Thomas9904
Well-Known Member
Wird morgen das Dorschangeln auf der Ostsee beerdigt?
Antworten vom Thünen Institut - wir fragten nach:http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320493
Vorbemerkung von mir:
Seit über 35 Jahre gehe ich an/auf/in der Ostsee auf Dorsch.
Am Beginn auch in der Brandung, immer mit dem Kleinboot (habe schon seit 1980 den Bootsführerschein Küste), vom Kutter, mit der Spinnrute und Wathose....
Ich habe mehrere Wellen mitgemacht, bei denen auf Grund des schon immer stark schwankenden Bestandes beim Dorsch nicht nur meine persönlichen Fänge, sondern auch die aller Mitangler, sehr stark schwankten.
Von "eh sinnlos, gehn wir Butt fangen" bis "naja 20 Dorsche um die 50 cm, war heute nicht so gut.." war da ALLES dabei .
Und IMMER grundsätzlich orientiert am Bestand der Dorsche - waren mehr da, sah man mehr (Echolot) und fing man mehr.
Ebenso werde ich weiterhin - wie mir bekannte Kutterkäptns und Kollegen vom Boot wie auch die Berufsfischerei - immer versuchen, auf dem Echolot nicht nur Kanten, Rinnen, Wracks und Berge, sondern auch Dorsch"schwärme" zu finden.
Die sich ja bei bestimmten Wetter/Windlagen und auch zum Laichen immer wieder bilden!
Und unabhängig davon, ob Wissenschaftler den Dorsch explizit als Schwarmfisch bezeichnen oder nicht. Das ist semantische Spielerei aus dem Elfenbeinturm, abseits jeder Praxis, von solchen Wissenschaftlern.
Wenn dazu die gleichen Wissenschaftler noch zugeben (Protokoll Rodust, "Runder Tisch zur Ostseefischerei" (wurde erst später in "Runder Tisch Dorsch" umbenannt, als Kritik kam)), dass ein Verzicht deutscher Angler über Baglimit, Schonmaß und Schonzeiten etc. den Berufsfischern zugeschlagen wird -
und weil das errechnete und nicht reale Minderfänge der Angler sind, dann am Ende mehr und nicht weniger Dorsch aus der Ostsee kommen wird,...
weil der selbe Wissenschaftler zugibt, sich nur auf Zahlen der Vergangenheit zu berufen und die in die Zukunft hochzurechnen (und daraus auch schliesst, dass Anglerfänge unabhängig vom Bestand sind - anstatt sich zu fragen, ob da vielleicht seine Zahlen nicht stimmen könnten.....), wirds für mich persönlich vollends absurd...
Das Schlimme:
Morgen, am 10. Oktober 2016 will Europa (Fischereiminister) beschliessen, wie nun der Dorsch gemanaged und die Berufsfischerei gerettet und/oder gepampert (4 Millionen sind im Gespräch für Fischer - NULL für Anglertourismus/Gewerbe) werden soll!
Von Anglern, Angeltourismus, Gewerbe rund um Angler ist da nirgends die Rede - nur dass die deutschen Angler für Fischerei (s.o., vor allem dänische) verzichten sollen (wodurch, (siehe auch hier: http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?p=4580478#post4580478) MEHR Dorsch aus der Ostsee rauskommt statt weniger.
NUR NICHT berechenbare Minderfänge z. B. dänischer und schwedischer Angler sollen dem Bestand zu Gute kommen!!
Warum auch sich als Fischereiverbände getarnte Naturschutzverbände wie der DAFV - und auch speziell seine Landesverbände in Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern - trotzdem den Unterstützern vor allem der nichtdeutschen Berufsfischerei (der DFV verlangte NIE eine Beteiligung der Angler!!) wie der SPD-EU-Abgeordneten Rodust und den Berufsfischereifreunden vom Thünen Institut GEGEN Angler, Angeltourismus, Angelkutter und Gewerbe angeschlossen haben, und schon im Vorfeld von Gesprächen (dokumentiert) FREIWILLIG Verzichtsangebot der Angler an die Politik machen, wird das Geheimnis dieser Anglerfeinde bleiben.
