Gute (alten) Zeiten –schlechte (neue) Zeiten Teil 3

Fish&Chips

Braucht das jetzt: ANGELN
Hallo Angelverrückte und Kochtopfangler. 2016 hatte ich angedacht, nach weiteren 5 Jahren intensivem Angelns, wieder einen, hoffentlich positiveren Bericht über meine Angeltage in den letzten Jahren schreiben zu können. Ich hatte angedacht meine Meeresangellust Richtung Dänemark zu verschieben... Leider kam alles anders als gedacht.
Rückblick auf 2017. Mich ereilte das Schicksal, privat umfangreiche Veränderungen vornehmen zu müssen. Das Angeln, wie die Jahre zuvor, musste zurückstehen. Trotz der Umstände blieb mir mein Hobby immer erhalten und das Angeln hier und in Dänemark, diesmal von der Mole in Skagen oder von dem Kutter in Hirtshals gab mir Zuversicht. Denn wir konnten in Skagen Dorsche von der Mole fangen. Etwas, was in der Ostsee dort oben immer schwierig war! Sogar die Größe war, nach insgesamt 10-15 gefangenen Fischen bei 2-3 von ihnen jenseits der 45cm. Etwas, was ich dort noch nicht erleben durfte. In meiner lange zurückliegenden Angelvergangenheit, war im Hafen von Frederikshavn mal ein kleinerer Dorsch dabei, aber in den letzten Jahren? Wurde der Bestand, dort in Dänemark zumindest, wieder etwas besser?
Auch auf dem Kutter in Hirtshals waren die Dorschfänge gut. Hat sich der Bestand den Umwelteinflüssen angepasst oder haben die Dänen die Situation erkannt und die Fischerei darauf besser eingestellt als bei uns?
Oder war es einfach nur ein einmalig(er) guter Tag? Die Hoffnung war zumindest bei mir vorhanden, das es dort weiterhin Dorsche gab...
Im Jahr darauf, sollte es privat als auch Angel-technisch nicht viel besser sein. Im Frühjahr 2018 war es möglich ein paar Tage wieder in Dänemark zu angeln. Die Gegend um Aabenraa wurde von mir mit der Spinnruten unsicher gemacht und die ersten Hornhechte waren da. Auch die Mefos sprangen, wollten aber nicht an die Angel gehen. Aber, es gab sie und das war wichtig zu wissen ... Und ehrlich, Hornhecht schmeckt auch lecker...☺️
Die Leidenschaft vom Kutter zu angeln war auch da, brodelt(e) immer in mir und die Seeluft, die Briese des Windes, das Stampfen durch die Wellen, wie kann man das nicht mögen? Ich verspüre die Lust, wieder auf Dorsch von Heiligenhafen aus zu fangen...und wurde enttäuscht, da es auf Plattfisch ging. Nicht, DAS es auf Schollen und co ging, ich liebe Plattfisch (!), sowohl an der Angel, als auch auf dem Teller.
Es gab aber einfach keine (ordentlichen) Dorsche um Fehmarn, in den erlaubten Gebieten, in angemessener Anzahl mehr.
Es ist das eingetreten, was ich im Bericht (Teil 2) vorher befürchtet hatte. Die Gegend um Fehmarn, die alten guten Stellen wurden gesperrt oder wurden überfischt. Es waren nur noch kleinere Dorsche zu fangen. Aber wer will schon im Kindergarten fischen? Auf 10-20 kl. Fische, kam ein Dorsch mit Mindestmaß (!)... Mindestmaß! Ein Fisch von 60 oder 70 cm ist ja mittlerweile ein "RIESEN"-Fisch. Das die verbliebenen Kutter nun oft auf Plattfisch fuhren, war verständlich.
Die Fänge waren auf diese Fischarten gut, sehr gut sogar und ich hoffte, das die Angler das honorierten, indem sie wiederkamen und zum Überleben der Kutter beisteuerte.
Doch dann kam auch noch die allbekannte Pandemie dazu und das (Angel)Leben veränderte sich. Nichts ging mehr wie die Jahre zuvor. Auslandsreiseverbote, heimisches Kutterangeln untersagt, Abstandsregeln und und und...
Auch meinen "Haus"Kutter hatte es erwischt und war nun Vergangenheit...
Und auch das Jahr darauf zeigte, es gibt Fische, nur nicht mehr die "alten" Arten. Im Frühjahr ging immer mal ein Hornhecht, eine Meerforelle oder auch die Heringe an die Angel. Es gab und gibt sie immer noch. Egal wo ich versuchte sie zu fangen, es waren, zumindest einzelne, immer noch zu fangen. Aber Dorsch? Er war Mangelware geworden, zumindest vom Kutter. Ja, die kleinen waren da. Woher auch immer sie kommen mochten...
Wenn mir der Kutterkapitän aber erzählte, das nachts die Trawler 2-3-4x mit Netzen die Ostsee dort durchpflügten, wie soll da noch ein größerer Fisch durchkommen, geschweige denn überleben? Muss denn wirklich erst der letztere Fisch abgeschöpft werden und nichts mehr da sein, bevor alle(!) erkennen, das sie am eigenen Ast sägten? Und das ist unabhängig davon, ob Fischer, Angler, Politiker welcher Nation oder Herkunft auch immer!
