Moin Olaf,
im Prinzip hätten alle Zugriff auf die Daten zumindest auf einen Teil. Auf die Daten von Anglern sind in Deutschland mittlerweile alle rattenscharf, es gibt auch keine Alternative die Daten auf anderer Weise nur annähernd so vollständig zu erheben, bis heute ist aber keiner in der Lage sie strukturiert zu erheben.
Das stimmt wohl. Auch der DAFV nicht, in dem ja nicht einmal 10 % der deutschen Angler organisiert sind, und der jetzt mal gerade an 1,5% der deutschen Angler seine Plastikkärtchen verteilt hat.
Wir würden sie gerne selbst erheben und für die Vertretung unserer gemeinsamen Interessen gewinnbringend einsetzen. Dies würde nach meiner tiefsten Überzeugung nach all den Jahren des Rückschritts, der Demütigungen und der ständigen Verbote zum ersten Mal das Bild in der Auseinandersetzung mit den NGO's, der Politik und anderen Interessengruppen grundlegend verändern.
Warum würde das etwas ändern? Ihr hattet in den letzten Jahren unendlich viele Gelegenheiten, euch für uns Angler einzusetzen. Was habt ihr da denn bisher konkret erreicht? Warum soll irgendjemand glauben, das macht ihr besser, wenn ihr unsere Daten habt?
Jedes Angelverbot ist ein blinder Fleck auf der Landkarte. Niemand kann auch nur annähernd so viele Daten liefern wie wir Angler. Haben sich die Interessenten erst einmal daran gewöhnt, führt kein Weg mehr an uns vorbei, man wird es sich zweimal überlegen, uns auszusperren. Im November oder Januar, wenn es schneit und regnet, sitzen alle NGO-Vertreter auf ihren Sofas, während wir im Wasser auf Hecht, Mefo oder Huchen stehen. Im Sommer fischen wir oft nachts, sind das ganze Jahr fast immer und überall am Wasser und sind die Ersten, die etwas an den Gewässern entdecken. Wir sehen Kormorane jagen, Schweinswale vorbeischwimmen, Fische mit Verletzungen oder Krankheiten, wir fangen als erste neue invasive Arten ... und das nicht nur einmal oder ab und zu, sondern jeden Tag an vielen Stellen. Wenn wir das geschickt vermarkten, kommt meiner persönlichen Überzeugung nach niemand mehr an uns vorbei.
Viele tolle bildhafte Worte! Wissen wir alle. Aber was ändert das? Auch das ist alles seit Jahren so. Warum habt ihr bisher nichts "geschickt vermarktet", und warum sollen wir glauben, dass ihr plötzlich damit anfangt, wenn wir unsere Daten preisgeben?
Wir bekommen als DAFV wöchentlich Anfragen von irgendwelchen Interessengruppen, die uns bitten Angler zu motivieren ihnen Daten zu liefern. Die Berufsfischer werden mittlerweile zu Meeresförstern umgeschult, damit sie Daten liefern und Aufsicht führen ...
Welche Interessengruppen fragen konkret wöchentlich bei euch an?
Wir planen, ausschließlich den Vereinen und Verbänden die Möglichkeit zu geben, die Fangbücher im Binnenland auf freiwilliger Basis zur Erfüllung der Hegepläne zu führen, selbst auszuwerten und weiterzuverarbeiten. Ein Teil geht in die Datenbank auf Basis von Opendata für die Wissenschaft und andere Interessengruppen, aber die Vereine und Verbände haben vollen und exklusiven Zugriff auf ihre eigenen Daten
Die App für Angler mit verpflichtender Registrierung und täglichen Fangmeldungen (erst mal nur in Meeresgebieten) kommt so oder so ab dem 01.01.2026, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Habt ihr denn im Vorfeld versucht, einen Faden abzubeißen? Wenn ja, in welcher Form? Mir ist nicht bekannt, dass es da einen medienwirksamen Widerstand gab.
Das ist bereits geltendes Recht in der EU und heißt EU-Kontrollverordnung. Die Durchführungsverordnungen werden gerade geschrieben. Vielleicht zunächst nur im Meer und zunächst nur für bestimmte Fischarten, aber auf lange Sicht führt kein Weg daran vorbei. Für 2030 müssen Angler nach geltendem Recht in der EU alle Fänge im Meer von quotierten Fischarten melden, egal ob wir etwas tun oder nicht. Das gilt nicht nur für Deutschland oder ein paar andere Länder, das gilt dann für alle Meeresgebiete der EU.
Wenn wir nicht aktiv werden,
Wenn ihr früher aktiv gewesen wärt...
hilft die EU uns eine App über. Ich denke, wir sollten diese historisch einmalige Chance Volley nutzen, anstatt in ein paar Jahren unseren Daten, die wir ohnehin per Gesetz melden müssen, hinterherzulaufen, während andere ihre Vorteile daraus ziehen.
Angeln ist kein gottgegebenes Grundrecht, die Gesellschaft wird immer kritischer und wenn wir nur Fische aus den uns anvertrauten Gewässern entnehmen, ohne einen Mehrwert zu schaffen, wird es sicher schwieriger. Sogar in Holland (dem angelfreundlichen Land mit dem VISpas) gibt es ernsthafte Bestrebungen das Angeln in Amsterdam und Anrheim komplett zu verbieten.
Ich weiß, das ist zunächst unpopulär, aber mit welcher Begründung oder Berechtigung dürfen wir die Gewässer nutzen, aber auf der anderen Seite nicht melden, was wir aus den uns anvertrauten Gewässern entnehmen? Jeder Angler, der z.B. einmal in Norwegen Urlaub gemacht hat, kennt und akzeptiert das.
Im Detail ist natürlich alles noch etwas komplizierter als hier beschrieben und natürlich auch kein "Wünsch dir was vom DAFV", aber wir waren die ersten in Europa, die sich mit diesem Thema als Reaktion auf die kommende EU-Kontrollverordnung und deren Auswirkungen beschäftigt haben.
Sorry Olaf, aber in deinem Text findet sich wieder nichts, was der DAFV bisher konkret für uns Angler erkämpft und durchgesetzt hat, nur Absichtserklärungen. Meinst du nicht auch, dass ihr inzwischen lange genug dabei seid, um mal eure bisherigen Errungenschaften klipp und klar darzulegen?
Viele Grüße!
Achim