Rheinfischbestand vor 150Jahren?

mike_w

Member
Mich interessiert, wie viele Fische es im Rhein gab, als dieser noch sauber und nicht so stark begradigt wie heute war. Also vor 150 Jahren und davor.
Man liest sehr viel über Störe, Lachse und Maifische, aber nichts über Hechte, Welse, Weißfische (welche Arten herrschten vor), Aale usw.. Zander sind irgendwann später besetzt worden.
Hat einer von euch Zahlen zum damaligen Fischbestand?

Mich interessiert das, da in den Zeiten der größten Verschmutzung ein riesiger Fischbestand unempfindlicher Arten vorhanden war (Aal, Hecht, Zander, Brassen, Rotauge, Ukelei), die allerdings nicht essbar waren. Der Rhein war schon begradigt.

Heute gibt es anscheinend nur noch ein Bruchteil an Fisch, wo der Rhein so sauber geworden ist. War das vor der großen Verschmutzung auch schon so?
 

Doc Plato

Active Member
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Sehr interessante Frage! Hoffentlich ist hier jemand der das beantworten kann.

LG
 

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Heute gibt es anscheinend nur noch ein Bruchteil an Fisch, wo der Rhein so sauber geworden ist. War das vor der großen Verschmutzung auch schon so?
Ganz sicher nicht!
Denn auch wenn es heute vergleichsweise wieder weniger Nährstoffe hat (von nährstoffarm sind wir dennoch weit entfernt), so fehlen eben auch ca. 99% der für ein gesundes Ökosystem notwendigen Strukturen und Habitate.

Das Wasser kann so sauber sein wie es will - im Schwimmbad gibt es schließlich auch keine Fische. ;)
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Das der Rhein, wie alle anderen großen Flüsse Europas auch, sauber war, ist eine nette Legende. Rechnet zurück. Damals fing es mit der Industrialisierung so richtig an und damals, wie schon immer, waren die Flüsse die Vorfluter und Ableiter für jedweden Abfall.

Anhand einer Haarprobe, die nach seinem Tod aufbewahrt wurde, wurde nachgewiesen, dass Ludwig van Beethoven an einer schleichenden Bleivergiftung gestorben ist. Beethoven liebte es Fische aus der "blauen" Donau zu essen.
 
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Vielleicht wäre die Frage dann interessanter, wenn man sie auf einen Zeitpunkt vor der Industrialisierung setzen würde ;)

Sind Welse überhaupt einheimische Fische?
Wenn ich mich recht entsinne sind sie es nicht, also wären diese damals nicht in den Flüssen gewesen (bzw. im Rhein), das gleiche gilt ja auch für Zander und Karpfen
 

Nordlichtangler

Well-Known Member
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

150 Jahre reicht nicht.
Ich wohne hier in einem Ort, den heute keiner mehr kennt, aber zu Zeiten vor dem 30jährigen Krieg mal sowas wie das Krupp-Thyssen der damaligen Zeit war. Da ging alles mit Wasserkraft, die Bergwerke, Öfen und Hammerwerke und Schmieden brauchten das unabdingbar. Wie auch die Köhlerei, um (Buchen-)Holzkohle zur Stahlverarbeitung zu haben.

Das sind dann nahezu 400 Jahre seit 1618 - 400Jahre mit Umweltverschmutzung und insbesondere auch Schwermetallauschwemmungen und nachfolgend Fischvergiftungen.

Welcher der nordgehenden Ströme nun der fischreichste war, ob Rhein, Elbe oder Oder? Lachs gab es überall, die Zuwanderer Zander und Wels nicht.
Durch manche Dinge wie nicht vorhandene Sperrwerke, Schleusen oder auch nicht vorhandene Edelstahlgitter und Kunststoffnetze war noch vieles für die Fische ganz sicher einfacher. Im Gegenzug hatten die Fischerleuts eben primitives Netzmaterial, und die Angler eher nur Haselnussstock und Roßhaar. :)
Ob das damals leicher war, einen guten Fisch zu fangen? |kopfkrat
 
U

Udo561

Guest
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Hi,
gestern war auf WDR um 20.15 Uhr ne Reportage über die Fische im Rhein im TV.
Vielleicht findet sich dazu ja ein Video im Net.
Lach war früher ein "Armeleute" Essen , davon und auch vom Stör
gab es mehr als genug.
Gruß Udo
 

NickAdams

Active Member
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Anhand einer Haarprobe, die nach seinem Tod aufbewahrt wurde, wurde nachgewiesen, dass Ludwig van Beethoven an einer schleichenden Bleivergiftung gestorben ist. Beethoven liebte es Fische aus der "blauen" Donau zu essen.[/QUOTE]

Die Bleivergiftung hatte er aber von billigem Rotwein, der in Bleigefäßen damals an jeder Straßenecke verkauft wurde; nicht vom Fisch.

