Liereid 2005, 11 Tage Bömlofjord!! Teil 1

Frango

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[font=&quot]So, da isser! Hat diesmal ein wenig länger gedauert, aber besser spät als nie! Viel Spaß beim lesen! #h#h[/font]



Liereid, Bömlofjord, 27.05.05 – 09.06.05 Teil 1



Freitag, 27.05.2005

[font=&quot]Yippie, hossa, es war soweit!! :q:q:q:q[/font]

[font=&quot]Wieder einmal hatte monatelanges Warten ein Ende. Am 27.05.05 machten wir uns gegen 12.00 Uhr mittags auf den Weg, nachdem Gepäck, Angelgerät – inclusive des Tags zuvor an meinem Geburtstag geschenkt bekommenen handgeschmiedenden neuen Gaffs – Proviant und zwei Fahrräder für die Damen der Zunft auf in und an den Wagen gepappt wurden. Ein Hoch auf die Erfinder der Dachbox. Den ersten kleinen Aufreger gab es noch kurz vor der Stadtgrenze auf dem Autobahnzubringer, als Dorit lauthals vermerken ließ, dass sich die Fahrräder bedenklich anschickten, ihre eigene Reise anzutreten. Wurde in der Aufregung doch glatt vergessen, die Räder nicht nur aneinander, sondern auch an den Fahrradhalter anzugurten. Nachdem dieses nicht unwesentliche Detail auf dem Standstreifen behoben wurde ging es hellwach gen Norden. Stetig begleitet durch ein lustig Pfeifen der Dachbox. Ein doppelt Hoch auf den, der mir erklärt, wie man eine Dachbox zum schweigen bringt. Große Freude nach den ersten hundert Kilometern, größere Freude als mit Meck-Pomm und Schleswig-Holstein die ersten nennenswerten Etappenziele erreicht wurden, unbändige Freude als die ersten Meter dänischen Asphalts die Reifen küssten und schierer Wahnsinn als die so lieb gewonnene Silhouette des Color-Line-Gebäudes zu erblicken war. Es war wieder einmal geschafft!! Beim Einchecken durfte ich dann noch erfahren, dass ich beim abmessen unseres Wagens nebst Dachbox einen ziemlichen Knick in der Optik gehabt haben muss, da ich auf über 2 m kam, während die Messung am Häuschen nur 1,94 m ergab. Machte immerhin einen Preisunterschied von 62,-Euro aus, die wir aber aller Wahrscheinlichkeit nach über unseren Reiseveranstalter wieder zurückerstattet bekommen. So kann´s gehen.[/font]

Die wenigen Stunden, die wir noch mit warten auf die Fähre verbringen mussten, vergingen wie im Flug, trotzdem große Freude als der gute Pott dann doch endlich anlegte. Rauf aufs Schiff und schnell vier Sleeperetten klargemacht, darin haben wir fast schon ein wenig Routine. Nach dem üblichen Rundgang an Bord, Geld wechseln und verputzen des letzten Reiseproviants ging es daran, ein paar Stunden Schlaf zu ergattern. In der freudigen Erwartung auf das, was da kommen wird, nimmt man ja sogar diesen Jugendherbergscharakter in Kauf.



Samstag, 28.05.2005

Nachdem einige Stunden später nicht nur das Gehirn, sondern auch so ziemlich jedes Gliedmaß, dass man zur Verfügung hat, eingeschlafen war, konnte es nicht schnell genug gehen, ein wenig Blut in die Gefäße zurückzupumpen und den ersten Blick auf das herbeigesehnte norwegische Festland zu werfen.

Anlegen, ins Auto steigen, den Zöllnern freundlich zulächeln – abgesehen davon, dass wir nichts zu verzollen hatten und mit zwei Frauen und den Rädern hinten am Wagen wahrscheinlich einen eher braven Eindruck machten, hatten wir natürlich keine Lust auf etwaige Aus- und wieder Einpackorgien – und Kurs auf die E 39 nehmen war eins. Norwegen empfing uns so, wie wir es angesichts der Wetterprognosen und Kapriolen zu Hause erwartet haben: mit Wind und dicken Regenschauern. Min Fru Ute fiel natürlich tags zuvor nach ca. 300 km ein, dass sie ihren dicken Angelparker zu Hause hat liegen lassen. Da wir sowieso auf dem Weg nach Liereid einen Supermarkt ansteuern wollten um unser Lebensmitteldepot um ein paar Frischwaren aufzustocken nutzten beide Frauen diese Gelegenheit, um mit Kreditkarten bewaffnet die nächsten ortsansässigen Discounter unsicher zu machen. Tja, was des einen sein angeln, ist der anderen ihr shoppen. Herausgekommen ist ein dicker Pulli – allerdings für Dorit – und die Erkenntnis, das es auch mit dem Fleecepulli und der Allwetterjacke gehen muss. Es waren wohl nicht die rechten Farben dabei.

Nun hieß es aber Kilometer machen. Schließlich ging es an Stavanger vorbei, in Mortavika noch einmal auf eine kleine Fähre – bis nach Arsvagen – hier lecker Grillpölser verdrückt und schließlich – hipp hipp hurra – rein in die kleine Straße nach Liereid, wo uns ein kleines Namenschild erwarten sollte.

Das Haus war somit schnell gefunden, Schlüssel steckte schon, der Elektroofen sorgte für eine angenehme Temperatur und die Aussicht von der Terrasse bot zwar keinen Blick auf den Fjord – was zumindest min Fru ein wenig traurig fand – war aber verglichen, mit dem, was unsere Augen in der Großstadt ertragen müssen Balsam für die Receptoren:

Nachdem das gesamte Haus nebst Tiefkühle, Betten, Küche etc. inspiziert wurde machte sich nach zwei, drei Willkommenzigaretten ein jeder daran, den ihm zugewiesenen, resp. eingeforderten Part zu übernehmen. Dirk bevölkerte die Küche, Ute und Dorit verstauten Socken und Buxen und meiner einer durfte sich daran machen, unseren Gastgeber aufzusuchen um neben der obligatorischen Begrüßung einen Blick auf das Boot werfen zu können. Feriengäste der umstehenden Häuser erklärten mir den Weg nicht ohne uns ihr Leid angesichts schlechter Wetterbedingungen und Fang“erfolge“ der letzten Tage klagen zu müssen. Na ja, dass das Wetter nicht das beste war, ein ziemlicher Wind blies und sich so ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet auch schnell auf das Beißverhalten der Fische auswirken kann war uns ja bekannt. So drückte ich aufkommendes Magenflauen schnell weg indem ich mir vor Augen hielt, dass sich zumindest das Wetter in Norge sehr schnell ändern kann und wir mit 11 Tagen vor Ort dies Jahr auch ein wenig komfortabler mit Zeit ausgestattet waren.

Nachdem ich unseren Vermieter an seinem Wohnhaus nicht antraf, fuhr ich schnell zum 200 m entfernten Bootsanlieger um endlich mal einen Blick auf unsere zweite „Heimat“ in Norge werfen zu können.

Da lag es nun. Das wir kein hochwandiges Aluboot mit Steuerkonsole, Rutenhalter und Minibar zu erwarten hatten, war mir natürlich schon im vorhinein klar. Trotzdem musste ich ein klein wenig schlucken, als ich vernahm, das wir von der kleinen Flotte die zur Verfügung stand nun ausgerechnet die kleinste und schmalste Nussschale erhalten sollten. Na, was soll ´s, im nachhinein lag es ganz gut in der Welle, der Motor hatte mit 9,9 PS für unsere Belange genug Power – zumal wir nur zweimal für kurze Zeit zu viert raus waren, in der Regel sind Dirk und ich, resp. Ute und ich draußen gewesen, und dann ging der Motor ab wie Schmidt´s Katze – angesprungen ist er auch immer und die notwendige Portion Respekt vor Wind und Wasser sitzt uns allemal in den Knochen. Inzwischen ist auch eingetroffen, zeigte mir pro Forma kurz den Motor - war im übrigen derselbe Motor, den ich schon von Pockelwalds Booten in Kühlungsborn kannte – zeigte mir auch noch den Bootsschuppen, in dem zu meiner großen Freude der ganze Angelkram gut untergebracht werden konnte und entschwand dann wieder mit den besten Empfehlungen, nicht ohne unerwähnt zu lassen, dass er abends noch mal mit der von uns georderten Bettwäsche vorbeikäme – und um bei der Gelegenheit auch noch einen halben geräucherten Lachs als Ankunftsgeschenk zu überreichen – Klasse!!

Nun aber ran!!

Da es auf 16.00 Uhr zuging und uns allen nun doch die gesamte Anfahrt in den Knochen hing, beschränkte ich mich bei der Montage der Angeln fürs erste auf Utes und meine Spinnrute. Dirk wollte in Ruhe „seine“ Küche einrichten, Dorit hatte schon das erste – von ca. 10 – Büchern im Beschlag, somit war klar, dass die erste kleine Erkundungstour Ute und mir vorbehalten war. Diese wollte ich wiederum in erster Linie dazu nutzen, das Echolot anzuschmeißen und mich nochmals mit den einzelnen Funktionen vertraut zu machen, lag doch der letzte, und damals auch erste Einsatz des Gerätes, einige Monate zurück. Dank der boardies M.P. und kossiossi sind wir mit exzellenten Vorinfos ausgestattet gewesen, was Kartenmaterial und Spotbeschreibungen anging. Vielen Dank an Euch noch mal an dieser Stelle!! Wir wussten daher, das wir an einer kleiner Bucht lagen, die sich wiederum in eine recht stattliche Bucht erstreckte, die wiederum zum eigentlichen Bömlofjord führt. M.P. schrieb mir vorher, dass sie auch ab und an in der „Hausbucht“ fischten, dort aber in der Regel nur kleiner Köhler fangen konnten. Da wir bei unserer Ankunft wie schon beschrieben mit ca. 6m/s eine ziemlich steife Brise vorfanden, mussten wir feststellen, dass selbst ein befahren des größeren Teils der Bucht nicht möglich war – zumindest nicht mit Ute an Bord – vom Fjord ganz zu schweigen. Hat uns beide aber auch nicht weiter gestört, selbst der von mir beschriebene kleine Teil der Bucht hatte eine Größe von ca. 40 ha, und galt es doch, das Boot, den Motor und das Lot ein wenig näher kennen zu lernen. Bei der Gelegenheit musste ich auch gleich feststellen, dass mein Vertrauen in den Saugnapf des Gebers nicht gerechtfertigt war. Während er vor Monaten in der Ostsee gut am Boot hielt, hatte er sich hier anfangs immer wieder verabschiedet. Und ich Dussel hatte zu Hause noch überlegt, mir eine Geberstange zu basteln. Ein wenig sauberscheuern am Bootsrumpf brachte den erwünschten Effekt, vielleicht gönne ich mir auch mal einen neuen Saugnapf, abgesehen davon sollten wir in den folgenden Tagen – ab Montag – keinen Wind mehr zu spüren bekommen, so dass wir zeitweise je nach Tideschub bei nahezu null Drift am fischen waren und der Geber, hatte er sich doch mal von der Bootswand gelöst, auch sonst meistens ganz ruhig am Kabel und der extra angebrachten Sicherheitsleine hing, nur halt zwanzig Zentimeter tiefer. Hat den Anzeigen aber nicht geschadet. Wo ich grade beim Thema Echolot bin. Hatte mich ja im Vorfeld der Tour ausgiebigst mit dem Thema und letztlich dem Kauf eines gebrauchten portablen Gerätes beschäftigt – Jirko wird sich vielleicht erinnern! – Bin ja auch irgendwo ein Geizhals, ist halt kein 135er Lowrance geworden, sondern „nur“ das „Wide eye“ von Humminbird. Letztlich haben sich die Erfahrungen, die wir mit dem Lot gemacht haben, vollkommen mit denen gedeckt, die ich schon vielfach von anderen gehört oder auch hier im board gelesen habe. Zur Bestimmung der Tiefe und auch der Bodenstruktur ideal (trotz der miserablen Auflösung meines Gerätes, ich trau mich gar nicht, die Pixelanzahl anzugeben), so ab 170 m Tiefe hat es sich dann verabschiedet, was aber in unserem Fall kein Thema war, da wir a) nur einen Vormittag lang in diesen Regionen fischten, b) dabei einen Haufen Hänger aber keinen Fisch hatten und uns somit c) doch eher auf´s Pilken – und natürlich Spinnfischen – konzentrierten, hierbei aber natürlich oft mit dem obligatorischen Filet am Pilkerhaken. Oft hatten wir Bisse obwohl das Lot in dieser Hinsicht gar nichts anzeigte, dann wiederum tummelten sich fröhlich die Anzeigen auf dem Display, nur die Haken blieben leer, dann deckten sich aber auch Anzeigen auf dem Display und ruckelnde Ruten. Entgegen der Gewohnheit anderer Lotnutzer habe ich im übrigen die Fisch-ID angelassen, wir haben einfach festgestellt, dass das gelegentliche Piepen immer einen ordentlichen Adrenalinschub mit sich brachte. Worauf wir allerdings so ziemlich verzichtet haben, war das klassische Suchen des Fisches. Meistens haben wir nach interessanten Bodenstrukturen Ausschau gehalten und dann mit dem Fischen begonnen. Brachte die Drift Fisch – wunderbar – brachte sie keinen, wurde eine neue Stelle anvisiert. Soviel vorab zum Thema „das erste mal mit Lot in Norge“!!

Zurück zum Ankunftstaganangeln. Ute war auf dem Boot ein wenig maulig, da sie große Lust auf pilken hatte, und ich uns für diese kleine Tour aber nur die Spinnen mit zwei Schachteln Blinkern eingepackt hatte. Während sie dann aber doch sehr fleißig den Blinker durchs Wasser pflügte und ich mich zu dem Zeitpunkt neben dem angeln - endlich wieder Fjordwasser unter dem Hintern, herrlich!! - mit dem noch so gar nicht halten wollenden Saugnapf „rumärgerte“ hieß es bei Ute auf einmal: „Oh, ich habe einen...“ Im selben Moment zeigte die Rute eindrucksvoll, was eine parabolische Aktion ist, die Schnur schoss nur so von der Bremse, die allerdings auch ein wenig zu weich eingestellt war. Sofort kurbelte ich meine Rute ein und gab meinem Schatz die, wie mir schien, nötige Aufmerksamkeit. Den bisher größten Fisch, den sie bisher bewältigen durfte, war ein dänischer 45er Dorsch, der an der leichten Pilkrute natürlich so gar keinen Rabbatz machte. Hier hingegen war anglerisches Können abverlangt, da der Fisch zog und zog und ruckelte und ruckelte, dass es eine Freude war. Ute korrigierte auf mein Anraten hin die Bremse, was zur Folge hatte, dass die Rutenspitze nun schon die Wasseroberfläche durchbrach! Also wieder retour, sachte wieder ein wenig an der Bremse korrigieren. So langsam bekam Ute den Dreh raus, ich sprach so ruhig es unter den gegebenen Umständen ging auf Ute ein, gab ihr Mut, gab ihr Zuckerbrot, während sie dem Fisch die Peitsche gab. Augenzeugenberichten darf man in der Regel nicht trauen und auch die subjektive Einschätzung der Dauer eines solchen Spektakels unterliegt einer hohen Fehlerquote. Trotzdem würde ich schätzen, dass das Ganze sich über gut 7,8 Minuten hinstreckte, Ute war zumindest schon an dem Punkt, das sie mir die Rute in die Hand drücken wollte. Auf einmal meinte sie, dass das ja gar kein Fisch sei, sie hätte einen Hänger, sie würde nichts mehr merken, da ginge gar nichts mehr, sie glaube an den Weihnachtsmann!! Au weia, was nun? Beherzt griff ich nach der Schnur und zog und zog, während sie fleißig Schnur aufnahm. Und siehe da, eine weiße Flanke kam aus der Tiefe empor, also doch ein Fisch, super, nun hatten wir ihn auch schon am Boot, das Gaff lag wie angeklebt in meiner Hand und zack! lag er im Boot. Ein schöner Dorsch von 68 cm, gefangen mit `ner feinen Spinnrute, geangelt und ausgedrillt von min Fru, die 3 Jahre zuvor beim Begriff „Spinnrute“ wahrscheinlich noch an ein Häkelinstrument dachte! Das war doch ein klasse Anfang dafür, dass wir nur mal ein wenig Boot und Geräte einweihen wollten.

