Thomas9904
Well-Known Member
Vorabveröffentlichung Magazin Februar
VDSF: Wo das Geld so hinfliesst.....
Seit wir um die Finanzen der Verbände veröffentlichen, bekomme ich immer wieder viele Infos, viele Hinweise, viel Glaubwürdiges, viel zu Hinterfragendes.
Da wünscht man sich ne Redaktion wie ne große Zeitschrift, um das alles abklären zu können.
So hab ich auch folgendes Schreiben bekommen, das ich durchaus nicht uninteressant finde und gerne mal zur Diskussion stelle..
Da gehts nicht drum Casting als solches in Frage zu stellen.
Sondern um aufzuzeigen, für was Gelder der Angler vom VDSF ausgegeben werden.
Was denen im VDSF also wirklich wichtig ist (da gehts Geld halt hin wie z. B. Verwaltung, Reisekosten und Casting) und was weniger (wie Angeln oder Angler....)...
Dass sich auch gut informierte Kreise ihre Gedanken machen, ist also ersichtlich - verständlich vielleicht angesichts dessen, wie der VDSF mit Kritikern umzugehen pflegt (Anzeigen gegen Angler, Schreiben an Klasing etc.) , dass der Autor vorerst mal ungenannt bleiben möchte.
Um die Finanzen des VDSF ist es ganz offenbar nicht gut bestellt. Auch bei dem anderen Fusionspartner DAV gibt es wohl Pläne, aufgelaufene strukturelle Defizite durch Beitragserhöhungen zu kompensieren.
Das sind zwei schwere Hypotheken, die auf dem künftigen Fusionsverband lasten, der nicht „reicher“ sein kann, als seine Gründungsverbände.
Alarmglocken schrillen, seitdem die Wirtschaftsprüfer einen rigiden Sparhaushalt und strikte Ausgabenkontrolle empfehlen, die VDSF-Justiziarin vor einer Reihe von ungeklärten Fragen warnt und auch aus Kreisen der Delegierten des VDSF hartnäckig nach bewertbaren, belastbaren Zahlen über die Finanzen des Verbandes nachgefragt wird.
Bereits jetzt müssen die Verbände auf wichtige Projekte der Öffentlichkeitsarbeit aus Einsparungsgründen verzichten, etwa der Beteiligung an der Grünen Woche in Berlin.
Bislang sind die Verbände Antworten schuldig geblieben. Es besteht kein Zweifel darüber, dass die „Verschmelzung“ der Budgets zweier finanziell schwächelnder Verbände nicht zu einem finanzstarken und damit leistungsfähigen neuen Verband führen.
Knappheit schafft keine Synergien.
So stellt sich nicht die Frage, ob gespart werden muss, sondern wie und in welchem Umfang. Bereits in der Vergangenheit bestand Anlass, dass Ausgabeverhalten der Verbände zu hinterfragen.
Das ist nur höchst unzureichend geschehen.
Durch die geplante Fusion werden diese Fragen immer dringlicher.
Deswegen sollen die großen Ausgabepositionen in den Budgets an dieser Stelle in loser Folge hinterfragt werden.
Damit sollen Funktionäre in die Lage versetzt werden, auf eine strukturelle Konsolidierung der Haushalte hinzuwirken.
Wir beginnen jetzt – neben den Fragen nach der VDSF-GmbH - mit einem wesentlichen Posten, den Ausgaben für den Castingsport.
Obwohl nur verhältnismäßig wenige mittelbare Mitglieder Castingsport aktiv betreiben, nehmen die Ausgaben für den Sport einen überproportionalen Anteil an den Ausgaben des Verbandes ein.
Dabei sind längst nicht alle Kosten im Bundeshaushalt des VDSF ersichtlich.
Ein Gutteil wird auf Landesverbandshaushalte verteilt. Das ist nicht nachvollziehbar, soweit es sich um internationale oder Bundesveranstaltungen handelt.
Der Castingsport begegnet Einsparungswünschen der Finanzer in der Regel mit dem Argument, dass alle von ihm verausgabten Mittel durch staatliche Sportförderungsmittel refinanziert, also für die Angelfischerei kostenneutral sei.
Diese Behauptung hat dazu geführt, dass Einsparungen in den Bereichen Fischerei, Naturschutz, Öffentlichkeitsarbeit und Jugend in der Regel stärker ausfielen, während die Budgets für den Castingsport von Einsparungen verschont blieben.
Das hat im Laufe der Jahre zu erheblichen Disparitäten geführt.
Doch diese Behauptung ist nur insoweit zutreffend, als dass sämtliche durch den Castingsport ausgelösten Kosten des Verbandes auch im Castingsportbudget erfasst und von der Sportförderung ausgeglichen werden.
Das ist aber seit vielen Jahren nicht der Fall.
So erfolgt die Aufwandsentschädigung für Castingfunktionäre überwiegend aus dem allgemeinen und damit nicht sportförderungsfähigen Budget.
Auch die Mitgliederverwaltung und ein Gutteil der organisatorisch-administrativen Kosten des Castingsports werden über die allgemeinen Mittel abgerechnet, so dass ihnen keine Fördermittel gegenüberstehen, genauer gesagt, soweit ihnen Fördermittel gegenüberstehen, gehen sie nicht in das allgemeine, sondern in das Castingbudget.
Somit stellen sich eine Reihe von Fragen zu nachfolgenden Fakten:
- Warum liegt der Satz der Aufwandsentschädigung für Castingsportfunktionäre über dem Satz der sonstigen (Fischerei-) Funktionäre?
