Jean
gone fishing...!
PART 1
Der Fall Run, was ist das...? Lasst es mich kurz erklaeren. Der Fraser River in British Columbia's Suedwesten hat 2 wesentliche Aufstiege von Lachsen. Einmal ist das der Summer Run ueber den ich hier ja schon ausfuehrlich berichtet habe ( http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=162960&highlight=spring+summer ). Dieser beginnt ab ca. April/Mai jeden Jahres mit den ersten absolut rotfleischigen Koenigslachsaufsteigern. Dies sind die Fische die ueber tausend Kilometer zuruecklegen muessen um zu ihrer Geburtsstaette zurueckzukehren um dort abzulaichen. Da das eben eine Weile dauert kommen diese Fische so frueh in den Fraser. Die Stueckzahlen sind allerdings zuerst gering so das sich ein gezieltes Angeln darauf schlichtweg nicht lohnt. Auch fuehrt der Fraser jetzt Hochwasser durch die abschmelzenden Schneemassen der umliegenden Berge. Um so weiter das Jahr aber voranschreitet desto mehr Fische kommen in den Fraser. Ab Anfang juli erreicht dieser Sommer Aufstieg dann seine volle Groesse. Jetzt gesellen sich noch die Rotlachse dazu und die Angelsaison am Fraser direkt kommt auf Touren. Diese dauert dann ein paar Wochen an bis sie Ende August anfaengt wieder abzuebben.
Ab September beginnt dann der Fall Run, der Herbstaufstieg. Dies sind dann die Fische die in den unteren Fraserzufluessen ihr Laichgeschaeft erledigen wollen und somit eine kuerzere Anreise haben als ihre Brueder und Schwestern weiter flussaufwaerts. Zu den Rot- und Koenigslachsen gesellen sich jetzt auch die Silberlachse, Hundslachse und in den ungeraden Jahren auch die Buckellachse. Die wichtigsten Zufluesse im unteren Fraser sind der Harrison-, Chehalis-, Vedder-, Stave- und Pitt River. Etwas weiter flussauf noch der Thompson und der Coquihalla River. Dazu kommen noch unzaehlige kleinere Zulauefe. Der Grossteil der Koeniglachse die nun den Fraser hinaufkomen ist jetzt auch weissfleischig und zieht in den Harrison und in den Vedder/Chilliwack River. Diese werden meist als die grossen boesen Brueder, der doch im Durchschnittsgewicht etwas leichteren rotfleischigen Gesellen bezeichnet. Der Fall Run erreicht seine volle Groesse ab Ende September/ Anfang Oktober und sollte den ganzen Oktober ueber andauern bevor auch er abebbt. Einzelne Systeme haben aber noch Aufstiege bis in den Dezember hinein.
Das ist es mal grob zusammengefasst gewesen. Man koennte hier Seiten schreiben da jedes Fluesschen seinen eigenen Stamm beherbergt der zu seiner eigenen Zeit reinkommt und auch seine eigene Geschichte hat. Zudem varieren die Zeiten etwas und Staemme wurden vom Menschen vom einen ins andere System eingebracht. Einige der Fluesse haben auch Brutstationen, sogenannte Hatcheries, um Mutter Natur zu unterstuetzen und so weiter... Von der Steelhead Saison will ich hier jetzt gar nicht erst anfangen.
Ganz grob gilt, der Fraser ist der Zubringer Fluss - die Hauptautobahn, die beste Zeit im Sommer ist Mitte Juli bis Ende August, im Herbst von Ende September bis Ende Oktober. Fischarten im Sommer, Koenigslachs (Red Spring/Chinook) und Rotlachs (sockeye), gefischt wird direkt im Fraser. Im Herbst Koenigslachs (White Spring/Chinook), Silberlachs (Coho), Hundslachs (Chum) und in ungeraden Jahren Buckellachs (Pink). Gefischt wird hauptsaechlich in den unteren Fraserzulaeufen.(Punkt!)
Jetzt aber zum eigentlichen Bericht. Wo soll ich anfangen...beim entzuendetem Weissheitszahn 2 Tage vor Abreise, oder beim schwulen Steward und seinem Kugelschreiber ("kann ich ihnen nicht geben, den hab ich gerad schon ausgeliehen und fast nicht mehr zurueckbekommen" - in bestem Slang bestimmter Randgruppen natuerlich), beim noch schwuleren Steward der mir ein Bier geschenkt hat... aber nur weil er nicht genug Kleingeld hatte um auf 100 Euronen rauszugeben ( von mir aus haett er auch so lange bringen koennen bis sein Wechselgeld ausgereicht haette, Belehrung gabs aber trotzdem seinerseits inklusive uebers "mitdenken", hab aber Urlaub und da denk ich nicht, hab ich den rest vom Jahr noch Zeit dazu. Irgendwie konnten die 2 mich wohl nicht leiden, wahrscheinlich bin ich nicht huebsch genug)...nee! Ich fang bei meinem Freund Kalvin an der mich gerad am Vancouver International abholt. Er war mein Arbeitskollege waerend meiner Zeit als ich in Kanada gelebt hab und hat mir fuer die naechsten 3 Wochen ein Dach ueber dem Kopf angeboten. Kurz begruesst und natuerlich Nettigkeiten ausgetauscht, "bist ganz schoen fett geworden seit du wieder in Deutschland lebst", die Koffer ins Auto und nach PoCo (Port Coquitlam, ca 35 Km oeslich von Vancouver) geduest wo seine Huette stand. Ausgeladen, die Frau begruesst und natuerlich jedem die Mitbringsel ueberreicht. Die 3 Kinder haben sich besonders gefreut ueber die german "Kindereggs" und die "Gummibears". Dann Mein Zimmer bezogen und bei etwas Smalltalk noch ein oder zwei Canadian Beers eingeatmet bevor es mir, bedingt durch den Jetlag, dann recht schnell die Hufe wegezogen hat und ich mich schlafen legte.