So long,

Nick
 

Gummischuh

Einigkeit+Recht+Freizeit
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Die Bleivergiftung hatte er aber von billigem Rotwein, der in Bleigefäßen damals an jeder Straßenecke verkauft wurde; nicht vom Fisch.
Jo, alle auf die wir heute stolz sind, waren depressiv, verhaltensgestört, Junkies oder Säufer ;-)
 

Janbr

Fliegenverwedler
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Viele sogar verhaltensgestoerte Junkie- Sauefer! Only the good die young!
 

strawinski

Active Member
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Anhand einer Haarprobe, die nach seinem Tod aufbewahrt wurde, wurde nachgewiesen, dass Ludwig van Beethoven an einer schleichenden Bleivergiftung gestorben ist. Beethoven liebte es Fische aus der "blauen" Donau zu essen.


villeicht hatte er auch einfach nur bleiplomben wie damals üblich...
 

Seefliege

Member
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

|wavey: @ AngelDet;

" ... Welcher der nordgehenden Ströme nun der fischreichste war, ob Rhein, Elbe oder Oder? Lachs gab es überall, die Zuwanderer Zander und Wels nicht ..." |kopfkrat

Lt. dieser Quelle liegst Du damit allerdings falsch ... #c

http://wapedia.mobi/de/Europäischer_Wels#4.

(siehe: "Vorkommen und Bestände" sowie "Systematik und Evolution")
 

The_Duke

Alles kann, nichts muss!
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Ich denke, dass solche Zahlen verlässlich nicht existieren.
Damals hat doch noch niemand ein Fangbuch oder ne umfassende Statistik geführt.
Zahlen gibt es, wenn überhaupt, nur von großen Berufsfischern.
Fänge, die von Nebenerwerbsfischern auf irgendwelchen kleinen Märkten landeten,
wurden bestimmt nicht erfasst.

Zur Sauberkeit des Rheins ist zu sagen, dass früher bestimmte Ge- und Handwerke dicht am Wasser siedelten.
Das wären die Färber- und die Gerberzunft.
Beide waren nicht besonders zimperlich, was die Wahl ihrer Ausgangsstoffe anging.
Färber arbeiteten viel mit schwermetallhaltigen Farben, unter anderem Blei- und Cadmiumverbindungen.
Die Gerber arbeiteten viel mit Quecksilber und seinen Salzen, womit sie ihre Produkte gegen Insektenbefall und Schadfraß schützten.
Hauptstoff war jedoch Harnstoff, der fast ausschließlich damals aus Urin gewonnen wurde.
Gewässer in der Nähe von Gerbereien wiesen oft eine starke Eutrophorierung auf.
Früher war bei Leibe nicht alles besser, was Gewässersauberkeit angeht...nur hat es dort die wenigsten gejuckt.

Gruß
Norbert...bei dem der Hochrhein quasi unterm Balkon durchfließt
 

Jose

Active Member
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

...Früher war bei Leibe nicht alles besser, was Gewässersauberkeit angeht...nur hat es dort die wenigsten gejuckt...


  1. ...juckt das heute auch die wenigsten
  2. war verschmutzung damals eher lokal begrenzt und im wesentlichen organischer art, klar, auch etliche salze,
    polychloriertes war 'damals' eher unbekannt.

    UND:
    die verbauung der flüsse war eigentlich noch kein thema,
    laich- und rückzugsgebiete gab es reichlich und und und.
ich denk schon, dass der "rhein vor 150 jahren" einen sehr gesunden und reichlichen fischbestand hatte.

weit besser als heute!

(fliegenbeinzählen ende)

 

Janbr

Fliegenverwedler
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Ich denke ja auch das die Zahlen wenig belastbar sind, da es sich wenn ueberhaupt um Fnagzahlen handelt. Es hat sich aber auch in der Fischereitechnik einiges geaendert zwischen damals und heute. Ich will damit sgaen, das man heute unter umstaenden mehr fangen kann obwohl der Bestand abgenommen hat. Ausserdem sind natuerlich Fangstatisken auch von anderen Faktoren abhaengig. Z.B. je mehr Fischer desto mehr Fang, je mehr Netzflaeche desto mehr fang, je mehr fangtage desto mehr Fnag etc. Damals wurde halt nocht nicht elektrisch abgefischt und die wirkliche Bestanddichte festzustellen.

Ein weiterer Faktor der natuerlich das Bild verfaelscht sind die Besatzmassnahmen.

Liesst man aber Beschreibungen und Berichte aus "frueheren" Zeiten, dann geh ich mal davon aus, das die bestaende im Allgemeinen besser waren als heute.

Gruss

Jan
 

tyirian

Member
AW: Rheinfischbestand vor 150Jahren?

Interessantes Thema.

Was mich aber noch mehr interessieren würde, wie wäre der Fischbestand in den Flüssen wenn es keine Menschen geben würde?
 
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