Hey, das sind unsere Grundlagen die da zerstört wurden! Da muss doch bei allen anfangen der Verstand über das Geld zu siegen...oder bin ich da zu "einfach" gestrickt? Ich WILL auch in der nahen Zukunft noch Fische fangen können...und ich WILL, das unsere Nachkommen es auch noch erleben dürfen.
Vielleicht hilft den Fischen ja die Pandemie, wenn ihnen dadurch auch nur eine kleine Auszeit vor der Gier der Menschen gegeben wird...
(Und einen Zeitungsbericht vom 18.8 zufolge, ist jetzt der Kipppunkt überschritten worden, das sich die Dorschpopulation erholen kann. Es ist vollbracht. Kurzfristiges Geld war doch wichtiger gewesen als Nachhaltigkeit...)
Nun mussten wir uns Angler mit den Umständen der Pandemie arrangieren und auch ich fand, zwar selten, immer wieder Mal einen Weg zum Angeln zu kommen. Als sich im Herbst, vor dem zweiten Lockdown, die Möglichkeit ergab, nach Heiligenhafen/Fehmarn zum Angeln zu kommen ergab, ergriff ich sofort die Gelegenheit und enterte das Heck des Kutters, um wieder auf Plattfisch zu angeln. Die Bestände waren gut, die Kutterkapitäne fanden die Plätze und jeder fing seinen Fisch. Darauf eingestellt, genügend Wattwürmer und vieles war möglich. Ob Schollen, Flundern oder Klieschen, Fische kamen in ordentlich Größen an Bord, selbst zweistellige Zahlen war normal. Wenigstens die Plattfischbestände waren noch wirklich gut. Doch wird das so bleiben? Wird auch hier, wenn erst einmal erkannt wird, welches Potenzial in den Beständen steckte, überfischt? Ich hoffte nicht...
Im Herbst und im Frühjahr im Jahr darauf versuchte ich wieder Mal den Meerforellen nachzustellen. Sie kann es einem ja echt das Leben schwer machen. Sie wollte einfach nicht ans Band gehen... Dann endlich, war eine Kutterfahrt auf Dorsch vorgesehen und ich wurde... enttäuscht. 7 kleine Dorsche. Kindergarten wieder einmal. Auch die Menge der gefangenen Dorsche war so gering an "maßigen" Fischen, das einem die Tränen in die Augen stieg. SO machte das Dorschangeln vor Fehmarn keinen Spaß mehr...
Dann doch lieber auf Plattfisch. Und dabei waren super Fänge möglich. Auch die Größen waren Wahnsinn! Bis zu 52(!)cm hatten sie... So ließ sich das geringe Dorschaufkommen und die Größe verschmerzen. Jede Art des Angelns vom Kutter hat einfach eine geniale Atmosphäre...
Aber die Meerforellen waren und blieben immer noch zickig. Doch zwischen Weihnachten und Sylvester erbarmte sich dann doch eine kleine Mefo an den Haken zu gehen. Juhu, sie sind noch da...
Nun schreiben wir 2021. Die Pandemie scheint etwas zurückgedrängt worden zu sein und alles scheint "normaler" laufen zu können.
Auf Fehmarn ging wieder ein kleine Mefo ans Band, ebenso die Hornhechte. Und auch die Plattfische waren weiterhin da...
Doch die Dorsche mach(t)en mir weiterhin sorgen. Nur kleine Fische, wenige größere Fische... Ich ertappte mich dabei, das ich mich freute, wenn es auf Plattfisch ging und war enttäuscht wenn Dorsch im Fokus standen. Und, ich muss gestehen, ich gönne es den Dorschen, wenn sie in Ruhe gelassen werden würden. Plattfischangeln vom Kutter macht auch Spaß!
Und was geht in Dänemark? Gehen sie den gleichen Weg wie hier in Deutschland? Bei einer Rundreise von Ostsee zur Spitze Dänemarks, zurück an der Nordsee, fing ich Makrelen, Hornhechte, Köhler, Petermännchen, sah Plattfische von anderen fangen. Die Angler auf den Kuttern dort, hatten auch gefangen. Dort ob scheint es besser zu laufen. Ob sie sich das bewahren können, lässt sich vielleicht von mir in 5 Jahren beschreiben, sollte es einen Teil 4 geben können...
Und warum sollte es vielleicht keinen Teil 4 mehr geben? Wenn ich die aktuelle Situation um den Dorschbestand der Ostsee sehe, wird es vielleicht kein Kutterangeln mehr geben, da auch die verbliebenen Kutter (wahrscheinlich) nicht mehr überlebt können.
Und wenn es kein Kutterangeln mehr gibt, warum dann noch hochfahren und an all die vergangenen Erlebnisse denken, um die "guten alten Zeiten" Revue passieren zu lassen? Ich glaube eher nicht. Schade, da ich eigentlich ein positiv eingestellter Mensch bin. Doch zur Kutterangelei auf Dorsch kommen mir leider sehr starke Zweifel dazu hoch...

Trotz allem: Petri Heil euch allen...
 
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