Bevor ich zum Schluss zu meinem persönlichen Fazit komme, hier mein Mailverkehr mit Dr. Christopher Zimmermann zum Thema, nachdem ich nachgehakt hatte: http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320493
Anfrage an TI schrieb:Anfrage zum Dorschmanagement, zur Veröffentlichung
Sehr geehrter Herr Zimmermann,
im Zuge der Debatte um das Dorschmanagement würde ich ich freuen, wenn Sie mir einige Fragen beantworten könnten.
Bei der Befischung der Dorsche durch Fischer und Angler gibt es ja signifikante Unterschiede.
Während Berufsfischer mit Stell- und Schleppnetzen auch inaktive, ruhende oder ziehende Fische fangen, kann der Angler nur aktiv fressende oder aggressive/futterneidische Fische fangen.
Zudem fallen beim Angler keine unerwünschten Beifänge und Discard an, der Angler kann selektiv angeln (Plätze mit zu kleinen Fischen verlassen) und zurückgesetzte Dorsche haben eine gute Überlebenschance (Strehlow).
Wird der gleiche, fiktiv angenommene Dorschschwarm von einem einzigen Berufsfischer befischt, kann dieser diese ganze Lebensgemeinschaft (plus Discard) in einem Hol komplett eliminieren.
Angler könnten selbst mit einem Massenauflauf nur die aktiven Fische des Schwarmes erwischen und durch die Methodik (ständiges umsetzen, Drift, ) den Schwarm nie komplett eliminieren, da sich dieser vorher zerstreut.
Angler haben also im Gegensatz zu Fischern auch bei sinkenden Beständen immer einen systematisch bedingten Minderfang, der sich automatisch am jeweiligen Bestand orientiert, keine ganzen Schwärme eliminieren kann und so als bestandsschonendste Bewirtschaftungsform automatisch immer genug Dorsch als Stock zur Bestandserhaltung zurücklässt.
Dazu kommt, dass der komplette volkswirtschaftliche Ertrag bei Berufsfischern für 1 Kilo Dorsch beim Verkaufspreis bei der Genossenschaft oder dem Handel liegt (grob zwischen 70 Cent und 2 Euro), von denen der Fischer auch seine gesamten Kosten (Boot, Gerät, Diesel, Personal, Steuern etc.) tragen muss.
Der Angler hingegen hat für 1 Kilo Dorsch einen mehrfachen Kostenaufwand, der sich dann als volkswirtschaftliche Ertrag positiv auswirkt.
Von Anfahrt, Übernachtung, Essen, Angelgerät, Bootscharter, Fahrt Kutter etc. fallen Kosten an, die sich mehr als positiv auf die strukturschwache Küstenregion auswirken.
Ausgehend von den Bedingungen 2016 der Zahlen Ihres Institutes (Quote bei Berufsfischern wie bekannt 2016, keine Regulierung der Angler außer oben genannter Eigenregulierung durch weniger Fang bei weniger Fisch) würden wir gerne wissen wie sich der Dorschbestand unter den folgenden Szenarien entwickeln würde und wann er sich voraussichtlich wieder erholen würde:
1. Reduzierung der Quote für die Fischerei gemäß den Empfehlungen der Kommission um 87,5% und keine Einschränkung der Freizeitfischerei.
2. Einschränkung der Freizeitfischerei und Reduzierung der Quote für die Fischerei gemäß den Empfehlungen der Kommission um 87,5%, aber Erhöhung der Quote der Fischer um die Minderfänge der Angler. (gemäß des Lübecker Beschluss vom 26.09.16)
3. Einschränkung der Freizeitfischerei gemäß Lübecker Beschluss vom 26.09.16 und Reduzierung der Quote für die Fischerei gemäß den Empfehlungen der Kommission um 87,5%. (Vorschlag des Angeltourismus)
4. Vollständiges Fangverbot der Berufsfischerei für Dorsch und keine Einschränkungen für die Freizeitfischerei.
5. Vollständigen Verbot der Freizeitfischerei und weitere Bewirtschaftung durch Berufsfischer (bei einer Absenkung der Quote 2016 auf nur noch 339 Tonnen zzgl. die eingesparten Fänge der Angler).
Auf Grund der aktuellen Brisanz des Themas und des geplanten Treffen der Fischereiminister der Ostseeanrainer am 10.10.16 würden wir uns freuen, wenn Sie uns diese Fragen kurzfristig bis zum 06.10. 2016 beantworten könnten.
