AW: Fischbestand im Niederrhein zwischen Köln und Wesel
Moin Platti,
zum Streamerfischen kann ich nix beitragen, da will ich selbst erst einsteigen. Zum fischen mit Kunstködern schon, auch wenn das nur persönliche Erfahrungen sind, die sicher nicht jeder teilt.
Was die Hauptströmung angeht, muß man da erst mal unterteilen. Zunächst mal würde ich vorschlagen, das damit alles abgegriffen wird, was nicht Buhne, Einmündung oder Hafeneinfahrt ist. Also Natürliche Uferlinien und Steinschüttungen. Da unterscheide ich dann die Kiesbänke des unbebauten Ufers, die Steinschüttungen und eben den Hauptstrom jenseits der Uferlinie.
Fangen wir mit dem Hauptstrom an.
Entgegen weitläufiger Meinung halten sich dort viele Fische auf. Die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers ist in Grundnähe wesentlich langsamer als im Mittelwasser oder an der Oberfläche. Auch wenn ich den Hecht dort vielleicht nicht vermuten würde, der Zander ist dort ganz sicher vertreten. Es ist aber auch der am schwierigsten zu befischende Teil. Den Aufwand dort zu fischen lohnt eigentlich nur bei niedrigem Wasserstand. Das Hauptproblem ist dabei nicht der Köder an sich, sondern die Schnur zwischen Köder und Rutenspitze. Der gewaltige Strömungsdruck macht eine Köderführung sehr schwer und die Bißerkennung fast unmöglich. Auf der anderen Seite beißen die Fische dort beherzter zu, wohl weil die Geschwindigkeit vorbeitreibender Beute doch höher ist als in stilleren Bereichen, bzw. ein vorsichtiges Betrachten verhindert und größere Verfolgungen zu viel Aufwand bedeuten. Dort kann man m.E. nur auf zwei Arten Erfolg haben. Die beste ist sicher das Gufieren. Dazu braucht man Jig´s jenseits der 30g Marke. 50 oder gar 100g sind schon angebracht. Da muß man auch schon mal Anleihen im Hochseebereich machen, wo es recht schwere Köpfe für die Dorschangelei gibt. Gefischt wird grundsätzlich stromauf, der Köder also mit der Strömung rangeholt. Nur so lässt sich der Köder halbwegs vernünftig führen. Gegen die Strömung gezogen hat man keine Kontrolle, weil die Strömung den Weg des Köders bestimmt, bzw. diesen über die Schnur nach oben oder sofort zum Ufer treibt. Sehr gut lassen sich damit auch ansonsten unerreichbare Spots befischen, etwa hinter Brückenpfeiler, soweit diese in Wurfweite sind.
Dennoch reihe ich das eher in die Sparte Experimantalangeln ein. Viel Würfe sind nötig, viele Köder gehen verloren, weil auch in der Strömung Hindernisse liegen. Aber ein so gefangener Fisch zählt halt doppelt und dreifach.
Vor langer Zeit habe ich auch mal mit Wobblern und am Seitenarm vorgeschaltetem Grundblei rumgemacht. Das funktioniert auch ganz gut. Man wirft dann quer zur Strömung so dass der Köder in einem Halbkreis zum Ufer kommt. Das Blei muß schwer genug sein damit es nur beim anheben der Rute ein Stück treibt. Problem hierbei sind viele Hänger und sehr oft Tüddelei wenn sich beim Wurf Wobbler und Blei vereinen.
Kommen wir zu den Kiesbänken. Auch hier steht Fisch, und zwar alle Arten. Es ist allerdings etwas problematisch, die richtigen Stellen zu finden. Die Struktur des Bodenprofils ändert sich fast mit jedem Hochwasser. Hier ist ein gutes Auge gefragt um anhand des Strömungsbildes Löcher oder Erhebungen zu erkennen. Eine Wathose ist durchaus sinnvoll. Man sollte zwar nie tiefer reingehen, als bis zu den Knien weil die Schiffahrt für gehörigen Sog und Wellenschlag sorgen kann, aber das kann schon mal zehn oder gar 15 Meter ausmachen. Gefischt wird dort mit allen gängigen Methoden aber auch wieder mit der Strömung, resp. quer dazu. So " fällt " der Köder in die Rinnen und Vertiefungen. Wassertiefen von 1m sind schon ausreichend, dass den Fischen nicht die Rückenflosse austrocknet. Aber auch hier ist dem Erfolg der Schweiß vorgeschaltet und es ist eher der Reiz, mal was anderes auszuprobieren.
