Fangen wir doch einfach mal ganz von vorne an. Der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) besteht – etwas vereinfacht gesprochen – aus zwei Sparten: den Anglern und den Castingsportlern. Das mag man bereits kritisieren, aber von dieser Kritik soll hier nicht die Rede sein.
Organisiert sind im DAFV so zwischen 500.000 und in guten Zeiten 800.000 Angler. Castingsportler, also solche, die das auf Leistungssportniveau betreiben, gibt es so circa 200. Den Breitensport, ohnehin chronisch Stiefkind, können wir hier vernachlässigen.
Der DAFV bezieht seine Einnahmen im Wesentlichen aus den Beiträgen der Mitglieder und aus der Sportförderung des Bundes, ausgereicht vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), dessen Mitglied der DAFV ist (wofür er natürlich entsprechende Beiträge abführt, weit mehr, als für 200 Castingsportler angemessen wäre).
Für das Jahr 2014 hat der DAFV gehofft, 30.000 Euro an Einnahmen aus der Sportförderung zu erhalten. So jedenfalls sah es der Finanzierungsplan des Sports vor. Das dürfte ungefähr 10-15 % der Gesamteinnahmen des DAFV ausmachen, also keine geringe Summe. Nur wenige Wochen nach der Verabschiedung des Haushaltsplanes des DAFV erfahren wir, dass der DOSB diese 30.000 Euro nicht bezahlen wird. Ein entsprechender DOSB-Bescheid liegt dem DAFV-Präsidium vor. Die Gründe für diese Entscheidung sind der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt; darüber zu spekulieren, ob Abrechnungen des Sportmanagements nicht in Ordnung waren und zu dieser Entscheidung geführt haben, ist müßig. Der DAFV muss sich mit diesen außerplanmäßigen Mindereinnahmen arrangieren. Da er sich aktuell in einer erheblichen strukturellen Finanzkrise befindet – darüber ist im Angelboard vielfach berichtet worden – trifft ihn die Entscheidung des DOSB besonders hart. Das ist für jedermann offenkundig, auch für die Sportsparte.
Jahrelang, jahrzehntelang hat das Sportmanagement die These in die Welt gesetzt, dass Sportfördergelder ausschließlich für Sportveranstaltungen verwendet werden können – und das war fast ausschließlich der Leistungssport im Casting. Angeln, so die offizielle Lehre, ist kein Sport. Deswegen konnten Angler, die keinen Castingsport betrieben, von der Förderung auch nicht profitieren.
Das ist nie wirklich hinterfragt worden. Die Folgen waren ein ausuferndes Veranstaltungsprogramm des Castings und eine Vielzahl von Teilnahmen an internationalen Wettkämpfen. Viele Medaillen und internationale Titel wurden errungen, weit mehr, als von allen anderen Nationen, die Castingsport betreiben. Für diese Erfolge kann man den Sportlern, die sie errungen haben, dankbar sein.
In der Praxis wurden die Sportfördergelder zu 100% dem Sportmanagement zur weitgehend freien Verfügung übergeben. Der Sport sei ein durchlaufender Posten, so das Sportmanagement, für den Haushalt des DAFV ohne jede Bedeutung. Praktisch plante der Sport sein Veranstaltungsprogramm und bekam dafür so viel Geld, wie er dafür auszugeben in der Lage war. Eine wirkliche Kontrolle, die den Namen verdient, fand nicht statt. Solange das tatsächlich für den DAFV (und seine Vorgängerorganisationen) kostenneutral war, weil Sportfördergelder reichlich eingenommen wurden, mochte man dieses hinnehmen. In Wirklichkeit war es das nie. Die nichtcastenden Angler wurden schon immer zur Finanzierung des Sports herangezogen, auch wenn ihnen das niemand klar sagte.
Scheinbar urplötzlich aber bricht den Sportlern die wichtigste Einnahmequelle Sportförderung weg. Wäre der DAFV ein reicher Verband, dann könnte er einspringen und das Geld der Angler-Sparte nehmen und es den Sportlern geben. Immerhin geht es ja um die Teilnahme Deutschlands an internationalen Castingmeisterschaften. Vielleicht hätte man sich sogar für diese Lösung entschieden, das Programm der Sparte Angeln zu reduzieren, um das Geld den Castern zu geben. Aber dafür ist nicht genug Geld da.
Die Alternative dazu wäre – aus Sicht des Sports – rigoros: Senkung der Ausgaben des Sports in der Höhe der Mindereinnahmen des Sports. Klingt vernünftig und ist es auch. Würde aber zur Folge haben, dass Deutschland – seit vielen Jahren zum ersten Male – nicht an Weltmeisterschaften teilnehmen kann. Damit können reine Angler gut leben, deutsche Castingssportler aber nur schwer.
