 

Captain_H00k

Well-Known Member
Ich glaube auch nicht dass da die Schnur den Unterschied macht.
Habe selber noch nie gezielt auf Karpfen geangelt ,und alle die ich bisher gefangen habe, waren auf Geflecht.
Glaube die sind generell einfach tricky,weil oftmals ein harter Drill folgt.
Dicke Friedfische sind finde ich eh so ne Sache.Einerseits geil, andererseits fische ich oft und gerne beim Feedern mit 10er,maximal 8er Haken.Und wenn man dann auf deren Bisse nicht vorbereitet ist,und die tief schlucken...
 

Mescalero

OCC 2022 (Erster)
Wenn du eine Schlagschnur dran hattest, gab es doch so etwas wie einen Puffer? Meinst du, mit Mono hätte es die Verletzung nicht gegeben?

Wir haben eine ähnliche Stelle an einem See, der Totholzabschnitt liegt in einem Bereich, den man nicht betreten kann (das Ufer). Wenn ein Fisch geradewegs dort rein schwimmt, kann man kaum etwas machen weil er nicht direkt vom Angler weg sondern rechtwinklig vom Futterplatz abhaut. Man kann nur wenig Druck ausüben, selbst mit Stahlseil nicht. Ich habe dort auch schon Fische verloren, angle aber ohne Widerhaken und mit Monovorfach = dünner als Hauptschnur.

Wenn aber meine Schnur die Ursache für nicht stoppbare Fische wären, würde ich natürlich stärkere Strippen verwenden, vielleicht sogar Geflecht.
 

Bilch

Otto-Normalangler
Wenn du eine Schlagschnur dran hattest, gab es doch so etwas wie einen Puffer?
Das dachte ich auch, aber kombiniert mit der 3lb Karpfenrute offensichtlich nicht genug, auf jeden Fall habe ich bis jetzt noch nie einem Fisch so schlimm die Lippe zerrissen und habe schon manch einen Karpfen hart gestoppt, aber bis jetzt immer mit Mono und/oder mit anderen (weicheren) Ruten.
 
Zuletzt bearbeitet:

jkc

Well-Known Member
..., vielleicht sogar Geflecht.
Welche Vorteile soll das denn bringen?
Ich angel jetzt seit 2005 auf Karpfen, habe es natürlich auch schon probiert, aber ich sehe für geflochtene in der Pro- / Contra-Analyse keine ausschlaggebenden Vorteile. Auch auf Distanzen von 350m fischen wir problemlos mit Mono. Klar Bissanzeige wäre mit geflochtener direkter und dann haste ne lange Liste von Nachteilen.
 

Bilch

Otto-Normalangler

jkc

Well-Known Member
350 m, wow! Wie erreichst Du das, mit einem Futterboot? Und warum, gibt es die dicken Fische nur so weit weg?
Das es die Fische nur da gibt habe ich nie gesagt :laugh2, ich habe das in jetzt 18 Jahren vielleicht 10x gemacht; Spaß macht mir das nämlich nicht und wenn es die Möglichtkeit gibt, kürzere Distanzen zu fischen, würde ich das immer bevorzugen; Am liebsten gleich innerhalb der eigenen Wurfweite. Möglichkeiten die Montage da hin zu bekommen sind unterschiedlich je nach Rahmenbedingungen am Wasser, Futterboot (grenzwertig, weil in der Entfernung verdammt klein:laugh2), ablegen vom Boot, ablegen zu Fuß, evtl auch in Kobination mit nem Wurf.

