AW: Wie fängt man kapitale Rotaugen?
Jetzt am Sonntag wollte ich eigentlich an meinem Vereinssee gehen und ein wenig auf Rotaugen fischen...ich fische sehr gerne mit der Matchrute und mit Tropfenfeststellposen (ich weiß, Stilbruch, aber ich mag Waggler einfach nicht)....Was könnt ihr mir so als Tipps mitgeben?
Und wer schafft es mir Waggler schmackhaft zu machen?|supergri
Und überhaupt: Sind große Rotaugen eigentlich auch mit der Pose zu kriegen?
Moin David23,
zum Wagglerangeln muß ich sagen, ich bin da kein Spezialist, weil ich am liebsten in der Strömung angle und da sind Posen jeder Art problematisch, wenn man sie nicht frei treiben lässt, z. Bsp. mit der Bolo oder punktgenau unter der Rutenspitze einer langen Stippe und Strömungsposen fischt. Normale Waggler sind für die Strömung gar nicht geeignet, da sie bei straffer Schnur sofort unter der Wasseroberfläche verschwinden.
Am Stillwasser und bei ganz minimaler Strömung gibt es jedoch kein schöneres und interessanteres Posenangeln als das mit Wagglern. Insbesondere für große Fische wie Karpfen und Brassen, die ihre Nahrung vom Grund aufnehmen, ist diese Methode ideal, weil Hebebisse bei korrekter Bebleiung deutlich zu erkennen sind.
Selbstverständlich kann man mit Wagglern auch über Grund fischen. Wenn das letzte Blei in Hakennähe angebracht ist, erkennt man auch bei dieser Variante jeden Biss entweder daran, dass die Antenne aufsteigt und umfällt oder untergeht, oft sogar beides in schneller Folge.
Die entscheidende Eigenschaft von Wagglern ist die Befestigung bzw. der Durchlauf der Schnur in der Öse an ihrem unteren Ende. Dadurch ist es möglich, nach dem Auswerfen durch einige Kurbeldrehungen die Angelschnur unter Wasser zu ziehen. Dazu überwirft man das Angelziel, hält die Rutenspitze unter Wasser und kurbelt schnell ein, bis die Schnur bis zum Waggler unter der Wasseroberfläche verschwunden ist. Ich habe Angelfreunde, die in Firmenteams angeln und diese Angelmethode wirklich meisterhaft beherrschen. Die kurbeln nicht ein, weil dadurch die maximale Angelentfernung eingeschränkt wird. Vielmehr schlagen die mit der Rutenspitze knapp über der Wasseroberfläche blitzschnell zur Seite, was bei einigermaßen gerader Schnur auf der Wasseröberfläche den gleichen Effekt hat: Die Schnur geht unter.
Logischerweise stellt sich jetzt die Frage, warum es ein Vorteil sein soll, wenn die Angelschnur bis zur Pose unter Wasser sein soll. Die Antwort ist einfach: Die auf der Wasseroberfläche liegende Schnur bewegt sich so schnell wie der Wind die Wasseroberfläche bewegt. Folge: Die Pose driftet durch den Zug auf die Schnur schnell ab.
Ist die Schnur unter Wasser, wirken erheblich geringere Wasserbewegungen auf die Schnur ein als an der Wasseroberfläche. Und den Winddruck auf die aus dem Wasser herausragende Wagglerspitze kann man vernachlässigen. Das ist für mich der Riesenvorteil vom Matchrutenangeln mit Wagglern.
Da gibt es freilich noch jede Menge Feinheiten beim Wagglerangeln, bei denen ich mich nicht so ganz genau auskenne.
Das fängt mit der Frage an, welchen Waggler man nimmt. Es gibt unbeschwerte und beschwerte Waggler. Für weite Würfe im flachen Wasser bevorzuge ich beipielsweise relativ eigenschwere Waggler, zum Beispiel 8g und 2g. 8g wäre das Vorgewicht des Wagglers und 2g die Bebleiung an der Schnur. Mit solchen Kombinationen sind zielgenaue Würfe bis zu 40m für mich kein Problem! Bei tiefem Wasser nehme ich Waggler mit weniger Eigengewicht bis hin zu unbeschwerten Wagglern und entsprechend mehr Blei auf der Schnur, damit der Köder schneller absinkt und an der Stelle liegen bleibt.
Auch die Anordnung der Bleie unter dem Waggler ist Erfahrungssache. Mit einem Gleitblei zwischen dem Waggler und dem Vorfachwirbel kommt man leider nicht aus, weil die Wurfeigenschaften solcher Montagen nach meiner Erfahrung ungenügend sind. Besser ist eine Bebleiung auf der Schnur, die mit dem dicksten Bleischrot unterhalb des Wagglers beginnt und mit dem kleinsten Bleischrot vor dem Haken endet. Deshalb angle ich auch gerne mit durchgehender Schnur bis zum Haken. So erzielt man optimale Wurfeigenschaften.
Waggler bringe ich meistens auf der Schnur gleitend an. Nur wenn die Wassertiefe <1,5m ist, fixiere ich sie. Bei gleitenden Posen kommt noch ein Problem dazu: Welche Schnurstopper sind für die Verwendung mit Matchruten und deren engen Ringdurchmessern geeignet? Da habe ich auch noch keine befriedigende Lösung gefunden. Aber ich bin dran! Zur Zeit binde ich die Stopperknoten aus Baumwollgarn selber auf die Hauptschnur und verwende Perlen aus dem Bastelmarkt.
Die Stopperknoten nebst Perlen aus dem Angelfachhandel sind leider meistens ungeeignet, weil die Perlen über die Knoten rutschen, wenn man 0,14er oder 0,16er Hauptschnur verwendet.
Zu Deiner Frage, ob man so kapitale Rotaugen fangen kann: Ich trau mir das schon zu!
Gruß, Werner