Norwegen-Sörreisa 2005

Maledivenfreak

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Norwegen Sörreisa 2005





Letztes Jahr war das Ziel unseres Angelurlaubs Sörreisa und genau dort ist das Ziel unseres Urlaubs im Jahre 2005. Fast die gleiche Mannschaft findet sich, nur Karl-Heinz ist das erste mal dabei.

Es ist 21 Uhr am 02.06.05 und nach endlosen Diskussionen beim Beladen ist unser Sprinter auf der Autobahn, Gerd, der die erste Tour fährt schaut auf den Kilometerstand, es sind 57740.

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Inzwischen ist es 23 Uhr am nächsten Tag und wir sind kurz vor Arvidsjauer,

km-Stand 59876 d. h. es liegen 2136 km hinter uns. Bisher lief es glatt, nur in Göteburg haben wir bedingt durch eine Umleitung den Hafen mehrmals umrundet, bis wir die richtige Strasse gefunden hatten. Gerd wollte sich schon anbieten als Fremdenführer im Hafen zu arbeiten. Alfred gelingt es gerade mit letzter Überzeugungskraft ihn davon abzuhalten auf die Fähre nach Fredikshavn einzuschiffen.



Zur Zeit herrscht eine ruhige, sanfte Stimmung in der Natur. Die Mittnachtsonne scheint uns waagrecht ins Gesicht. Das zarte Grün der Birken verwandelt sich in strahlendes Gelb. Die Strahlen der Sonne belegen das vorwitziges Laub wie mit hauchdünnem Blattgold. Die Natur verharrt in Harmonie, nur das geschäftliches Treiben der Schneehasen, die auf Brautschau sind, scheinen was anderes im Kopf zu haben. Die mitfahrende Truppe hat mit uns telefoniert. Sie sind 200 km vor uns.



Die Fahrt verläuft problemlos, nur ist es immer nicht so einfach mitten in der Nacht eine Tankstelle zu finden, aber wir schaffen es mit dem letzten Tropfen über die finnische Grenze. Dort tanken wir mit Euronen, die der Tankautomat willig schluckt.



Die Fahrt durch Finnland ist immer ein besonderes Erlebnis. Die Stimmung der Natur dort kann sich niemand entziehen. Alle Seen sind noch dick mit Eis bedeckt. Die Birken zeigen noch nicht den Hauch eines Grüns. Ihre Höhe beträgt maximal 3 Meter, denn mehr erlaubt der Gärtner Gottes dort nicht, alles was höher werden will, wird erbarmungslos beschnitten. Aber desto knorriger und mir scheint auch trotziger wachsen sie in dem für sie vorgesehenen Bereich. Der Grenzübertritt ist wie letztes Jahr komplikationslos. Gerd ist der Fahrer, als sich unser Gefährt der Grenzstation nähert, nun, da wir wissen wo sie ist, etwas verhaltener wie letztes Jahr. Mit 50 km/h passieren wir die Grenze Finnland/Norwegen, kein Zöllner war in Sicht.

Die letzten 300 km fahren wir voll Vorfreude und unser Auto wird immer schneller, so wie die Pferde schneller werden, die den Stall riechen. Nach 38 Stunden Autofahrt sind wir um 10 Uhr morgens im Sandbakken Feriensenter angekommen. Der Tacho zeigt 60753 km.

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Nach einigen Diskussionen mit Od dem Besitzer, können wir das Haus Nr. 5 beziehen. Alle Müdigkeit ist verflogen und jeder hat nur ein Ziel vor Augen: ANGELN

Das Auto wird im Laufschritt entladen, Angelzeug fertig machen und rausfahren ist eine Bewegung.



Die erste Fahrt geht natürlich zum Leuchtturm und es funzt. Jeder fängt und die Kiste füllt sich stetig. Die Sonne bescheint das ganze Treiben mit warmen, milden Strahlen und bedingt durch unsere Thermoanzüge kommen Saunagefühle auf. Langsam aber sicher zwingt uns unser biologischer Bauplan in die Knie und die Erschöpfung kriecht jedem von uns hoch. Nachdem 2 Kisten voll sind, beschließen wir den ersten Turn zu beenden.

Nach dem Filetieren ziehen wir 9 Kilo Vakuum und frosten es.