Denkbar wäre auch ein Kompromiss: Der Sport reduziert seinen Geldbedarf, etwa von 30.000 Euro auf 15.000 oder 10.000 Euro und führt ein abgespecktes (aber immer noch angemessenes Programm) auf etwas kleinerem Niveau durch, eventuell sogar unter stärkerer Kostenbeteiligung der aktiven Sportler und der sie entsendenden Vereine und Verbände. Hierfür müssten im Sportmanagement entsprechende Vorschläge und Finanzierungskonzepte entwickelt und vorgelegt werden. Das haben die Sportler bis auf den heutigen Tag strikt verweigert. Sie wollen um keinen Preis weniger Verbandsgeld ausgeben. Stattdessen fordern sie die 30.000 Euro, die der DOSB nun nicht mehr zahlt, gleichwohl vom DAFV ein. Sie wollen alles, koste es (den Anglern) was es wolle, und sie wollen es sofort.
Für einen Außenstehenden handelt es sich um eine Situation, die ohne größere Schwierigkeiten lösbar sein müsste. Im DAFV scheint das Gegenteil der Fall.
Das DAFV-Sportmanagement – namentlich in Person des Vizepräsidenten für Sport Klamet – vertritt die Auffassung, die fehlenden 30.000 Euro gleichwohl beanspruchen zu können. Schließlich sieht der Haushaltsplan entsprechende Ausgaben für den Castingsport vor. Dass diese Summe auf der Einnahmeseite fehlt, obwohl diese Einnahmen doch jahrelang exklusiv für den Castingsport verwendet werden durften, hält er für ein Problem, dass nicht der Sport, sondern dass die Vertreter der Angler lösen müssen. Das läuft auf eine recht simple Formel hinaus: Sportgelder, die eingenommen werden, gehören ausschließlich (und unkontrollierbar) dem Casting. Sportgelder, die nicht eingenommen werden, muss die Sparte Angeln besorgen oder eben mit eigenem Geld ersetzen. Oder noch einfacher formuliert: Der Sport ist für das Geldausgeben zuständig, die Angler haften für die Geldbeschaffung für den Sport. Kompromissbereitschaft? Fehlanzeige!
Anders als der DAFV-Vizepräsident für Sport kann der Vizepräsident für Finanzen nicht anders, als sich für beide Sparten, Angeln und Sport, verantwortlich zu fühlen. Er hat nun, auch in Kenntnis der Kompromissunwilligkeit des Sportmanagements, über den Castingsport auf Bundesebene einen Haushaltsstopp verfügt. Damit folgt er der „Logik des Sports“, genauer der Logik von Vizepräsident Klamet: Wenn Sportgeld nur für Sport ist, dann heißt weniger Sportgeld auch weniger Sport. Bernhard Pieper scheint bewusst zu sein, dass die Angelsparte keine Ausfallbürgschaft gegenüber dem Sport übernommen hat. Warum auch sollten anglerische Aktivitäten im DAFV entgegen dem Haushaltsplan reduziert werden, nur um den von falschen Voraussetzungen ausgehenden Ausgabenplan des Sports realisieren zu können?! So schmerzhaft eine solche Entscheidung ist, umso mehr verdient sie allen Respekt. Denn sie ist (folge)richtig und notwendig. Vor allem ist sie notwendig, um die Finanzen des DAFV konsolidieren zu können. Genau das ist der Kern aller Lebensfragen des DAFV.
Es geht nicht um Prinzipienreiterei. Manch einer mag die aktuelle Castingkrise des DAFV als déjà-vu-Erlebnis empfinden. Mit Sicherheit geht es den Verantwortlichen in der Castinghochburg, dem Landesverband Berlin-Brandenburg, so. Bereits im Jahre 2004 versuchte der Castingsport dort, seinen üppigen Betrieb ungeschmälert fortzusetzen, obwohl der Landessportbund die Gelder nicht mehr fließen ließ und der Landesverband mehr als klamm war. Während zunächst die Angler faktisch Kredit gewährten und dafür mit massiven Einsparungen im Angelbereich bezahlten, verweigerte das Castingsportmanagment jedwede Mitwirkung an der Lösung der eingetretenen Probleme, beteiligten sich nicht mit einem Cent an den dringend notwendigen Einsparungen, sondern baute seinen kostspieligen Wettkampfbetrieb ungebremst weiter aus. Das stürzte den Landesverband in seine tiefste Krise, deren Folgen zuletzt bei der Auflösung des BCAV (Anglerboard berichtete) noch 2014 fortwirken. Erst der massive Einsatz des Berliner Präsidenten Eckart Keller in dieser Frage führte zu einer für Angler befriedigenden, wenn auch vorläufigen Lösung – auf Landesebene.
