AW: Wer trägt "Tarnklamotten"?
Moin Moin,
um mal meinen Senf dazuzugeben. Ich habe schon in vielen Teilen des Erdballs gefischt bzw. fischen dürfen. Das liegt zum großen Teil daran das ich 8 Jahre mit der Bundesmarine zur See gefahren bin. Von daher kenne ich mich auch ganz gut aus mit der Qualität der Kleidung. Von daher, keine Frage, die Kleidung (egal ob Flecktarn, Oliv oder Marineblau) ist sehr strapazierfähig und robust. DENNOCH WÜRDE ICH NIEMALS mit solcher Kleidung ans Wasser gehen. Warum? Zunächst einmal ist diese BW-Kleidung für mich Arbeitskleidung, genauso wie es der Blaumann eines Monteurs oder der Kittel eines Arztes ist. Alles davon ist Berufskleidung und dementsprechend auch hergestellt und gefertigt worden. Alles bequem, große Taschen und viel Stauraum. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, nur weil der Arztkittel bequem ist, wird Herr Doktor das Ding niemals am Wasser tragen. Auch mein mir bekannter KFZ-Meister würde niemals auf die Idee kommen sich in seinem Blaumann ans Wasser zu stellen. Ich übe mein Hobby doch nicht in Arbeitskleidung aus. Weiterhin, man mag es mir verzeihen, sind das so selten dämlich aus wenn am Wasser junge wie betagte Herren sitzen, die Aussehen als wären sie die Veteranen sämtlicher Kriege bzw. sehen so aus als wollte sie gerade dort hin. Das schlimmste dabei ist, das die meisten noch nicht mal Dienst in den Streitkräften geleistet haben, sich immer darüber lustig machen, aber gerne für nen Schmalen Euro die Klamotten tragen. Lächerlich. Einem gedienten Vietnamkriegs-Veteran möchte ich das ja noch zugestehen wenn er sein altes Woodland-Hemd trägt, aber doch nicht “Heinz oder Julian“ (diese Namen sind nur wirrkürliche Beispiele die in etwa die Alterspanne wiedergeben soll), wenn sie mit ihrer “Ebsensuppe“ Kinder und Passanten erschrecken.
Weiterhin ist für mich folgender Aspekt noch viel wichtiger. Da ich schon einige Länder bereist habe und in diesen auch geangelt habe, ist mir folgendes aufgefallen. In den USA z.B sehen die meisten Angler aus wie Formel 1 Piloten in ihrer Angelkleidung. Alles voll mit Herstellerlogos und Werbung, dennoch sehr praktisch und Robust. Allerdings für meinen Geschmack doch etwas zu viel des Guten. Sei es drum. Jedenfalls sind Angler überwiegend angesehen Sportler und der Angelsport selber betrifft wirklich ein breite Maße.
Die Japaner widerrum, sind da etwas Stylischer. Taschen, Kleidung von sehr hoher Qualität, sehr modisch und Hipp (in teilweise sehr bunten Farben). Oft kann ma gar nicht erkennen ob da ein Surfer, Skater oder sonstiger Trendsportler steht. Auch hier sind Angler gern gesehene Sportler bei groß und klein.
Die Briten kommen überwiegend und oft im feinsten Zwirn ans Wasser. Der Angler gilt als Sportsmann und Gentleman. Angeln hat dort den gleichen Stellenwert wie das Jagen. Oft als Sport der “Gut-Betuchten“ betitelt (liegt auch daran das nicht soviel billiges Tackle den Markt überschwemt und sich die Heimischen Marken noch gut halten können). Von daher ist ein Angler oft nur am Kescher von einem Jäger zu unterscheiden.
Dann kommt der Deutsche Angler!!!!
Entweder in völlig vergammelter Kleidung, Puma-Jogger, kaputter-Kleidung (alten Klamotten mit denen ich noch nichtmal Müll rausbringen würde) und eben diesen Tarnklamotten.
Das Erscheinungsbild der Deutschen Angler trägt maßgeblich dazu bei, das wir als Sportler von der Gesellschaft, eben nicht als solche akzeptiert werden. Hin oder her, jeder kann sagen was er will, aber der erste Eindruck zählt immer, IMMER? Keiner von den meisten würde doch mit seinen ältesten und schäbigsten Klamotten auf den Fußballplatz gehen, oder? Ich gehe doch nicht meinem Hobby in Kleidung nach, mit welcher ich noch nicht mal in den Discounter gehen würde. Wir Angler führen noch immer ein Dasein im Schatten der Gesellschaft! Weil wir uns äußerlich von unserer schlechtesten Seite zeigen. Ja ich weiß, für viele spielt das äußerliche keine Rolle, wenn stört es, wenn ich in der Natur rumlaufe als wäre ich dem Zoo entflohen? Ganz ehrlich, das stört 80% der Bevölkerung. “Wer Jogginghose außerhalb seiner 4 Wände und dem Sport trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“ (das kommt von K. Lagerfeld). Natürlich ist der liebe Karl ein exzentrischer Modemacher, wie eben die meisten. Aber er hat vollkommen recht!!! Wenn ich von mir und meiner Sportart überzeugen möchte (nicht nur für den eigenen Kochtopf) sondern auch um meinen Sport in die Gesellschaft zu etablieren, andere dafür zu begeistern um eventuell mehr Sportbegeisterte Fischer zu erreichen, dann kann ich doch nicht rumlaufen als hätte ich Tage unter der Brücke verbracht. Dann zählt der äußerliche Eindruck zuerst… Und keiner soll mir erzählen das es nicht so ist… Ist immer so, IMMER! In Arbeit, Job und Freizeit. Oder will mir jetzt einer erzählen er hätte seine Frau damals direkt angesprochen weil sie schön in Lumpen gekleidet, das Haar schön fettig und das Gesicht ungepflegt war? Den Job bekommen hat, weil der Chef von meiner Jogginghose so begeistert war und meine Woodland-Jacke Super zu meinen Adiletten gepasst hat? WOHL KAUM!
Wir sind auf einem guten Kurs aber eben noch lange nicht da wo wir hin wollen. Wir wollen ernst genommen werden und als Sportler akzeptiert werden, welche ihre Freizeit gerne in der Natur und mit der Natur verbringen. Da sind es wir Mutter Natur auch schuldig, uns wenigstens dementsprechend zu kleiden. Außerdem, wer sich ne 200€ Rute und mehr zulegt, der wird jawohl noch die paar Euros dafür über haben sich etwas gescheites zuzulegen, was nicht entweder im Kleidercontainer landet oder aus nem Armyshop ist.
Dann ist jedenfalls meine Meinung…
:vik: