55 oder gar 56 Zentimeter?! Wie Ihr ja eventuell schon gesehen habt, fing Dietmar Isaiasch seinen Barsch-PB bei einem Dreh für Anglerboard TV. Leider war kein Maßband zur Hand, sodass Didi zu einer unkonventionellen Messmethode greifen muss. Ich sprach mit ihm über seinen Traumfisch, die besten Barschreviere und wie er mit Kritik umgeht.


Georg Baumann (GB): Herzlichen Glückwunsch zum neuen PB! Wie groß war denn Dein bisheriger Spitzenreiter?

Dietmar Isaiasch (DI) Immerhin ganze 52 Zentimeter! Ich hatte bis dahin schon viele Ü-50. Aber immer nur ganz knapp drüber. Und der war dann schon ein echter Ausreißer.

GB: Wann hast Du den gefangen? War das ebenfalls in Holland?

DI: Im Sommer 2011, auch in Holland. Nämlich am Hollands Diep als willkommener Beifang beim Zander-Jiggen. Aber vom Boot aus und eben halt nicht vom Ufer!

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Didis bisheriger PB von 52 cm biss 2011 beim Bootsangeln

GB:
Am Drehtag hast Du Dich richtig durchgebissen. Sturm, Regen und sogar Hagel zwangen Dich zum Uferangeln und dann verging Stunde um Stunde ohne Biss. Was hat Dich bewogen, weiter zu angeln?

DI: Das Vertrauen in meine Angelstelle und den Köder. Und das Bauchgefühl (manche nennen es auch Jagdinstinkt), dass da noch was geht, wenn ich konzentriert am Ball bleibe. Dieses innere Gefühl kennt jeder Angler: Gleich kommt der Biss!

GB: Was ging Dir durch den Kopf, als kurz vor Dunkelheit endlich der lang ersehnte Einschlag kam? Wusstest Du gleich, dass das ein großer Barsch ist?

DI: Da ich den Abschnitt dort gut kenne, wusste ich, dass dort immer wieder vereinzelt Dickbarsche patrouillieren. Eigentlich war mir sofort klar, dass es sich um einen Barsch handelt, da ich sofort nach dem Anhieb das typische Kopfschütteln ganz deutlich in der Rute spürte. Nur kurz dachte ich, es könnte ein mittlerer Hecht sein, weil der Druck so stark wurde. Das sieht man ja auch im Video.

GB: Im Film sieht man ebenfalls, dass Du kein Maßband dabei hattest und den Barsch daher an den Rutengriff gehalten hast. Diese eher unkonventionelle Messmethode dürfte für Gesprächsstoff sorgen. Was entgegnest Du denen, die die Länge des Fisches anzweifeln?

DI: Ganz so unkonventionell ist die Methode gar nicht. Denn es gibt einige Rutenhersteller, die extra eine Messmarke auf dem Blank aufdrucken, um etwa Meerforellen dort anzulegen. Logisch hätte ich den Barsch lieber auf ein Maßband gelegt, um millimetergenaue Gewissheit zu haben. Aber was für mich zählt: Der Barsch war deutlich länger als das gesamte Griffstück meiner Smoke S3 Spin 270. Das ist von der oberen Wicklung bis unten zum Knauf 54,5 Zentimeter lang – kann jeder im Angelladen selbst nachmessen. Für mich hatte er 55 Zentimeter mit etwas Spiel, aber das ziehe ich als Ungenauigkeit für mich ab. Es ist mein PB und warum sollte ich mich selbst verkohlen? Doch egal, ob er nun 55 oder doch 56 Zentimeter lang war – ich will ja nichts Offizielles anmelden. Wichtig für mich sind zwei Dinge: Erstens ist dieser Monsterbarsch mein neuer PB und zweitens kam auch dieser wieder auf eine meiner Köderentwicklungen. Erster PB auf den Zander-Pro Shad und jetzt auf den Q-Paddler, das zählt!

