Ronny Kohlmann
Mit Glied
Hallo Sie, haben Sie ein Treffen mit mir?
Gestatten, Kohlmann. Clever von Ihnen, dass sie im Vereinsheim einen Aushang gemacht haben, ob sie mal jemand mit zum Angeln nehmen kann. Ich habe mir die erste Zeit hier am Vereinssee die Zähne ausgebissen, weil ich es auf eigene Faust versucht habe.
Sie sind neu in der Stadt, nicht wahr? Letztes Jahr zugezogen? Hm. Aber vorher schon geangelt? Nur am Forellensee? Na das ist doch schon mal was! Werfen und knoten sollten Sie können und das ist die halbe Miete. Und eine neue schöne Spinnausrüstung haben Sie sich gegönnt. Den Angelkoffer können sie demnächst aber zu Hause lassen. Sehen Sie meinen Rucksack? Da ist alles drin und er ist sogar noch halb leer.
Gern schau ich mir ihre Ausrüstung an, ich bin gespannt ob sie der Gerätehändler gut beraten hat. Aus dem Internet? Nein, nichts gegen das Internet, aber ein Onlinehändler kennt die Gegebenheiten vor Ort nicht. Das kann von Vorteil sein, da der Händler vor Ort jedem Angler den gleichen Topköder anpreist, den die Fische bald mit Artikelnummer kennen. Hier am See ist das z.B. der Mepps-Spinner in Kupfer der Größe 4, den ich inzwischen zu Hause lasse.
Die fehlende Beratung kann aber auch von Nachteil sein, da man für bestimmte örtliche Begebenheiten oft bestimmtes Gerät benötigt und sich ohne Beratung leicht verkauft. I.d.R. fischt man dann zu leicht oder zu schwer und bald ist eine neue Ausrüstung fällig. Nein, ihr Gerät ist im Rahmen.
Ihre Rute fällt recht kräftig aus und die Schnur sieht recht dick aus. Gerade am Anfang fischt man aber lieber zu schwer als zu leicht, denn kräftiges Gerät verzeiht Fehler beim Werfen und beim Drillen. Außerdem können sie sowohl kleinere als auch größere Köder fischen, da die Rute nicht so schnell überfordert ist. Eine ähnliche Ausrüstung wie Ihre habe ich auch daheim, packe sie aber erst in ein paar Wochen im Spätherbst wieder aus.
Darf ich ihren Angelkoffer öffnen? Na, ihren Forellenkram können Sie das nächste mal getrost zu Hause lassen. Ihre Hechtproppen und Bleigewichte auch, das müssen sie hier ja alles mit sich rum schleppen.
Schauen Sie mal in meinen Rucksack: Eine Köderbox, eine Lösezange, ein Maßband, ein Messer, eine Rachensperre, einen Fischtöter, eine große Plastiktüte, ein Regencape, eine Kopflampe, die Mappe mit Angelpapieren, Stahlvorfächern, einem Feuerzeug, Pflastern, Sekundenkleber und einen Seitenschneider, mit dem man notfalls die Haken abknipsen kann, falls man den Hecht oder sich selbst nicht vom Haken gelöst bekommt.
Meinen Kescher habe ich zusammengeklappt auf dem Rucksack befestigt. Zum Fischen kann ich das Gepäck einfach auf dem Rücken lassen. Sie werden mich darum beneiden, wenn Sie mit ihrer Angel, ihrem Kescher und ihrer Angelkiste in den Händen auf Wanderschaft gehen. Und was haben Sie noch im Rucksack? Verpflegung? Nehme ich fast nie mit. Ich gehe ja meist nur einige Stunden Spinnfischen. Dann lässt die Konzentration nach und ich gehe nach Hause. In dieser Zeit denke ich nicht einmal ans Essen.
In Ihre Köder haben Sie aber gut investiert, weiß Ihre Frau davon? Ach sie sind Single? Das bringt Sie guten Fängen schon ein ganzes Stück näher, weil sie öfter am Wasser sein können. Bevor Sie mich fragen wie es um meinen Beziehungsstatus steht, gehe ich ihre Köder durch. Ich sehe eine handvoll Spinner, zwei Blinker, Gummifische, einige Wobbler und sogar einen Kaninchenfellstreamer. Wie sind sie denn an den dran gekommen? Sonderangebot? Soso. Nein, sie brauchen nicht zwangsläufig eine Fliegenrute dafür. Mit einem leichten Vorblei können sie den Streamer auch an der Spinnrute führen. So sind mir hier am See bereits einige Hechte ans Band gegangen, wenn auf andere Köder nichts biss.
Den dickwandigen Blinker können Sie hier vergessen, der sinkt zu schnell zum Grund. Auch die Wobbler mit der fast waagerechten Tauchschaufel können sie zu Hause lassen, das sind alles Tiefläufer. Die hätte Ihnen der Händler vor Ort nicht angedreht. Der See hier ist im Schnitt 2-3 Meter tief. Woher ich das weiß? Ich habe hier länger Zeit mit der Pose auf Friedfisch geangelt und musste zentimetergenau ausloten, um den Köder exakt auf dem Grund zu präsentieren.
Nach Möglichkeit sollten Sie ein neues Gewässer genau so erforschen. So lernen Sie auch gleich die bevorzugte Beute des Hechtes kennen. Schneller geht´s mit einem frei laufenden dicken Grundblei und einer leichteren Pose, die sie ans Ende der Hauptschnur knoten. Wie das geht erkläre ich Ihnen ein anders Mal. Inzwischen bin ich fauler und klopfe fremde Gewässer mit dem Gummifisch ab. Wenn man die Zeit zählt, die der Köder braucht um bis zum Boden zu sinken, kann man sich einen ganz guten Eindruck über die verschieden tiefen Bereiche machen. Doch zurück zu den Ködern.
Die Gummifische sind super, die können Sie durch unterschiedlich schwere Köpfe in jeder Wassertiefe einsetzen. Hier am See fische ich 7-10g schwere Köpfe an Gummis von etwa 12 cm. Ich sehe ihre Köder sind deutlich größer. Hechtformat was? Verstehen Sie mich nicht falsch, solche Köder fische ich auch, aber eher in der kälteren Jahreszeit.