Nach kurzer Schlafpause, ach ja Essen gab es noch irgendwo dazwischen. Bratfisch mit Senfsoße und Kartoffel versorgten unsere Bedürfnisse, danach geht es wieder raus. Gerd, der seinen Stammplatz wieder in der Bootsspitze hatte, bekam nach einigen Zügen ein sehr kräftigen Fischkontakt und er blieb Sieger. Der Besiegte war ein Heilbutt von 4,2 Kg. Zugegeben nicht unbedingt eine Riese aber es war die Art und sein erster Heilbutt überhaupt. Hier nochmals ein “Petri Heil „ .

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Leider wurden dann unsere Gesichter immer länger, denn die Pilkerfahrt unserer Köder wurde nur sehr selten gestoppt. Gefangen haben wir, aber jeder Fisch musste hart erarbeitet werden. Der nächste Tag oder besser Nacht beginnt mit Regen und mit den gleichen Fangergebnissen wie am Tag zuvor. Zu unserem Entsetzen fangen die anderen Bootsbesatzungen besser aber leider fischen die nach dem Prinzip. „Gefangene werden nicht gemacht.“



Heute am 06.06. hatten wir Besuch. Ines, Uwe mit Töchterchen Michelle, die ich im Anglerboardforum kennen gelernt habe, sagten Hallo. Sie machen 2 Stunden weiter südlich Urlaub. Es ist immer wieder interessant Infos auszutauschen und die Zeit verging im Flug.



Am späten Nachmittag wurde nochmals eine Kurztour unternommen. Es ging ins Flache, denn dort soll es gut abgehen, aber leider nicht bei uns. Das gleiche Bild wie am Vortag, es reicht zum Essen aber die große Beute fehlt. Nach dem Essen, es gab Resterbsensuppe mit Würstchen, wollen wir zum Kartenspielen ins Nachbarhaus gehen. Dort wohnt die Gruppe aus Fulda, die im Gegensatz zu uns, die raubenden Möwen fanden und damit natürlich auch den Fisch.

Beim Kartenspiel hatte Karl-Heinz nicht das nötige Glück und somit war es sehr bald zu Ende. Dafür hatte er dann bei der anschließenden Ausfahrt den größten Dorsch, er wog 13 Kg. Der Rest unsere Truppe fing zwar auch sehr gut, aber die richtigen Großen fehlen dieses Jahr einfach.

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Da der Tag-Nacht Rhythmus uns abhanden gekommen ist, war es 5 Uhr morgens als wir mit dem Versorgen der Beute fertig waren.



Nach 5 Stunden Schlaf ging es wieder aufs Meer. Diesmal in einen sehr flachen Bereich, denn dort hatte die Truppe vom Nachbarhaus gut gefangen, unter anderem einen Lachs von 8 Kg. Der Wind blies uns streng ins Gesicht als wir loslegten, zeigten die Wellen vereinzelt weiße Kronen. Nach einer langen Schleichfahrt erreichten wir die besagte Stelle und begannen zu angeln. Bei starker Drift wurde es ein fischen vom feinsten. Mit Blinkerruten war es die wahre Freude Seelachse, die so alle zwischen 3 und 6 Kg lagen zu erbeuten. Gerd, der mit einem Kupferlöffel arbeitete wurde der absolute Anglerkönig. Fast jeder Wurf brachte Fischkontakt, egal ob er ihn nur einfach zum Grund schickte oder ob er damit blinkerte, die Rollen aller mussten beweisen wie gut die Bremsen funktionierten. Karl-Heinz, der seine Blinkerrute vergessen hatte und in Tiefen von 20 bis 5 Meter pilkte, bat Gerd, er möge doch bitte den Kupferlöffel verstecken wenn er ihn im Boot hat, sonst würden doch die Fische ins Boot springen. Schnell waren die zwei Fischkisten gefüllt und es ging heimwärts.

Beim Überqueren des Fjords sahen wir raubende Möwen und natürlich konnten wir trotz hoher Wellen der Versuchung nicht widerstehen und fingen bei jedem Wurf ein Fisch, wieder waren es raubende Seelachse die den Möwen die Kleinfische vor die Schnäbel jagten. Nun war wieder filetieren angesagt, anschließend gab es „Mutter Hornungs Karfreitagsfisch“ der allen super geschmeckt hat.

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Nach kurzer Verschnaufpause ging es wieder raus. Am gleichen Hotspot angekommen setzte sich das Fangen fort. Um 3 Uhr waren wir wieder beim Versorgen der Beute und um 5 Uhr war den endlich Bettruhe angesagt. Nach 5 Stunden Schlaf begann dann der neue Tag oder war es Nacht? Egal, wir fahren nach einer kurzer Visite des Ortes wieder aufs Meer.