Mit freundlichen Grüßen, Thomas Finkbeiner
1. Antwort TI schrieb:Sehr geehrter Herr Finkbeiner,
Sie müssen uns ganz sicher nicht vom wirtschaftlichen Wert der marinen Angelfischerei überzeugen - auch dazu kommt ein erheblicher Teil der Daten von uns, und wir werden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass ein vernünftiges Management der Angler genau dies berücksichtigen muss.
Im ersten Teil Ihres Schreibens kann ich leider gar keine Frage erkennen, sondern nur eine Darstellung Ihrer Ansichten, die ich zumindest in den ersten 5 Absätzen nicht teile. Gestatten Sie mir den Hinweis, dass Dorsche nicht in Schwärmen leben (das machen z.B. Heringe und Makrelen, Schwarmfische eben), und dass es leider keinen einfachen Zusammenhang zwischen dem Bestandszustand (als Laicherbiomasse ausgedrückt) und den von uns ermittelten Fängen der deutschen Angelfischerei gibt. Die - durchaus nachvollziehbare - Idee, dass sich die Anglerentnahmen von allein regulieren würden („systematisch bedingter Minderfang“), können wir leider nicht belegen, im Gegenteil. Wenn es so wäre, würde das alles viel einfacher machen.
Im zweiten Teil Ihres Schreibens bitten Sie um die Berechnung komplexer Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Dorschbestände. Solche Berechnungen führen wir wegen des erheblichen Aufwandes, und um einen internationalen wissenschaftlichen Konsens sicherzustellen, in der Regel gemeinsam mit den Kollegen im Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) durch (siehe unten).
Dazu einige Vorbemerkungen:
1. Aus Ihrer Anfrage geht nicht hervor, auf welchen Vorhersagezeitraum Sie sich beziehen - je länger dieser Zeitraum ist, desto unsicherer werden die Ergebnisse (das ist wie bei der Wettervorhersage). Und natürlich können wir für Vorhersagen nur schon bekannte Daten als Basis verwenden, also solche aus der Vergangenheit, denn die aus der Zukunft kennt ja noch niemand - das genau kritisieren Sie aber immer wieder.
2. Da die Menge der durch Angler entnommenen Westdorsche nach unseren Daten eben nicht von der Biomasse abhängt, ist eine solche Berücksichtigung nicht möglich.
3. Die Quote (besser: der TAC) der Berufsfischerei hängt von der Sterblichkeit ab, die übrig bleibt, wenn man die Sterblichkeit der Angelfischerei abgezogen hat, sowie von den Annahmen zum Anteil der Ostdorsche in Fängen in der westlichen Ostsee. In der von Ihnen zitierten -88%-Empfehlung des ICES wurde auf Wunsch unserer Auftraggeber (der EU-Kommission) angenommen, dass die Anglerfänge des nächsten Jahres dem Mittelwert der letzten 3 Jahre entsprächen. Tatsächlich lagen die Anglerfänge 2015 deutlich höher.
4. Mit Maßnahmen, die sicherstellen, dass die kommerzielle Dorsch-Fangmenge in der Arkonasee (SD24) höher und in der Beltsee (SD22) geringer ist, könnte der TAC erhöht werden, ohne die Sterblichkeit für den Westdorsch zu erhöhen.
5. Nach meiner Wahrnehmung (und ich war beim 3. Runden Tisch dabei) gab es am 26.09. in Lübeck keine Beschlüsse, sondern lediglich einen Austausch und eine Bewertung verschiedener Optionen. Dabei erscheinen einige der in den letzten Monaten diskutieren Optionen eher umsetzbar als andere. Einen Beschluss wird erst der Ministerrat am 11.10. in Luxemburg fassen (zu dem alle Fischereiminister der EU zusammenkommen, nicht nur die der Ostseeanrainer, wie Sie schreiben), und derzeit ist wenigstens für mich kaum absehbar, wie der aussehen wird.