An den kleineren Gummis schätze ich, dass sie mit einem einzigen Einzelhaken auskommen und beim Auswurf nicht so einen Lärm machen. Dieser See hier ist stark befischt und ein lautes Platschen an der Oberfläche verrät argwöhnischen Räubern sofort, dass Ihnen jemand nachstellt.
Wie ich sehe haben Sie sich Ihre Stahlvorfächer selbst gequetscht. Das ist prima, aber die Wirbel und Karabiner sind deutlich zu klein gewählt. Ja, ich weiß dass die genau zu den Tragkraftangaben des Stahlvorfaches passen, aber Wirbel und besonders die Einhänger verlieren durch die Beanspruchung schnell an Tragkraft und können brechen oder ausgehebelt werden. Ich habe viel Lehrgeld gezahlt um dies herauszufinden, dass sie sich sparen können.
Wenn das Stahlvorfach gekringelt oder aufgeraut ist, kann ich die kräftigen Wirbel und Einhänger übrigens wieder verwenden und spare eine Menge Geld. Ich schenke Ihnen eines meiner Vorfächer, dann kommen sie erst einmal voran. Der See ist nicht besonders hängerreich.
Wollen wir herunter zum Wasser? Wo haben Sie ihr Fahrrad stehen? Ach sie sind mit dem Auto hier? Das ist schade. Ich fahre meist mit dem Rad, aber ich wohne auch ganz in der Nähe. Der See ist recht groß und mit dem Rad kann ich gezielt Stellen anfahren, die ich gründlich abfische und mich dann flink zur Nächsten begeben.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass sich 90% der Fische auf 5% der Wasserfläche aufhalten. Das kommt mir durchaus realistisch vor, deshalb versuche ich mich möglichst auf die interessanten Bereiche zu beschränken. Teils bin ich mehr auf dem Rad unterwegs als am Ufer. Da Sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, lasse auch ich mein Rad hier stehen und wir beschränken uns auf die Bucht, neben der Landzunge. Folgen Sie mir?
Die Tretbootfahrer? Es ist bereits 18 Uhr, die sind bald verschwunden. Außerdem kennen die Fische den Publikumsverkehr hier am See und stufen diesen als harmlos ein. Bemerken sie einen Angler, nehmen die Fische aber oftmals panisch Reißaus oder stellen zumindest das Fressen ein. Also bewegen Sie sich unauffällig.
Stop! Ich weiß, bis zum Wasser sind es noch einige Meter, aber stellen Sie sich vor es steht ein Kapitaler dicht am Ufer und wir trampeln geradewegs auf ihn los! Zu oft bin ich übermütig ans Wasser gestürmt und sah nur einem Schwall hinterher, wo sich zuvor ein Fisch im Uferschatten aufhielt. Also machen wir einige kurze fächerförmige Würfe mit etwas Abstand zum Wasser.
Mit was wollen Sie fischen? Ich angle mit Gummifisch, wollen Sie es mir gleich tun? Wie ich sehe haben sie bereits zu Hause die Gummifische mit Bleiköpfen bestückt. Haben sie einen Favouriten? Sie haben gut aufgepasst, denn der gewählte Köder hat einen Bleikopf von sieben Gramm, der gut zur Wassertiefe passt. Allerdings ist das Wasser hier recht klar, weshalb ich eher gedecktere Farben wählen würde. Dieser Graue da sieht gut aus, denn Weißfische sind hier häufig und werden dementsprechend oft von Hechten gefressen. Ich wähle einen Gummifisch im Barschdesign, denn auch Barsche stehen auf dem Speisezettel der Hechte.
Wissen Sie warum ich diese Bucht gewählt habe? Ja, sie haben Recht, die Uferbereiche sind stark bewachsen und bieten sowohl Hechten wie auch Beutefischen Nahrung und Unterschlupf. Habens Sie das am Forellensee gelernt? Matze Koch? Kenne ich nicht. Aber vielleicht können Sie den ja mal mit zu See nehmen.
Weitaus interessanter sind aber die Hechtmagneten, die man nicht auf dem ersten Blick sieht. Oftmals setzt sich die Uferbeschaffenheit unter Wasser fort. Obwohl dieser See künstlichen Ursprungs ist, ist dies auch hier der Fall. Das Wasser in der Bucht ist sehr flach und fällt zum offenen Wasser steiler ab. Die Landzunge, auf der wir stehen, setzt sich auch ein Stück weit unter Wasser fort, so dass sich eine kleine Kante einen Meter unter der Oberfläche befindet.
Diesen Abhang finden Sie mit dem Gummifisch, wenn Sie die Absinkphase zählen. Oftmals bleiben Sie auch beim einleiern kurz mit dem Köder an der Kante hängen. Wollen Sie es mal versuchen? Sind Sie Rechts- oder Linkshänder? Da Sie Rechtshänder sind gehe ich hinter Ihrer linken Schulter in Deckung, denn dort bin ich sicher vor ihrem herumwirbelnden Haken.
Sie sind ein guter Werfer! Die langen Vorfächer am Forellensee machen den Meister was? Und instinktiv stoppen Sie den Köder, bevor er auf der Oberfläche aufkommt, um Tüddel zu vermeiden. Nun halten Sie die Schnur gespannt und zählen die Sekunden bis zum Aufschlag. 3... 4.. 5... Tock. Die Schnur erschlafft und der Köder liegt am Grund. Ziehen sie mal den Bleikopf langsam über Grund. Spüren Sie was? Hier ist es schlammig und Sie spüren beim Anziehen, wie sie den Bleikopf aus dem Schlick lösen müssen. Bei sandigem Grund gibt es beim anziehen kaum Widerstand und kiesiger Grund fühlt sich beim Anziehen kratzig an. Auch auch Hänger und somit auf potentielle Unterstände werden Sie so rasch aufmerksam.
Nun holen Sie nun den Köder ein. Es gibt ja 1001 Führungstechniken und wie Ich sehe haben Sie sich fürs Faulenzen entschieden. Das ist auch auf Hecht keine schlechte Wahl, auch wenn man den Gummifisch einfach wie einen Spinner einleiern könnte.
Haben Sie den sanften Ruck in der Rutenspitze bemerkt? Da sind Sie kurz mit dem Jigkopf an der Kante Hängen geblieben. Schlagen Sie trotzdem sofort an, denn oft entpuppt sich die vermeintliche Kante doch als Hecht.
Warum fluchen Sie über das Kraut am Haken? Das ist doch ganz wunderbar, denn im Kraut verstecken sich Kleintiere und diese locken wieder die Friedfische an, denen die Räuber folgen. Im Sommer bedeckt hier ein dicker Krautteppich den Grund, jetzt sind nur noch einige karge Stengelchen übrig, die nun gelegentlich am Haken hängen bleiben. Da sie Anfangs fleissig die Sekunden gezählt haben, ziehen Sie den Gummifisch nun eine Sekunde früher an, bevor er auf dem Boden aufkommt. So meiden Sie Bodenkontakt und fischen dicht über dem Krautteppich. Geschickt was?
Sie könnten natürlich auch einen Wobbler mit gewünschter Tauchtiefe nehmen, aber bevor sie nervös zu ihrem Angelkoffer greifen, bleiben Sie besser bei ihrem Gummifisch. Nur wer seinen Köder ausdauernd fischt, lernt mit diesem Umzugehen und dessen Eigenarten kennen. Häufige Köderwechsel sind ein Zeichen geringen Selbstvertrauens. Also fischen sie erst einmal eine Stunde so weiter, bevor sie überhaupt über einen Köderwechsel nachdenken.
Ich stecke derweil meine Rute zusammen und wage auch ein paar Würfe. Warum ich eine Sonnenbrille aufsetze? Nein, nicht um cool auszusehen. Ohne Polbrille gehe ich nicht mehr ans Wasser. Die Gläser heben die Wasserspiegelung teilweise auf und ich kann dort bis auf den Grund sehen, wo Sie nur auf einen gleißenden Wasserspiegel schauen. So konnte ich bereits so einige Fische erspähen oder Nachläufer bemerken, die mir sonst verborgen geblieben wären.
Außerdem ermüden meine Augen nicht so schnell, wenn ich beim Gummifischangeln auf die Leine starre, da sie von Reflexionen und Wind geschützt sind. Na gut. vielleicht sehe ich mit Sonnenbrille auch cooler aus.
Während Sie auf Ihre Schnur starren, um die Absinkphasen zu beobachten, leiere ich meinen Gummifisch einfach ein. Gelegentliches absinken oder zuppeln mit der Rute gaukelt dem Hecht ein verletztes oder verrücktes Fischlein vor. Leichte Beute also.
Derweil schweift mein Blick über das Wasser, damit mir nichts interessantes entgeht. Sehen Sie die kleinen Ringe da draußen an der Oberfläche? Man könnte sie für Regentropfen halten. Aber es handelt sich um Kleinfische, die Nahrung von der Oberfläche schlürfen. Und genau unter den Schwärmen stehen oft die Räuber!
Nein, versuchen Sie es erst gar nicht die Schwärme zu erreichen, die sind noch zu weit weg. In der Dämmerung wiegen sie sich in Sicherheit und kommen näher zum Ufer. Sehen Sie die Haubentaucher? Die suchen nicht aus Dummheit die Nähe der Weißfische, denn es handelt sich bei diesen Vögeln um Fischfresser.
Wenn sich die Kleinfische nicht so offen präsentieren wie heute, suche ich auch gezielt nach Haubentauchern, um Beutefischschwärme ausfindig zu machen. Es lohnt sich also die Augen offen zu halten.
Ob ich ein Bier möchte? Eigentlich meide ich es am Wasser Alkohol zu trinken. Wir Angler haben es in der Öffentlichkeit oft schon schwer genug und sollten uns bemühen nicht jedes Klischee zu erfüllen. Aber da wir fast Freunde sind, neige ich dazu anzunehmen. Ich dachte Sie sind mit dem Auto? Ach, das Bier ist alkoholfrei? Dann verzichte ich dankend, aber eine Ihrer Käsestullen könnte mich interessieren.
Im Sommer gelang mir der Fang eines 75er Karpfens, den ich beim Spinnfischen am Ufer herumziehen sah. Nein, 75cm, nicht Pfund, hier sind Boilies verboten. Jedenfalls hatte ich glücklicherweise einen Einzelhaken bei mir und schaffte es eine Brotflocke von meinem Pausenbrot zielgenau auf seiner Futterbahn zu platzieren, die er auch prompt nahm. Das war ein heißer Drill an der Spinnrute. Hechte machen ja vergleichsweise schnell schlapp.
Jetzt wo wir hier herumsitzen: Haben sie zwischenzeitlich mal ihren Köder kontrolliert? Sobald ich den Eindruck habe einen Biss verpasst zu haben, sehe ich mir den Gummifisch genau an. Oftmals sieht man Bissspuren eines Räubers, der den Haken nicht erwischt hat. Dann heißt es sofort wieder Anwerfen, bevor der Räuber verschwunden ist.
Da sind tatsächlich Risse an ihrem Köder? Nein, die stammen vom Bleikopf. Oftmals beschädigt die Bleiwulst am Jighaken den Gummifisch an der Stelle, an der man den Haken in den Körper schiebt. Vor allem wenn man mal die Bleiköpfe am Köder wechselt.
Ich entferne inzwischen diese Bleiwülste mit einem Seitenschneider vom Jighaken und fixiere den Bleikopf mit einem Tropfen Sekundenkleber am Köder. So kann ich den Jighaken zwar nicht mehr wechseln, aber ich führe stehts identische Gummifische mit verschiedenen Gewichten mit mir. So viele Farben braucht man ja gar nicht. Wollen wir weiter fischen? Die Schwärme sind inzwischen ein ganzes Stück weiter ans Ufer gerückt.
Während Sie ihren Köder unter den Kleinfischen durchführen, fische ich die überhängenden Äste dort hinten ab, denn das erfordert eine höhere Zielgenauigkeit. Da bislang auf Gummifisch nichts ging, wechsle ich auf einen kugelförmigen Wobbler. Den kann ich dicht unter der Oberfläche führen, denn bei den Büschen lauert Geäst unter Wasser und ich möchte ungern hängen bleiben. Diese kugeligen Wobbler möchte ich auch Ihnen ans Herz legen, denn sie sind weit zu Werfen und erfordern wenig Finesse in der Führung.