Der in Berlin für diese – man kann wohl sagen – Katastrophe verantwortliche war und ist der Vizepräsident für Sport, Herr Klamet, in Personalunion Vizepräsident des DAFV für Sport.
Er fühlt sich, damals wie heute, nicht verantwortlich für die Akquisition der Sportfördergelder, wohl aber – und ausschließlich – für die Ausgaben des Castingsports, die gar nicht groß genug sein können. Das gleiche, was Klamet im Landesverband versuchte, versucht er nun erneut (und nicht zum ersten mal) im Bundesverband. Und er wird damit, wie im Landesverband, auch auf Bundesebene scheitern. Zulasten des Castingsports, zum Leidwesen der verdienstvollen Castingsportler, zum Schaden des Verbandes.
Vor dem Hintergrund dieser Berliner Krise ist die Handlungsweise des DAFV-Vizepräsidenten Pieper mehr als nur verständlich. Sie ist die einzig richtige. Selbst der dargestellte theoretische Kompromiss wäre eine schlechtere „Lösung“. Denn nichts ist wichtiger als die Konsolidierung der DAFV-Finanzen, zu der auch gehört, dass der Castingsport dabei nicht sakrosankt ist und allen Einnahmeschwankungen zum Trotz seine Ausgaben von Jahr zu Jahr erhöht auf Kosten der Angler, obwohl die Castingsportler im Verband nur eine marginale Minderheit sind.
Ich bin kein Sportler, auch kein Castingsportler, obwohl ich für diese Sportart einiges übrig habe als gerne zielgenau und weitwerfender Angler. Während ich dieses schreibe, sitzt im Nebenzimmer meine Lebensgefährtin, eine neunfache Weltmeisterin im Castingsport - Weltmeisterin für Deutschland. Mit ihrem Tablet schaut sie sich das Programm an, dass der Castingsport in Berlin und im Bundesverband vorgenommen hat. Und als Sportlerin sagt sie: „Das artet aus.“ – Warum eigentlich gibt es im DAFV keine Diskussion darüber, in welchem Umfang Castingsport eigentlich betrieben werden soll, wieviel Geld das kosten darf, wer was bezahlt und ob und wie sportliche Arbeit, heißt Förderung der Talente, tatsächlich betrieben wird? Ich wage die These, dass man dieses Thema als „randständig“ betrachtet und nur allzu gerne einer Person überlassen hat, die zu kontrollieren der Mühe nicht wert schien. Das war ein Kardinalfehler, den ich selbst auch begangen habe. Heute weiß ich, dass die Stabilisierung der Strukturen des DAFV und die Lösung seiner Zukunftsprobleme unmöglich ist ohne die Lösung der Frage der Castingfinanzierung. Und deswegen bin ich glücklich, dass Eckart Keller und Bernhard Pieper die ersten wirklichen Schritte unternommen haben, die organisierte Angelfischerei überhaupt in die Lage zu versetzen, klar Schiff zu machen, heißt, von dem finanziellen Klammergriff des Castingsports zu befreien. Ohne das wird es keine Zukunft der organisierten Angelfischerei in Deutschland geben.
Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen bei ihren Entscheidungen bleiben, sie konsequent umsetzen und nicht in falschen Kompromissen umfallen. Ich kenne beide und ich traue es beiden zu. Ich wünsche ihnen viele Unterstützer, die das „Castingproblem“ nicht länger unterschätzen, wie ich selbst es leider vor vielen Jahren getan habe.
Um es noch einmal so klar wie möglich auszusprechen: Wenn Sportfördermittel ausschließlich für den Leistungssport Casting ausgegeben werden und daher durch den Sport keine Belastung für die Finanzen des Anglerverbandes entsteht (so die stereotype Behauptung des Sports), dann mag man das für in Ordnung halten. Dann mag man auch großzügig sein mit dem Sport und wenig genau hinsehen. Wenn aber die Sportförderung sowohl in Berlin, als auch im Bund entfällt, der Castingsport aber weiterhin auf seinem übertrieben hohen Niveau Geld verausgaben will, dann sind es erneut allein die Angler, die diesen Spaß finanzieren. Und dazu sind sie nicht gefragt worden und dazu gibt es auch keine Beschlusslage. Kein wirklicher Angler würde es verantworten, rund 15% oder mehr der ihm anvertrauten Gelder für einen Sportbereich auszugeben, der für die Fische und die Angelei keinerlei Ertrag, Gewinn oder Vorteil bringt.