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Ein Riesenbarsch. Wie groß er ganz genau war, kann niemand sagen


GB: Du bist meistens mit dem Boot unterwegs, beherrschst und nutzt die allerneueste Technik. Und dann beißt der Barsch beim simplen Uferangeln. Braucht’s die ganzen teuren Boote, Echolote und Motoren gar nicht?

DI: Der ist gut! So simpel ist Uferangeln schon mal gar nicht. Denn Spinnfischen vom Ufer aus will gelernt sein, besonders das Jiggen! Und wenn man dabei nicht nur Köderverluste einfahren möchte, muss man wissen, wo man seinen Gummifisch hinwirft. Und dann kommt die Technik ins Spiel. Du musst wissen, wie die Struktur unter der Wasseroberfläche aussieht. Viele meiner produktiven Uferstellen habe ich beim Bootsangeln gefunden. Eben durch die Technik mittels Echolot.

GB: Dein Job bringt es mit sich, dass Du häufig angelst, wenn eine Kamera auf Dich gerichtet ist. Ist das inzwischen Routine oder hast Du ein bisschen Lampenfieber?

DI: Ich mache meinen Entwicklungsjob in der Angelbranche schon über 30 Jahre. Vor der Kamera agiere ich auch seit meiner allersten Produktion 1998. Also da bekommst du schon eine gewisse Routine. Aber aufgeregt bin ich immer noch bei jedem Dreh. Aufgeregt, nichts an den Haken zu bekommen, denn das wäre schlecht für den Kameramann, der sich mit mir den ganzen Tag um die Ohren geschlagen hat. Daher auch die sichtliche Erleichterung als ich an diesem Drehtag wieder abliefern konnte, quasi in letzter Minute.

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Das Bild täuscht ein wenig, da Didi im Windschutz steht. Es stürmte ziemlich stark an dem Tag ...

GB: Du hast ohne Stahlvorfach gefischt. Macht das wirklich einen so großen Unterschied?

DI: Dort, wo ich mit Dir geangelt habe, ist es ziemlich klar. Das Wasser hat eine Sichttiefe von mehr als einem Meter. Am Drehtag selbst noch mehr – bestimmt zwei! Ich bin überzeugt, dass die cleveren Großbarsche auch in der Angeltiefe von vier Metern alles erkennen und besonders heikel sind. Sie sind ja nicht umsonst so dick. Sie lassen sich eben nicht so leicht verführen. Im Übrigen fische ich auf Barsche mit einem kleinen Gummi und Einzelhaken, was keine große Gefahr für einen Zufallshecht darstellt.

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Erfolgsköder: Der Barsch biss auf den von Dietmar entwickelten Q-Paddler

GB:
Was rätst Du unseren Lesern: Wo und mit welcher Methode sind Deiner Auffassung die Chancen auf einen Großbarsch von 50 Zentimetern am größten?

DI: Die Chancen sind an Großgewässern am besten. Klar kann jeder alte Vereinsweiher mal einen solchen Jahrhundertfisch hervorbringen. Aber es geht ja um die reelle Chance. Und die bieten nur große Gewässer wie die Bodden, das Rheindelta, die Müritz oder die Talsperren in unserem Land. Die Bodden und das Rheindelta haben den Vorteil, dass dort durch das Brackwasser die Fische besonders rasch heranwachsen – dies gilt im Besonderen für die Barsche! Die Methode richtet sich immer nach dem Gewässer und ob ich vom Ufer oder Boot angle. Geworfene Gummis funktionieren immer gut. Auch vom Boot habe ich mehr Ü-50er weiter vom Boot weg gefangen als vertikal. Es scheint doch eine gewisse Scheuchwirkung vom Boot auszugehen. Deshalb funktioniert auch das Long-Line-Jigging so gut. Ebenso wie das Schleppen mit kleinen Wobblern. Und vom Ufer aus nehme ich gerne mal einen Spinner zur Hand: Immer dann, wenn ich dicht an der Steinpackung oder am Schilf die gestreiften Räuber vermute. Eine vergessene Geheimwaffe, garantiert!

GB: Herzlichen Dank für das Gespräch!
 
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