Sie wollen auch den Köder wechseln? Ein Spinner solls sein? Erinnern Sie sich noch, was ich Eingangs über den kupfernen 4er Mepps sagte? So wählen Sie ein anderes Modell. Dieser dort hat einen Wollbüschel am Haken. Das lässt ihn voluminöser erscheinen und bringt beim Wurf ein paar Gramm mehr, da er sich mit Wasser vollsaugt. Gleichzeitig neigt er aber dazu, sich in der Köderbox mit anderen Ködern zu verhaken, wie es hier der Fall ist. Wollen Sie den wirklich jetzt enttüddeln? Der Blinker ist zu leicht, damit erreichen Sie die Kleinfische nicht. Vielleicht doch wieder Gummi? Bitte beeilen Sie sich, denn es beginnt es langsam zu dämmern und ich werde unruhig. Jetzt bekommt man häufig die meisten Bisse.
Der Wobbler sieht doch gut aus, er kommt den Beutefischen hier sehr nahe und sinkt nicht zu tief ab. Sie können ihn langsam einleihern, gelegentlich einen leichten Schlag mit der Rute versetzen und kurz stoppen. Aber passen sie weiterhin auf die Uferkante hier auf. Im Gegensatz zum Gummifisch zeigen die Haken beim Wobbler Richtung Grund und der Köder verhakt sich leichter. Halten sie die Rute auf den letzten Metern steiler nach oben und kurbeln sie langsamer. So steigt der Köder vor der Uferkante empor. Na dann mal ran, in nicht einmal einer Stunde ist es dunkel und wir sollten nach Hause gehen. Nein, man kann auch im Dunkeln Hechte fangen, aber sie sind noch neu am Gewässer und das Ufer ist Ihnen unbekannt. Zu leicht ist ein Fuß verstaucht und spätestens dann ist der Angelausflug beendet. Unsere Taschenlampen verwenden wir nämlich nur im Notfall, denn das Licht vergrämt die Fische.
Da sich hier bei den Büschen nichts tut, werfe ich mit Ihnen zusammen die Köderfische an, das erscheint mir im Moment vielversprechender. Ich wechsle wieder auf einen Gummifisch, denn ich möchte eine Etage tiefer fischen als Sie und halte mich dicht am Grund. So stoßen wir sicher irgendwann auf einen Räuber.
Da vorne raubt einer! Haben Sie den Schwall gesehen? Raubende Fische werfe ich immer sofort an, denn oft verfehlen die Räuber ihr Ziel und nehmen den Köder dankend an. Aber dieser Fisch ist offensichtlich satt, denn er ignoriert meinen Köder. Trotzdem beharke ich diese Stelle weiter, denn vielleicht entscheidet er sich doch noch um oder es ist ein weiterer Kollege in der Nähe.
Sie haben einen Biss! Schlagen Sie an! Das Schleppangeln am Forellensee hat ihre Reflexe erlahmen lassen, hier müssen sie blitzschnell sein, auch wenn die Fische sich oftmals selbst haken. Wenn Sie sicher sind, dass der Fisch hängt, lösen Sie die Rollenbremse etwas. Beim Anschlag soll die Bremse dicht sein, um den Haken sicher im knochigen Maul des Fisches zu setzen. Vergessen Sie dann die Bremse etwas zu lösen, riskieren sie einen Schnurbruch, wenn der Fisch wie wild flüchtet.
Sehen Sie wie der Fisch Schnur von der Rolle zieht? Das ist kein Schlechter! Trotzdem wird er bald ermattet sein, denn ein Hecht kämpft am Anfang temperamentvoll und lässt nach einigen Fluchten spürbar nach. Meist bricht er noch einmal aus, wenn er den Kescher sieht.
Mit der Hand landen? Ich bin doch nicht verrückt? An Ihrem Wobbler sind zwei nadelscharfe Drillinge, die nur darauf warten sich an meiner Hand zu vergreifen. Wer ist schon wieder dieser Matze Koch?
Halten Sie die Rute nicht so hoch, das verleitet den Fisch zum Sprung! Zu spät, der Hecht schießt aus dem Wasser und schüttelt wütend den Kopf hin und her. Als hätte ich es geahnt, fliegt der Wobbler in hohem Bogen aus dem Maul.
Nun stehen Sie dort wie ein begossener Pudel, mit zittrigen Beinen und ohne Fisch.
Jetzt schauen Sie nicht so bedrückt, immerhin hatten Sie an ihrem ersten Angeltag hier Fischkontakt! Mal ist der Angler der Verlierer, mal der Fisch der Gewinner. Das Angeln hier können wir allerdings erst einmal vergessen, der Tumult hat alle Räuber vertrieben und sogar die Beutefische haben das Weite gesucht. Drum holen Sie den Köder ein und lassen Sie uns für heute einpacken.
Ein Hänger? Haben Sie die Kante vergessen? Nun gut, noch ist nicht alles verloren. Sie können versuchen durch leichte Schüttelbewegungen den Köder zu lösen. Sitzt der Haken bombenfest kann es sinnvoll sein, die Schnur auf Spannung zu halten und auf und ab und hin und her zu bewegen. Sitzt der nämlich Haken im Geäst, vergrößert man so die Eintrittsstelle und bekommt den Köder oftmals doch noch frei, wenn man wieder mit dem Schütteln beginnt. Oder spannen Sie die Schnur kräftig und lassen Sie diese dann zürückschnucken. Manchmal versetzt dies dem Köder einen Schlag nach Hinten und er lässt sich befreien. Nützt alles nichts, wickeln sie die Schnur um einen Ast und laufen Sie rückwärts. Dabei drehen Sie ihr Gesicht vom Wasser weg, falls der Köder Ihnen entgegen schießt.
Die Schnur ist gerissen. Ich hoffe das war kein teurer Wobbler? Illex? Sie müssen es ja haben!
Na hören sie mal, das mit dem Köder war doch nicht meine Schuld?!?! Und was meinen Sie damit, ich soll Ihnen den Hecht ersetzen?!?!