Aber genau das verlangt der Castingsport gerade in Person des Vizepräsidenten Klamet. Er beharrt auf dem Haushaltsbeschluss über die Sportausgaben, obwohl die Sporteinnahmen sensationell weggebrochen sind – wohlgemerkt weggebrochen bei beiden Hauptsponsoren, dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Landessportbund Berlin. Natürlich ist das für die Sportler eine missliche Situation! Aber mit welchem Grund sollten Angler jetzt die Probleme des Sports lösen und dabei die Lösung der eigenen Probleme auf die Gefahr des Ruins des DAFV auf Jahre hintenanstellen?
Wer den Sportvizepräsidenten kennt, wird nicht fragen, weswegen er nicht in der Lage ist, in dieser Situation ein Kompromissangebot zu machen. Er will das volle Programm, er will es jetzt, er will es von den Anglern, auch wenn er genau weiß, dass die Angler das gar nicht finanzieren können. Aus langjähriger Erfahrung kann ich sicher sagen, dass die Anliegen der Angler ihn mit Sicherheit nicht interessieren.
Das DAFV-Präsidium, namentlich der Finanzvize Pieper und die Präsidentin Happach-Kasan, haben in dieser Situation das einzig richtige getan. Alles deutet darauf hin, dass sie nicht bereit sind, in dieser Frage die Interessen der Angler hinter jene der Sportler zu stellen. Es geht dabei auch um die Interessen des Verbandes, der derzeit niemandem gegenüber großzügig sein kann. Auch dem Sport gegenüber nicht.
Wer glaubt, dass die Angelegenheit mit dem Haushaltsstopp für den Sport beendet ist, der irrt. Castingsportler sind beharrlich. Ich gehe davon aus, dass die Funktionäre und die Basis des Sports sehr schnell beginnen werden, das Präsidium massiv unter Druck zu setzen. Sie denken im Zeitplan ihrer Turniere – und da ist gerade Hochsaison und daher Zeitdruck. Sie brauchen das Geld jetzt – und nicht erst im nächsten Jahr. Sie werden dem Präsidium vorhalten, dass es sich nicht an den beschlossenen Terminplan hält, nicht an den Haushaltsbeschluss (wobei sie nur die Ausgabenseite meinen). Sie werden drohen. Und sie werden die Keule schwingen, dass diese Entscheidung zu einem Stopp des Castingsports in Deutschland führt und dadurch die Gemeinnützigkeit des DAFV riskiert würde.
Sie werden nur an sich denken, nur an „ihren“ Castingsport, aber nicht an das Ganze im Verband.
Auch wenn sie von „den anderen“ verlangen, an sie zu denken.
So war es immer im VDSF und so droht es im DAFV wieder zu werden.
Dieses „System“ hat viele Jahre funktioniert.
Draufgezahlt haben die Angler.
Erhalten haben sie dafür nichts.
Das war möglich, weil Anglern die wahren Hintergründe dafür verheimlicht worden sind.
Das geschah durch das Sportmanagement – und zwar über alle Jahre hinweg bewusst.
Das ist traurig, aber beweisbar.
Als jemand, der sich mit diesem Thema seit über zehn Jahren intensiv beschäftigt, möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich an die Präsidenten und ihren Vizepräsidenten wenden:
Ich gratuliere zu ihrer Entscheidung.
Sie ist nicht nur finanztechnisch notwendig, sie ist vor allem verbandspolitisch geboten, ja zwingend erforderlich. Widerstehen sie dem Druck, den der Sportbereich gegen sie versuchen wird zu mobilisieren. Geben sie neuen Illoyalitäten keinen Raum.
Widerstehen sie der Versuchung, in ihren Gremien einen Pseudo-Frieden mit Casting mit dem Geld der Angler zu erkaufen. Auf Dauer werden sie damit nur die Unersättlichkeit des Sports auf Kosten der Angler erleben. Ihre Entscheidung ist verantwortlich und richtig.
Der Sport, wenn er denn in der organisierten Angelfischerei verbleiben will (und das will er, weil er sich ohne Angler nicht auf diesem hohen Niveau finanzieren kann), muss zur Lösung seiner Probleme wenigstens einen angemessenen Beitrag leisten.
Der Berliner Landesverband hat das erkannt.
Es wäre geradezu eine Schande und ein Vergehen an den Anglern, wenn der Bundesverband das nicht erkennen wollte.
Packen Sie das Problem an seinen eigentlichen Ursachen an!
Dazu gehört auch, genau hinzusehen, wo die Sportgelder hinfließen.
Sie sollten sich da nicht auf die Aussagen des Sportvizepräsidenten allein verlassen.
Organisiert sind im DAFV so zwischen 500.000 und in guten Zeiten 800.000 Angler. Castingsportler, also solche, die das auf Leistungssportniveau betreiben, gibt es so circa 200. Den Breitensport, ohnehin chronisch Stiefkind, können wir hier vernachlässigen.
Der DAFV bezieht seine Einnahmen im Wesentlichen aus den Beiträgen der Mitglieder und aus der Sportförderung des Bundes, ausgereicht vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), dessen Mitglied der DAFV ist (wofür er natürlich entsprechende Beiträge abführt, weit mehr, als für 200 Castingsportler angemessen wäre).
Für das Jahr 2014 hat der DAFV gehofft, 30.000 Euro an Einnahmen aus der Sportförderung zu erhalten. So jedenfalls sah es der Finanzierungsplan des Sports vor. Das dürfte ungefähr 10-15 % der Gesamteinnahmen des DAFV ausmachen, also keine geringe Summe. Nur wenige Wochen nach der Verabschiedung des Haushaltsplanes des DAFV erfahren wir, dass der DOSB diese 30.000 Euro nicht bezahlen wird. Ein entsprechender DOSB-Bescheid liegt dem DAFV-Präsidium vor. Die Gründe für diese Entscheidung sind der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt; darüber zu spekulieren, ob Abrechnungen des Sportmanagements nicht in Ordnung waren und zu dieser Entscheidung geführt haben, ist müßig. Der DAFV muss sich mit diesen außerplanmäßigen Mindereinnahmen arrangieren. Da er sich aktuell in einer erheblichen strukturellen Finanzkrise befindet – darüber ist im Angelboard vielfach berichtet worden – trifft ihn die Entscheidung des DOSB besonders hart. Das ist für jedermann offenkundig, auch für die Sportsparte.
Jahrelang, jahrzehntelang hat das Sportmanagement die These in die Welt gesetzt, dass Sportfördergelder ausschließlich für Sportveranstaltungen verwendet werden können – und das war fast ausschließlich der Leistungssport im Casting. Angeln, so die offizielle Lehre, ist kein Sport. Deswegen konnten Angler, die keinen Castingsport betrieben, von der Förderung auch nicht profitieren.
Das ist nie wirklich hinterfragt worden. Die Folgen waren ein ausuferndes Veranstaltungsprogramm des Castings und eine Vielzahl von Teilnahmen an internationalen Wettkämpfen. Viele Medaillen und internationale Titel wurden errungen, weit mehr, als von allen anderen Nationen, die Castingsport betreiben. Für diese Erfolge kann man den Sportlern, die sie errungen haben, dankbar sein.
In der Praxis wurden die Sportfördergelder zu 100% dem Sportmanagement zur weitgehend freien Verfügung übergeben. Der Sport sei ein durchlaufender Posten, so das Sportmanagement, für den Haushalt des DAFV ohne jede Bedeutung. Praktisch plante der Sport sein Veranstaltungsprogramm und bekam dafür so viel Geld, wie er dafür auszugeben in der Lage war. Eine wirkliche Kontrolle, die den Namen verdient, fand nicht statt. Solange das tatsächlich für den DAFV (und seine Vorgängerorganisationen) kostenneutral war, weil Sportfördergelder reichlich eingenommen wurden, mochte man dieses hinnehmen. In Wirklichkeit war es das nie. Die nichtcastenden Angler wurden schon immer zur Finanzierung des Sports herangezogen, auch wenn ihnen das niemand klar sagte.
Scheinbar urplötzlich aber bricht den Sportlern die wichtigste Einnahmequelle Sportförderung weg. Wäre der DAFV ein reicher Verband, dann könnte er einspringen und das Geld der Angler-Sparte nehmen und es den Sportlern geben. Immerhin geht es ja um die Teilnahme Deutschlands an internationalen Castingmeisterschaften. Vielleicht hätte man sich sogar für diese Lösung entschieden, das Programm der Sparte Angeln zu reduzieren, um das Geld den Castern zu geben. Aber dafür ist nicht genug Geld da.
Die Alternative dazu wäre – aus Sicht des Sports – rigoros: Senkung der Ausgaben des Sports in der Höhe der Mindereinnahmen des Sports. Klingt vernünftig und ist es auch. Würde aber zur Folge haben, dass Deutschland – seit vielen Jahren zum ersten Male – nicht an Weltmeisterschaften teilnehmen kann. Damit können reine Angler gut leben, deutsche Castingssportler aber nur schwer.
Denkbar wäre auch ein Kompromiss: Der Sport reduziert seinen Geldbedarf, etwa von 30.000 Euro auf 15.000 oder 10.000 Euro und führt ein abgespecktes (aber immer noch angemessenes Programm) auf etwas kleinerem Niveau durch, eventuell sogar unter stärkerer Kostenbeteiligung der aktiven Sportler und der sie entsendenden Vereine und Verbände. Hierfür müssten im Sportmanagement entsprechende Vorschläge und Finanzierungskonzepte entwickelt und vorgelegt werden. Das haben die Sportler bis auf den heutigen Tag strikt verweigert. Sie wollen um keinen Preis weniger Verbandsgeld ausgeben. Stattdessen fordern sie die 30.000 Euro, die der DOSB nun nicht mehr zahlt, gleichwohl vom DAFV ein. Sie wollen alles, koste es (den Anglern) was es wolle, und sie wollen es sofort.
Für einen Außenstehenden handelt es sich um eine Situation, die ohne größere Schwierigkeiten lösbar sein müsste. Im DAFV scheint das Gegenteil der Fall.
Das DAFV-Sportmanagement – namentlich in Person des Vizepräsidenten für Sport Klamet – vertritt die Auffassung, die fehlenden 30.000 Euro gleichwohl beanspruchen zu können. Schließlich sieht der Haushaltsplan entsprechende Ausgaben für den Castingsport vor. Dass diese Summe auf der Einnahmeseite fehlt, obwohl diese Einnahmen doch jahrelang exklusiv für den Castingsport verwendet werden durften, hält er für ein Problem, dass nicht der Sport, sondern dass die Vertreter der Angler lösen müssen. Das läuft auf eine recht simple Formel hinaus: Sportgelder, die eingenommen werden, gehören ausschließlich (und unkontrollierbar) dem Casting. Sportgelder, die nicht eingenommen werden, muss die Sparte Angeln besorgen oder eben mit eigenem Geld ersetzen. Oder noch einfacher formuliert: Der Sport ist für das Geldausgeben zuständig, die Angler haften für die Geldbeschaffung für den Sport. Kompromissbereitschaft? Fehlanzeige!
Anders als der DAFV-Vizepräsident für Sport kann der Vizepräsident für Finanzen nicht anders, als sich für beide Sparten, Angeln und Sport, verantwortlich zu fühlen. Er hat nun, auch in Kenntnis der Kompromissunwilligkeit des Sportmanagements, über den Castingsport auf Bundesebene einen Haushaltsstopp verfügt. Damit folgt er der „Logik des Sports“, genauer der Logik von Vizepräsident Klamet: Wenn Sportgeld nur für Sport ist, dann heißt weniger Sportgeld auch weniger Sport. Bernhard Pieper scheint bewusst zu sein, dass die Angelsparte keine Ausfallbürgschaft gegenüber dem Sport übernommen hat. Warum auch sollten anglerische Aktivitäten im DAFV entgegen dem Haushaltsplan reduziert werden, nur um den von falschen Voraussetzungen ausgehenden Ausgabenplan des Sports realisieren zu können?! So schmerzhaft eine solche Entscheidung ist, umso mehr verdient sie allen Respekt. Denn sie ist (folge)richtig und notwendig. Vor allem ist sie notwendig, um die Finanzen des DAFV konsolidieren zu können. Genau das ist der Kern aller Lebensfragen des DAFV.
Es geht nicht um Prinzipienreiterei. Manch einer mag die aktuelle Castingkrise des DAFV als déjà-vu-Erlebnis empfinden. Mit Sicherheit geht es den Verantwortlichen in der Castinghochburg, dem Landesverband Berlin-Brandenburg, so. Bereits im Jahre 2004 versuchte der Castingsport dort, seinen üppigen Betrieb ungeschmälert fortzusetzen, obwohl der Landessportbund die Gelder nicht mehr fließen ließ und der Landesverband mehr als klamm war. Während zunächst die Angler faktisch Kredit gewährten und dafür mit massiven Einsparungen im Angelbereich bezahlten, verweigerte das Castingsportmanagment jedwede Mitwirkung an der Lösung der eingetretenen Probleme, beteiligten sich nicht mit einem Cent an den dringend notwendigen Einsparungen, sondern baute seinen kostspieligen Wettkampfbetrieb ungebremst weiter aus. Das stürzte den Landesverband in seine tiefste Krise, deren Folgen zuletzt bei der Auflösung des BCAV (Anglerboard berichtete) noch 2014 fortwirken. Erst der massive Einsatz des Berliner Präsidenten Eckart Keller in dieser Frage führte zu einer für Angler befriedigenden, wenn auch vorläufigen Lösung – auf Landesebene.