Es ist zu starker Wind um an den Leuchtturm zu fahren. Die Wellen zeigen die berühmten weißen Krönchen und diese Situation zwingt uns in die nicht geliebte Bucht von Sörreisa. Dort waren wir schon sehr oft und obwohl von anderen Anglern immer gelobt, hatten wir noch keine nennenswerte Ergebnisse verzeichnen können. 30 Meter vom Ufer, bei einer Wassertiefe von 20 m sah man eine ruhige Zone, die sich schlangenförmig durch die Bucht zog. Scheinbar war es die Bodensituation, die Unterwasserströmungen nach oben presste. Dort schickten wir unsere Eisen, oder besser gesagt 80 g Pilker auf Fangfahrt. Das Gerät bestand bei allen aus Spinnruten, guten Stationärrollen bespult mit 0,12 geflochtenes Schnur. Die Technik rauswerfen, absinken zum Grund und schnell wieder reindrehen, erwies sich als äußerst erfolgreich. Fast jeder Wurf von mir wurde von geradezu brutalen Attacken quittiert. Es waren Seelachse, die dort hinter den Heringen her waren. Ihr Gewicht lag zwischen 3 und 6 Kg und es machte allen Spaß mit den Seelachsen zu rauben. Unser Boot driftet immer an dieser Unterwasserströmungskante entlang und fast jeder Wurf brachte Fisch an den Köder. Mit dem relativen leichten Gerät mussten die Bremsen der Rollen Schwerstarbeit leisten. Es regnete zwar aber wir waren so im Fangrausch das wir nicht bemerkten, wie so langsam das Wasser durch unsere Overalls kroch.

Wir waren nass aber glücklich. Auch die Möwen bemerkten den Heringsschwarm und jagten mit uns. Die Nahrungskette war perfekt, wobei der Hering am Anfang stand und wir hoffentlich am Ende dieser Kette.

Bald war die Kapazität der zwei Fischkisten erschöpft und der Boden des Bootes musste herhalten. Erst die Einsicht, das uns noch eine lange Filetierarbeit bevorsteht, ließ uns zum Entschluss kommen, unser Haus aufzusuchen. Es waren dann nicht nur Seelachse die versorgt wurden, sondern auch große Dorsche, die sich in unserem Boot einfanden.

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Am Ende hatten wir 40 Kg Filet. Hochgerechnet auf das Gesamtergebnis hatten wir ca. 120 Kg Fisch erbeutet. Erschöpft aber glücklich versorgten wir zuerst die Fische und dann uns.

Dies waren die Fische die uns ein Fischen vom Feinsten boten.

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Irgendwie jedoch waren wir noch hungrig, denn mit dieser Methode war es unbeschreiblich schön; Also wurde der Beschluss gefasst nochmals rauszufahren. In der Bucht angekommen setzte sich der Tanz fort und am Ende, nach 20 Stunden nonstop angeln musste nun die Truhe Schwerstarbeit leisten, um unsere Filets, es waren insgesamt 69 Kg, in den tiefgefrorenen Zustand zu versetzen.

Um 10 Uhr morgens, oder war es abends? Wurde die Brötchen gebacken und gefrühstückt um anschließend wieder diese Stelle aufzusuchen. Es gab zwar Fische, aber nicht mehr in dieser Menge. Plötzlich hatte Alfred einen „Anfasser“. Der Fisch war sehr schwer vom Grund zu lösen und nach anstrengenden Minuten erschien in der Tiefe des grünen Wassers etwas weißes. Es war ein Dorsch, der sich im Drill in eine Plastiktüte gewickelt hatte, was Gerd zu der Bemerkung zwang: Hmmm hier schwimmen sogar die Dorsche mit der Badekappe rum.

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Der nächste Morgen begann um 10 Uhr und es war ein klarer, warmer Tag. Beim Frühstück rief Andreas von Vöglers Angelreisen an. Er wollte um 15 Uhr bei uns sein. Schnell wurde alles klar gemacht und es ging raus. Diesmal zur Brücke. Dort hatten die Nachbarn gestern gut gefangen, Gerd hatte es erfahren. Die Anfahrt ist zwar lang, so ca. 30 min aber bei dem windstillen, warmen Wetter kein Problem. In der Nähe einer Boje wurde der 25 PS Motor abgestellt und die durch Sonne blitzenden Pilker, hoffnungsvoll zum Grund geschickt. Bald hatte jeder Fischkontakt und Dorsche um die 4 bis 6 Kg wanderten in die Fischkiste. Nach 2 Driften wurden die Fänge etwas weniger und wir beschlossen, ein wenig mehr zum Land hin zu verlegen.