Gestatten, Kohlmann. Clever von Ihnen, dass sie im Vereinsheim einen Aushang gemacht haben, ob sie mal jemand mit zum Angeln nehmen kann. Ich habe mir die erste Zeit hier am Vereinssee die Zähne ausgebissen, weil ich es auf eigene Faust versucht habe.
Sie sind neu in der Stadt, nicht wahr? Letztes Jahr zugezogen? Hm. Aber vorher schon geangelt? Nur am Forellensee? Na das ist doch schon mal was! Werfen und knoten sollten Sie können und das ist die halbe Miete. Und eine neue schöne Spinnausrüstung haben Sie sich gegönnt. Den Angelkoffer können sie demnächst aber zu Hause lassen. Sehen Sie meinen Rucksack? Da ist alles drin und er ist sogar noch halb leer.
Gern schau ich mir ihre Ausrüstung an, ich bin gespannt ob sie der Gerätehändler gut beraten hat. Aus dem Internet? Nein, nichts gegen das Internet, aber ein Onlinehändler kennt die Gegebenheiten vor Ort nicht. Das kann von Vorteil sein, da der Händler vor Ort jedem Angler den gleichen Topköder anpreist, den die Fische bald mit Artikelnummer kennen. Hier am See ist das z.B. der Mepps-Spinner in Kupfer der Größe 4, den ich inzwischen zu Hause lasse.
Die fehlende Beratung kann aber auch von Nachteil sein, da man für bestimmte örtliche Begebenheiten oft bestimmtes Gerät benötigt und sich ohne Beratung leicht verkauft. I.d.R. fischt man dann zu leicht oder zu schwer und bald ist eine neue Ausrüstung fällig. Nein, ihr Gerät ist im Rahmen.
Ihre Rute fällt recht kräftig aus und die Schnur sieht recht dick aus. Gerade am Anfang fischt man aber lieber zu schwer als zu leicht, denn kräftiges Gerät verzeiht Fehler beim Werfen und beim Drillen. Außerdem können sie sowohl kleinere als auch größere Köder fischen, da die Rute nicht so schnell überfordert ist. Eine ähnliche Ausrüstung wie Ihre habe ich auch daheim, packe sie aber erst in ein paar Wochen im Spätherbst wieder aus.
Darf ich ihren Angelkoffer öffnen? Na, ihren Forellenkram können Sie das nächste mal getrost zu Hause lassen. Ihre Hechtproppen und Bleigewichte auch, das müssen sie hier ja alles mit sich rum schleppen.
Schauen Sie mal in meinen Rucksack: Eine Köderbox, eine Lösezange, ein Maßband, ein Messer, eine Rachensperre, einen Fischtöter, eine große Plastiktüte, ein Regencape, eine Kopflampe, die Mappe mit Angelpapieren, Stahlvorfächern, einem Feuerzeug, Pflastern, Sekundenkleber und einen Seitenschneider, mit dem man notfalls die Haken abknipsen kann, falls man den Hecht oder sich selbst nicht vom Haken gelöst bekommt.
Meinen Kescher habe ich zusammengeklappt auf dem Rucksack befestigt. Zum Fischen kann ich das Gepäck einfach auf dem Rücken lassen. Sie werden mich darum beneiden, wenn Sie mit ihrer Angel, ihrem Kescher und ihrer Angelkiste in den Händen auf Wanderschaft gehen. Und was haben Sie noch im Rucksack? Verpflegung? Nehme ich fast nie mit. Ich gehe ja meist nur einige Stunden Spinnfischen. Dann lässt die Konzentration nach und ich gehe nach Hause. In dieser Zeit denke ich nicht einmal ans Essen.
In Ihre Köder haben Sie aber gut investiert, weiß Ihre Frau davon? Ach sie sind Single? Das bringt Sie guten Fängen schon ein ganzes Stück näher, weil sie öfter am Wasser sein können. Bevor Sie mich fragen wie es um meinen Beziehungsstatus steht, gehe ich ihre Köder durch. Ich sehe eine handvoll Spinner, zwei Blinker, Gummifische, einige Wobbler und sogar einen Kaninchenfellstreamer. Wie sind sie denn an den dran gekommen? Sonderangebot? Soso. Nein, sie brauchen nicht zwangsläufig eine Fliegenrute dafür. Mit einem leichten Vorblei können sie den Streamer auch an der Spinnrute führen. So sind mir hier am See bereits einige Hechte ans Band gegangen, wenn auf andere Köder nichts biss.
Den dickwandigen Blinker können Sie hier vergessen, der sinkt zu schnell zum Grund. Auch die Wobbler mit der fast waagerechten Tauchschaufel können sie zu Hause lassen, das sind alles Tiefläufer. Die hätte Ihnen der Händler vor Ort nicht angedreht. Der See hier ist im Schnitt 2-3 Meter tief. Woher ich das weiß? Ich habe hier länger Zeit mit der Pose auf Friedfisch geangelt und musste zentimetergenau ausloten, um den Köder exakt auf dem Grund zu präsentieren.
Nach Möglichkeit sollten Sie ein neues Gewässer genau so erforschen. So lernen Sie auch gleich die bevorzugte Beute des Hechtes kennen. Schneller geht´s mit einem frei laufenden dicken Grundblei und einer leichteren Pose, die sie ans Ende der Hauptschnur knoten. Wie das geht erkläre ich Ihnen ein anders Mal. Inzwischen bin ich fauler und klopfe fremde Gewässer mit dem Gummifisch ab. Wenn man die Zeit zählt, die der Köder braucht um bis zum Boden zu sinken, kann man sich einen ganz guten Eindruck über die verschieden tiefen Bereiche machen. Doch zurück zu den Ködern.
Die Gummifische sind super, die können Sie durch unterschiedlich schwere Köpfe in jeder Wassertiefe einsetzen. Hier am See fische ich 7-10g schwere Köpfe an Gummis von etwa 12 cm. Ich sehe ihre Köder sind deutlich größer. Hechtformat was? Verstehen Sie mich nicht falsch, solche Köder fische ich auch, aber eher in der kälteren Jahreszeit.