Der naechste Morgen begann fuer mich um 5 Uhr in der frueh. Die innere Uhr tickte noch nach der Mitteleuoropaeischen Zeit. Mein Kollege war aber auch schon wach da er um 6 Uhr schon zum arbeiten musste und wir tranken noch zusammen einen Kaffee. Danach erstmal die Ruten aus dem Koffer holen. Nur um's kurz zu erklaeren, ich verzichtete auf ein Rutenrohr im Flieger und nahm sattdessen wieder meine Tele Ruten mit die mir schon in den Vorjahren gute Dienste leisteten. DAM Imperial Pike 3,30m und meine alte SUmo Pike 3,30m sowie eine neu erworbene Jenzi Whisper 3,00m. Die ersten 2 Ruten bewegen sich im oberen Preissegment der Telestecken und stehen meiner Meinung nach einer 2-Teiler nicht viel nach. Schoene, schlanke und leichte Blanks, gute Aktion und genug Power. Die Jenzi wollte ich noch testen. Leichte Abstriche muss man eben machen aber dafuer passten sie alle in meine Koffer! Als ich diese jetzt aber rausholen wollte wieder mal das alte Leid...trotz Schutzkappe waren die Spitzenringe abgebrochen! Spielen die damit Fussball? Das gleiche uebrigens wieder auf dem Heimweg, nur mal so am Rande bemerkt. Na ja, kann man nunmal nicht aendern. Der Plan fuer heut war erstmal den Mietwagen und dann die Lizenz im Angelladen holen und mich dort gleich mit allem eindecken was ich noch so brauche, wozu jetzt auch 2 Spitzenringe gehoerten. Danach wollte ich natuerlich gleich angreifen. Nach kurzem Telefonat mit dem Mietwagen Partner meines Vertrauens wuerde mein Wagen, ein kleiner, popliger Yaris, aber leider erst ab 11 Uhr zu haben sein. Damn, damit geriet mein ganzer Tag durcheinander. Das naechste mal hol ich mir die Karre gleich am Flughafen... Um 11 Uhr schlug ich dort jedenfalls auf. Beim reingehen checkte ich noch kurz so den Parkplatz aber kein Yaris weit und breit, nur ein roter Smart stand direkt vor dem Eingang. Ich fuellte kurz die Formulare aus und die Dame gab mir die Schluessel und meinte sie wuerde mich noch kurz zum Wagen begleiten. Ich lief vorraus...am Smart vorbei...bis sie dann rief ich sollte doch zurueckkommen, das Auto steht direkt vor der Tuer! Nee jetzt,oder!? Die wollte mir wirklich das rot Stueck Sch... andrehen! Meinen 2 Flugbegleitern haette der sicher gefallen... Ich erklaerte ihr das das mal ueberhaupt nicht geht, erstens wegen meiner "sperrigen" Ruten und ueberhaupt wegen dem ganzen Equipment. Na ja, nach einigem hin und her hatte sie dann ein Einsehen und ich bekam stattdessen einen Corolla...geht doch! Sooo, Auto hab ich, ab zum Tackleshop! Lizenz gekauft, das restliche Geraffel auch, 2 neue Rutenringe hatten die auch noch da und zwar im passenden Durchmesser und sogar mit SIC Einlage, 200 Dollar spaeter verliess ich zufrieden den Laden. Schnell zurueck zum Haus was eine 20 minuetige Fahrt war und ein Horror dazu, an den Verkehr in einer Grossstadt muss man sich erstmal wieder gewoehnen. Rutenringe angeklebt, Angelklamotten ins Auto und ab die Post! Da es nun schon fast 1 Uhr war entschied ich mich heut nur fuer einen kurzen Schnuppertrip zum nahegelegenen Stave River. Hier steigen zum Grossteil nur Hundslachse auf da der eigentliche Fluss durch einen Staudamm vom Menschen zerstoert wurde und jetzt nur noch ca. 4 KM lang ist. Dann ist fuer die Lachse die Reise zu Ende. Zum Ablaichen wurde den Fischen 2 Laichkanaele, sogenannte "Spawning Channels" ,links und rechts vom Hauptstrom unterhalb der Staumauer angelegt. Hier kann man die Fische sehr gut beobachten, das Angeln ist aber nur im Haupstrom erlaubt. Fuer den ersten Tag sollte es das tun. Allerdings musste ich noch tanken was ich dann auch nach 15 Minuten und zurhilfenahme des Handbuchs hinbekam. Den kleinen Hebel fuer den Tankdeckel haette man ja auch etwas hoeher und nicht am Boden neben dem Sitz anbringen koennen...Irgendwann hab ichs dann tatsaechlich noch zum Fluss geschafft. Kurz den Staudamm ueberqueren, zum Parkplatz, Sachen geschnappt und runter zum Fluss gelaufen. Eine Wathose braucht man hier nicht. Ueber den Spawning Channel fuehren 2 kleine Holzbruecken zum Hauptstrom, von denen man im spaeten Oktober hunderten von Chums beim Laichen zuschauen kann. Jetzt sah ich aber nur 2 Fische aber einer davon war ein silberblanker Coho! Ich war heiss aufs angeln aber sowas von... Also den restlichen Weg im Sauseschritt und dann schnell die Ruten montiert. 20 Gramm Pose, Blei, Wirbel, 50cm Vorfach und einen 2er Barbless Hook (Schonhaken) mit etwas pinkfarbener Wolle. Kurz noch etwas Schrimp Oil als Lockmittel auf die Wolle getraeufelt und dann flog die Montage erwartungsvoll in die Fluten. Viele Angler waren heut nicht hier aber fuer den Stave ist es auch noch etwas frueh im Jahr. Ich hab das hier auch schon anders in Erinnerung. Der erste Wurf brachte natuerlich nichts...die naechsten 50 auch nicht! Ich wechselte die Stelle und lief etwas weiter Flussauf fast direkt unterhalb der Staumauer. Beim hinlaufen sah ich das einer der 3 Angler die dort fischten einen Lachs im Drill hatte. Man wie sich die Rute biegt! Ich schaute natuerlich zu und nach ein paar Minuten konnte er den Lachs auch landen und sofort wieder releasen. Geschaetzte 10 lbs (ca 4.5Kg) und schon etwas staerker angefaerbt aber ein Lachs! Jetzt wurde ich noch "fischgeiler" und begann weiterzuangeln...aber nichts! Nach einer Weile wechselte ich auf Jigs gefischt unterm Schwimmer, dann auf Colorado Blades (Eine Art Spinnerblatt mit Haken), dann Blinker (Gibbs Croc) und spaeter noch Spinner. Eigentlich alles gute Koeder aber nichts half und die 3 anderen fingen, zwar nicht wie bloed aber dann und wann, und als ich dann etwas Spionage betrieb sah ich auch mit was. Rogen! Oder Roe wie das englische Wort dafuer lautet. Der Topkoeder fuer beissfaule Fische und wohl auch der meistgefischte neben der typischen Wolle. Hat ich aber nicht hier da das Zeug richtig teuer ist und sobald man einen Lachs faengt erhaelt man ja genug davon ,falls es ein Weibchen ist, und hat richtig gespart... heute aber am falschen Fleck denn nichts anderes funktionierte. Ich blieb dann noch eine Weile und gab schliesslich auf da ich noch fahren musste und durch die andere Zeitzone doch schon etwas muede wurde . Man muss erkennen wenn es genug ist und man muss es ja nicht gleich am ersten Tag erzwingen. Klappt meistens ja sowieso nicht. Aber auch ohne Fisch fuehlte ich mich nicht schlecht...ich begriff langsam das ich endlich wieder hier war!