Gleich bei den ersten Versuchen bogen sich alle Ruten zum Halbkreis. Inzwischen fischten wir nur noch mit Spinnruten mit einem Wurfgewicht zwischen 200 bis 400 g und Pilker von höchstens 80 g. Bei einer durchschnittlichen Tiefe von 30 m eine tolle Art zu angeln. Die Aufregung im Boot wurde groß als Alfred einen großen Platten ankündigte. Dieser Fisch testete die Schnur und besonders die Bremse. Im hochfrequentem Surren bis hin zu quälendem Schreien quittierte diese die Angriffe des Fisches. Dieses Geräusch ließ sofort den Adrenalinspiegel bei uns allen nach oben fahren. Hektik breitet sich im Boot aus. Alle restlichen Ruten wurden sofort eingeholt und jeder starrte in das tiefblaue Wasser bis ein brauner großer Fisch in der Tiefe erschien. Der erste Gaffversuch von Gerd, schien ihn nun endlich sehr böse werden zu lassen. Wild entschlossen tauchte er mit rasender Geschwindigkeit ab. Jeder im Boot hoffte, dass alles dieser brutalen Belastungsprobe standhält. Und alles hielt, denn hier kommt es auf Rute, Rolle, Schnur, Knoten, Wirbel und Haken an. Die Fluchtversuche wurden nun etwas moderater und er konnte an Bord gehoben werden. Wie die Waage später ergab wog er 5,5 Kg, sicher kein Riese dieser Gattung aber ist Alfreds erster Heilbutt und die Freude war groß, der 2. Heilbutt des Urlaubs. Unmittelbar danach hatte auch ich das Glück einen zu fangen, der allerdings nur 2 Kg wog, aber jeder fängt mal an.

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Von unserem Angelort hatten wir ein Blick in die Bucht, in der wir letztes Jahr einen Traumangeltag erlebten. Natürlich wurde diese Bucht oft mit einem Blick überwacht. Plötzlich bemerkten wir die vielen Möwen, die genau dort ein Fest veranstalteten und wie es schien war auch die Verwandtschaft eingeladen hatten. Der Himmel war weiß und sie schossen ins Wasser und schlugen sich die Kröpfe voll.

Wir nichts wie hin, rein in die Bucht und auch die mitfahrende Truppe, die neben uns angelten starteten den Motor.

Schon bei der Ausfahrt waren die Überlegungen unser Kleidung diskutiert worden und alle hatten sich entschlossen die Floating-Overalls zu wählen. Leider wurde der Spruch“ was warm hält, hält auch kühl“ Lügen gestraft. Fast jeder Wurf brachte Fisch und das in respektabeln Größen. Es waren Seelachse und Dorsche, die Heringe in der Bucht zusammengetrieben hatten und diese nun brutal jagten. Es muss ein riesiger Heringschwarm gewesen sein, überall kochte das Wasser. Bald war die Kapazität unser Fischkisten überfordert und der Boden des Bootes füllte sich mit Fischen.

Nach 3 Stunden waren wir erschöpft und ich hatte den Eindruck in Kleidern zum duschen gewesen zu sein. Nach dem filetieren zeigte die Waage 35 Kg wunderbares Filet. So macht angeln Riesenspaß und der weite Weg hier in den Norden Norwegens hat sich allemal gelohnt.

Andreas und Ulrike erwarteten uns schon und erschöpft aber glücklich verbrachten wir den Nachmittag.

Abends jedoch, es war 23 Uhr juckte es schon wieder in den Fingern. Wir gierten alle nach wunderbaren Drills. Natürlich ging es wieder in die besagte Bucht und wir fingen Fisch. Zwar nicht mehr bei jedem Wurf aber gemessen an normalen Angeltagen noch sehr viel. Etwas außerhalb der Bucht, in 40 m Tiefe fingen wir Dorsche, die immer noch in dem gleichen Jagdfieber wie wir waren. Nach nur 2 Stunden waren wiederum alle Kisten im Boot voll und das obwohl wir unsere gedankliche Maschengröße sehr weit nach oben korrigiert hatten. Fisch unter 4 Kg waren nicht mehr gefragt. Müde und glücklich fuhren wir zur Anlage und

um 4.30 Uhr ging ein grandioser Angeltag zu Ende. Nochmals 11,5 Kg Filets wanderte in die Truhe.

