Barben mögen Käse. Kai Chaluppa setzt gerne auf den klassischen Köder. Er weiß, wie Ihr Fehlbisse minimiert und die gelben Würfel zum Partykracher macht.

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Kai Chaluppa mit Barbe. Für den Experten ist Käse der selektivste Köder

Vor über 30 Jahren stand ich mit meinem Großvater am Ufer des Rheins und schlenzte eine einfache Grundmontage mit Maden als Hakenköder in die Fluten. Kurz darauf bekam ich einen Biss und drillte mit meiner drei Meter langen Telerute, die sich im Halbkreis bog. Die Landung glückte und eine Barbe von rund 50 Zentimetern glitt in den Kescher.
Seither fasziniert mich dieser Fisch wie kaum ein anderer. Gerne erinnere ich mich an meine erste Begegnung mit den kampfstarken Friedfischen zurück. Ich wollte mehr erfahren und wälzte die Fachliteratur. Hier stieß ich auf einen Artikel, in dem es um Käse als bester Köder für Barben ging. Das wollte ich testen und fand mich schnell an der Käsetheke im Supermarkt wieder. Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten und ich fing regelmäßig Barben mit Käse.


Robust und stabil

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Robustes Gerät ist Voraussetzung beim gezielten Barbenangeln. Auf Käse beißen die größeren Exemplare

Inzwischen setze ich in bestimmten Situationen gerne auf Käse. Im Unterschied zu damals biete ich den Köder jedoch nicht mehr einfach am Haken an. Das Gerät und die Montage ist ausgefeilter. Da am Rhein, meinem Hausgewässer, je nach Wasserstand und Strömungsgeschwindigkeit schwere Futterkörbe nötig sind, fällt die Ausrüstung entsprechend stark aus. Ich setze auf eine Feeder-Rute mit 4,50 Metern Länge und einem Wurfgewicht von 250 Gramm. Dazu passt eine robuste Stationärrolle der Größe 5000, die mit 0,30 Millimeter starker Monofiler bespult ist.
Meine Montage sieht ebenfalls anders aus als noch vor 30 Jahren. Herzstück ist ein Stück Feeder Gum der Stärke 0,80 Millimeter. Auf diesem läuft ein Wirbel, in den ich meinen Futterkorb einklinke. Je nach Strömung passe ich das Gewicht entsprechend an und muss nicht die ganze Montage wechseln. Das Gummistück hat einen weiteren Vorteil: Es puffert die spontanen Fluchten einer Barbe gut ab, wodurch ich Aussteiger reduziere.

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Einfache Haarmontage: stabile Haken, Fluorocarbon, Fake-Köder und Käse

Nicht ohne Futter
Die Basis für einen leckeren Käsehappen ist das Futter. Nur mit diesem entfaltet der Köder erst seine volle Fängigkeit. In meinem Futterkorb serviere ich ebenfalls eine Mischung mit einem Anteil Käse. Da mir das Käsefutter alleine zu klebrig ist, vermische ich es mit einem Method Feeder-Futter, welches überwiegend aus Fisch- und Krillmehl besteht. Auf diese Weise erhalte ich eine ideale Futterbindung, die sich gut aus dem Korb löst. Als kleine Extrabeilage füge ich Pellets oder kleine Käsestückchen hinzu. Lebendköder, wie Maden, fehlen, da diese viele andere Fischarten anlocken.

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Das Lockfutter ist eine Mischung aus Method- und Käsefutter. Dieses löst sich gut aus dem Korb


So ein Käse!

Weltweit gibt es rund 5.000 verschiedene Käsesorten. Und ich bin mir sicher, dass wir auch fast mit jedem Käse Barben fangen – sofern wir ihn an unseren Angelplatz bekommen. Hier liegt der Schlüssel zum Erfolg. Die Milcherzeugnisse unterscheiden sich in ihrer Konsistenz und halten somit schlechter oder besser am Haken. Schließlich gilt es, größere Distanzen im Wurf zu überbrücken, ohne dass der Köder abfliegt. Ein Mozzarella oder Feta etwa ist wesentlich weicher als ein harter Parmesan, aber diese Sorten halten alle gleich schlecht am Haken. Meine Favoriten sind mittelalter Gouda oder Bergkäse. Diese haben die perfekte Konsistenz und lassen sich sehr gut anködern. Obendrein eignen sich mit Knoblauch oder Chili verfeinerte Varianten, sofern sie die passende Konsistenz mitbringen. Übrigens gibt es bereits gewürfelte und portionierte Käsehäppchen im Supermarkt, welche sich direkt aus der Verpackung anködern lassen.
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An diesem Käsehappen kam die Barbe nicht vorbei


Ein Haar am Käse

Früher hatte ich oft Probleme, die Käsestückchen am Haken anzubieten. Direkt auf den Haken gezogen, riss der Köder beim Wurf aus oder ich bekam sehr viele Fehlbisse, weil der Greifer nicht im Fischmaul fasste. Inzwischen habe ich mein Vorfach angepasst und biete die Würfel am Haar an. Hierfür binde ich einen stabilen Öhrhaken der Größe 8 bis 12 mit einem knotenlosen Knoten (aus der Karpfenangelei bekannt) in ein Stück 0,25er Fluorocarbon ein. Die Haarlänge passe ich der Ködergröße entsprechend an.

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Die Haarlänge wird der Ködergröße angepasst

Zum Fixieren der Käsewürfel benutze ich Gummimaden oder Fake-Mais, die ich einfach durch die Schlaufe am Haar ziehe. Durch die breitere Auflagefläche sitzt das Häppchen sicherer und verabschieden sich nicht. Zudem setzen die „Kunstköder“ mit ihrer grellen Farbe einen visuellen Reiz.
Ein weiterer Vorteil der Haarmontage liegt auf der Hand: Der Haken ist frei. Somit sind die Hakeigenschaften deutlich verbessert und der Greifer fasst schneller, sauberer und sicherer im Fischmaul. Außerdem reduziere ich auf diese Weise Fehlbisse.

Der selektivste Köder

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Fake-Mais sorgt für einen visuellen Extrareiz und dient als Stopper am Haar

Käse ist für mich der Zielfischköder Nummer eins für Barbe. Zugegeben, mehr Fische fange ich mit Maden, allerdings gibt’s dann viele Beifänge anderer Friedfische. Über die Jahre stellte ich zudem fest, dass tendenziell die größeren Fische auf Käse bissen. Bei einem Vergleichsangeln mit einem guten Freund, fing er sieben Fische auf Maden und ich drei auf Käse. Dafür waren meine Barben alle größer.
Wer es gezielt mit Käse auf die kampfstarken Friedfische probiert, bekommt zwar weniger Fischkontakte als mit Maden. Zieht die Spitze der Feeder-Rute allerdings kräftig nach unten, dann könnt Ihr Euch sicher sein, dass ein guter Fisch am Haken hängt.
 
Mit einem halbwegs intensiven und auffälligem Käseköder wird man immer und überall seine Fische fangen. Mal besser, mal weniger gut. Dem Fisch bleibt ja nichts anderes übrig, als mit dem Maul zu testen.... gut montiert hängt er.
 
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