Der naechste Tag begann aehnlich wie der vorherige. 5 Uhr aufgewacht, Kaffee schluerfen und meinem Kollegen viel Spass bei der Arbeit wuenschen. Der grosse Unterschied zu gestern war aber das ich alles sartklar hatte. Auto, Lizenz, Equipment - alles war fertig. Heut wollte ich ernst machen und fieberte dem ersten "richtigen" Tag entgegen. Noch war es zu dunkel so das ich noch etwas im Netz stoeberte bevor ich mich dann auf den Weg Richtung Osten machte. Der Vedder war das heutige Ziel...
Der Fluss entspringt urspruenglich in den Staaten, fliesst dann ueber die Kanadische Grenze in den Chilliwack Lake den er dann Richtung Westen wieder verlaesst und schliesslich ins Fraser Valley fliesst und dort in den Fraser River muendet. Im unteren Teil fliesst der Fluss durch zwei kleinere Orte, Yarrow und Vedder Crossing das den sudlichen Zipfel der Stadt Chilliwack darstellt. Hier fuehrt eine Bruecke ueber den Fluss. Oberhalb heisst er Chilliwack River, unterhalb davon Verdder River. Die meisten bezeichnen den Fluss aber einfach als den Vedder. Nach dem Oertchen Yarrow wurde der Fluss begradigt um Ueberschwemmungen zu verhindern. Dieser Teil wird einfach nur der Kanal genannt. Befischbar sind die ersten ca. 50 KM von kurz nach der Muendung bis hoch in den Canyon wo Slesse Creek zufliesst. Hier ist die obere Fischereigrenze. Dahinter steht die Hatchery, die Fischzucht die jaehrlich riesige Mengen an Lachsen und Steelheads erbruetet und in den Fluss entlaesst damit diese nach 4 Jahren zurueckkommen und uns Anglern Freude bereiten und natuerlich um der Natur etwas unter die Arme zu greifen da der Fluss stark befischt wird. Der obere Teil ist schnellfliessend und klar, der untere Teil dann breiter und etwas langsamer und teils etwas angetruebt. Viele der guten Stellen haben einen Namen wie Allison Pool, Boulder Run, Tamahi Creek, Tesky's Rock, The Crossing, Lickman Road, The Campground, the Train Bridge und Keith Wilson Bridge um nur ein paar zu nennen. Leider sind diese Stellen auch sehr gut besucht und man sollte veruchen etwas abseits davon ein geignetes Plaetzchen fuer sich selbst zu finden. Bei so viel Wasser eigentl. kein Problem vorrausgesetzt man nimmt einen kleinen Fussmarsch in Kauf. Alle fuenf Lachsarten steigen in den Fluss auf plus Steelheads im Winter. Das perfekte Revier also!
Nach 60 KM Fahrt auf dem Transcanada Highway oder 45min spaeter nahm ich die Abfahrt "No.3 Road" und war nun fast am Ziel. Noch 5 KM Landstrasse und schon ueberquerte ich die Keith Wilson Bridge im Kanal und parkte auch hier. Ein guter Platz da direkt unter der Bruecke ein tiefer Pool ist durch den alle Fische die aufsteigen durchmuessen. Von der Bruecke kann man die Fische sehr gut sehen. Und das wollte ich jetzt auch erstmal tun. Also Kamera geschnappt und los um auf die Dinge von oben herabzuschauen. Schon beim ersten Blick von weiter weg sah ich einige Angler, gut manche dort sollte man nicht so nennen aber das nur am Rande. Typisch eben fuer diese Stelle, immer gut besucht aber auch immer eine sichere Bank. Ich sah auch 2 Koenigslachse die wohl kurz zuvor gefangen wurden im flachen Wasser liegen. Als ich dann direkt ueber dem Pool stand sah ich sie...hunderte Fische tummelten sich im klaren Wasser unter mir. Ich konnte mich gar nicht satt sehen und vergass fast die Zeit und warum ich eigentlich hier war. Fiel mir aber sofort wieder ein als einer der Brueder da unten am drillen war. Jetzt aber nichts wie da runter. Also zurueck zum Auto, das erste mal in die Wathosen geschluepft, Angel und Rucksack geschnappt und los gehts den Hang runter und durchs Knietiefe Wasser rueber zum Loch. Meinen Rucksack packte ich auf das angeschwemmte Treibholz das beim letzten Hochwasser an den Brueckenpfeilern haengen geblieben ist. Treibholz ist hier vieleicht das falsche Wort, das waren teilweise Staemme von ueber 100 Jahre alten Baeumen. Zeugen ueber die Wucht des Wassers wenn der Fluss im Fruehjahr nach der Schneeschmelze oder nach tagelangem starken Regen richtig anschwillt. Ich hab das hier schon gesehen und es ist beindruckend und angsteinfloessend. Momentan fuehrt der Fluss aber wenig Wasser, es ist klar und das Wetter angenehm warm fuer Oktober. Die Herbstsonne scheint...angeln wir endlich!
Ich gesellte mich zu den ca. 10 Anderen, mag manchem hier viel erscheinen aber am Wochenende sind das an solchen Stellen mindestens 30 Leute! Sollte ja auch nur fuer ein paar Stunden sein da ich spaeter noch flussaufwaerts wollte um ein paar geeignete abgelegenere Stellen zu finden und den Fluss etwas zu erkunden. Ich fischte wieder mit der Pose und Wolle. Schnell die Tiefe eingestellt und die ersten Wuerfe gingen ueber die Buehne.
Ich war noch etwas eingerostet aber von Wurf zu Wurf wurde es besser. Die Pose driftete schoen durch den Pool, die Schnur blieb ganz leicht gespannt um sofort anschlagen zu koennen denn auch hier spucken die Fische den Haken sofort wieder aus. Sie wollen ja nichts fressen sondern nehmen den Koeder aus anderen Gruenden. Entweder aus Revierverhalten wenn man ihnen kleine Fische vorgaukelt die sie dann verjagen wollen oder totbeissen oder um den Eigenen Nachwuchs bessere Chancen zu geben indem sie jeglichen anderen Rogen oder eben frei im Wasser schwebende Eier zerstoeren (deshalb der Rogen als Koeder). Oft sind sie aber auch einfach nur angepisst und schnappen nach allem was sie aufregt. Jetzt aber nicht. Wurf um Wurf verging ohne das ich einen einzigen Zupfer oder Kontakt hatte. Hin und wieder bekam einer der anderen Angler einen ans Band und ich konnte schoene powerdrills mit richtig grossen Fischen aus naechster Naehe sehen und miterleben. Ich wurde immer nervoeser denn langsam wurde es mal Zeit selber einen zu fangen, dafuer bin ich hier. Aber es tat sich nix, auch nicht nach 2 Stunden. Gibts doch nicht, irgendwas mache ich bestimmt verkehrt. Man beginnt dann an sich selbst zu zweifeln aber ich machte nichts falsch, tat genau das gleiche wie alle anderen. Nach einer weiteren erfolglosen Stunde beschloss ich die Stelle zu wechseln, es war einfach zum vergessen... Ich fuhr weiter flussauf und stoppte am Lickman Road Parkplatz, ein aehnlich bekannter und guter Spot. Ich schnappte mein Kram und lief erstmal zum Fluss da die beste Stelle hier direkt vorm Parkplatz ist und wie ich sofort sah auch schon mit einigen Anglern belegt. Deshalb entschloss ich mich fuer ein kleinen Fussmarsch 300 meter stromab da ich dort eine gute Stelle von frueher kannte. Dort angekommen musste ich aber feststellen das diese nicht mehr da war. Der Fluss veraendert sich durch das Hochwasser jedes Jahr und man faengt jedes Jahr wieder bei Null an und muss erstmal suchen bis man neue gute Stellen findet. Nur die typischen tiefen Loecher bleiben meistens, veraendern sich aber auch etwas in Form und Tiefe oder verschieben sich leicht. Hier war auf jedenfall nichts mehr beim alten, es sah komplett anders aus! Wo frueher noch ein tiefer Seitenarm in eine grosse Rueckstroemung ueberging war jetzt nur noch schnellfliessendes, flaches Wasser und sehr breit noch dazu, nicht gut! Also zurueck zum Parkplatz und etwas unterhalb Stellung bezogen.