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Nun ist es Sonntagmorgen, die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel und das blaue Meer liegt da wie ein Ententeich.

Wieder fahren wir in Richtung Brücke, aber dort sind die Fische nur sehr vereinzelt zu fangen. Unsere Angelgier hat sich gewandelt in eine Angelästhetik. Wir sind verwöhnt und entnehmen nur Fische, die es einfach nicht zulassen zurückgesetzt zu werden.

Die mühsame Angelei an der Brücke beenden wir bald und fahren zurück an den grünen Pfahl. Inzwischen hat sich die andere Gruppe aus Fulda zu uns gesellt. Sie bitten uns um Hilfestellung, denn ihr Angelglück ist nicht vergleichbar mit dem unseren. Am Pfahl ist zwar eine starke Drift aber es funzt wieder. Fast bei jedem Herablassen der 80 g Pilker steigt irgendwo zwischen dem 2. und 3. Stock ein Seelachs ein. Schnell sind zwei Kisten voll und das Nachbarboot geht seitlich um eine Kiste zu übernehmen. Bei dem Übernahmemanöver hat deren Fahrer des anderen Bootes, sein Name ist Kurt, ein Lied auf den Lippen, er singt: „was habt ihr was wir nicht haben“. Alle lachen und das Übergabemanöver gelingt. Nachdem sie außer Hörweite waren, bemerkt Gerd: „ Ich hätte ihnen sagen können was wir haben, wir haben Angeltechnik und Angelgeräte aus unserem Jahrhundert..“



Es ist inzwischen 3 Uhr in der Nacht und die Sonne lacht uns ins Gesicht. Unsere Angeltechnik hat sich total gewandelt. Man muss sich eben den Gegebenheiten anpassen können. Die leichten Pilker werden zum Boden geschickt und dann so schnell wie möglich nach oben geholt. Meist steigen dann die Fische in brutaler Manier im 2. Stock ein. Nachdem die Seelachse durch sind, alle zwischen 3 und 5 Kg, sind es die Dorsche die sich von unseren Ködern verführen lassen. Es ist ein tolles Gefühl bei jedem Wurf Fischkontakt zu haben und dabei von einer herrlichen Kulisse umrahmt zu werden. Die weißen Schneekappen der Berge erscheinen nun nicht mehr lebensfeindlich sondern puderzuckerartig einladend.



Schnell sind die zwei Kisten mit Dorschen voll, laut Gerd wunderbare Plätzchen, denn seine Kinder haben doch auch Hunger. Um 5 Uhr sind wir wieder zu Hause und filetieren. Es ist 6 Uhr morgens und keiner ist so richtig müde, aber wir schlafen, denn es ist einfach Zeit dafür.

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Es ist Montag und wir frühstücken um 12 Uhr. Danach geht es bei strahlendem Sonnenschein wieder auf Fangfahrt. Die anfängliche leichte Prise steigert sich leider bald zu einem ordentlichen Wind. Karl-Heinz der sicher vergessen hat, das wir weit nördlich des Polarkreises sind, hat nur einen leichten Bundeswehrkampfanzug an. Das Spritzwasser der uns entgegenkommenden Wellen durchnässt ihn sehr schnell und er macht mich an,“ ich soll nicht so gegen die Wellen fahren. Ich kann aber weder Wind noch Wellen abstellen und so sieht er bald aus als hätte er in Kleider geduscht..

Wir verlegen ein paar mal und erkämpfen uns die Fische. Am Ende sind es 9 Kilo Filet und Alfred bereitet seine berühmten Fischfrikadellen vor. Eine Gruppe aus dem Nachbarhaus, die kurz nach uns ankommen sind, haben einen Mann an Bord, den sie aus dem Wasser fischten. Sie haben ihn beim Pilken gerettet. Es ist sehr mysteriös, kein gekentertes Boot. Der arme Mann ist nur mit T-Shirt und Hose begleitet und total unterkühlt. Sicher wären wenige Minuten später der Tod programmiert gewesen. Es scheint ein polnischer Landsmann zu sein und Od unser Vermieter vermutet eine Abrechnung im Mafiamileu.

Mal sehen was uns der Abend bringt.