Die Berechnung des ICES zu Ihrem ersten Szenario für das nächste Jahr entspricht der Ende Mai veröffentlichten Empfehlung, die auch Basis des Vorschlags der EU-Kommission ist. Sie finden sie hier: http://www.ices.dk/sites/pub/Publication Reports/Advice/2016/2016/cod-2224.pdf
Mittelfrist-Vorhersagen (also die Aussichten bis 2027 einschl. des Zeitpunktes der Erholung) für verschiedene Szenarien (prozentuale Einschränkung der Berufs-, der Freizeit- und beider Fischereien), wie Sie sie für 1-5 nachfragen, wurden vom ICES im Auftrag der Kommission erarbeitet und gestern veröffentlicht: http://www.ices.dk/sites/pub/Public.../EU_Western_Baltic_cod_forecast_scenarios.pdf
Die hier berechneten Szenarien entsprechen nur annähernd Ihren Szenarien, daher folgende zusätzliche Informationen (jeweils nur auf die deutsche Freizeitfischerei bezogen, weil nur zu dieser belastbare Daten vorliegen):
- nach unseren Daten könnte eine Anhebung der Dorsch-Mindestanlandelänge auf 45 cm für Kutter- und Bootsangler die Fangmenge um rund 650 t reduzieren (gut 25%). Diese Maßnahme ist nur für die Kutter- und Bootsangelei sinnvoll, weil die Überlebensraten von Dorschen im Strand- und Watangeln und in der Freizeitfischerei mit kommerziellen Fangmethoden (wie sie in Skandinavien häufig vorkommt) sehr viel geringer sind. Eine Anhebung des Mindestmaßes ist aber in der EU-Gesetzgebung nicht mehr bis 2017 umsetzbar und wegen der Spezifität für einzelne Metiers auch nur schwer kommunizierbar, insbesondere international.
- die Ausweitung der Laichschonzeit des Jahres 2016 (Mitte Feb bis Ende März) auf die Freizeitfischerei könnte die Dorsch-Fangmenge um knapp 300 t reduzieren (gut 11%).
- die Einführung einer Fangbegrenzung von 5 Tieren/Angler/Tag könnte die Fangmenge um rund 900 t reduzieren (35%). Dies ist der Vorschlag, der vom Verband der Angelkutterbetreiber präferiert wurde, während die vorgenannten Maßnahmen abgelehnt wurden. Inzwischen haben aber Teile des Verbands kundgetan, sich hier gar nicht repräsentiert zu fühlen.
- bei Kombination mehrerer Maßnahmen überlappen sich diese, der Effekt dürfte also geringer sein als die Summe der Minderfangmengen. Ausserdem ist wahrscheinlich, dass es zu Kompensationseffekten kommt (z.B. ein erhöhter Aufwand ausserhalb der Schonzeit, Verteilung der Fänge auf mehrere Angler auf einem Kutter/Boot), so dass es sich bei den berechneten Minderfangmengen um Maximalwerte handeln dürfte.
Freundliche Grüße
Christopher Zimmermann
meine Replik zur 1. Antwort schrieb:Sehr geehrter Herr Zimmermann,
ich bedanke mich herzlichst für Ihre Antwort, auch wenn Sie unsere konkreten Fragen nicht (konkret) beantworten (wollten oder konnten).
Wir werden diese so veröffentlichen .
Natürlich kann ich keinen Vorhersagezeitraum für die Fragen nennen, wenn die konkrete Frage war, wie sich der Bestand entwickeln und bis WANN sich Bestände unter welchem Szenario erholen würden.
Und natürlich waren die Gespräche bei Frau Rodust nicht auf eine (formalen) Beschluss ausgerichtet oder möglich, ich stimme Ihnen zu (Gott sei Dank kann diese Dame keine Beschlüsse fassen, erlaube ich mir noch aus meiner Sicht anzufügen).
Dass Frau Rodust selber schreibt, dass bei dem “bei dem dritten Treffen besprochen (wurde), welche konkreten Maßnahmen Bund, Länder und EU zur Bewältigung der Dorschkrise ergreifen werden” , ist natürlich dennoch eine Formulierung, die scheinbar zumindest Beschlusscharakter für diesen Kreis vorgaukelt (ob beabsichtigt oder nicht, siehe: http://ulrike-rodust.eu/2016/starkes-signal-aus-luebeck-dorschfischerei-wird-die-krise-ueberstehen/.)
Dass die wichtigsten Sparten, die Angler und Angeltourismus vertreten, wieder weg geschickt wurden mit fadenscheinigsten Argumenten, möchte ich nur der Vollständigkeit halber erwähnen, da es eine rein politische Abqualifizierung der Vertreter von Anglern, Angeltourismus/Gewerbe und einseitige Bevorzugung organisierter Angelfischer (mit einen Organisationsgrad von vielleicht gerade 10% unter den Anglern (nach Zahlen Allensbach/Arlinghaus )) seitens Frau Rodust war..