Ich fischte eine Weile, aber auch hier das gleiche - weiter oben ab und an ein schoener Fisch und bei mir...nix! Mir ging aber die Bruecke die ganze Zeit nicht aus dem Kopf da ich die Fische ja von oben gesehen hatte und sie somit defenitiv da waren. Mittlerweile war es schon fast 1 Uhr Mittags und ich verwarf meinen Plan heute noch weiter flussauf zu fischen. Irgendwie hab ich mir das heut leichter vorgestellt al la fruehmorgens kurz ein paar Fische stippen und nachmittags eben etwas exploring da man es sich ja dann schon leisten koennte und der erste Hunger gestillt waere. Die Realitaet sah aber so aus das ich noch nicht mal einen dran hatte, geschweige denn wenigstens einen Biss gehabt haette. Das musste sich jetzt aendern! Ich beschloss zurueck zur Bruecke zu fahren und dort nicht wieder zu gehen bevor ich nicht meinen ersten Fisch in den Haenden hielt. Kaum wieder dort angekommen war ich doch etwas verwundert...fast alle waren gegangen und nur noch 2 Kasper am angeln. Na so mag ich das doch! Also wieder rein in die Fluten. Eigentlich wollte ich jetzt mal meinen Colorado Blades eine Chance geben, entschied mich aber doch vorerst noch ein paar Wuerfe mit Wolle zu machen. Ich trug noch ein paar Tropfen vom Schrimp Oil auf die Wolle auf die sich sogleich schoen damit vollsog. Das Zeug stinkt echt wie Hoelle, funktioniert aber uebrigens auch in unseren Landen sehr gut auf Aal, Wels und sogar Zander. Aber Aal, Wels und Zander interessierte mich gerad nicht. Dort unten in dem Gumpen waren die Opfer meiner Begierde, und zwar reichlich. Ich korrigierte noch kurz meine Tiefe etwas und warf die Montage genau hinter den letzten dicken Ast der in den pool hineinragte. Dahinter war die Stroemung etwas langsamer, traf aber genau dort auf die schnellere Hauptstroemung. Meine Drennan Piker driftete genau an dieser Kante flussab und verschwand nach nur einem Meter ruckartig unter Wasser! Ich schlug sofort an und fuehlte einen massiven Wiederstand! Oh jaaa, Fish on! Gleich beim ersten Wurf... Es geschehen immer noch Wunder und Zeichen... Zumindest das Wunder entpuppte sich aber sofort als ein blaues denn der Fisch kapierte nun was los war und wurde richtig sauer. Erst wildes Kopfschuetteln und dann gings wie eine Lok in die Haupstroemung und mit dieser flussab. Ich konnte den nicht halten, jetzt noch nicht. Man haben die Kraft! Wie schnell man das doch wieder vergisst wenn man in Deutschland das ganze Jahr auf die doch im Gegensatz zu diesen Brummern winzigen kleinen Schleimer angeln muss..darf...wie auch immer. Ich folgte dem Fisch mit durchgebogener Rute auf der mittleren Sandbank ca 30 meter flussab, dann stoppte er und kam an der anderen Flussseite langsam und zickig wieder hochgeschwommen. Immer wieder drehte und schuettelte er sich aber der Haken schien gut zu sitzen. Ich darf hier nochmal drauf hinweisen das in Kanada nur Haken ohne oder mit angedruecktem Wiederhaken benutzt werden duerfen. Eine schlaffe Schnur endet oft im Verlust des Fisches. Also setzte ich alles dran diese "tight" zu halten was die meiste Zeit vom Fisch uebernommen wurde und ich eigentlich mehr damit beschaeftigt war das der mir die Rute nicht aus den Pfoten riss. Aber genau bei diesem rollen und schuetteln passiert es dann meistens. Hat man die erste grosse Flucht pariert ist das schonmal die halbe Miete, aber eben nur die halbe. Jetzt folgen meistens die kurzen, ploetzlichen harten Fluchten kombiniert mit Rollen und schuetteln, spaeter dann einfach nur stures in der Stroemung stehen und man bekommt keinen Meter Schnur auf die Rolle zurueck. Aehnlich verlief auch dieser Drill aber auch in Kanada werden die Fische dann irgendwann muede. Ich bekam ihn dann auf meine Seite des Pools und er war zum greifen nah. Ich konnte aber immer noch nicht sehen was es war und wie gross. Das Wasser war so verwirbelt das ich den Fisch selbst direkt vor den Fuessen nur schemenhaft erkennen konnte. Dem Verhalten nach schloss ich aber alles andere als Koenigslachs aus. Jetzt drehte er sich wieder in die Stroemung und stand einfach quer drin. Der iss reiff zur Landung! Ich liess ihn noch 5 Meter flussabwaerts ziehen um den Winkel zwischen Schnur und Rute nicht zu spitz werden zu lassen und zog ihn dann langsam aber mit stetigem Zug und rueckwaerts laufend ins flache Wasser unterhalb von mir.Jetzt bloss kurz hinlaufen und an der Schwanzwurzel greifen...geschafft! Der erste Lachs des Urlaubs ist gelandet.Der Haken hing direkt im Oberkiefer an der Spitze des Mauls. Ein schoener Chinook, etwa 20 lbs (ca. 9Kg) schwer und nen knappen Meter lang. Schon etwas angefaerbt aber nicht so dolle sodas ich beschloss ihn mitzunehmen. Ich lief zureuck zu meinem Rucksack, versorgte den Fisch und trug ihn in meine Lizenz ein. Nach einem kurzen Photoshooting setzte ich mich auf einen der Baumstaemme, genehmigte mir ein kleines Buechschen kaltes Molson Canadian und paffte ein Rillo. Die Sonne schien mir herrlich mitten ins Gesicht und aus dem A.... Das Leben kann doch so schoen sein!
to be continued...
