Hallo,Wo sind eigentlich die Fragen von Döbelfanger hin? Fande sie doch sehr sachlich! Komisch.
Ich fand sie nicht immer sachlich.
Hier mal ein paar Gedanken eines bayerischen Vorstands eines Fischereivereins zu eurem Verband, dem wir ja nicht angehören:
Ich glaube dir gern, dass du etwas für die Angler tun möchtest, aber da kam halt bisher von eurem Verband absolut nix dabei raus. Wer Angeln für die breite Masse will, muss sich beispielsweise mit C&R auseinandersetzen. Das ist in Europa Gang und Gäbe, nur in Deutschland geht das irgendwie nicht (offiziell, in der Realität ist das der Normalfall). Ja, und da muss man sich halt als Verband auch mal etwas laut positionieren und Rechtsauslegungen des Tierschutzgesetzes in Frage stellen.
Wo kann ich euren Kampf gegen das Gebot "Angeln nur zum Ernährungszweck" nachlesen? Wie habt ihr Stellung gegen die idiotischen Regelungen in Hessen bezogen, wo jetzt der Zander zum Feind erklärt ist, da angeblich nicht einheimisch?
Ich habe selbst bei einem eurer Bezirksverbände in Bayern vor einiger Zeit auf deren Einladung präsentiert, die extrem unzufrieden sind mit eurem Landesverband und mal aus erster Hand erfahren wollten was wir machen. (Ich hatte nicht das Gefühl, dass die mit unserer Arbeit unzufrieden wären, im Gegenteil).
Dazu solltest du wissen, dass es nur in Bayern verboten ist in Deutschland Fische zurückzusetzen, die keine Schonzeit oder kein Mindestmaß haben. Im Grunde ist das in allen anderen Bundesländern mehr oder weniger erlaubt. Also bitte wende dich mit der Kritik an deinen Landesverband, der bei uns nicht Mitglied ist. Dazu ist "Angeln nur zum Ernährungszweck" nirgendwo in Deutschland Gesetz, sondern nur "Angel aus vernünftigem Grund". Es gibt außer in Bayern in Deutschland keine Entnahmegebot von Fischen.
Wir haben das Thema "Catch & Release" und Fenstermaße ausgiebig behandelt. Gerne mal in unserem Youtube-Kanal oder den
Verbandszeitschiten die alle zum download bereitstehen nachsehen. Zum Zander haben die Hessen Stellung bezogen, aber wir sehen das genauso. Aber wir mischen uns nicht ungefragt in die landespolitischen Themen ein, außer es ist ausdrücklich gewünscht. Dafür haben wir auch Landesverbände, die da eine klare Meinung in ihrem Land vertreten.
Die Arbeit unseres Verbandes (DAFV) ist so gut,das sie beim besten Willen nicht bemerkt werden kann!
Mag deine Einschätzung sein. Weiss nicht welche vergleichbaren Verbände du in den normalen Medien mehr wahr nimmst (z.B. Deutscher Jagdverband oder die Waldbauern) Angeln ist nicht das wichtigste für alle Menschen in Deutschland, aber wir sind in allen wesentlichen Medien immer wieder vertreten (Bild; Süddeutsche, NDR, Deutschlandfunk, Lokalpresse, Fachmagazine, Podcasts usw. aber auch Messen wie Grüne Woche oder Fachmessen)
Ich weiß nicht, ob du noch zu jung bist, Idealismus von Interessenvertretung zu unterscheiden, aber Kleine Wasserkraft, Artenvielfalt usw. sind zwar wichtige Themen für angelpolitische Vertretungen, interessieren aber an der Basis, sprich bei den Anglern, keine Sau. Akzeptanz erreicht man, indem man die Interessen der Basis vertritt. Den Rest darf man dann ebenfalls tun, aber als Kür.
Solange ihr das nicht begreift, werdet ihr keine Akzeptanz erreichen. Das ist ein Lernprozess, der beim DAFV offensichtlich noch nicht abgeschlossen ist und eure bisherigen Vorstände sind entweder derart vernagelt, dass die Angler (sprich ihre Basis) sie nicht interessieren oder halt intellektuell überfordert, einen Plan auf die Beine zu stellen und umzusetzen.
Mal ein Beispiel aus der Praxis: Meine Mitglieder wollen Fische fangen. Also sorge ich für guten Besatz und Zugang zu guten Gewässern. Dass ich am Umwelttag die Gewässer sperre und zum Müllsammeln einlade, wird akzeptiert. Nur so geht's. Jetzt frage dich mal, was der DAFV für die Angler tut.
Ich war selber 4 Jahre im Vorstand im Angelverein mit mehr als 300 Mitgliedern.
Meine Mitglieder im Verein wollten auch in erster Linie Fische fangen, aber wir haben nach Jahren aufgehört da immer nur fangfähige Fische einzuschmeißen und damit "nur für guten Besatz" zu sorgen. Sondern mit Sinn und Verstand die Gewässer in ihren natürlichen Möglichkeiten mit Naturverlaichung und sinnvollen Hilfsmaßnamen unterstützt und das fand, wenn man es gut erklärt und dem Thema eine Chance gibt, auch die kritische "Basis" gut.
Jedes Jahr möglichst viel Besatz ist wohl die einfachste (und leider heutzutage auch einzige) Maßnahme von den Vorständen vieler Vereine. Auf lange Sicht hilft es auch nicht da mal einen Tag Müll zu sammeln. Ich kenne deine Gewässer nicht, aber ich weiß nicht.
Wir haben auch die Fischereiforschungsanstalt Langenargen in der Vereinsarbeit involviert und auch die haben uns von den kostenintensiven und oft wenig effektiven Besatzmaßnahmen abgeraten. Wenn wir uns nicht mehr einigermaßen an der natürlichen Reproduktionskapazität unserer uns anvertrauten Gewässer orientieren, machen wir die Gewässer zwangsläufig zu "Put & Take" Teichen und das fällt uns langfristig gesellschaftlich auf die Füße.
Die Gewässer gehören uns genausowenig wie den Wasserkraftbetreibern und selbst wenn wir da Eigentumsrechte haben, können wir da nicht machen was wir wollen, wir haben da auch eine Gesamtverantwortung für die natürlichen Fischbestände und die Artenvielfalt insgesamt. Unsere Gewässer sind keine Selbstbedienugsläden mit unendlicher Wertschöpfung. Wir haben immer mehr Angler, die mit immer ausgefeilteren Methoden den Fischen nachstellen, jedes Jahr immer mehr Besatz ins Gewässer reinwerfen ist da sicher nicht die richtige Antwort. Da spielen sicher auch geeigente Managementmaßnahmen (Angeldruck, Tagesentnahmne usw.) eine wichtige und unvermeidliche Rolle. Besatz ist nicht per Definition schelcht, aber als alleinige Maßnahme für viele Gewässer auch nicht unbedingt die beste Lösung. Das war früher sicher anders, aber vielleicht müssen da auch mal die "alten" Vorstände umdenken.
Das mit dem Bestaz ist einer der wesentlichen Kritikpunkte vieler Normalbürger und führt irgendwann dazu, dass die Gesellschaft sagt: dazu sind unsere Gewässer nicht da.
Wer das nicht glaubt, kann das gerne ja noch mal im Deutschlandfunk Interview die Hörerfragen normaler Bürger nachhören:
LG,
Olaf