An den kleineren Gummis schätze ich, dass sie mit einem einzigen Einzelhaken auskommen und beim Auswurf nicht so einen Lärm machen. Dieser See hier ist stark befischt und ein lautes Platschen an der Oberfläche verrät argwöhnischen Räubern sofort, dass Ihnen jemand nachstellt.
Wie ich sehe haben Sie sich Ihre Stahlvorfächer selbst gequetscht. Das ist prima, aber die Wirbel und Karabiner sind deutlich zu klein gewählt. Ja, ich weiß dass die genau zu den Tragkraftangaben des Stahlvorfaches passen, aber Wirbel und besonders die Einhänger verlieren durch die Beanspruchung schnell an Tragkraft und können brechen oder ausgehebelt werden. Ich habe viel Lehrgeld gezahlt um dies herauszufinden, dass sie sich sparen können.
Wenn das Stahlvorfach gekringelt oder aufgeraut ist, kann ich die kräftigen Wirbel und Einhänger übrigens wieder verwenden und spare eine Menge Geld. Ich schenke Ihnen eines meiner Vorfächer, dann kommen sie erst einmal voran. Der See ist nicht besonders hängerreich.
Wollen wir herunter zum Wasser? Wo haben Sie ihr Fahrrad stehen? Ach sie sind mit dem Auto hier? Das ist schade. Ich fahre meist mit dem Rad, aber ich wohne auch ganz in der Nähe. Der See ist recht groß und mit dem Rad kann ich gezielt Stellen anfahren, die ich gründlich abfische und mich dann flink zur Nächsten begeben.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass sich 90% der Fische auf 5% der Wasserfläche aufhalten. Das kommt mir durchaus realistisch vor, deshalb versuche ich mich möglichst auf die interessanten Bereiche zu beschränken. Teils bin ich mehr auf dem Rad unterwegs als am Ufer. Da Sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, lasse auch ich mein Rad hier stehen und wir beschränken uns auf die Bucht, neben der Landzunge. Folgen Sie mir?
Die Tretbootfahrer? Es ist bereits 18 Uhr, die sind bald verschwunden. Außerdem kennen die Fische den Publikumsverkehr hier am See und stufen diesen als harmlos ein. Bemerken sie einen Angler, nehmen die Fische aber oftmals panisch Reißaus oder stellen zumindest das Fressen ein. Also bewegen Sie sich unauffällig.
Stop! Ich weiß, bis zum Wasser sind es noch einige Meter, aber stellen Sie sich vor es steht ein Kapitaler dicht am Ufer und wir trampeln geradewegs auf ihn los! Zu oft bin ich übermütig ans Wasser gestürmt und sah nur einem Schwall hinterher, wo sich zuvor ein Fisch im Uferschatten aufhielt. Also machen wir einige kurze fächerförmige Würfe mit etwas Abstand zum Wasser.
Mit was wollen Sie fischen? Ich angle mit Gummifisch, wollen Sie es mir gleich tun? Wie ich sehe haben sie bereits zu Hause die Gummifische mit Bleiköpfen bestückt. Haben sie einen Favouriten? Sie haben gut aufgepasst, denn der gewählte Köder hat einen Bleikopf von sieben Gramm, der gut zur Wassertiefe passt. Allerdings ist das Wasser hier recht klar, weshalb ich eher gedecktere Farben wählen würde. Dieser Graue da sieht gut aus, denn Weißfische sind hier häufig und werden dementsprechend oft von Hechten gefressen. Ich wähle einen Gummifisch im Barschdesign, denn auch Barsche stehen auf dem Speisezettel der Hechte.
Wissen Sie warum ich diese Bucht gewählt habe? Ja, sie haben Recht, die Uferbereiche sind stark bewachsen und bieten sowohl Hechten wie auch Beutefischen Nahrung und Unterschlupf. Habens Sie das am Forellensee gelernt? Matze Koch? Kenne ich nicht. Aber vielleicht können Sie den ja mal mit zu See nehmen.
Weitaus interessanter sind aber die Hechtmagneten, die man nicht auf dem ersten Blick sieht. Oftmals setzt sich die Uferbeschaffenheit unter Wasser fort. Obwohl dieser See künstlichen Ursprungs ist, ist dies auch hier der Fall. Das Wasser in der Bucht ist sehr flach und fällt zum offenen Wasser steiler ab. Die Landzunge, auf der wir stehen, setzt sich auch ein Stück weit unter Wasser fort, so dass sich eine kleine Kante einen Meter unter der Oberfläche befindet.
Diesen Abhang finden Sie mit dem Gummifisch, wenn Sie die Absinkphase zählen. Oftmals bleiben Sie auch beim einleiern kurz mit dem Köder an der Kante hängen. Wollen Sie es mal versuchen? Sind Sie Rechts- oder Linkshänder? Da Sie Rechtshänder sind gehe ich hinter Ihrer linken Schulter in Deckung, denn dort bin ich sicher vor ihrem herumwirbelnden Haken.
Sie sind ein guter Werfer! Die langen Vorfächer am Forellensee machen den Meister was? Und instinktiv stoppen Sie den Köder, bevor er auf der Oberfläche aufkommt, um Tüddel zu vermeiden. Nun halten Sie die Schnur gespannt und zählen die Sekunden bis zum Aufschlag. 3... 4.. 5... Tock. Die Schnur erschlafft und der Köder liegt am Grund. Ziehen sie mal den Bleikopf langsam über Grund. Spüren Sie was? Hier ist es schlammig und Sie spüren beim Anziehen, wie sie den Bleikopf aus dem Schlick lösen müssen. Bei sandigem Grund gibt es beim anziehen kaum Widerstand und kiesiger Grund fühlt sich beim Anziehen kratzig an. Auch auch Hänger und somit auf potentielle Unterstände werden Sie so rasch aufmerksam.
Nun holen Sie nun den Köder ein. Es gibt ja 1001 Führungstechniken und wie Ich sehe haben Sie sich fürs Faulenzen entschieden. Das ist auch auf Hecht keine schlechte Wahl, auch wenn man den Gummifisch einfach wie einen Spinner einleiern könnte.