Der Fall Run, was ist das...? Lasst es mich kurz erklaeren. Der Fraser River in British Columbia's Suedwesten hat 2 wesentliche Aufstiege von Lachsen. Einmal ist das der Summer Run ueber den ich hier ja schon ausfuehrlich berichtet habe ( http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=162960&highlight=spring+summer ). Dieser beginnt ab ca. April/Mai jeden Jahres mit den ersten absolut rotfleischigen Koenigslachsaufsteigern. Dies sind die Fische die ueber tausend Kilometer zuruecklegen muessen um zu ihrer Geburtsstaette zurueckzukehren um dort abzulaichen. Da das eben eine Weile dauert kommen diese Fische so frueh in den Fraser. Die Stueckzahlen sind allerdings zuerst gering so das sich ein gezieltes Angeln darauf schlichtweg nicht lohnt. Auch fuehrt der Fraser jetzt Hochwasser durch die abschmelzenden Schneemassen der umliegenden Berge. Um so weiter das Jahr aber voranschreitet desto mehr Fische kommen in den Fraser. Ab Anfang juli erreicht dieser Sommer Aufstieg dann seine volle Groesse. Jetzt gesellen sich noch die Rotlachse dazu und die Angelsaison am Fraser direkt kommt auf Touren. Diese dauert dann ein paar Wochen an bis sie Ende August anfaengt wieder abzuebben.
Ab September beginnt dann der Fall Run, der Herbstaufstieg. Dies sind dann die Fische die in den unteren Fraserzufluessen ihr Laichgeschaeft erledigen wollen und somit eine kuerzere Anreise haben als ihre Brueder und Schwestern weiter flussaufwaerts. Zu den Rot- und Koenigslachsen gesellen sich jetzt auch die Silberlachse, Hundslachse und in den ungeraden Jahren auch die Buckellachse. Die wichtigsten Zufluesse im unteren Fraser sind der Harrison-, Chehalis-, Vedder-, Stave- und Pitt River. Etwas weiter flussauf noch der Thompson und der Coquihalla River. Dazu kommen noch unzaehlige kleinere Zulauefe. Der Grossteil der Koeniglachse die nun den Fraser hinaufkomen ist jetzt auch weissfleischig und zieht in den Harrison und in den Vedder/Chilliwack River. Diese werden meist als die grossen boesen Brueder, der doch im Durchschnittsgewicht etwas leichteren rotfleischigen Gesellen bezeichnet. Der Fall Run erreicht seine volle Groesse ab Ende September/ Anfang Oktober und sollte den ganzen Oktober ueber andauern bevor auch er abebbt. Einzelne Systeme haben aber noch Aufstiege bis in den Dezember hinein.
Das ist es mal grob zusammengefasst gewesen. Man koennte hier Seiten schreiben da jedes Fluesschen seinen eigenen Stamm beherbergt der zu seiner eigenen Zeit reinkommt und auch seine eigene Geschichte hat. Zudem varieren die Zeiten etwas und Staemme wurden vom Menschen vom einen ins andere System eingebracht. Einige der Fluesse haben auch Brutstationen, sogenannte Hatcheries, um Mutter Natur zu unterstuetzen und so weiter... Von der Steelhead Saison will ich hier jetzt gar nicht erst anfangen.
Ganz grob gilt, der Fraser ist der Zubringer Fluss - die Hauptautobahn, die beste Zeit im Sommer ist Mitte Juli bis Ende August, im Herbst von Ende September bis Ende Oktober. Fischarten im Sommer, Koenigslachs (Red Spring/Chinook) und Rotlachs (sockeye), gefischt wird direkt im Fraser. Im Herbst Koenigslachs (White Spring/Chinook), Silberlachs (Coho), Hundslachs (Chum) und in ungeraden Jahren Buckellachs (Pink). Gefischt wird hauptsaechlich in den unteren Fraserzulaeufen.(Punkt!)
Jetzt aber zum eigentlichen Bericht. Wo soll ich anfangen...beim entzuendetem Weissheitszahn 2 Tage vor Abreise, oder beim schwulen Steward und seinem Kugelschreiber ("kann ich ihnen nicht geben, den hab ich gerad schon ausgeliehen und fast nicht mehr zurueckbekommen" - in bestem Slang bestimmter Randgruppen natuerlich), beim noch schwuleren Steward der mir ein Bier geschenkt hat... aber nur weil er nicht genug Kleingeld hatte um auf 100 Euronen rauszugeben ( von mir aus haett er auch so lange bringen koennen bis sein Wechselgeld ausgereicht haette, Belehrung gabs aber trotzdem seinerseits inklusive uebers "mitdenken", hab aber Urlaub und da denk ich nicht, hab ich den rest vom Jahr noch Zeit dazu. Irgendwie konnten die 2 mich wohl nicht leiden, wahrscheinlich bin ich nicht huebsch genug)...nee! Ich fang bei meinem Freund Kalvin an der mich gerad am Vancouver International abholt. Er war mein Arbeitskollege waerend meiner Zeit als ich in Kanada gelebt hab und hat mir fuer die naechsten 3 Wochen ein Dach ueber dem Kopf angeboten. Kurz begruesst und natuerlich Nettigkeiten ausgetauscht, "bist ganz schoen fett geworden seit du wieder in Deutschland lebst", die Koffer ins Auto und nach PoCo (Port Coquitlam, ca 35 Km oeslich von Vancouver) geduest wo seine Huette stand. Ausgeladen, die Frau begruesst und natuerlich jedem die Mitbringsel ueberreicht. Die 3 Kinder haben sich besonders gefreut ueber die german "Kindereggs" und die "Gummibears". Dann Mein Zimmer bezogen und bei etwas Smalltalk noch ein oder zwei Canadian Beers eingeatmet bevor es mir, bedingt durch den Jetlag, dann recht schnell die Hufe wegezogen hat und ich mich schlafen legte.