Es ist nicht einsehbar, dass für eine Fischereiveranstaltung ein Tagesgeld von unter 30 € bezahlt wird, für Castingveranstaltungen aber von fast 50€. (AKTUELLE ZAHLEN LIEGEN NICHT VOR)
- Warum wird eine solche Vielzahl von Veranstaltungen durchgeführt?
Der Bundesverband hat in seinem Kalender für 2013 dreizehn (!) spezielle Castingsportveranstaltungen aufgelistet (ohne die allgemeinen Veranstaltungen, in denen selbstverständlich auch Castingsport Gegenstand ist).
Hinzu kommen im Kalender des Landesverbandes Berlin-Brandenburg 15 Veranstaltungen überwiegend im Bereich Breitensport und weitere 9 Veranstaltungen im Spitzensport. Insgesamt also aus diesen beiden Budgets 37 Veranstaltungen für Castingsport im Jahre 2013 (Überschneidungen möglich).
Zum Vergleich:
Für den Bereich Fischen weisen beide Kalender zusammen für 2013 gerade einmal zehn Veranstaltungen auf.
- Welt-, Europa- und Deutsche Meisterschaften finden für diverse Alterkategorien (Senioren, Kader, Jugend) in nahezu jährlichem Turnus statt, was einen immensen Verwaltungs- und Organisationsaufwand darstellt, der nur teilweise durch Sportfördermittel refinanziert ist.
Dabei treten oftmals Sportler der Jugendmeisterschaft auch bei der Deutschen Meisterschaft mehrfach auf. Weitere Doppelungen ergeben sich durch Mehrfachantritte in Einzel- und Mannschaftsdisziplinen.
- Der Castingsport wird im Spitzensportbereich weiterhin mit neun Disziplinen ausgetragen, was einen erheblichen wettkampfmäßigen und damit auch finanziellen Aufwand darstellt. Diese Vielzahl von Disziplinen hat die angestrebte olympische Akkreditierung verhindert, obwohl eine Vielzahl von Castingsportnationen im Weltverband für eine Reduzierung der Zahl der Disziplinen eingetreten ist, um den Sport attraktiver und olympiatauglich zu machen – und damit zugleich in doppelter Hinsicht finanzierbarer. Der Weltverband, der von den Funktionären des VDSF (und des künftigen DAFV) dominiert wird (werden soll), hat diese positive Entwicklung systematisch verhindert.
- Ein Gutteil der Kosten für den Castingsport werden aus Geldern der Verbandsjugend refinanziert.
Hierbei handelt es sich um einen eigenständig bewirtschafteten Haushalt, in dem die Castingsportausgaben ebenfalls überproportional sind. Diese Finanzierungsanteile erscheinen nicht unmittelbar sichtbar im Bundeshaushalt und sind somit einer „politischen“ Diskussion der Delegierten der VDSF-Jahreshauptversammlung entzogen.
- Die Ausgaben für den Castingsport fallen sehr früh im Jahr an und müssen fast über das ganze aktive Jahr nachgeschossen werden („lange Saison“).
Demgegenüber fließen die Mittel aus der Sportförderung erst im Spätherbst des Jahres. Das bedeutet, dass die Angelfischerei aus liquiden Mitteln Sportaktivitäten zinslos vorfinanzieren muss.
Sofern, wie aktuell im VDSF, die die Gemeinnützigkeit gefährdende Rücklage nicht ausreichend groß ist, müssen die „sonstigen Bereiche“ des VDSF (Fischen, Meeresfischen, Naturschutz, Gewässerschutz, Öffentlichkeitsarbeit) operative Einbußen hinnehmen oder gar auf eigene Veranstaltungen mangels liquider Mittel verzichten und/ oder mit weniger Mitteln durchführen, da ansonsten eingeplante Einnahmen aus der Sportförderung riskiert würden.
Der Castingsportbereich hat in der Vergangenheit keine eigenen Rücklagen gebildet, obwohl seine Finanzierungsquellen grundsätzlich anderer Art sind als die des Verbandes allgemein.
Die teilweise dargestellten Finanzierungsbedingungen bedeuten eine erhebliche Belastung insbesondere für die Aktivitäten der Fischerei und des Natur- und Umweltschutzes, aber auch der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Entwicklungsmöglichkeiten der Fischerei, des Natur-, Umwelt- und Gewässerschutzes, aber auch in den Bereichen Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit sind dadurch massiv behindert.
Die Finanzierung dieser Bereiche steht bei dem derzeit praktizierten Modell immer unter dem unausgesprochenen Vorbehalt, dass nach vorrangiger Ausstattung des Castingsports noch ausreichend liquide Mittel im Jahreshaushalt zur Verfügung stehen.
Genau das ist aber nach den Zahlen, die der Landesverband Niedersachsen veröffentlicht hat, nicht mehr der Fall.
Damit diese ureigensten fischereilichen Aktivitäten fortgeführt werden können, bedarf es einer völligen Neustrukturierung der Finanzen des Castingsports – und zwar ab dem Haushaltsjahr 1 des neuen Verbandes, also ab sofort.
Andernfalls leiden Angler bundesweit unter einer nie gekannten Einschränkung des Leistungsangebotes des Bundesverbandes.
Oder zahlen eben drauf durch die bereits hinter vorgehaltener Hand ins Spiel gebrachten Beitragserhöhungen.
Gerecht ist das nicht.
Sinnvoll auch nicht.
Thomas Finkbeiner
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