Kommen wir zum eigentliche Hot Spot, der Steinpackung.
Dort fische ich vorzugsweise, weil es halt am Erfolgreichsten ist. Meiner Meinung nach ist es dort sogar besser als in den Buhnen. Auch hier ist allerdings ein mäßiger Wasserstand von Nöten um die erfolgversprechenden Stellen ausfindig zu machen. Zwar steht der Fisch entlang der ganzen Uferlinie, aber es gibt eindeutig bevorzugte Stellen.
Diese Steinpackungen sehen auf den ersten Blick gleichförmig aus, sind sie aber nicht. Größere Brocken fallen beim abkippen der Schwerkraft folgend ganz nach unten und bilden dort eine Art Schutzwall. Daran verfangen sich kleiner Steine so dass eine Art Schwelle entsteht. Man kann das bei mäßigem Wasserstand daran erkennen, dass die Oberfläche des Wassers nicht glatt ist, sondern eine " Beule " hat. Auch findet man Ein- und Ausbuchtungen in den Packlagen, manchmal nur einen halben Meter messend. Diese können aber zum Grund hin deutlich tiefer sein. Auch die erkennt man an der Oberflächenströmung. Hier verläuft diese nicht gerade, sondern wird etwas aus der Bahn gedrückt, kreiselt fast. Die Oberfläche scheint hier " glatter " zu sein. Das sind ideale Stellen um den Wobbler zum Einsatz zu bringen. Ich hatte vorher schon mal beschrieben, wie ich dort fische.
Als ich angefangen habe, diese Bereiche zu befischen, hat das einige Überwindung gekostet. Meist probiert man ja neues aus, wenn sich sonst nix tut. Also die altbewährten Stellen und Montagen keinen Fisch bringen. Das ist aber genau verkehrt. Wenn man also die " Beißzeit " an den normalen Stellen verbringt und dann wechselt wenn sich dort nix mehr tut, warum sollen die Fische dann an anderer Strelle beißen?
Also ran an die Steinpackung in den frühen Morgenstunden und am späten Abend bis in die Dunkelheit hinein. Letzteres aber nur bei trockenem Wetter und mit guter Kopflampe. Nasse Steine sind dermaßen glitschig, dass es keinen Spass macht.
Zum Gerät:
Die Schnur sollte so dünn wie möglich sein, aber natürlich den zu erwartenden Fängen angepasst. Hier ist demnach der Einsatz einer geflochtenen unbedingt angeraten. Normale Spinnruten sind hier nicht so gut geeignet, weil meist zu kurz. Eine stabile Rute mit einer Länge von min. 3m hilft sehr, den Köder von den Steinen weg, und die Schnur so weit wie möglich aus dem Wasser zu halten. Insbesondere Nachts sollte der Kescher immer am Mann sein. Von Handlandungen kann ich im Dunkeln nur abraten. Dazu muß man bis an die Wasserlinie wo die Steine vom Wellenschlag nass und somit glatt sind. Dann noch die Konzentration auf den Fisch gerichtet und schon legts einen nieder.
Köder sind hier alle gängigen Wobbler in Größen bis ca. 12 cm. Farbe? Ja, mal natur, mal Schockfarbe, das wissen nur die Fische. Ansonsten schmalblättrige Spinner und Blinker. Nicht zu schwer, sonst hängt man dauernd fest. Sehr gut geht der gute alte Heintz Blinker. Der Effzett weniger, weil für die Größe zu schwer, also viele Hänger. Stahlvorfach sollte Pflicht sein, weil Hechte nicht so selten sind wie man glauben mag.
Die Fangaussichten sind gut bis sehr gut. Irgendwas beißt eigentlich immer, zur rechten Zeit natürlich. Ich habe schon Sternstunden erlebt, wo alle paar Würfe ein Fisch eingestiegen ist. Die sind natürlich nicht häufig und auch meist nicht von langer Dauer, zeigen mir aber das wenn mal nix beißt, es nicht an den Beständen liegt, sondern daran, das ich was falsch mache oder die Fische einfach nicht in Beißlaune sind.
Ansonsten kann ich nur raten, Ausdauer zu haben und den inneren Schweinehund zu bekämpfen wenn es darum geht, die Buhnen zu ignorieren wo man doch relativ relaxt fischen kann. Der Rhein kann manchmal entnerven. So viel Wasser und nix geht. Insbesondere, wenn man während des Tages unterwegs ist. Mit der Zeit wird sich der Erfolg aber zwangsläufig einstellen.
Soweit mein persönlichen Erfahrungen.