AW: Liereid - Bomlofjord
Hallo Ölofneu!
Ich hatte auch zwei frustrierende Jahre in Norwegen, ehe ich den Dreh ein wenig raus hatte, kann deine Bedenken also durchaus nachvollziehen. Ich verstehe auch nicht warum manche mit ihren Stellen geizen. Wenn jemand einen winzigen Bach in seinem Heimatort nicht jedem Preis geben will okay, aber in Norwegen? Ich bin froh, dass das Anglerboard anders mit Fragenden umgeht.
Ich war noch nicht in dem Gebiet, aber zumindest in der Nähe und kann dir vielleicht ein paar allgemeine Kniffe fürs Angeln in Südnorwegen verraten. Auf die Gefahr hin, dass ich dich mit schon bekannten Infos nerve, beginne ich mal mit ein paar Grundsätzlichkeiten:
1. Verzichte auf Tannenbäume. Man sieht gerade im Süden immer wieder, dass Neulinge ihre Ruten mit den tollsten Vorfächern garnieren. Gerade Seelachsvorfächer sind beliebt und werden vor die Pilker geschaltet. Ob Seelachs der Zielfisch ist, bleibt dabei scheinbar ungefragt.
Ich binde meine Vorfächer selbst und lasse dabei Platz für
maximal einen Beifänger. Meistens benutze ich dafür kleine Gummifische, etwa einen Kopyto Relax mit einer Länge von ca. 9-11 cm (ich möchte keine Werbung machen, ich hoffe das geht so als Tipp in Ordnung- habe mit Kopyto nichts am Hut ). Ich persönlich sehe mit Ausnahme vom Makrelen- und Heringsangeln keinerlei Notwendigkeit darin, mehr als zwei Haken zu fischen. Auch bei den Köhlern nicht. Wir sind schließlich Angler und keine Fangflotte. Außerdem verringern sich deine Fangchancen sogar, wenn du mit zu vielen Beifänger angelst. Mehr dazu im nächsten Punkt.
2. Die Schnur: Ich empfehle dir eine geflochtene Schnur mit
maximal 20 kg Tragkraft, besser noch gehst du auf 16-18kg runter.
Ich rate dir weiterhin bei der Schnur kein Geld zu sparen, denn der Sinn der Sache ist es, eine möglichst runde und eine möglichst dünne Schnur zu fischen. Der Unterschied zwischen einer 0,18er und eine 0,25er Schnur ist bei Tiefen von über 100m einfach irre und besteht darin, dass du mit der einen Schnur deutlich besser zum Grund kommst.
Letztes Jahr in Südnorwegen, trafen wir nach einem Tag mit wirklich guten Fischen auf unsere Nachbarn, die behaupteten der Fjord sei fischleer. Als ich mir ihre Ausrüstung ansah, erkannte ich gleich die ca. 0,30mm dicke Geflochtene (die bei schlechter Verarbeitung, also bei geringer Qualität der Schnur auch gerne faktisch mal eine 0,40er wird, da sie nicht rund, sondern platt ist und damit mehr Wasserwiderstand bietet), beködert mit einem bunten Feder - Makrelenvorfach und darunter ein ca. 150g schwerer Bananenpilker. Ich weiß zwar nicht wo er damit gefischt hat, aber am Grund ganz sicher nicht, denn die Drift war an allen Tagen deutlich zu schnell, als dass der Angler mit diesem Gerät auch nur ein einziges Mal Grundkontakt hätte halten können.
Das Ergebnis ihrer Tour: Ein paar Makrelen, die sich bei der starken Drift im Mittelwasser auf die Vorfächer stürzten.
Also: So dick wie nötig, so dünn wie möglich.
Bei den Ködern sieht es genauso aus, jeder Zentimeter Fläche, der Unterwasser geschickt wird, bietet dem Wasser Widerstand, weshalb die Drift des Bootes manchmal schneller ist, als der Köder absinken kann. Bevor ich einen schwereren Pilker/jigHead etc. verwende, entferne ich zunächst alle Beifänger.
Die Reviere im Süden sind jedenfalls mit 16-20kg Tragkraft und einer passablen Rollenbremse gut zu befischen.
3. Leichtes Gerät:
Die besten Fangerfolge (und auch das spaßigste Angeln) habe ich in Norwgen mit einer Spinnrute gehabt. Nicht länger als 2,7m und mit ca.100g Wurfgewicht. Dazu eine gut arbeitende Stationärrolle, bespuhlt mit 0,10 - 0,12er Geflochtenen. Darunter 2m monofiles Vorfach und als Köder einen kleinen Pilker, der möglichst wenig taumelt, sondern zügig zum Grund geht.
Dabei suche ich dann gezielt Unterwasserberge in Tiefen um 50 - 100m auf und lasse ihn absinken. Sobald der Pilker unten ist heißt es Kurbeln und zwar dalli dalli! Es gibt kein zu schnell! Keine falsche Scheu vor dieser Methode, die Köhler (sofern sie am Platz sind) sind mit Sicherheit schneller, als irgendjemand einholen könnte
Als fängig haben sich jegliche Farben hervor getan, die Silber enthalten. Ich gehe dabei relativ rigoros vor: Meine Speedpilker sind allesamt silber-blau, da dieses Dekor Makrelen und Heringe nachahmt und ich keinen Grund erkennen kann, warum ich den Seelachsen etwas anderes vorsetzen sollte als ihr natürliches Beuteschema. Es gibt sicher auch Momente in denen andere Farben besser laufen, ich habe sie aber noch nicht erlebt.
Eine Anmerkung dazu in Sachen Pollack, denn auch diese Jäger schnappen sich gerne mal den schnell eingekurbelten Pilk:
Während Köhler relativ robust sind und eine sehr geringe Mortalitätsrate beim Zurücksetzen aufweisen, sind die Pollacks sehr anfällig gegenüber Druckunterschieden. Ich bitte daher jeden, den Drill ein wenig zu genießen und sich Zeit zu lassen. Eine Minute eures Lebens kann u.U. dafür sorgen, dass ein untermassiger Pollack, Wittling, Dorsch etc. sein Leben behalten darf!
Übrigens: Die Anbisse der Köhler bei voller Geschwindigkeit sind schlichtweg atemberaubend!
4. Gezielt angeln.
Wer weiß, was er fangen will, kann sich auch darüber informieren, wie man fängt. Natürlich gibt es in jedem Gebiet ausgewiesene Hotspots für diesen oder jenen Fisch, aber mit dem Wissen, dass z.B. die Dorsche im Sommer oft den großen Köhler- und Makrelenschwärmen folgen und unter ihnen stehen, gibt einem die Möglichkeit seine eigenen Hotspots zu finden und womöglich viel besser zu fangen als andere, die stumpf nach erkauften GPS- Daten gehen (Ja, sowas gibt es wirklich)!
5. Das Boot:
Überprüfe dein Boot vor jeder Ausfahrt auf offensichtliche Schäden. Auch als Laie kann man erkennen, ob irgendwo ein Leck ist oder Öl austritt. Ein kaputter Motor auf See, endet nicht selten mit einer Katastrophe, leider
Schwimmwesten und Ersatzbenzin sollten immer an Bord sein! Genauso wie ein Handy oder ein sonstiger Notfallsignalgeber! Ich plädiere übrigens dafür, dass alle Hütten mit WalkiTalkis ausgerüstet werden, sodass wirklich jeder mit einem Knopfdruck seinen Vermieter erreichen und somit Hilfe anfordern kann, aber das nur am Rande.
Hoffentlich war ein Punkt dabei, der dir weiterhelfen kann! Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und viel Spaß!
Liebe Grüße