Der naechste Morgen begann fuer mich um 5 Uhr in der frueh. Die innere Uhr tickte noch nach der Mitteleuoropaeischen Zeit. Mein Kollege war aber auch schon wach da er um 6 Uhr schon zum arbeiten musste und wir tranken noch zusammen einen Kaffee. Danach erstmal die Ruten aus dem Koffer holen. Nur um's kurz zu erklaeren, ich verzichtete auf ein Rutenrohr im Flieger und nahm sattdessen wieder meine Tele Ruten mit die mir schon in den Vorjahren gute Dienste leisteten. DAM Imperial Pike 3,30m und meine alte SUmo Pike 3,30m sowie eine neu erworbene Jenzi Whisper 3,00m. Die ersten 2 Ruten bewegen sich im oberen Preissegment der Telestecken und stehen meiner Meinung nach einer 2-Teiler nicht viel nach. Schoene, schlanke und leichte Blanks, gute Aktion und genug Power. Die Jenzi wollte ich noch testen. Leichte Abstriche muss man eben machen aber dafuer passten sie alle in meine Koffer! Als ich diese jetzt aber rausholen wollte wieder mal das alte Leid...trotz Schutzkappe waren die Spitzenringe abgebrochen! Spielen die damit Fussball? Das gleiche uebrigens wieder auf dem Heimweg, nur mal so am Rande bemerkt. Na ja, kann man nunmal nicht aendern. Der Plan fuer heut war erstmal den Mietwagen und dann die Lizenz im Angelladen holen und mich dort gleich mit allem eindecken was ich noch so brauche, wozu jetzt auch 2 Spitzenringe gehoerten. Danach wollte ich natuerlich gleich angreifen. Nach kurzem Telefonat mit dem Mietwagen Partner meines Vertrauens wuerde mein Wagen, ein kleiner, popliger Yaris, aber leider erst ab 11 Uhr zu haben sein. Damn, damit geriet mein ganzer Tag durcheinander. Das naechste mal hol ich mir die Karre gleich am Flughafen... Um 11 Uhr schlug ich dort jedenfalls auf. Beim reingehen checkte ich noch kurz so den Parkplatz aber kein Yaris weit und breit, nur ein roter Smart stand direkt vor dem Eingang. Ich fuellte kurz die Formulare aus und die Dame gab mir die Schluessel und meinte sie wuerde mich noch kurz zum Wagen begleiten. Ich lief vorraus...am Smart vorbei...bis sie dann rief ich sollte doch zurueckkommen, das Auto steht direkt vor der Tuer! Nee jetzt,oder!? Die wollte mir wirklich das rot Stueck Sch... andrehen! Meinen 2 Flugbegleitern haette der sicher gefallen... Ich erklaerte ihr das das mal ueberhaupt nicht geht, erstens wegen meiner "sperrigen" Ruten und ueberhaupt wegen dem ganzen Equipment. Na ja, nach einigem hin und her hatte sie dann ein Einsehen und ich bekam stattdessen einen Corolla...geht doch! Sooo, Auto hab ich, ab zum Tackleshop! Lizenz gekauft, das restliche Geraffel auch, 2 neue Rutenringe hatten die auch noch da und zwar im passenden Durchmesser und sogar mit SIC Einlage, 200 Dollar spaeter verliess ich zufrieden den Laden. Schnell zurueck zum Haus was eine 20 minuetige Fahrt war und ein Horror dazu, an den Verkehr in einer Grossstadt muss man sich erstmal wieder gewoehnen. Rutenringe angeklebt, Angelklamotten ins Auto und ab die Post! Da es nun schon fast 1 Uhr war entschied ich mich heut nur fuer einen kurzen Schnuppertrip zum nahegelegenen Stave River. Hier steigen zum Grossteil nur Hundslachse auf da der eigentliche Fluss durch einen Staudamm vom Menschen zerstoert wurde und jetzt nur noch ca. 4 KM lang ist. Dann ist fuer die Lachse die Reise zu Ende. Zum Ablaichen wurde den Fischen 2 Laichkanaele, sogenannte "Spawning Channels" ,links und rechts vom Hauptstrom unterhalb der Staumauer angelegt. Hier kann man die Fische sehr gut beobachten, das Angeln ist aber nur im Haupstrom erlaubt. Fuer den ersten Tag sollte es das tun. Allerdings musste ich noch tanken was ich dann auch nach 15 Minuten und zurhilfenahme des Handbuchs hinbekam. Den kleinen Hebel fuer den Tankdeckel haette man ja auch etwas hoeher und nicht am Boden neben dem Sitz anbringen koennen...Irgendwann hab ichs dann tatsaechlich noch zum Fluss geschafft. Kurz den Staudamm ueberqueren, zum Parkplatz, Sachen geschnappt und runter zum Fluss gelaufen. Eine Wathose braucht man hier nicht. Ueber den Spawning Channel fuehren 2 kleine Holzbruecken zum Hauptstrom, von denen man im spaeten Oktober hunderten von Chums beim Laichen zuschauen kann. Jetzt sah ich aber nur 2 Fische aber einer davon war ein silberblanker Coho! Ich war heiss aufs angeln aber sowas von... Also den restlichen Weg im Sauseschritt und dann schnell die Ruten montiert. 20 Gramm Pose, Blei, Wirbel, 50cm Vorfach und einen 2er Barbless Hook (Schonhaken) mit etwas pinkfarbener Wolle. Kurz noch etwas Schrimp Oil als Lockmittel auf die Wolle getraeufelt und dann flog die Montage erwartungsvoll in die Fluten. Viele Angler waren heut nicht hier aber fuer den Stave ist es auch noch etwas frueh im Jahr. Ich hab das hier auch schon anders in Erinnerung. Der erste Wurf brachte natuerlich nichts...die naechsten 50 auch nicht! Ich wechselte die Stelle und lief etwas weiter Flussauf fast direkt unterhalb der Staumauer. Beim hinlaufen sah ich das einer der 3 Angler die dort fischten einen Lachs im Drill hatte. Man wie sich die Rute biegt! Ich schaute natuerlich zu und nach ein paar Minuten konnte er den Lachs auch landen und sofort wieder releasen. Geschaetzte 10 lbs (ca 4.5Kg) und schon etwas staerker angefaerbt aber ein Lachs! Jetzt wurde ich noch "fischgeiler" und begann weiterzuangeln...aber nichts! Nach einer Weile wechselte ich auf Jigs gefischt unterm Schwimmer, dann auf Colorado Blades (Eine Art Spinnerblatt mit Haken), dann Blinker (Gibbs Croc) und spaeter noch Spinner. Eigentlich alles gute Koeder aber nichts half und die 3 anderen fingen, zwar nicht wie bloed aber dann und wann, und als ich dann etwas Spionage betrieb sah ich auch mit was. Rogen! Oder Roe wie das englische Wort dafuer lautet. Der Topkoeder fuer beissfaule Fische und wohl auch der meistgefischte neben der typischen Wolle. Hat ich aber nicht hier da das Zeug richtig teuer ist und sobald man einen Lachs faengt erhaelt man ja genug davon ,falls es ein Weibchen ist, und hat richtig gespart... heute aber am falschen Fleck denn nichts anderes funktionierte. Ich blieb dann noch eine Weile und gab schliesslich auf da ich noch fahren musste und durch die andere Zeitzone doch schon etwas muede wurde . Man muss erkennen wenn es genug ist und man muss es ja nicht gleich am ersten Tag erzwingen. Klappt meistens ja sowieso nicht. Aber auch ohne Fisch fuehlte ich mich nicht schlecht...ich begriff langsam das ich endlich wieder hier war!