Hier können Angler und Angeltourismus/Gewerbe nur hoffen, dass BMEL und die Regierung der BRD weitsichtiger als Frau Rodust und ihre Privatrunden sind, und dann auch endlich ALLE Betroffenen eingebunden werden.
Um wie viel “errechnete” (nicht reale) Fangmengen sinken, ist ja bereits veröffentlicht, auch der “errechnete” Anteil der Angler daran.
Dennoch bedanke ich mich freundlichst für die erneute Zusendung der Links.
Bis WANN welches abgefragte Szenario welchen Erholungseffekt zeitigen würde (unser konkreten Fragen), wurde ja aber leider nicht beantwortet.
Interessant finde ich noch die Anmerkung, dass Anglerfänge beim Westdorsch nicht von der Biomasse abhängen.
Das bedeutet, wenn ich das richtig verstehe, dass - wenn die Berufsfischerei den Dorsch ausgerottet hat - Angler immer noch die gleiche Menge Dorsch fangen würden, wenns keinen mehr gibt?
Ebenso ist mir tatsächlich neu, dass der Westdorsch keine Schwärme bildet – ich bedanke mich für Ihre diesbezügliche Aufklärung, auch wenn sie meinen persönlichen Erfahrungen widerspricht.
Es bleiben für uns Angler dennoch zu viele Ungereimtheiten und offene Fragen, die es uns sehr schwer machen, Anglern, Verbänden und Vereinen eine Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut ans Herz zu legen.
Ich wünsche Ihnen dennoch natürlich weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit,
mit freundlichen Grüßen, Thomas Finkbeiner
erneute Antwort TI schrieb:Sehr geehrter Herr Finkbeiner,
keine Sorge, die Dorsche werden nicht aussterben, nur eben bei unverändert hohem oder unzureichend gesenktem Fischereidruck bis zum Ende des Vorhersagezeitraums (im zweiten Dokument, zu dem ich verlinkt hatte, bis 2027) sich nicht erholen. Und natürlich erwarten auch wir, dass die Fangmengen ab einem bestimmten Punkt sinken, wenn der Bestand weiter schrumpft, in der Freizeitfischerei wie in der Berufsfischerei, nur haben wir eben im Zeitraum 2004-2015 keine mathematische Abhängigkeit der Fänge der Freizeitfischerei von der Dorschbiomasse identifizieren können. Dies ist der Zeitraum, für den uns überhaupt Daten vorliegen. Eine solche Funktion wäre aber für die Berücksichtigung in einer Vorhersage notwendig - wenigstens in diesem „historischen“ Bereich der Biomassen ist die Anglerentnahme davon unabhängig.
Und das zweite ICES-Dokument beantwortet Ihre Fragen wenigstens weitgehend, wenn auch nicht mit exakt den von Ihnen angegebenen Szenarien (das hätte tatsächlich mehrere Tage Modellierung erfordert und zu keinen deutlich anderen Ergebnissen geführt) - deshalb hatte ich Ihnen Informationen zur „Umrechung“ der verschiedenen Managementszenarien in prozentuale Reduzierungen mitgeliefert. Wenn Sie also zB. das Szenario „bag limit 5 Dorsche/Angler/Tag plus Laichschonzeit“ nehmen, kommen Sie auf ungefähr 40% Reduzierung der Fangmenge der Freizeitfischerei. Bei einer vergleichbaren Reduzierung der Fangmengen der Berufsfischerei landen Sie beim Szenario d3_40. Aus Tab. 8.4.3.2 können Sie dann entnehmen, dass sich der Bestand dann bis 2022 sicher erholt haben kann (Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Biomasse dann immer noch unter dem Limit-Referenzwert liegt, beträgt weniger als 5% - erste Spalte), zumindest wenn man auch für 2018 so reduziert, dass der ICES MSY-Ansatz erreicht wird. Abb. 8.4.3.21 stellt dazu die entsprechende Entwicklung des Bestandes und der Fänge bis 2027 mit Unsicherheitsbereichen dar. Aus diesen Grafiken können Sie also zB entnehmen, dass die Fänge 2018 erneut reduziert werden müssten, dann aber für 2019 schon wieder steigen können. Die Biomasse könnte bis 2027 auf knapp 60000 t steigen, der Gesamtfang würde sich bei unverändert mäßiger Nachwuchsproduktion auf knapp 15000 t stabilisieren.
Genau so können Sie auch für Ihre anderen Szenarien (zB Regulierung nur der Angelfischerei, oder nur der Berufsfischerei) Antworten finden, jeweils in 10%-Schritten - viel präzisier kann ich Ihre Frage nicht beantworten.
Bei über 160000 Ostseeanglern und 3000 Ostseefischern, plus den Inhabern/Beschäftigten im Angeltourismus, in der Fischverarbeitung und im Hafengewerbe wird es nie möglich sein, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen - deshalb der nachvollziehbare Ansatz, mit den Interessenvertretungen, also den Verbänden zu sprechen. Dass der Angeltourismus andere Interessen hat als der Deutsche Angelfischerverband, ist in den Diskussionen deutlich geworden, aber selbst innerhalb des Angelkutterverbandes gehen die Vorstellungen offenbar eben so weit auseinander wie im DAFV. Das macht es für die Politik fast unmöglich, einen Konsens mit den Beteiligten zu erzielen, und so wird es, egal wie die Fischereiminister in zwei Wochen entscheiden, in jedem Fall auf allen Seiten viele Unzufriedene geben.
Freundliche Grüße
Christopher Zimmermann
Meine Abschlussantwort schrieb:Sehr geehrter Herr Zimmermann,
dass Sie die Politik(er/innen) verteidigen, die sie letztlich für die Lieferung von Zahlen bezahlen, ist mir klar – für mich bleibt das dennoch weiterhin, einseitige, reine Lobbypolitik gegen angelnde Bürger und damit zusammen hängende Gewerbe. Gerade weil keinerlei wirklich tragfähige Zahlen vorliegen, sondern nur auf Umfragen und Stichproben hochgerechnete Ergebnisse für Angler.
Die zudem allen praktischen Erfahrungen widersprechen, gerade auch in vielen Onlinemedien, wo Fänge zeitnah eingestellt werden, ist dies zu lesen, dass hier zwischen praktischem Angler und Aussage Wissenschaft/Politik enorme Differenzen sind
Warum Sie einseitig gegen Angler und für Berufsfischerei eintreten in solchen Gesprächen wie mit Frau Rodust, muss (und will) ich ja nicht verstehen.
Noch weniger verstehe ich, dass deutsche Angler verzichten sollen, damit bei Berufsfischern mehr zu fangen ist (und auf Grund Quotenverteilung, dass das noch zumeist dänischen Fischern zu Gute kommt, weswegen der DFV auch NIE eine Einbindung der Angler gefordert hatte!! Selbst deutsche Fischer sind da also angler- und bürgerfreundicher und weitblickender als Politik und Wissenschaft..)
Hier werden Opfer (Angler) von Tätern (Berufsfischerei) doppelt ausgebeutet:
Erst durch Reduzierung der Bestände durch übermäßige Berufsfischerei, dann dadurch, dass nun (errechnete, nicht reale) Minderfangmengen der Angler bei den Berufsfischern zu Buche schlagen sollen ..
Und somit der Dorsch in keinster Weise durch den Verzicht der deutschen Angler geschont werden würde, sondern eine reine Umverteilung zu (dazu meist EU-ausländischer) Fischerei erreicht wird.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg..
Gerne auch in Bereichen, in denen Anglern, dem Angeltourismus/Gewerbe nicht einseitig und unangemessen geschadet wird.
Thomas Finkbeiner
Mein Fazit:
Auf Grund dessen, dass sich Anglerfeinde aus der Politik wie Frau Rodust oder von Verbänden wie DAFV und Konsorten der Zahlen des Thünen Institutes bedienen, die vom TI dazu noch selber im eigenen Sinne (mehr Geld für Forschung bekommen) interpretiert werden, werde ich persönlich als Angler zukünftig weder wie früher dafür werben, dem Thünen Institut bei der Ermittlung und Erhebung von Daten zu helfen, noch werde ich selber jemals Daten von mir und meinen Fängen diesem Institut zur Verfügung stellen.
Thomas Finkbeiner
Weitere Infos um das Trauerspiel zur Beerdigung des Dorschangelns in der Ostsee:
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=305733
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320249
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320316
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320408
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=319519
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320493
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320028
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320505
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320547