Welche Nachteile - neben der, von der wir in diesem Thread reden - gibt es Deiner Meinung nach noch?
angefangen bei den Kosten für eine Spulenfüllung, Schnurfassung der Bigpits, Epfindlichkeit gegenüber Abrieb / Hindernisse, einschneiden in Hindernisse, Auftriebsverhalten (die Standardgeflochtene schwimmt und lässt sich deshalb nur schlecht absenken, gerade auf lange Distanz treibt der "Schnurbauch" u.U. einfach wieder zur Oberfläche auf) und wie hier im Thread thematisiert "Drillverhalten", höhere Verletzungsgefahr bei direkter Berührung Schnur - Fisch
 

Wasishier

Well-Known Member
Ich kenne einige die mit geflochtener Schnur auf Karpfen gehen. Geht auch, wenn ich selber allerdings monofile bevorzuge.

Nur im Winter, falls man da dem Karpfen nachstellt, gehört sie nicht ans Tackle, da sie sich vollsaugt und das keinen Spaß bringt bei Minustemperaturen.
 

Thomas.

Heckbremser
hier bei mir in der nähe sitzen sehr oft Jugendliche Karpfen Experten an einem ca. 1,5ha Teich mit ihren 3,5lb Ruten und Rollen mit Geflochtener Schnur (ist ja Hipp), das man die Bremse der Rolle auch benutzen kann hat ihnen wahrscheinlich auch noch kein Mensch erklärt, auf jeden fall verlieren sie sehr oft Fische (selber oft genug mitbekommen).
dieser hier hat mein Junior mal gefangen, aber so sehen dort einige leider aus. Ich selber fische seit 94 auf Karpfen, mittlerweile nicht mehr so oft aber Geflochtene habe ich bis heute nie benutzt.
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Allround-Angler

Well-Known Member
Die Korda-Jungs angeln u.a. mit FC 0,33er Kontur...weil die robuster als stärkere Mono ist...vielleicht eine Alternative zu Geflecht.
Also daß Fluorocarbon abriebfester sein soll als Nylon, halte ich für ein Gerücht.
Nylon hat von vornherein eine höhere Tragkraft und eine bessere Knotenfestigkeit.
Ganz zu schweigen von der höheren Geschmeidigkeit.
Fluorocarbon wird gehyped ohne Ende, Kritik oder andere Meinungen gibt es kaum;).
Auch die Sichtbarkeit im Wasser ist bei Nylon kaum schlechter.
Zwei Vorteile von FC: Es ist schwerer, sinkt etwas besser und die Dehnung ist auch etwas geringer.
 

Trollwut

Angeln-mit-Stil
Siehe hier:
 

Macumba

Well-Known Member
Hm....Der Karpfen auf dem Bild sieht wirklich furchtbar aus...muss aber gestehen das ich so etwas selbst bei geflochtener Schnur so noch nie real gesehen habe.
Ich angel seid Mitte der 80er auf Karpfen und habe sehr oft mit geflochtene gefischt ,aber das ist mir so gottseihdank noch nie passiert.Wenn ich mit Geflecht fische (heute nur noch selten)nutze ich aber recht weiche Ruten (Harrision Blanks in 2,5ibs) und dickdrähtige Haken)Harte Ruten,Bremse zu und Geflecht..?Das kann nur schief gehen.....besonders bei Hit and hold vor Holz...(ohne boot).besonders Geflecht hat den Nachteil das sie sich sägemässig gerne in Holz einarbeitet..und dann ist es mit der hoch gelobten Abriebfestigkeit schnell vorbei,ähnliches gilt bei dreikantmuscheln und Konsorten...Ich habe eine zeitlang im Rhein geangelt ..Da war selbst teures Geflecht nach kurzer Zeit völlig zerschreddert.Wir haben es dann mit langen Schlagschnüren probiert (o,60 und stärker zb.Amnesia...weit aus besser...besonders bei Muschelbänken.Ich halte nix davon ,Geflecht im Friedfischbereich zu verteufeln,allerdings muss sie vernünftig eingesetzt werden.Warum manche grundsätzlich Geflecht nehmen verstehe ich auch nicht wirklich,den diese Art von Schnur hat auch genug Nachteile.Ähnliches gilt für FC Schnur .....ist leider auch nicht der Weisheit letzter Schluss.
Ich finde man kann mit geflochtener Schnur durchaus angeln,aber man sollte wissen was man wie macht ,und ggf.Alternativen nehmen.
Zur Hit and hold Taktik:
Ich bin da selber immer bissle zwiegespalten,tue es ungern ,mir bleibt aber manchmal auch keine andere Möglichkeit.Wann immer es geht ,nutze ich dabei aber ein Boot...das entschärft manches...aber leider nicht alles.Es ist und bleibt tricky und risikoreich...wundere mich am wasser aber sehr oft ,wie manche diese Taktik irgendwie falsch interpretieren....15 m von den Ruten , halb pennend auf der gemütlichen Liege ....direkt vor versunkenen Bäumen..?
Dann bringt auch die beste Schnur und Gewalt nicht mehr viel...