Der naechste Tag begann aehnlich wie der vorherige. 5 Uhr aufgewacht, Kaffee schluerfen und meinem Kollegen viel Spass bei der Arbeit wuenschen. Der grosse Unterschied zu gestern war aber das ich alles sartklar hatte. Auto, Lizenz, Equipment - alles war fertig. Heut wollte ich ernst machen und fieberte dem ersten "richtigen" Tag entgegen. Noch war es zu dunkel so das ich noch etwas im Netz stoeberte bevor ich mich dann auf den Weg Richtung Osten machte. Der Vedder war das heutige Ziel...
Der Fluss entspringt urspruenglich in den Staaten, fliesst dann ueber die Kanadische Grenze in den Chilliwack Lake den er dann Richtung Westen wieder verlaesst und schliesslich ins Fraser Valley fliesst und dort in den Fraser River muendet. Im unteren Teil fliesst der Fluss durch zwei kleinere Orte, Yarrow und Vedder Crossing das den sudlichen Zipfel der Stadt Chilliwack darstellt. Hier fuehrt eine Bruecke ueber den Fluss. Oberhalb heisst er Chilliwack River, unterhalb davon Verdder River. Die meisten bezeichnen den Fluss aber einfach als den Vedder. Nach dem Oertchen Yarrow wurde der Fluss begradigt um Ueberschwemmungen zu verhindern. Dieser Teil wird einfach nur der Kanal genannt. Befischbar sind die ersten ca. 50 KM von kurz nach der Muendung bis hoch in den Canyon wo Slesse Creek zufliesst. Hier ist die obere Fischereigrenze. Dahinter steht die Hatchery, die Fischzucht die jaehrlich riesige Mengen an Lachsen und Steelheads erbruetet und in den Fluss entlaesst damit diese nach 4 Jahren zurueckkommen und uns Anglern Freude bereiten und natuerlich um der Natur etwas unter die Arme zu greifen da der Fluss stark befischt wird. Der obere Teil ist schnellfliessend und klar, der untere Teil dann breiter und etwas langsamer und teils etwas angetruebt. Viele der guten Stellen haben einen Namen wie Allison Pool, Boulder Run, Tamahi Creek, Tesky's Rock, The Crossing, Lickman Road, The Campground, the Train Bridge und Keith Wilson Bridge um nur ein paar zu nennen. Leider sind diese Stellen auch sehr gut besucht und man sollte veruchen etwas abseits davon ein geignetes Plaetzchen fuer sich selbst zu finden. Bei so viel Wasser eigentl. kein Problem vorrausgesetzt man nimmt einen kleinen Fussmarsch in Kauf. Alle fuenf Lachsarten steigen in den Fluss auf plus Steelheads im Winter. Das perfekte Revier also!
Nach 60 KM Fahrt auf dem Transcanada Highway oder 45min spaeter nahm ich die Abfahrt "No.3 Road" und war nun fast am Ziel. Noch 5 KM Landstrasse und schon ueberquerte ich die Keith Wilson Bridge im Kanal und parkte auch hier. Ein guter Platz da direkt unter der Bruecke ein tiefer Pool ist durch den alle Fische die aufsteigen durchmuessen. Von der Bruecke kann man die Fische sehr gut sehen. Und das wollte ich jetzt auch erstmal tun. Also Kamera geschnappt und los um auf die Dinge von oben herabzuschauen. Schon beim ersten Blick von weiter weg sah ich einige Angler, gut manche dort sollte man nicht so nennen aber das nur am Rande. Typisch eben fuer diese Stelle, immer gut besucht aber auch immer eine sichere Bank. Ich sah auch 2 Koenigslachse die wohl kurz zuvor gefangen wurden im flachen Wasser liegen. Als ich dann direkt ueber dem Pool stand sah ich sie...hunderte Fische tummelten sich im klaren Wasser unter mir. Ich konnte mich gar nicht satt sehen und vergass fast die Zeit und warum ich eigentlich hier war. Fiel mir aber sofort wieder ein als einer der Brueder da unten am drillen war. Jetzt aber nichts wie da runter. Also zurueck zum Auto, das erste mal in die Wathosen geschluepft, Angel und Rucksack geschnappt und los gehts den Hang runter und durchs Knietiefe Wasser rueber zum Loch. Meinen Rucksack packte ich auf das angeschwemmte Treibholz das beim letzten Hochwasser an den Brueckenpfeilern haengen geblieben ist. Treibholz ist hier vieleicht das falsche Wort, das waren teilweise Staemme von ueber 100 Jahre alten Baeumen. Zeugen ueber die Wucht des Wassers wenn der Fluss im Fruehjahr nach der Schneeschmelze oder nach tagelangem starken Regen richtig anschwillt. Ich hab das hier schon gesehen und es ist beindruckend und angsteinfloessend. Momentan fuehrt der Fluss aber wenig Wasser, es ist klar und das Wetter angenehm warm fuer Oktober. Die Herbstsonne scheint...angeln wir endlich!
Ich gesellte mich zu den ca. 10 Anderen, mag manchem hier viel erscheinen aber am Wochenende sind das an solchen Stellen mindestens 30 Leute! Sollte ja auch nur fuer ein paar Stunden sein da ich spaeter noch flussaufwaerts wollte um ein paar geeignete abgelegenere Stellen zu finden und den Fluss etwas zu erkunden. Ich fischte wieder mit der Pose und Wolle. Schnell die Tiefe eingestellt und die ersten Wuerfe gingen ueber die Buehne.
Ich war noch etwas eingerostet aber von Wurf zu Wurf wurde es besser. Die Pose driftete schoen durch den Pool, die Schnur blieb ganz leicht gespannt um sofort anschlagen zu koennen denn auch hier spucken die Fische den Haken sofort wieder aus. Sie wollen ja nichts fressen sondern nehmen den Koeder aus anderen Gruenden. Entweder aus Revierverhalten wenn man ihnen kleine Fische vorgaukelt die sie dann verjagen wollen oder totbeissen oder um den Eigenen Nachwuchs bessere Chancen zu geben indem sie jeglichen anderen Rogen oder eben frei im Wasser schwebende Eier zerstoeren (deshalb der Rogen als Koeder). Oft sind sie aber auch einfach nur angepisst und schnappen nach allem was sie aufregt. Jetzt aber nicht. Wurf um Wurf verging ohne das ich einen einzigen Zupfer oder Kontakt hatte. Hin und wieder bekam einer der anderen Angler einen ans Band und ich konnte schoene powerdrills mit richtig grossen Fischen aus naechster Naehe sehen und miterleben. Ich wurde immer nervoeser denn langsam wurde es mal Zeit selber einen zu fangen, dafuer bin ich hier. Aber es tat sich nix, auch nicht nach 2 Stunden. Gibts doch nicht, irgendwas mache ich bestimmt verkehrt. Man beginnt dann an sich selbst zu zweifeln aber ich machte nichts falsch, tat genau das gleiche wie alle anderen. Nach einer weiteren erfolglosen Stunde beschloss ich die Stelle zu wechseln, es war einfach zum vergessen... Ich fuhr weiter flussauf und stoppte am Lickman Road Parkplatz, ein aehnlich bekannter und guter Spot. Ich schnappte mein Kram und lief erstmal zum Fluss da die beste Stelle hier direkt vorm Parkplatz ist und wie ich sofort sah auch schon mit einigen Anglern belegt. Deshalb entschloss ich mich fuer ein kleinen Fussmarsch 300 meter stromab da ich dort eine gute Stelle von frueher kannte. Dort angekommen musste ich aber feststellen das diese nicht mehr da war. Der Fluss veraendert sich durch das Hochwasser jedes Jahr und man faengt jedes Jahr wieder bei Null an und muss erstmal suchen bis man neue gute Stellen findet. Nur die typischen tiefen Loecher bleiben meistens, veraendern sich aber auch etwas in Form und Tiefe oder verschieben sich leicht. Hier war auf jedenfall nichts mehr beim alten, es sah komplett anders aus! Wo frueher noch ein tiefer Seitenarm in eine grosse Rueckstroemung ueberging war jetzt nur noch schnellfliessendes, flaches Wasser und sehr breit noch dazu, nicht gut! Also zurueck zum Parkplatz und etwas unterhalb Stellung bezogen.