Haben Sie den sanften Ruck in der Rutenspitze bemerkt? Da sind Sie kurz mit dem Jigkopf an der Kante Hängen geblieben. Schlagen Sie trotzdem sofort an, denn oft entpuppt sich die vermeintliche Kante doch als Hecht.
Warum fluchen Sie über das Kraut am Haken? Das ist doch ganz wunderbar, denn im Kraut verstecken sich Kleintiere und diese locken wieder die Friedfische an, denen die Räuber folgen. Im Sommer bedeckt hier ein dicker Krautteppich den Grund, jetzt sind nur noch einige karge Stengelchen übrig, die nun gelegentlich am Haken hängen bleiben. Da sie Anfangs fleissig die Sekunden gezählt haben, ziehen Sie den Gummifisch nun eine Sekunde früher an, bevor er auf dem Boden aufkommt. So meiden Sie Bodenkontakt und fischen dicht über dem Krautteppich. Geschickt was?
Sie könnten natürlich auch einen Wobbler mit gewünschter Tauchtiefe nehmen, aber bevor sie nervös zu ihrem Angelkoffer greifen, bleiben Sie besser bei ihrem Gummifisch. Nur wer seinen Köder ausdauernd fischt, lernt mit diesem Umzugehen und dessen Eigenarten kennen. Häufige Köderwechsel sind ein Zeichen geringen Selbstvertrauens. Also fischen sie erst einmal eine Stunde so weiter, bevor sie überhaupt über einen Köderwechsel nachdenken.
Ich stecke derweil meine Rute zusammen und wage auch ein paar Würfe. Warum ich eine Sonnenbrille aufsetze? Nein, nicht um cool auszusehen. Ohne Polbrille gehe ich nicht mehr ans Wasser. Die Gläser heben die Wasserspiegelung teilweise auf und ich kann dort bis auf den Grund sehen, wo Sie nur auf einen gleißenden Wasserspiegel schauen. So konnte ich bereits so einige Fische erspähen oder Nachläufer bemerken, die mir sonst verborgen geblieben wären.
Außerdem ermüden meine Augen nicht so schnell, wenn ich beim Gummifischangeln auf die Leine starre, da sie von Reflexionen und Wind geschützt sind. Na gut. vielleicht sehe ich mit Sonnenbrille auch cooler aus.
Während Sie auf Ihre Schnur starren, um die Absinkphasen zu beobachten, leiere ich meinen Gummifisch einfach ein. Gelegentliches absinken oder zuppeln mit der Rute gaukelt dem Hecht ein verletztes oder verrücktes Fischlein vor. Leichte Beute also.
Derweil schweift mein Blick über das Wasser, damit mir nichts interessantes entgeht. Sehen Sie die kleinen Ringe da draußen an der Oberfläche? Man könnte sie für Regentropfen halten. Aber es handelt sich um Kleinfische, die Nahrung von der Oberfläche schlürfen. Und genau unter den Schwärmen stehen oft die Räuber!
Nein, versuchen Sie es erst gar nicht die Schwärme zu erreichen, die sind noch zu weit weg. In der Dämmerung wiegen sie sich in Sicherheit und kommen näher zum Ufer. Sehen Sie die Haubentaucher? Die suchen nicht aus Dummheit die Nähe der Weißfische, denn es handelt sich bei diesen Vögeln um Fischfresser.
Wenn sich die Kleinfische nicht so offen präsentieren wie heute, suche ich auch gezielt nach Haubentauchern, um Beutefischschwärme ausfindig zu machen. Es lohnt sich also die Augen offen zu halten.
Ob ich ein Bier möchte? Eigentlich meide ich es am Wasser Alkohol zu trinken. Wir Angler haben es in der Öffentlichkeit oft schon schwer genug und sollten uns bemühen nicht jedes Klischee zu erfüllen. Aber da wir fast Freunde sind, neige ich dazu anzunehmen. Ich dachte Sie sind mit dem Auto? Ach, das Bier ist alkoholfrei? Dann verzichte ich dankend, aber eine Ihrer Käsestullen könnte mich interessieren.
Im Sommer gelang mir der Fang eines 75er Karpfens, den ich beim Spinnfischen am Ufer herumziehen sah. Nein, 75cm, nicht Pfund, hier sind Boilies verboten. Jedenfalls hatte ich glücklicherweise einen Einzelhaken bei mir und schaffte es eine Brotflocke von meinem Pausenbrot zielgenau auf seiner Futterbahn zu platzieren, die er auch prompt nahm. Das war ein heißer Drill an der Spinnrute. Hechte machen ja vergleichsweise schnell schlapp.
Jetzt wo wir hier herumsitzen: Haben sie zwischenzeitlich mal ihren Köder kontrolliert? Sobald ich den Eindruck habe einen Biss verpasst zu haben, sehe ich mir den Gummifisch genau an. Oftmals sieht man Bissspuren eines Räubers, der den Haken nicht erwischt hat. Dann heißt es sofort wieder Anwerfen, bevor der Räuber verschwunden ist.
Da sind tatsächlich Risse an ihrem Köder? Nein, die stammen vom Bleikopf. Oftmals beschädigt die Bleiwulst am Jighaken den Gummifisch an der Stelle, an der man den Haken in den Körper schiebt. Vor allem wenn man mal die Bleiköpfe am Köder wechselt.
Ich entferne inzwischen diese Bleiwülste mit einem Seitenschneider vom Jighaken und fixiere den Bleikopf mit einem Tropfen Sekundenkleber am Köder. So kann ich den Jighaken zwar nicht mehr wechseln, aber ich führe stehts identische Gummifische mit verschiedenen Gewichten mit mir. So viele Farben braucht man ja gar nicht. Wollen wir weiter fischen? Die Schwärme sind inzwischen ein ganzes Stück weiter ans Ufer gerückt.
Während Sie ihren Köder unter den Kleinfischen durchführen, fische ich die überhängenden Äste dort hinten ab, denn das erfordert eine höhere Zielgenauigkeit. Da bislang auf Gummifisch nichts ging, wechsle ich auf einen kugelförmigen Wobbler. Den kann ich dicht unter der Oberfläche führen, denn bei den Büschen lauert Geäst unter Wasser und ich möchte ungern hängen bleiben. Diese kugeligen Wobbler möchte ich auch Ihnen ans Herz legen, denn sie sind weit zu Werfen und erfordern wenig Finesse in der Führung.
Sie wollen auch den Köder wechseln? Ein Spinner solls sein? Erinnern Sie sich noch, was ich Eingangs über den kupfernen 4er Mepps sagte? So wählen Sie ein anderes Modell. Dieser dort hat einen Wollbüschel am Haken. Das lässt ihn voluminöser erscheinen und bringt beim Wurf ein paar Gramm mehr, da er sich mit Wasser vollsaugt. Gleichzeitig neigt er aber dazu, sich in der Köderbox mit anderen Ködern zu verhaken, wie es hier der Fall ist. Wollen Sie den wirklich jetzt enttüddeln? Der Blinker ist zu leicht, damit erreichen Sie die Kleinfische nicht. Vielleicht doch wieder Gummi? Bitte beeilen Sie sich, denn es beginnt es langsam zu dämmern und ich werde unruhig. Jetzt bekommt man häufig die meisten Bisse.
Der Wobbler sieht doch gut aus, er kommt den Beutefischen hier sehr nahe und sinkt nicht zu tief ab. Sie können ihn langsam einleihern, gelegentlich einen leichten Schlag mit der Rute versetzen und kurz stoppen. Aber passen sie weiterhin auf die Uferkante hier auf. Im Gegensatz zum Gummifisch zeigen die Haken beim Wobbler Richtung Grund und der Köder verhakt sich leichter. Halten sie die Rute auf den letzten Metern steiler nach oben und kurbeln sie langsamer. So steigt der Köder vor der Uferkante empor. Na dann mal ran, in nicht einmal einer Stunde ist es dunkel und wir sollten nach Hause gehen. Nein, man kann auch im Dunkeln Hechte fangen, aber sie sind noch neu am Gewässer und das Ufer ist Ihnen unbekannt. Zu leicht ist ein Fuß verstaucht und spätestens dann ist der Angelausflug beendet. Unsere Taschenlampen verwenden wir nämlich nur im Notfall, denn das Licht vergrämt die Fische.
Da sich hier bei den Büschen nichts tut, werfe ich mit Ihnen zusammen die Köderfische an, das erscheint mir im Moment vielversprechender. Ich wechsle wieder auf einen Gummifisch, denn ich möchte eine Etage tiefer fischen als Sie und halte mich dicht am Grund. So stoßen wir sicher irgendwann auf einen Räuber.
Da vorne raubt einer! Haben Sie den Schwall gesehen? Raubende Fische werfe ich immer sofort an, denn oft verfehlen die Räuber ihr Ziel und nehmen den Köder dankend an. Aber dieser Fisch ist offensichtlich satt, denn er ignoriert meinen Köder. Trotzdem beharke ich diese Stelle weiter, denn vielleicht entscheidet er sich doch noch um oder es ist ein weiterer Kollege in der Nähe.
Sie haben einen Biss! Schlagen Sie an! Das Schleppangeln am Forellensee hat ihre Reflexe erlahmen lassen, hier müssen sie blitzschnell sein, auch wenn die Fische sich oftmals selbst haken. Wenn Sie sicher sind, dass der Fisch hängt, lösen Sie die Rollenbremse etwas. Beim Anschlag soll die Bremse dicht sein, um den Haken sicher im knochigen Maul des Fisches zu setzen. Vergessen Sie dann die Bremse etwas zu lösen, riskieren sie einen Schnurbruch, wenn der Fisch wie wild flüchtet.
Sehen Sie wie der Fisch Schnur von der Rolle zieht? Das ist kein Schlechter! Trotzdem wird er bald ermattet sein, denn ein Hecht kämpft am Anfang temperamentvoll und lässt nach einigen Fluchten spürbar nach. Meist bricht er noch einmal aus, wenn er den Kescher sieht.
Mit der Hand landen? Ich bin doch nicht verrückt? An Ihrem Wobbler sind zwei nadelscharfe Drillinge, die nur darauf warten sich an meiner Hand zu vergreifen. Wer ist schon wieder dieser Matze Koch?
Halten Sie die Rute nicht so hoch, das verleitet den Fisch zum Sprung! Zu spät, der Hecht schießt aus dem Wasser und schüttelt wütend den Kopf hin und her. Als hätte ich es geahnt, fliegt der Wobbler in hohem Bogen aus dem Maul.
Nun stehen Sie dort wie ein begossener Pudel, mit zittrigen Beinen und ohne Fisch.
Jetzt schauen Sie nicht so bedrückt, immerhin hatten Sie an ihrem ersten Angeltag hier Fischkontakt! Mal ist der Angler der Verlierer, mal der Fisch der Gewinner. Das Angeln hier können wir allerdings erst einmal vergessen, der Tumult hat alle Räuber vertrieben und sogar die Beutefische haben das Weite gesucht. Drum holen Sie den Köder ein und lassen Sie uns für heute einpacken.
Ein Hänger? Haben Sie die Kante vergessen? Nun gut, noch ist nicht alles verloren. Sie können versuchen durch leichte Schüttelbewegungen den Köder zu lösen. Sitzt der Haken bombenfest kann es sinnvoll sein, die Schnur auf Spannung zu halten und auf und ab und hin und her zu bewegen. Sitzt der nämlich Haken im Geäst, vergrößert man so die Eintrittsstelle und bekommt den Köder oftmals doch noch frei, wenn man wieder mit dem Schütteln beginnt. Oder spannen Sie die Schnur kräftig und lassen Sie diese dann zürückschnucken. Manchmal versetzt dies dem Köder einen Schlag nach Hinten und er lässt sich befreien. Nützt alles nichts, wickeln sie die Schnur um einen Ast und laufen Sie rückwärts. Dabei drehen Sie ihr Gesicht vom Wasser weg, falls der Köder Ihnen entgegen schießt.
Die Schnur ist gerissen. Ich hoffe das war kein teurer Wobbler? Illex? Sie müssen es ja haben!
Na hören sie mal, das mit dem Köder war doch nicht meine Schuld?!?! Und was meinen Sie damit, ich soll Ihnen den Hecht ersetzen?!?!
Zuletzt bearbeitet: