Zehn Tipps zum Stippen in der Strömung

Das Angeln mit der Kopfrute am Fluss auf große Friedfische ist eine der spannendsten Methoden überhaupt. Hier sind Fingerspitzengefühl und Ausdauer gefragt. Kai Chaluppa weiß, worauf es ankommt und gibt Dir zehn Tipps für die Strömung.

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Kai Chaluppa weiß, wie's in der Strömung läuft

1. Schwer ist gut

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Der Gummizug puffert Fluchten ab

Beim Angeln in der Strömung geht’s nicht nur auf große Fische, es kommt auch schweres Gerät zum Einsatz. Nicht selten müssen bis zu 50 Gramm Blei ans Band, um die Montage am Grund anzubieten. Neben hohen Gewichten setze ich auf weitere kräftige Teile. Ich nutze eine stabile Kopfrute in einer Länge von 13 Metern, die zum Karpfenangeln an kommerziellen Gewässern entwickelt ist. Dazu kommen ein starker Gummizug und Hauptschnüre in einem Durchmesser bis 0,25 Millimeter. Dabei achte ich darauf, dass die Rute leicht, steif und robust ist, sodass ich auch eine große Barbe schnell lande.


2. Sicher dank Plattform

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Eine Plattform bietet Sicherheit auf Steinschüttungen

Entlang der großen Flüsse finden sich etliche Kilometer Steinpackungen. Auf den kleinen und großen Brocken kann es mitunter gefährlich sein. Sind sie nur lose aufgeschüttet, wackeln sie. Bei Wellen oder Regen hilft selbst festes Schuhwerk kaum, um am glitschigen Untergrund Halt zu finden. Einen sicheren Angelplatz bieten große Sitzkiepen oder Angelplattformen. Ich bevorzuge moderne Sitzkiepen in Kombination mit einem Fußpodest, welches mit sechs stabilen und höhenverstellbaren Beinen ausgestattet ist. Hier findet mein gesamtes Zubehör wie Rutenhalter, Beistelltisch und Schirmhalter Platz. Auf diese Weise ist alles griffbereit und ich muss nicht erst über die Steine klettern. Die Plattform steht sehr stabil, sodass ich ohne Probleme stehend Füttern und Drillen kann.


3. Gut abgelegt

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Die Rutenablage hilft bei einer ruhigen Köderpräsentation

Fische ich am Fluss mit der Kopfrute, befestige ich an den Beinen meiner Plattform eine spezielle Rutenablage. Die breite Ausführung – auch Frontbar genannt – erfüllt gleich mehrere Aufgaben und erleichtert die Angelei. Füttere ich meinen Spot, lege die Rute einfach auf der Frontbar ab. Damit mein Fanggerät nicht in die Strömung kippt, sichere ich es einfach durch eine Schlaufe am Polster meiner Sitzkiepe. Beim Fischen lege ich die Rute ebenfalls dort ab. So muss ich sie nicht die ganze Zeit in der Hand halten. Durch die Einkerbungen an der Ablage liegt sie auch bei kräftigem Seitenwind sicher und ich kann den Köder sauber anbieten.


4. Einfach rollen

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Mit dem Abroller können die langen Kopfruten auch auf Steinschüttung sicher abgesteckt werden

Einer der wichtigsten Helfer beim Strömungsangeln steht etwas hinter meinem Angelplatz: der Abroller. Eine stabile Ausführung mit vier Beinen ist kippsicher und erleichtert die Handhabung der langen Kopfrute auf der Steinschüttung enorm. So lässt sich die Rute einfach Abstecken und nach hinten schieben. Ich brauche mir keine Angst um das teure Equipment machen.


5. Gib Kies ins Futter

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Kies im Futter sorgt für das nötige Gewicht

Friedfischangeln steht und fällt mit der richtigen Futtertaktik. Um in der Strömung eines großes Flusses erfolgreich zu sein, muss die Lockmischung bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Sie sollte gute Klebe- und Bindeeigenschaften besitzen und darf schwer sein. Ist der Mix zu locker, brechen die Ballen schon in beim Auftreffen auf der Wasseroberfläche auf und die Strömung verteilt das Lockerfutter über eine große Fläche. Auf dem Markt steht eine breite Auswahl an gut klebenden Futtermischungen zur Auswahl. Einfaches Paniermehl erzielt ebenfalls eine starke Bindung. Das Futter soll dort zum Grund absinken, wo es eingeworfen wird und sich anschließend auflöst. Durch die Zugabe von Kies – ich nutze Drei-Millimeter-Aquarienkies – beschwere ich meinen Mix. Erde kannst Du ebenfalls nutzen.



6. Kuchen aus Krabbler

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Madenkleber verbindet Lebensköder

Lebendköder sind beim Stippen in der Strömung der Schlüssel zum Erfolg. In diesem Punkt folge ich einem Motto: Nicht kleckern, sondern klotzen! Je mehr Maden auf unserem Spot sind, umso besser. Doch wie bekommen wir die kleinen Larven trotz Strömung an den Grund? Wieder kommt Kies ins Spiel. Ich vermische einen Liter Maden mit zwei bis drei Litern Kies in einer großen, sauberen Futterwanne. Anschließend befeuchte ich das Gemisch mit Wasser aus einer Sprühflasche. Dann schlägt die Stunde des Madenklebers, den ich gleichmäßig über Krabbler samt Kies verteile und durchmische. Nach rund zehn Minuten ist eine klebende Masse entstanden, aus der ich große Ballen oder kleine Küchlein forme und füttere.


7. Knoten mit acht Beinen

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So sieht der fertige Spider-Knoten aus. Der Autor schwört auf ihn

Für die Strömung setze ich auf Hohlgummizüge mit einem Durchmesser von 2,5 bis 3,1 Millimetern. Allerding ist die Befestigung der Montage ein wichtiges und gleichzeitig heikles Thema. Es gibt Verbindungsstückchen, diese sind mir persönlich aber zu groß und schwer, weshalb ich auf ihren Einsatz verzichte. Vielmehr setze ich auf einen einfachen Knoten im Gummi, den sogenannten Spider-Knoten. Dieser wird einfach gebunden: Binde eine simple, kleine Schlaufe in den angefeuchteten Gummizug und schneide die Schlaufe anschließend auf. Dadurch entstehen drei Enden, die wie kleine Spinnenbeine abstehen. Hinterm Knoten wird die Hauptschnur eingeschlauft: einfach, effektiv und hält bombenfest.


8. Leicht und stabil

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Robuste Haken sind gefragt

Die Ausrüstung fällt insgesamt robust aus, so auch der Haken. Kleine, dünndrahtige und filigrane Modelle wie sie sonst beim Stippen zum Einsatz kommen, haben beim Angeln auf Barben & Co nichts verloren. Allerdings darf der Greifer auch nicht zu dick und zu schwer ausfallen, da es sonst Probleme beim Anködern der Maden gibt und die Fische den Braten riechen. Ideal sind solide Haken, die Leichtigkeit und Stabilität vereinen. Mit diesen lassen sich auch große Fische sicher landen.



9. Mit Geduld ins Netz

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Im Drill ist Geduld gefragt. Wer sich Zeit nimmt, landet selbst die kräftigsten Kämpfer

Taucht die Pose ab und ein starker Flussfisch ist im Drill, schießt umgehend der Gummizug aus der Rute. Jetzt ist Geduld gefragt und es gilt Ruhe zu bewahren. Wer zu viel Druck ausübt, läuft Gefahr, den Fisch durch Ausschlitzen oder Schnurbruch zu verlieren. Daher schiebe ich vorsichtig die Kopfrute nach Hinten auf den Abroller. Habe ich das Spitzensegment erreicht, stecke ich die Rute ab und drillen den Fisch im Uferbereich behutsam aus. Der Gummizug puffert die Fluchten sicher ab. Der Drill eines großen Fisches wie einer Barbe oder Großbrasse dauert nicht selten bis zu fünf Minuten oder mehr. Wichtig: Halte die Rute während des Drills unten. So bleibt der Fisch in Grundnähe und Du minimierst Fischverluste.


10. Probieren geht über Studieren

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Flexibilität zahlt sich aus: Kai Chaluppa überlistete mit der richtigen Taktik diese schöne Barbe

Frei nach dieser altbekannten Devise gehe ich beim Angeln vor. An manchen Tagen beißen die Fische nur auf ruhig angebotene Köder, am nächsten fressen sie treibende Happen. Im Vorfeld weiß man nicht genau, was einen erwartet, daher gilt es beide Taktiken auszuprobieren. Wenn ich ans Wasser gehe, habe ich immer mindestens zwei Montagen an separaten Kits einsatzbereit: Eine für die punktuelle Angelei beim „Tunken“, die andere mit einer Lolli-Pose für die Strömung. So finde ich schnell heraus, auf welche Köderpräsentation die Fische beißen.
 
Ein alter Freund hat diese Art der Angelei bei Wettkämpfen betrieben und ich habe ihn beim "Trainieren" damals begleitet. D.h. wir haben uns zum Angeln verabredet und wir haben uns an Stellen getroffen, an denen ich maximal zum Köderfisch stippen geangelt hätte. Du brauchst halt ordentlich Platz hinter dir zum abstecken der Rutenteile und der Weg vom Auto zur Angelstelle sollte auch nicht zu lang sein, da einige Kilo Material bewegt werden müssen. Das passt oft nur an langweiligen, wenig bewachsenen Kanälen. Beißt ein Fisch wird die Rute angehoben, hängt er, wird je nach Gummizug nach hinten abgesteckt und der "Drill" erfolgt mit dem Spitzenteil. D.h. der Fisch zieht am Gummi. Bei Barben, größeren Brassen mag das spannend sein, bei handlangen Plötzen, Güstern und kleinen Barschen, welche bei uns in der Mehrzahl waren, ist das einfach nur stupide Arbeit. Meine Meinung...
 
Bei Barben, größeren Brassen mag das spannend sein, bei handlangen Plötzen, Güstern und kleinen Barschen, welche bei uns in der Mehrzahl waren, ist das einfach nur stupide Arbeit. Meine Meinung...

In dem Artikel gehts ja aber explizit um GROßE Friedfische. ;) Ich finds ganz angenehm geschrieben, ich finde den Chaluppa sowieso irgendwie sehr sympathisch. Hätt ich das Geld für das nötige Gerät über, dann würd ich das an der Weser auch ausprobieren.
 
Servus,

Ich find diese Art der Angelei prinzipiell auch sehr spannend, jedoch schreckt mich der Materialeinsatz zu sehr ab. Um so eine Art des Angeln vernünftig zu betreiben muss man schnell mal mindestens ein paar hundert euro investieren, das ist es mir zum "mal probieren" einfach zu teuer. Nichtsdestotrotz kann man aus dem Bericht auch allgemein was mitnehmen.

Darüber hinaus ist Kai Chaluppa ist ein super Typ der Anglerisch echt was drauf hat.

Von daher Daumen hoch für den Bericht.

Grüße
 
Servus,

Ich find diese Art der Angelei prinzipiell auch sehr spannend, jedoch schreckt mich der Materialeinsatz zu sehr ab. Um so eine Art des Angeln vernünftig zu betreiben muss man schnell mal mindestens ein paar hundert euro investieren, das ist es mir zum "mal probieren" einfach zu teuer. Nichtsdestotrotz kann man aus dem Bericht auch allgemein was mitnehmen.

Darüber hinaus ist Kai Chaluppa ist ein super Typ der Anglerisch echt was drauf hat.

Von daher Daumen hoch für den Bericht.

Grüße
Da wirst du nicht mit auskommen. Aber trotzdem eine schöne Art zu angeln.
 
In großen Flüssen bzw. Strömen wie dem Rhein können die großen Fische schneller und öfter beißen, als man denkt.

Diese Angelei macht der Kai vermutlich nur, weil er muss.
 
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