AW: Welche Bekleidung für das Schleppangeln
EckernTroll schrieb:
@ Clava
Meine persönliche Meinung dazu: Nein, definitiv nicht! Eine Wathose hat im Boot am Körper nichts zu suchen - auch nicht als Alternative. Ich habe ne gute Dekade Wathose an der Ostsee und in den norwegischen Flüssen hinter mir. Immer eng anliegend (was bei meiner Pocke mittlerweile nicht zu verhindern ist :c) - immer mit Watgürtel. Aber: Wenn's mal reinschwappt dann läufts rein. Gerade im Winter mit dickem Pulli und Jacke. Und wenn du nur noch mit dem Kopf aus dem Wasser glotzt, dann ist die Büx schnell voll. Bei uns sind übrigens vor wenigen Jahren zwei Angler an Land gespült worden, die Wathosen im Boot anhatten (leider kein Witz!!!).
Also: Floatation-Anzug im Winter ist ein muss!!!
Hallo EckernTroll,
da du so hartnäckig deinen Standpunkt verteidigst, möchte ich ein paar Anmerkungen zum Thema Wathose und über Bord gehen machen. Deine Meinung ist leider eine weit verbreitete und die Darstellung in der Öffentlichkeit (z.B. hier im Board) halte ich nicht für ganz ungefährlich. Alle, die deine These vertreten, haben eines gemeinsam: „sie sind noch nie selbst mit einer Wathose über Bord gegangen“. Wenn es ihnen passiert wäre, dann würden sie diesem Irrglauben nicht weiter erliegen und ihn fast schlimmer noch, nicht noch weiter kommunizieren!
In der Vergangenheit haben sich viele Fachzeitschriften mit diesem Thema auseinandergesetzt und „mutige“ Mitarbeiter gefunden, die den Sprung ins eiskalte Wasser gewagt haben. Meine Quellen sind Artikel aus Fisch & Fang 9/94, Blinker 12/2002 und Skipper 4/2002 (liegen mir vor).
Den Testern standen Wathosen aus Neopren und aus gummibeschichtetem Gewebe zur Verfügung.
Zwei Behauptungen vor allem sind weit verbreitet. Man würde von der voll laufenden Gummihose
unter Wasser gezogen oder man würde mit dem Kopf unter Wasser geraten, weil die
Beine in der luftgefüllten Hose hoch zur Oberfläche auftreiben. Vorab, beide Horrorszenarien sind in keinem einzigen Fall aufgetreten.
Die erste Behauptung zu entkräften, gelingt schon mit Hilfe von durchschnittlichen Physikkenntnissen. Wasser wiegt im Wasser nichts, deswegen ist es technisch unmöglich von einer vollen Wathose in die Tiefe gerissen zu werden.
Die zweite Behauptung konnte ebenfalls im Praxistest widerlegt werden. Genau wie von Clava im Selbsttest erlebt, ragen die Beine nicht in den Himmel, sondern bilden eine völlig beherrschbare Auftriebskraft, die sogar das Überleben im eiskalten Wasser entscheidend verlängern kann.
Das Neopren isoliert hervorragend gegen das kalte Wasser und die Luft in der Gummiwathose tut selbiges. Am leichtesten geht das mit rechwinklig abgeknickter Hüfte (Gesäß einfach durchsacken lassen) und angelegter Schwimmweste.
Wenn man sich einmal die Überlebenszeit eines Menschen (männlich, nackt, mittelgroß) in Abhängigkeit zur Wassertemperatur anschaut, dann wird deutlich, wie wichtig es im Wasser wird, sich vor der Kälte zu schützen. In 2,5° kalten Wasser sind es gerade mal 26 Minuten, bis die Kerntemperatur auf 25° absinkt und durch Herzkammerflimmern der sichere Tod eintritt!
Bei 30 ° Kerntemperatur kommt es übrigens zum Bewusstseinsschwund und ohne angelegte Schwimmweste würde man jämmerlich ertrinken. Also kann die Devise nur sein, möglichst viel Tragen was gut isoliert. Und da eignen sich nun mal Wathosen ausgezeichnet!
Als optimale Bekleidung, und da bin ich ganz deiner Meinung, betrachte ich ein Floatationanzug in Verbindung mit einer Automatikschwimmweste mit 275 EN 399.
Aber man sollte auf keinen Fall das Tragen von Wathosen auf Booten verteufeln oder andere Leute durch fragwürdige Argumentationen verunsichern!
Den spätestens in einer Notsituation fällt es den Leuten wieder ein (hab doch mal davon gehört, dass ich jetzt mit Wathose absaufen muss),werden panisch und setzen sich und andere damit einer unnötigen Gefahr aus!
Leider hat das vom BAC angeregte Sicherheitstraining in Großenbrode nicht stattfinden können. Da hätte sich jeder mal (BAC-Mitglieder) einem Selbsttest unterziehen können. Ich hoffe, und werde es im Vorstand noch mal anregen, ob wir nicht in 2006 ein weiteres Sicherheitstraining planen und durchführen können.
Viele Grüße
Dipsdive