Der Tag endete dann noch mit lecker Spaghetti mit Pesto und – angesichts des Wetters – der TV-bedingten Rückreise nach Berlin, um einen, wenn auch eher unkonzentrierten, Blick auf das gute alte Pokalfinale zu werfen.



Sonntag, 29.05.2005

War um sieben wach, gewundert hat es mich nicht und schlimm war es auch nicht, habe ich doch mehr vom Tag. Das Ausschlafen wird sich schon noch im Laufe der Reise einstellen. Bin als erstes runter zum Bootssteg und habe diesmal alle Ruten komplett aufgetakelt. Dann wieder hoch zum Haus, so langsam torkelten auch die anderen aus den Betten. Während des Frühstücks beschlossen Dirk und ich die erste längere Tour für heute. Leider mussten auch wir schnell feststellen, dass ein fischen selbst in der Bucht kaum möglich war, zumindest wurden wir gut durchgeschüttelt, ohne jedoch auch nur annähernd in brenzlige Situationen zu geraten. Schön war es trotzdem nicht und auf den Fjord haben wir uns nicht getraut, da war richtig Welle angesagt. Um es kurz zu machen, intensiven, umstandbedingtes Angeln brachte uns einen Pollack, der war auch noch am Beifänger gerissen. Hatte 48 cm auf den Gräten, so dass klar war, dass er abends im Fischeintopf Utes Dorsch Gesellschaft leisten würde.



Montag, 30.05.2005

Wieder um sieben wach gewesen, wieder nicht schlimm! Zumal der Blick von der Terrasse zum Ausstoßen kleiner Jubelschreie animierte. Kein Lüftchen war zu vernehmen, es zeigte sich hier und da sogar die Sonne, umrahmt allerdings von dicken Wolken. Was soll´s, regnen darf´s, nur pusten nicht. Auch heute war klar, dass Dirk und ich die erste Angelrunde einlegen werden. Vorab hatten wir uns darauf verständigt, eine mir beschriebene Bucht des ehrenwerten boardies kossiossi (Nr. 4!!, Richtung Valevag) anzusteuern, die laut GPS-Gerät ca. 4,5 km entfernt war. Was für ein Unterschied, als wir zum ersten Mal seit unserer Ankunft in den „offiziellen“ Fjord reinfuhren. Das „Seefeeling“, dass einen noch in der Bucht beschlich war mit einem Mal weg und mir fielen die vielen Debatten zum Thema „Fjord vs. offenes Meer“ ein. Sicher hat es definitiv was, mit einem entsprechenden Boot/Kutter auf die offene See rauszufahren, ich musste aber einfach für mich feststellen, dass selbst der Bömlofjord schon verdammt viel Wasser zur Verfügung stellt. Während der Fahrt an einer Insel vorbei, an der übrigens die ganze Zeit über eine Lachsfarm vor sich herdümpelte, kreuzten auf einmal zwei Schweinswale unseren Weg. Motor drosseln, Kiefer nach unten klappen und sich freuen war eins. Ich wollte mir in diesem Moment keine Sorgen darüber machen, dass die Burschen eventuell den Fisch verjagen könnten sondern wollte einfach nur dieses Ereignis genießen. Weiter ging es zur anvisierten Bucht. Dort angekommen wurden auch schon die Pilker runtergelassen. Wir fischten bei mäßiger Drift - m. E. sorgte auch der selbstgebaute Driftanker (blauer Ikeaeinkaufssack, hat prima funktioniert!) dafür – in Tiefen um die 70 m abnehmend, da wir in die Bucht hineintrieben. Erst mal tat sich nichts, das Lot stummte vor sich hin als ich in ca. 60 (Dirk meint bis heute, es waren 80) m Tiefe auf einmal einen Biss hatte. Ich habe das erst gar nicht richtig mitbekommen, war mit Dirki am quatschen, dachte erst an Hänger, als ich dann doch schnell eines besseren belehrt wurde. Ui, ein Großer! Pumpen war angesagt. Dirk bat ich, seine Rute einzuholen, bei Seite zu legen, über Bord zu werfen, weil klar war, dass, wenn ich den Kameraden hochholen sollte, er mir selbigen mit dem Gaff rausholen müsste. Dabei war mir klar, dass Dirk zuvor noch nie einen Fisch gegafft hatte und mir fiel nichts besseres ein, als ein guter 70irgendwas Dorsch, den mir einmal ein Kutternachbar mit dem Gaff vom Haken schlug. Der 70er und der Kutternachbar dümpeln jetzt noch irgendwo in der Ostsee, aber noch sollte es ja nicht soweit sein. Der Fisch fühlte sich schwer an, um mein Gerät musste ich mir aber keine Sorgen machen. Browning-Pilke bis 200 g WG, große Stationärrolle von D.A.M. und eine 0,25er Geflochtene nebst frischem 0,80er Monovorfach, selbstgeknüpft und somit durch den TÜV geschickt, ließen da nichts anbrennen. Trotzdem kann ein Haken ausschlitzen oder sonst was passieren. Der Fisch nahm immer wieder mal ein wenig Schnur von der Rolle, ließ sich aber gut pumpen. 10,15 m unter dem Boot nahm er auf einmal wieder Fahrt auf, was mich doch ein wenig verwunderte, ich konnte aber den kleinen Ausbrecher parieren. Und da kam er. Die helle Flanke setzte sich Zug um Zug deutlicher vom tiefblauen Meereswasser ab, noch fünf Meter, drei, zwei, er war am Boot. Es war ein Dorsch, bei dessen Anblick wir doch ein wenig erschreckten. Das heißt, ich fühlte in dem Moment eigentlich gar nichts, ich war nur darauf konzentriert, den Fisch an der Bootswand zu halten. Dirk stocherte wie befürchtet ein, zwei Mal mit dem Gaff im Wasser rum, den konnte er dann aber doch nicht verfehlen und mit einem beherzten Hieb und einem kräftigen Ruck hievten wir beide den Fisch an Bord. 114 cm, 13 kg Gadus Morhua, ein Fisch wie aus dem Bilderbuch, dem Angelkatalog, dem Meerwasseraquarium! Wow, war ich Happy. Happy, solch einen Fisch gefangen zu haben. Dirk war auch Happy. Happy, nicht als Fischfutter im Fjord zu enden. Nein, wir beide freuten uns wirklich richtig dolle, ein paar Jubelschreie durchbrachen die norwegische Stille, in der Nähe driftende Angler, die auf unseren Fang aufmerksam wurden, waren sich nicht zu fein, uns zu dem Fang zu gratulieren. Nebenbei darf ich nicht vergessen, dass bei all der Freude der Dorsch natürlich sofort waidgerecht versorgt wurde, dass war ich ihm schuldig. Weiter ging es. Soll heißen, Dirks Pilker sauste schneller gen Grund als jedes Amen in der Kirche erklingen kann, ich gönnte mir erst mal eine Zigarette. Irgendwann im Laufe der nun folgenden Angelei brachte Dirk einen Leng zu Tage, war mit 30 cm aber ein ganz Lütter, der zurück zu Mama durfte, aber es war immerhin der erste Leng der Tour, der erste Leng überhaupt, den Dirk und ich in natura zu Gesicht bekamen. Nur kurze Zeit sollte der halbwüchsige Bruder – wieder von Dirk gefischt – hochgeholt werden, der hatte diesmal aber so um die 50 cm und wir erlaubten uns, ihn zu behalten. Kurze Zeit später meinte ich zu Dirk, dass die Lengkacke aber ganz schön stinken würde, die posthume Rache des Fisches sozusagen. Der Gestank war fast nicht zu ertragen, als Dirk auf einmal in schallendes Gelächter ausbrach und mich darauf aufmerksam machte, dass ich mir ja auch seit geschlagenen fünf Minuten die gesamte Nase mit dem Zeug eingerieben hätte. Danke, setzen. Im übrigen war für den zweiten Teil der Tour an meiner Rute die Seuche ausgebrochen. Während Dirk noch einen kleinen Dorsch und einen Lippfisch fing – gingen beide zurück – sowie einen Pollack, einen Schelli und diverse Köhler zu dem großen Onkel in die Fischbox dazusteuerte, saß ich nur mit breitem Grinsen und frisch gewaschener Nase auf dem Boot und blickte immer wieder diesen schönen Fisch an. War das ein Hallo, als wir zurückkamen! Genialerweise warteten Ute und Dorit am Bootssteg auf uns und so konnte der Dorsch erst einmal ausgiebigst bestaunt und fotografiert werden, ehe wir ihm und seinen Leidensgenossen mit den Filetiermessern zu Leibe rückten.