Der in Berlin für diese – man kann wohl sagen – Katastrophe verantwortliche war und ist der Vizepräsident für Sport, Herr Klamet, in Personalunion Vizepräsident des DAFV für Sport.
Er fühlt sich, damals wie heute, nicht verantwortlich für die Akquisition der Sportfördergelder, wohl aber – und ausschließlich – für die Ausgaben des Castingsports, die gar nicht groß genug sein können. Das gleiche, was Klamet im Landesverband versuchte, versucht er nun erneut (und nicht zum ersten mal) im Bundesverband. Und er wird damit, wie im Landesverband, auch auf Bundesebene scheitern. Zulasten des Castingsports, zum Leidwesen der verdienstvollen Castingsportler, zum Schaden des Verbandes.
Vor dem Hintergrund dieser Berliner Krise ist die Handlungsweise des DAFV-Vizepräsidenten Pieper mehr als nur verständlich. Sie ist die einzig richtige. Selbst der dargestellte theoretische Kompromiss wäre eine schlechtere „Lösung“. Denn nichts ist wichtiger als die Konsolidierung der DAFV-Finanzen, zu der auch gehört, dass der Castingsport dabei nicht sakrosankt ist und allen Einnahmeschwankungen zum Trotz seine Ausgaben von Jahr zu Jahr erhöht auf Kosten der Angler, obwohl die Castingsportler im Verband nur eine marginale Minderheit sind.
Ich bin kein Sportler, auch kein Castingsportler, obwohl ich für diese Sportart einiges übrig habe als gerne zielgenau und weitwerfender Angler. Während ich dieses schreibe, sitzt im Nebenzimmer meine Lebensgefährtin, eine neunfache Weltmeisterin im Castingsport - Weltmeisterin für Deutschland. Mit ihrem Tablet schaut sie sich das Programm an, dass der Castingsport in Berlin und im Bundesverband vorgenommen hat. Und als Sportlerin sagt sie: „Das artet aus.“ – Warum eigentlich gibt es im DAFV keine Diskussion darüber, in welchem Umfang Castingsport eigentlich betrieben werden soll, wieviel Geld das kosten darf, wer was bezahlt und ob und wie sportliche Arbeit, heißt Förderung der Talente, tatsächlich betrieben wird? Ich wage die These, dass man dieses Thema als „randständig“ betrachtet und nur allzu gerne einer Person überlassen hat, die zu kontrollieren der Mühe nicht wert schien. Das war ein Kardinalfehler, den ich selbst auch begangen habe. Heute weiß ich, dass die Stabilisierung der Strukturen des DAFV und die Lösung seiner Zukunftsprobleme unmöglich ist ohne die Lösung der Frage der Castingfinanzierung. Und deswegen bin ich glücklich, dass Eckart Keller und Bernhard Pieper die ersten wirklichen Schritte unternommen haben, die organisierte Angelfischerei überhaupt in die Lage zu versetzen, klar Schiff zu machen, heißt, von dem finanziellen Klammergriff des Castingsports zu befreien. Ohne das wird es keine Zukunft der organisierten Angelfischerei in Deutschland geben.
Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen bei ihren Entscheidungen bleiben, sie konsequent umsetzen und nicht in falschen Kompromissen umfallen. Ich kenne beide und ich traue es beiden zu. Ich wünsche ihnen viele Unterstützer, die das „Castingproblem“ nicht länger unterschätzen, wie ich selbst es leider vor vielen Jahren getan habe.
Um es noch einmal so klar wie möglich auszusprechen: Wenn Sportfördermittel ausschließlich für den Leistungssport Casting ausgegeben werden und daher durch den Sport keine Belastung für die Finanzen des Anglerverbandes entsteht (so die stereotype Behauptung des Sports), dann mag man das für in Ordnung halten. Dann mag man auch großzügig sein mit dem Sport und wenig genau hinsehen. Wenn aber die Sportförderung sowohl in Berlin, als auch im Bund entfällt, der Castingsport aber weiterhin auf seinem übertrieben hohen Niveau Geld verausgaben will, dann sind es erneut allein die Angler, die diesen Spaß finanzieren. Und dazu sind sie nicht gefragt worden und dazu gibt es auch keine Beschlusslage. Kein wirklicher Angler würde es verantworten, rund 15% oder mehr der ihm anvertrauten Gelder für einen Sportbereich auszugeben, der für die Fische und die Angelei keinerlei Ertrag, Gewinn oder Vorteil bringt.
Aber genau das verlangt der Castingsport gerade in Person des Vizepräsidenten Klamet. Er beharrt auf dem Haushaltsbeschluss über die Sportausgaben, obwohl die Sporteinnahmen sensationell weggebrochen sind – wohlgemerkt weggebrochen bei beiden Hauptsponsoren, dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Landessportbund Berlin. Natürlich ist das für die Sportler eine missliche Situation! Aber mit welchem Grund sollten Angler jetzt die Probleme des Sports lösen und dabei die Lösung der eigenen Probleme auf die Gefahr des Ruins des DAFV auf Jahre hintenanstellen?
Wer den Sportvizepräsidenten kennt, wird nicht fragen, weswegen er nicht in der Lage ist, in dieser Situation ein Kompromissangebot zu machen. Er will das volle Programm, er will es jetzt, er will es von den Anglern, auch wenn er genau weiß, dass die Angler das gar nicht finanzieren können. Aus langjähriger Erfahrung kann ich sicher sagen, dass die Anliegen der Angler ihn mit Sicherheit nicht interessieren.
Das DAFV-Präsidium, namentlich der Finanzvize Pieper und die Präsidentin Happach-Kasan, haben in dieser Situation das einzig richtige getan. Alles deutet darauf hin, dass sie nicht bereit sind, in dieser Frage die Interessen der Angler hinter jene der Sportler zu stellen. Es geht dabei auch um die Interessen des Verbandes, der derzeit niemandem gegenüber großzügig sein kann. Auch dem Sport gegenüber nicht.
Wer glaubt, dass die Angelegenheit mit dem Haushaltsstopp für den Sport beendet ist, der irrt. Castingsportler sind beharrlich. Ich gehe davon aus, dass die Funktionäre und die Basis des Sports sehr schnell beginnen werden, das Präsidium massiv unter Druck zu setzen. Sie denken im Zeitplan ihrer Turniere – und da ist gerade Hochsaison und daher Zeitdruck. Sie brauchen das Geld jetzt – und nicht erst im nächsten Jahr. Sie werden dem Präsidium vorhalten, dass es sich nicht an den beschlossenen Terminplan hält, nicht an den Haushaltsbeschluss (wobei sie nur die Ausgabenseite meinen). Sie werden drohen. Und sie werden die Keule schwingen, dass diese Entscheidung zu einem Stopp des Castingsports in Deutschland führt und dadurch die Gemeinnützigkeit des DAFV riskiert würde.
Sie werden nur an sich denken, nur an „ihren“ Castingsport, aber nicht an das Ganze im Verband.
Auch wenn sie von „den anderen“ verlangen, an sie zu denken.
So war es immer im VDSF und so droht es im DAFV wieder zu werden.
Dieses „System“ hat viele Jahre funktioniert.
Draufgezahlt haben die Angler.
Erhalten haben sie dafür nichts.
Das war möglich, weil Anglern die wahren Hintergründe dafür verheimlicht worden sind.
Das geschah durch das Sportmanagement – und zwar über alle Jahre hinweg bewusst.
Das ist traurig, aber beweisbar.
Als jemand, der sich mit diesem Thema seit über zehn Jahren intensiv beschäftigt, möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich an die Präsidenten und ihren Vizepräsidenten wenden:
Ich gratuliere zu ihrer Entscheidung.
Sie ist nicht nur finanztechnisch notwendig, sie ist vor allem verbandspolitisch geboten, ja zwingend erforderlich. Widerstehen sie dem Druck, den der Sportbereich gegen sie versuchen wird zu mobilisieren. Geben sie neuen Illoyalitäten keinen Raum.
Widerstehen sie der Versuchung, in ihren Gremien einen Pseudo-Frieden mit Casting mit dem Geld der Angler zu erkaufen. Auf Dauer werden sie damit nur die Unersättlichkeit des Sports auf Kosten der Angler erleben. Ihre Entscheidung ist verantwortlich und richtig.
Der Sport, wenn er denn in der organisierten Angelfischerei verbleiben will (und das will er, weil er sich ohne Angler nicht auf diesem hohen Niveau finanzieren kann), muss zur Lösung seiner Probleme wenigstens einen angemessenen Beitrag leisten.
Der Berliner Landesverband hat das erkannt.
Es wäre geradezu eine Schande und ein Vergehen an den Anglern, wenn der Bundesverband das nicht erkennen wollte.
Packen Sie das Problem an seinen eigentlichen Ursachen an!
Dazu gehört auch, genau hinzusehen, wo die Sportgelder hinfließen.
Sie sollten sich da nicht auf die Aussagen des Sportvizepräsidenten allein verlassen.
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