AW: Karpfenfänge 2010/2011
Hallo Leute,
zunächst einmal wünsche ich allen, bereits Erfolgreichen dieses Jahr, ein dickes Petri! Es sind ja schon viele schöne Fische gefangen worden.
Wer meinen letzten Bericht hier gelesen hat, wird von diesem hoffentlich nicht allzu enttäuscht sein, denn um es mal vorweg zu nehmen, es war eine verdammt ruhige Zeit am Wasser, im Vergleich zu meiner letzten längeren Session im August. Jedoch sollten Ausdauer und Hartnäckigkeit am Ende doch noch belohnt werden…
Geplant war eine Woche fischen am selben See, wie beim letzten Mal. Bis ich allerdings von Freunden erfuhr, dass, wie an vielen anderen Gewässern der Region, der Wasserstand enorm hoch ist. Dazu kam noch die kurzfristige Absage dreier(!) Kumpels. Bei einem Treffen mit einem alten Angelfreund konnte ich dann aber ein neues interessantes Gewässer kennenlernen, in dem ich bis dahin noch nie gefischt hatte. Die ehemalige Kiesgrube wurde schon viele Jahre mit Karpfen besetzt und der Angeldruck hält sich auf Grund der Unbekanntheit in Grenzen. Dazu kam, dass ein Boot, welches sehr viel Platz in der „Familienkutsche“ (immer noch A3) weggenommen hätte, nicht unbedingt Vorraussetzung zum erfolgreichen fischen war und eigentlich an diesem Gewässer ohnehin verboten war. Futter wurde kurzfristig wieder bei Imperial Baits geordert, 16er/20er Murmeln, Half‘n‘Half, Stickmix (Explosive Stickmix) und Pellets. Beim erfolglosen Anangeln der ehemaligen Vereinskollegen konnte ich das Gewässer zum ersten mal unter die Lupe nehmen. Als dann beim rumpirschen noch die ersten Karpfen gesichtet wurden, stand die Entscheidung fest...die schnappe ich mir! Bei einer späteren, abenteuerlichen Umrundung des Sees (Steilufer hochkraxeln, über verschlammte Felder waten, durchs Buschwerk marschieren, etc. ) begutachtete ich potentielle Stellen und entschied mich für eine ruhige Nische im Schilfgürtel. Das Ufer der letzten Jahre stand hier unter Wasser und es roch förmlich nach Carps… Also rein mit den Leckerlies.
Mehr als einmal vorfüttern war leider nicht drin, zwei Tage später hieß es Zelt aufschlagen und für die kommenden 7 Tage häuslich einrichten. Die Wettervorhersage hatte ich genauestens studiert und nichts deutete diesmal auf einen Temperatursturz oder ähnliche unbeliebte „Immer Wenn Ich Angeln Gehe“-Phänomene hin. Im Gegenteil - der Wind sollte die kommenden Tage beständig aus Südost wehen (direkt auf meine Stelle) und ein Hoch mit leichter Bewölkung bis strahlenden Sonnenschein kündigte bestes Osterwetter an.
Am ersten Tag wurde alles aufgebaut und die Ruten platziert. Eine direkt an der äußeren Schilfkante, ungefähr 5 m vom Ufer entfernt in ca. 3m Tiefe, quasi direkt neben dem ersten Schilfstängel. Die andere landete bei 6m Wassertiefe, etwas hinter dem Schilf. Von nun an fütterte ich jeden Abend einen Mix aus den bereits genannten Boilis, Pellets, Stickmix und einer Dose Mais oder anderen Partikeln.
Der erste Besucher war eine ganz ordentliche Ringelnatter, die es sich zwischen den gekühlten Getränken gemütlich gemacht hatte.
Bis auf wenige vereinzelte Fische, die ich in der Ferne rollen hörte, blieben aber die Bissanzeiger in der ersten Nacht ruhig. Für den zweiten Tag hatte sich ein Freund angekündigt. Aber auch die zwei zusätzlichen Boiliruten änderten nix an der Ruhe. So konnte man sich alte Angelgeschichten erzählen und gemütlich in der Vergangenheit schwelgen.
Der warme Wind peitschte auf das Ufer und die Fische zogen durchs Schilf. Aber es schien sich noch keiner, außer den Enten, für meine Köder zu interessieren. Jeden Morgen machte ich mich auf zu einer Erhöhung, von der aus man den kompletten See überblicken konnte. Davor lag ein großes Schilffeld, in dem sich Tag für Tag unsere Lieblinge tummelten. Aber von Laichspiel oder ähnlichem war nichts zu sehen. Alle trieben einfach faul in der Sonne durchs Schilf. Diesmal hatte ich keine 2 Wochen Zeit mich auf die Gegebenheiten einzustellen. Die Hälfte der Session war bereits rum als langsam aber sicher Zweifel aufkam. Neuer Spot? Single Hook Bait mit Fluo Pop Up im Nirgendwo platzieren? Oder sogar Moven? Nee! Ich blieb stur und ein Freund machte mir Mut:“Wirst schon sehen, mit dem Tief kommen die Fische…“. Sollte mir eine Wetteränderung doch noch Fische bescheren? Für den Nachmittag hatte sich wiedermal Besuch aus der Zivilisation angekündigt. Schön, wenn man bei seinem Hobby so tolle Unterstützung durch seine Familie erfahren kann. Denn ohne viel Aufwand, Zeit und vor allem einen verständnisvollen Partner wäre all dies nicht möglich. So kam es dass mein Sohn (10 Monate alt) mit Hilfe seiner Oma für die ersten Piepser am ach so interessanten Bissanzeiger sorgte...aber schnell hatte ich erkannt, dass es leider nicht der erhoffte Run war. Weiter vertieft ins Rig-basteln war ich mir fast sicher, das der, nur Sekunden darauf folgende Dauerton sicherlich ebenfalls durch meinen Kleinen verursacht wurde. Bei genauerem Hinsehen stellte sich jedoch heraus, dass der Swinger bereits hoch und runter wippte, vom raschen Schnurabzug des gehakten Fisches...Biss! Bei Tageslicht! Ich weiß nicht mehr wann mir das zuletzt passiert war. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich bisher fast ausschließlich Nachts gefangen habe. Jedenfalls konnte ich mein Glück kaum glauben, doch noch zu einem Fisch zu kommen. Am Ende des Drills konnte ich einen schönen Spiegler über die Maschen ziehen und mein Sohn, der Glücksbringer, kam gleich zu seinem zweiten Fischkontakt.
In der ersten bewölkten und nebligen Nacht schienen die Bewohner des Sees und der Umgebung einfach nicht zur Ruhe zu kommen. Und voller Spannung konnte ich von meiner Liege aus beobachten wie sich die Rüssler über meinen Futterplatz hermachten. Immer wenn sich mein Adrenalinspiegel kurz gesenkt hatte und ich fast wieder bereit war mich hinzulegen, wurde ich wieder, vom freudigen Rollen eines fressenden Karpfens, direkt über meinem Spot, nach oben gerissen. Die Spannung wuchs ins Unermessliche. Aber erst früh halb 5 kam endlich der ersehnte Run. Völlig übermüdet, da mich allerhand Getier, Geraschel und rollende Fische die halbe Nacht wach hielten, rannte ich zur Rute und nahm Kontakt zum Fisch auf. Dieser hatte bereits ordentlich Weg gemacht und war nun auch kaum noch um den Schilfgürtel herum in eine freie Stelle zu manövrieren. Mit Glück war es mir gelungen, den entkräfteten Fisch möglichst nah am Ufer im Schilf festzusetzen. Daraufhin versuchte ich mit Wathose (eigentlich sinnlos, da Steilufer ;-) ) und Kescherstock den Fisch nach und nach vom Schilf zu befreien und Stück für Stück über den Kescher zu führen. Es dauerte etwa eine halbe Stunde bis ich einen ebenfalls völlig erschöpften, sehr kompakten, aber schönen Spiegler (hübsche Perlschuppen am Schwanz…) im Netz vor mir hatte. Yeeeaaahhh!!! Allein dafür hatte sich dieser Trip in meinen Augen schon gelohnt!
Ich habe in dieser Woche einige Angler kommen und gehen sehen. Tips konnten mir die wenigsten geben, da sie alle selber erfolglos blieben. Aber in einem waren sich alle einig, das dieses Gewässer sehr launisch ist und man selbst mit großem Aufwand erfolglos bleiben kann. Von Massenfängen oder wahren Sternstunden war also nicht auszugehen.
In den letzten beiden Tagen hatte ich noch 2 kleine Karpfen am Haken (einer fast so groß/klein wie die Plötzen, die ich nebenher auf Fliege fing ;-) ) und ich bin sicher, ich hätte weiter gefangen...unterm Strich bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden! Beim letzten mal hab ich mich beschwert, dass alle Fische Nachts gebissen haben und ich in 2 Wochen kaum geschlafen hab. Also will ich diesmal nicht schon wieder rum meckern, dass ich zu viel Schlaf gehabt hätte...war auch mal ganz angenehm ;-)
Bis zum nächsten mal. Viel Erfolg bis dahin!
Harry