Tja der Abend. Es war einer, der sicher in unserer Erinnerung lange bestehen wird. Klaus von der Nachbargruppe bat uns mal mit ihm zu fahren, denn die Fangerfolge waren weit unter seinen Erwartungen. Gerd, Karl-Heinz und ich fuhren nun mit ihm zum grünen Pfahl. Es war wie immer. Schnell füllte sich dir Fischkiste und auch Klaus fing seine Fische. Die Technik war einfach aber erfolgreich. Leichte Pilker zum Grund und schnell wieder nach oben, meist wurde dann irgendwo im zweiten Stock die Fahrt mit brutaler Gewalt gebremst. Nicht nur Seelachse, sondern auch Dorsche jagten dort den Kleinfischen nach.

Nach einer knappen Stunde wollte dann Klaus zum Haus um seine Angelkollegen mitzunehmen. Aber es war inzwischen schon so um 24 Uhr und sie wollten nicht mehr raus. Nun fuhr Karl-Heinz mit Klaus und Gerd und ich in 2 Booten. Es ging zum Leuchtturm. Ein starker Seitenwind empfing uns und damit eine starke Drift. Fische wurden gefangen aber es war sehr mühsam. Im Windschatten des Gegenufers war es ruhiger, also nichts wie hin. Wieder mal es dort die Seelachse, die unser Gerät belasteten. Das Gewicht lag im Durchschnitt so um 4 Kg. Mein Größter zog den Zeiger der Waage auf die 6,3 Kg.

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Die Drift führte uns wieder Richtung Leuchtturm, als Gerd einen Riesenbiss an seiner Rute spürte. Der noch unbekannte Gegner ließ die Bremse seiner Rolle aufheulen, hmmmm welch ein Geräusch. Nach mehreren Fluchten erschien dann in der Tiefe des dunkelgrünen Wassers ein Heilbutt. Mit vereinten Kräften wurde er ins Boot gehoben. Er wog 3,3 Kg, zugegeben wieder kein Riese seiner Art aber die Art eben.

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Wieder erfasste uns der Wind und zurück in den Windschatten ging es. Wir fingen reichlich. Gerd bemerkte dann einen Schwarm Möwen und dann gibt es kein Halten mehr. Sofort Motor gestartet und hin. Ein Angeln der außerordentlichen Art begann. Jeder Wurf brachte Fischkontakt, es waren Dorsche und Seelachse die dort die Kleinfische zusammengetrieben hatten und sich die Bäuche voll schlugen. Sie waren so gierig, dass unsere Pilker tief im Schlund saßen. Dann hatte auch ich einen starken Biss und auch mein Erfolgserlebnis, denn auch ich hatte einen Heilbutt im Drill. Er war 300 g leichter als sein Vorgänger.



Nachdem uns nach einiger Zeit die Arme schmerzten und ich kaum noch mein Handgelenk spürte ging es um 5.30 Uhr Richtung Haus. Wir waren glücklich. Fazit meines Erfolges waren: Dorsch 8 Kg, Seelachs 6 Kg und den Heilbutt und natürlich noch jede Menge normale Fische. Zugegeben es gibt sicher viel größere hier oben aber es macht Riesenspaß solche Angeltage zu erleben. Um 8.30 war dann der Fang versorgt und Schlafentzug ließ unsere Augenlider dem Gesetz der Schwerkraft folgen.

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Jetzt ist es Dienstag, der 14.06.05 , 13.20 Uhr und die Sonne steht hoch am Himmel bei leichtem Wind. Die nächste Ausfahrt beginnt.

Es ist ein warmer, klarer Sonnentag und bei steigendem Wasser beginnen wir ihm Flachem. Bei wenig Drift fangen wir in normalen Standard und die Kisten Füllen sich mit herrlichem Seelachs und Dorsch. Mein Highlight ist ein Steinbeißer von 3,8 Kg.

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Bei gefüllten Fischkisten fahren wir zurück zum Haus. Nach einer inzwischen professionellen Filetierrunde essen wir Linsensuppe mit leckeren Bauernwürstchen. Eine Runde Schlaf ist angesagt und um 1 Uhr ist Wecken. Bei steigendem Wasser fahren wir zur Bucht der großen Fänge. Diesmal ist angeln von der normalen Norm. Mühsam werden die Fische erkämpft. Gerd ist es, der uns diesmal in die Schranken verweist. Sein 60 g Pilker garniert mit einem bisschen Etwas bringt den Erfolg. Auf den Haken hat er eine kleine Tintenfischimitation aufgezogen und das ist es was die Fische am meisten mögen. Letztendlich ist es eine Tour der Leiden mit vielen Verlegmanövern. Auf dem Heimweg halten wir noch mal kurz am „grünen Pfahl der letzten Hoffnung“. Dort fangen wir ein paar Seelachse und sind um 7 Uhr am Haus.

