Thomas9904
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"Einheit durch Spaltung ?", von Dr. Thomas Günther
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Quelle:
http://thomasguenther.wordpress.com/
Dr. Thomas Günther schrieb:Einheit durch Spaltung ?
Im VDSF wächst die Opposition. Das Präsidium tagt in Sondersitzungen und reagiert mit Lippenbekenntnissen und Hinhaltetaktik. Jetzt sollen die Landesverbände prüfen, ob 2013 fusioniert werden kann.
Vor knapp vier Wochen hatte der VDSF-Schleswig-Holstein noch berichtet, dass der Verbandsausschuss des VDSF sich klar für eine Fusion der beiden deutschen Angelfischereiverbände VDSF und DAV im Jahre 2012 ausgesprochen hat (vgl. Blog-Eilmeldung: VDSF-Verbandsausschuss gegen eigenes Präsidium).
Jetzt versucht das VDSF-Präsidium, das Heft wieder in die Hand zu bekommen. In einer Erklärung vom 16.5.2012 stellt es zur allgemeinen Überraschung fest, „dass es gegenwärtig keine satzungsändernde Mehrheit im VDSF zu einer Fusion mit dem DAV noch im Jahre 2012 gibt“ (vgl. http://www.lfvbayern.de/media/files/120516_VDSF_Erklaerung.pdf).
Zwar bekennt sich das Präsidium formal zur Fusion, sieht aber andererseits eine „Reihe von Problemen“, weswegen es eine Verschiebung bis 2013 empfiehlt.
Unterdessen wächst der Widerstand gegen den Verhinderungs- und Verzögerungskurs des VDSF-Präsidiums. Nachdem die „Initiative Pro DAFV“ nach 2011 bereits zum zweiten Mal die Weiterführung der Fusionsbemühungen erzwungen hatte, sind ihr jetzt sogar noch drei weitere Landesverbände offiziell beigetreten: LFV Westfalen und Lippe (Münster) und der Verband Hessischer Fischer, beide VDSF und der Landesverband Sächsischer Angler (DAV), dem noch vor nicht allzu langer Zeit fusionsfeindliche Bestrebungen unterstellt wurden.
Dadurch die Zahl der die Initiative unterstützenden Landesverbände auf sieben angestiegen. Sie alle fordern die Einhaltung des Fusionsfahrplanes 2012, wie er im November 2011 einstimmig von allen Landesverbänden des VDSF beschlossen wurde (vgl. http://www.lfvbayern.de/media/files/120521_MB_Erklaerung_DAFV_Mai_2012.pdf) . Dieser Forderung hat sich der DAV in einer eigenen Erklärung ausdrücklich angeschlossen (vgl. http://www.lfvbayern.de/media/files/120516_DAV_Erklaerung.pdf).
Unklare Grenzverläufe
Mit seiner jüngsten Erklärung widerspricht das VDSF-Präsidium den Aussagen des LV Schleswig-Holstein und stellt sich erneut gegen den Kurs der eigenen Mitgliederversammlung, gegen den DAV und gegen die Initiativverbände.
Sollten die 16 Verbände, die sich aktuell nicht öffentlich erklärt haben, seit der VDSF-Jahreshauptversammlung im November 2011 ihren Kurs tatsächlich geändert haben? Erinnern wir uns! Damals hatten alle Landesverbände „in eindrucksvoller Übereinstimmung“ nicht nur den Satzungsentwurf der Initiative „Pro DAFV“ gebilligt.
Sie hatten auch dem Fusionsfahrplan 2012 zugestimmt, der „damit sicher eingehalten werden“ kann, wie es in der Erklärung des VDSF vom 21.11.2011 hieß (vgl. http://www.vdsf.de/index.html).
Seit Bad Kreuznach hat im VDSF nur eine offizielle Sitzung stattgefunden, in der die 16 Verbände sich dazu hätten auf Bundesebene äußern können, nämlich jene Verbandsausschusssitzung vom 21.4.2012, von der Schleswig-Holstein berichtete, dass sie mit einem klaren Votum für die Umsetzung der Fusion noch in 2012 ausgesprochen hat (vgl. http://www.anglerforum-sh.de/showthread.php?7069-VDSF-DAV-Zusammenschluss/page16).
Ausgewechselte Argumentation
War es in der Vergangenheit das „unehrenhafte Verhalten“ einzelner im DAV, mit dem das VDSF-Präsidium den Abbruch des Fusionsfahrplans begründete, so ist es nunmehr die angeblich fehlende Bereitschaft der Mehrzahl der VDSF-Landesverbände, einer Fusion unter den gegenwärtigen Bedingungen zuzustimmen.
Ob dieser „Schwenk der 16“, wenn es ihn denn gibt, ebenfalls als „unehrenhaft“ angesehen wird, ist nicht bekannt.
Oder werden hier jetzt die eigenen „Truppenteile“ für einen Bremskurs vereinnahmt, den das VDSF-Präsidium durch seinen Antrag auf „Fusion ohne DAV“ selbst eingeleitet hat?
Fakt ist, dass es mittlerweile im VDSF einen tiefen Riss gibt zwischen den Fusionsbefürwortern um die Initiative „Pro DAFV“ und jenen Landesverbänden, die bundespolitisch einen Pro-Präsidium-Kurs fahren.
Statt nach der Kündigung des LV Bayern die eigenen Kräfte zu bündeln und zu integrieren, verschärft das VDSF-Präsidium durch seine Erklärung die Spaltung innerhalb des eigenen Verbandes.
Neuer Kurs? – Fusion mit zwei Geschwindigkeiten
Das VDSF-Präsidium will jetzt den Vollzug der Fusion um ein Jahr verschieben. Gleichzeitig will es in der Frage der Kandidaten für das DAFV-Präsidium das Tempo deutlich anziehen.
Am 11.7.2012 soll eine Arbeitstagung mit den VDSF-Landesvorständen stattfinden. Dabei sollen dann auch gleich die von den LV vorgeschlagenen Kandidaten für das DAFV-Präsidium mitgebracht werden, die dann bereits Ende August 2012 dem Deutschen Fischereiverband präsentiert werden sollen.
Ganz offenkundig hofft das VDSF-Präsidium in der Kandidatenfrage auf eine geringe Resonanz von der Basis. Wer wollte sich da mehr als ein Jahr vor der Fusion schon öffentlich festlegen!? Bislang hat das VDSF-Präsidium versucht, die personellen Fragen so lange wie möglich offen zu halten, selbst als noch der Fahrplan 2012 befürwortet wurde. Möchte man sich in der Erwartung ausbleibender Personalvorschläge anschließend selbst auffordern lassen, zu kandidieren?
Vertrauensbildend ist ein solches Vorgehen nicht.
Dr. Thomas Günther