Ich fischte eine Weile, aber auch hier das gleiche - weiter oben ab und an ein schoener Fisch und bei mir...nix! Mir ging aber die Bruecke die ganze Zeit nicht aus dem Kopf da ich die Fische ja von oben gesehen hatte und sie somit defenitiv da waren. Mittlerweile war es schon fast 1 Uhr Mittags und ich verwarf meinen Plan heute noch weiter flussauf zu fischen. Irgendwie hab ich mir das heut leichter vorgestellt al la fruehmorgens kurz ein paar Fische stippen und nachmittags eben etwas exploring da man es sich ja dann schon leisten koennte und der erste Hunger gestillt waere. Die Realitaet sah aber so aus das ich noch nicht mal einen dran hatte, geschweige denn wenigstens einen Biss gehabt haette. Das musste sich jetzt aendern! Ich beschloss zurueck zur Bruecke zu fahren und dort nicht wieder zu gehen bevor ich nicht meinen ersten Fisch in den Haenden hielt. Kaum wieder dort angekommen war ich doch etwas verwundert...fast alle waren gegangen und nur noch 2 Kasper am angeln. Na so mag ich das doch! Also wieder rein in die Fluten. Eigentlich wollte ich jetzt mal meinen Colorado Blades eine Chance geben, entschied mich aber doch vorerst noch ein paar Wuerfe mit Wolle zu machen. Ich trug noch ein paar Tropfen vom Schrimp Oil auf die Wolle auf die sich sogleich schoen damit vollsog. Das Zeug stinkt echt wie Hoelle, funktioniert aber uebrigens auch in unseren Landen sehr gut auf Aal, Wels und sogar Zander. Aber Aal, Wels und Zander interessierte mich gerad nicht. Dort unten in dem Gumpen waren die Opfer meiner Begierde, und zwar reichlich. Ich korrigierte noch kurz meine Tiefe etwas und warf die Montage genau hinter den letzten dicken Ast der in den pool hineinragte. Dahinter war die Stroemung etwas langsamer, traf aber genau dort auf die schnellere Hauptstroemung. Meine Drennan Piker driftete genau an dieser Kante flussab und verschwand nach nur einem Meter ruckartig unter Wasser! Ich schlug sofort an und fuehlte einen massiven Wiederstand! Oh jaaa, Fish on! Gleich beim ersten Wurf... Es geschehen immer noch Wunder und Zeichen... Zumindest das Wunder entpuppte sich aber sofort als ein blaues denn der Fisch kapierte nun was los war und wurde richtig sauer. Erst wildes Kopfschuetteln und dann gings wie eine Lok in die Haupstroemung und mit dieser flussab. Ich konnte den nicht halten, jetzt noch nicht. Man haben die Kraft! Wie schnell man das doch wieder vergisst wenn man in Deutschland das ganze Jahr auf die doch im Gegensatz zu diesen Brummern winzigen kleinen Schleimer angeln muss..darf...wie auch immer. Ich folgte dem Fisch mit durchgebogener Rute auf der mittleren Sandbank ca 30 meter flussab, dann stoppte er und kam an der anderen Flussseite langsam und zickig wieder hochgeschwommen. Immer wieder drehte und schuettelte er sich aber der Haken schien gut zu sitzen. Ich darf hier nochmal drauf hinweisen das in Kanada nur Haken ohne oder mit angedruecktem Wiederhaken benutzt werden duerfen. Eine schlaffe Schnur endet oft im Verlust des Fisches. Also setzte ich alles dran diese "tight" zu halten was die meiste Zeit vom Fisch uebernommen wurde und ich eigentlich mehr damit beschaeftigt war das der mir die Rute nicht aus den Pfoten riss. Aber genau bei diesem rollen und schuetteln passiert es dann meistens. Hat man die erste grosse Flucht pariert ist das schonmal die halbe Miete, aber eben nur die halbe. Jetzt folgen meistens die kurzen, ploetzlichen harten Fluchten kombiniert mit Rollen und schuetteln, spaeter dann einfach nur stures in der Stroemung stehen und man bekommt keinen Meter Schnur auf die Rolle zurueck. Aehnlich verlief auch dieser Drill aber auch in Kanada werden die Fische dann irgendwann muede. Ich bekam ihn dann auf meine Seite des Pools und er war zum greifen nah. Ich konnte aber immer noch nicht sehen was es war und wie gross. Das Wasser war so verwirbelt das ich den Fisch selbst direkt vor den Fuessen nur schemenhaft erkennen konnte. Dem Verhalten nach schloss ich aber alles andere als Koenigslachs aus. Jetzt drehte er sich wieder in die Stroemung und stand einfach quer drin. Der iss reiff zur Landung! Ich liess ihn noch 5 Meter flussabwaerts ziehen um den Winkel zwischen Schnur und Rute nicht zu spitz werden zu lassen und zog ihn dann langsam aber mit stetigem Zug und rueckwaerts laufend ins flache Wasser unterhalb von mir.Jetzt bloss kurz hinlaufen und an der Schwanzwurzel greifen...geschafft! Der erste Lachs des Urlaubs ist gelandet.Der Haken hing direkt im Oberkiefer an der Spitze des Mauls. Ein schoener Chinook, etwa 20 lbs (ca. 9Kg) schwer und nen knappen Meter lang. Schon etwas angefaerbt aber nicht so dolle sodas ich beschloss ihn mitzunehmen. Ich lief zureuck zu meinem Rucksack, versorgte den Fisch und trug ihn in meine Lizenz ein. Nach einem kurzen Photoshooting setzte ich mich auf einen der Baumstaemme, genehmigte mir ein kleines Buechschen kaltes Molson Canadian und paffte ein Rillo. Die Sonne schien mir herrlich mitten ins Gesicht und aus dem A.... Das Leben kann doch so schoen sein!
to be continued...