Am nächsten Morgen, es ist 14 Uhr mittags, ist Aufstehen angesagt. Zum Essen haben wir die Nachbarcrew eingeladen. Es gibt frittierte Dorschzungen, gewälzt in Bierteig. Dazu Kartoffelchips, die Gerd zubereitet hat und als Finesse eine Weisweinsoße.

Nun ist der Himmel grau wolkenverhangen und die vorletzte Tour beginnt.



Wir fahren in den flachen Bereich einer Bucht, dort haben wir bisher immer gut gefangen, nur diesmal nicht. Alle Varianten werden versucht aber die Fische wollen einfach nicht. Wir müssen einfach die Fische finden, deswegen verlegen wir und suchen verschiedene Stellen ab. Erst nach mehreren Zwischenstopps erreichen wir eine Strömungskante am Eingang zur Bucht von Sörreisa. Dort jagen die Seeschwalben fingerlange Fische. Sie schwimmen in unfassbare Menge kurz unter der Oberfläche. Natürlich gibt es auch Jäger die aus der Tiefe diese Fischchen dezimieren. Es sind wie immer Seelachse, die teilweise das Wasser zum kochen bringen. Sie haben jedoch nicht die Größe die uns interessiert. Hier im Meer gilt wie überall die Devise: Fressen und gefressen werden. Natürlich wollen wir die großen Räuber, die in der Tiefe lauern. Fast jeder Wurf fordert nun die volle Aktion der Ruten.



Das Spektrum unserer Beute geht über Seelachs, Dorsch und sogar ein Steinbeißer kann Karl-Heinz bezwingen. Inzwischen hat sich der Wind gelegt und in der spiegelglatten Oberfläche des Wasser sieht man wie die Sonne die dabei ist, die Wolken wegzuschieben.

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Es ist inzwischen kurz nach 24 Uhr und nachdem Karl-Heinz noch einen Dorsch von 10,2 Kg fing, er hatte seinen Pilker mit Garnelen garniert, ging es heimwärts.

BILD 17 siehe folgeposting (edit by jirko)

Inzwischen hat sich auch der mysteriöse Zwischenfall geklärt. Der Ertrinkende war ein Krimineller der mit der Fähre nach Tromsö transportiert werden sollte. Er benutzte einen Gang zur Toilette und sprang aus dem Fenster um ans Ufer zu schwimmen. Sein Freiheitsdrang hätte er bald mit dem Tod bezahlen müssen. Ein großer Bildbericht erschien in der hiesigen Zeitung.



Heute am 16.06.05 ist strahlend blauer Himmel und noch immer liegt das Meer spiegelglatt da.

Bild 18

Noch ein Kurztrip ist geplant, dann wird gepackt und die Heimreise begonnen. Es werden nur zwei Küchendorsche gefangen um danach sehr langsam mit wehmütigem Blick zum Haus zu fahren.

Es ist jetzt Samstagmorgen 6.30 Uhr, etwas müde aber mit einer unlöschbaren, herrlichen Erinnerung an tolle Urlaubstage kommen wir in Fulda an. Der Km-Stand ist 63692. Wir sind 5952 Km gefahren und keiner im Auto bereut auch nur einen einzigen.

 

Jirko

kveite jeger
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

huhu wolfgang #h

bild 17 musste ich anhängen, da nur 16 in ein posting reingezwängt werden können ;)

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...und nen 18. hab ich nich von dir bekommen ;)... da muschte nochmal nachlegen #h
 

ralle

Leichtangler
Teammitglied
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Rundumdieuhrangler !!

Habt ihr auch mal geschlafen ?? Feiner Bericht und schöne Bilder !!

Das muß ich mir unbedingt auch mal antuen.
 

Jörg2

Member
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Da habt ihr ja einen wirklich tollen Urlaub verbracht. Herzlichen Glückwunsch zu den tollen Fängen und zu dem aussergewöhnlich gut geschriebenen Bericht. Jetzt mit Bildern ist er einfach genial zu lesen. Vermute mal das ihr jetzt ganz schön an Schlafstörungen leidet|supergri.

Gruß
Jörg
 

sunny

gestatten Schneider
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Meine Fresse :) , ihr müsst doch Augenränder bis zum Kinn haben. Man gut, dass ihr zwischendurch mal etwas gegessen habt, sonst wärt ihr noch vor Schwäche aus dem Boot gekippt :q .