Das schärfste war dann noch, dass wir dem Magen des Dorsches 9!! fast taubeneigroße Steine entnahmen. So kann man auch auf sein Kampfgewicht kommen. Die Kiesel zieren mittlerweile natürlich meinen Schreibtisch!! Danach sind Ute und ich noch einmal rausgefahren. Es ging wieder auf den Fjord rauf, diesmal aber mehr in Richtung Aucklandshamn. Hierbei erblickten dann auch wieder an meiner Rute einige Köhler und schließlich auch mein erster Leng das Licht der Welt, letzterer durfte allerdings angesichts seiner „Größe“ weiterschwimmen. War auch nicht so tief, also nix Trommelsucht oder so, der Fisch hat es, vom Schrecken/Schmerz abgesehen, hoffentlich gut überstanden. Nicht zu verschweigen natürlich die zwei Seelachse, die Ute noch verhaften durfte. Mit insgesamt 2 Dorschen (wobei der eine, denk ich, schon als Ausnahmefisch bezeichnet werden kann, zumindest was unsere bisherigen Erfahrungen angeht), 13 Köhlern, 3 Leng, 1 Schelli, 1 Pollack und 1 Lippfisch war der Anfang gemacht!! Es waren zwar auch viele kleine bei, von denen einige zurückwandern durften, andere mussten als Fetzenlieferanten herhalten. R.I.P.
Ende Teil 1 :g
Teil 2 ist schon im board!

Frango
 
Zuletzt bearbeitet:

Kunze

vi lærer videre norsk
AW: Liereid 2005, 11 Tage Bömlofjord!! Teil 1

Hallo Frango!

Schöner erster Teil. #6

Wann dürfen wir mit der Fortsetzung rechnen... ;)

Meinen Glückwunsch zum großen Dorsch. :m

Zum Saugnapfgeber: Beim nächsten Mal etwas Kukident Haftcreme auf die

Fläche und dann hält er einen Urlaub lang... ;) #h
 

Ossipeter

Active Member
AW: Liereid 2005, 11 Tage Bömlofjord!! Teil 1

Wow toller Urlaubsanfang! Weiter so!
 

Lauben-Lothar

schööööner Fisch !
AW: Liereid 2005, 11 Tage Bömlofjord!! Teil 1

Toller Bericht,

super geschrieben.

Ich hoffe der zweite Teil + Bilder kommen bald.

Danke !!!!!!!!!!!!!
 

Jirko

kveite jeger
AW: Liereid 2005, 11 Tage Bömlofjord!! Teil 1

nabend frango #h

prächtiger, erster teil... mit viel "lütten" seitenhieben bespickt... hast ne verdammt feine feder #6
Kurze Zeit später meinte ich zu Dirk, dass die Lengkacke aber ganz schön stinken würde, die posthume Rache des Fisches sozusagen. Der Gestank war fast nicht zu ertragen, als Dirk auf einmal in schallendes Gelächter ausbrach und mich darauf aufmerksam machte, dass ich mir ja auch seit geschlagenen fünf Minuten die gesamte Nase mit dem Zeug eingerieben hätte...
...mach mir gleich in´s höschen... :q :q #6

...und natürlich nen digges petri für diesen dickschädel #6... schnell weiterlesen #h
 

Donsteffi

Member
AW: Liereid 2005, 11 Tage Bömlofjord!! Teil 1

Hallo,

super zu lesen!!!
Meine besten Glückwünsche zu dem Riesen Dorsch.#6

So und jetzt noch den zweiten Teil.

Gruß Donsteffi|wavey:
 

M.P.

Member
AW: Liereid 2005, 11 Tage Bömlofjord!! Teil 1

Hallo Frango,

habe endlich Zeit deinen Bericht von Liereid zu lesen.
Ja man denkt gerne zurück, wenn man das liest. Auch ich stand am Haus und habe erstmal gedacht, na wo ist denn hier der Fjord? |supergri So jetzt zum zweiten Teil.

Gruß Mike
 
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