Gruß
Mac
 

Captain_H00k

Well-Known Member
Das mit den weichen Ruten was Macumba hier anspricht könnte wirklich auch ein Faktor sein.
Ich bin wie gesagt absolut kein Experte und hatte nur wenige einzelne Karpfen als Beifänge.
Aber alle auf Geflecht und wirklich sehr leichten Feedern / Piickern.Dazu ein langes Mono Topshot, und maximal 3000er Rollen wo die Bremse nie völlig zugeknallt ist.
Solche Setups lassen einfach viel Puffer zu ,und das Maul zerfetzt hatte ich ebenfalls noch nicht.

Wo wir aber beim Thema sind, unabhängig von der Schnur hatte ich das Problem mit dem Maul öfter bei größeren Brassen.
Und zwar bei mir immer auf den letzten cm beim in den Kescher führen.
Wenn ein guter Fisch da vor den Füßen nochmal Radau macht und man gerade keschern will kanns finde ich tricky werden,dann noch mit kleinem Haken.
Ich arbeite also aktuell noch daran explizit die Landungstechnik bei guten Friedfischen zu perfektionieren.
 

jkc

Well-Known Member
...
Zur Hit and hold Taktik:
... ....direkt vor versunkenen Bäumen..?
Dann bringt auch die beste Schnur und Gewalt nicht mehr viel...

Hi, das ist m.M. nach das viel größere Verletzungsrisiko als geflochtene Schnur. Bei Fischen die es ins Holz schaffen, haste halt gar keine Kontrolle mehr wieviel Druck auf den Haken kommt, das macht der Fisch dann mit sich selbst aus. Wir hatten in Frankreich schonmal einen See beangelt, da fehlte manchen Fischen wirklich das halbe Gesicht, geflochtene Schnüre verboten. Wir hatten da 160 Fische gelandet und knallhart gedrillt weil die auch gefightet haben wie die Bären, bis zu 40 Minuten Drill pro Fisch, 15 Minuten bei vielen, trotzdem hatte da kein Fisch ne nennswerte Verletzung.
M.M. kamen die schlimmen Verletzungen davon, dass die Leute da zu dicht an den Hindernissen gefischt haben und Fische die es da reingeschafft haben sich dann mit aller Gewalt die Montage rausreißen.
 

Macumba

Well-Known Member
Hi, das ist m.M. nach das viel größere Verletzungsrisiko als geflochtene Schnur. Bei Fischen die es ins Holz schaffen, haste halt gar keine Kontrolle mehr wieviel Druck auf den Haken kommt..
Volle Zustimmung !
Wenn sich der Fisch richtig im Holz eingewickelt hat ,hat man oft selbst mit Boot nur wenig Möglichkeiten.Dabei ist es dann auch fast egal ob Geflecht (mit/ohne Schlagschnur)oder dicke Mono.Meine Frankreichzeiten sind zwar vorbei ,aber ich erinnere mich noch dunkel ua.an den Lac du Der...konnte man den gehakten Fisch nicht von den versunkenen Baumwurzeln fernhalten,war es das...
 
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