Sehr schöner Bericht, hab praktisch neben euch gesessen.

sunny #h
 

Dorschi

Active Member
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Prima Bericht und ein toller Urlaub! Nur die abgeschlagenen Minibüttchen liegen mir etwas im Hals. :(
Schade! Ihr hattet doch genug Fisch.
 

Maledivenfreak

New Member
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Dorschi schrieb:
Prima Bericht und ein toller Urlaub! Nur die abgeschlagenen Minibüttchen liegen mir etwas im Hals. :(
Schade! Ihr hattet doch genug Fisch.
stimmt schon, aber es waren unsere ersten Büttchen der schon langen Angellaufbahn. Geht uns nicht um das Filet, ist wohl mehr der Sammler/Jägertrieb durchgebrochen. Werden uns bessern, versprochen.
 

sunny

gestatten Schneider
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Apropo "Minibüttchen".

Gibt es eigentlich ein Mindestmaß für Heilis? Oder anders gefragt, ab welcher Größe würdet ihr die mitnehmen?

sunny #h
 

Fischbox

Salzwasserjunkie
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Wieso hattet Ihr eigentlich Uhren mitgenommen, ein Kalender hätte doch vollkommen ausgereicht ;) .

Absolut geiler unterhaltsamer Bericht. Das gibt 5 Sternchens #6!!!

...bin ein wenig neidisch... #t
 

Jirko

kveite jeger
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

moin sunny #h

das empfohlene mindestmass für´n atlantischen heilbutt liegt bei 60cm. aber selbst ein 70-80er hat womöglich noch nicht einmal gemilcht bzw. laich abgelegt, da dieser bei starkem futteraufkommen „schneller“ abwächst. ohne jetzt eine debatte über das empfohlene schonmass in´s leben zu rufen, sollte ein jeder dieses empfohlene mass etwas höher ansetzen #h
 

sunny

gestatten Schneider
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Danke Jirko.

Dann lege ich mal 1m als mein persönliches Mindesmaß fest. Ich hoffe, ich kann es irgendwann auch mal anwenden |supergri .

sunny #h
 

heinerv

Immer noch ohne Bild !!!
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Hallo Maledivenfreak,

sehr schöner und ausführlicher Bericht von dir! Vielen Dank!!

Ich denke, dein Bericht sollte nicht wieder eine Diskussion über die Mindestmaße etc. vom Zaun brechen. Deine Aussage, daß ihr auch einmal diese Spezies haben wolltet, sollte doch eine ausreichende Erklärung sein.

Gruß
Heinerv
 
U

uer

Guest
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

#h Maledivenfreak,

von mir bekommst du #6 #6 #6 #6 #6 zu diesem bericht

u. was eure heilis angeht - es gibt hier wohl kaum welche die diese stücken wirklich wieder zurück gesetzt hätten ;)

:s
 

Pete

kveite-fan
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

sehr schöner urlaub, gerundet mit einem feinen, informativen bericht, den die zum teil doch schon recht betagte, aber dennoch und umso fitter scheinende herrengang da zustande gebracht hat!!!

bitte nicht wieder eine im nichts endende diskussion um schonmaße und deren richtigkeit vom zaume brechen...wir im anglerboard bekommen uns bloß wieder in die wolle und andere feixen noch drüber...hatten wir schon beim thema überbeißer...hier die anmache und die verbalen tumulte, und in einem anderen board, wo das gleiche thema vor kurzem lief, nicht eine negative anmerkung... |kopfkrat ;)
 

Kunze

vi lærer videre norsk
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Hallo Maledivenfreak!

Danke für den ausführlichen und schön geschriebenen Bericht.

Hat Spaß gemacht zu lesen. :m #h

Wenn ihr auch duch Finnland gefahren seit, hab ihr sicherlich die Ostseeroute

durch Schweden benutzt?

Wir sind heuer die Innlandsroute gefahren und ich kann mich noch an 2

Verkehrsschilder erinnern:

Andörja links 40km und geradeaus auch 40km nach Sorreisa. #h
 

patzmaus

Feiner Kerl
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Hallo,

klasse Bericht!!! Das schönste daran ist, das wir am 30. Juli nach Sörreisa fliegen! :) :) :)
 

Norlyr

Fischfinder
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Das is wirklich mal ein gelungener Norgetrip!!
Herzlichen Glückwunsch zu den tollen Erlebnissen (und Fischen natürlich!!!)
 

stefanwitteborg

Active Member
AW: Norwegen-Sörreisa 2005

Wirklich ein klasse Bericht...für mich geht es nächstes Jahr auch ganz in den Norden...
 
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