Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Thomas9904

Well-Known Member
Es gibt Methoden, da braucht man schlicht Ruten mit hohem Wurfgewicht um entsprechend schwere Montagen weit genug werfen zu können (Brandungsangeln z. B. oder feedern). Unabhängig davon, wie groß die zu erwartenden Fische dann sind.

Gerade bei den Spinnfischern erlebe ich immer wieder Fragen, welche Rute mit welchem Wurfgewicht für Hecht, Zander oder Barsch geeignet sei. In meinen Augen eine völlig falsche Fragestellung, da es nicht unbedingt ursächlich auf die zu beangelnde Fischart ankommt, welches WG eine Rute haben sollte, sondern auf die verwendeten Köder.

Deswegen heißt es ja auch Wurfgewicht und nicht "Drillgewicht"....

Selbstverständlich kann es immer wieder mal Umstände geben, die einen zu einer Rute mit höherem Wurfgewicht greifen lassen, auch wenn de zu erwartenden Fische mit Ruten mit dem halben WG locker ausgedrillt werden könnten.

Unverständlich ist es mir aber immer wieder, wenn ich mitbekomme, was manche für WG - Klassen empfehlen um z. B. auf Hecht zu fischen. Mit dem Argument, dass man eine so starke Rute brauchen würde, um einen großen Hecht bändigen zu können.

Seit ich vor anderthalb Jahren angefangen habe mit dem UL - blinkern und dabei auch große Fische an wirklich leichter Rute (12 - Gramm Skeletor) landen konnte, habe ich mir mal so Gedanken gemacht, was man eigentlich wirklich an Rutenkraft braucht um welche Fischgröße sicher drillen zu können.

Dass man nicht zu leicht fischen sollte im Sinne der Waidgerechtigkeit ist sicher kein Thema und muß wohl kaum extra erwähnt werden.

Ich habe allerdings immer öfter den Eindruck, als ob viele Angler die Reserven ihrer modernen Ruten nicht mal ansatzweise ausschöpfen und so eigentlich zu schwer fischen. Auch empfindliche Kohlefaserruten kann man eigentlich im Drill kaum kaputtkriegen - sofern Schnur und Rolle zur Rute pasen und die Rollenbremse passend eingestellt ist - eine Grundvoraussetzung, die man eigentlich keinem Angler erklären müssen sollte..

Ausgegangen bin ich bei meinen "Berechnungen" (sagen wir mal eher groben Schätzungen..) von dem 10,5 Kilo Waller, den ich an der 12 Gramm - Skeletor im Neckar bei Hochwasser landen konnte.

Das entspricht dann also pro Gramm WG 875 Gramm "fangbarem" Fisch.

Das war dann aber auch in meinen Augen die Obergrenze dessen, was mit der Rute wirklich sicher machbar ist. Zieht man dann davon rein zu Sicherheit und um Bedenken wegen evtl. "Waidgerechtigkeitsdiskussionen" vorzubeugen ca. 1/3 ab, kommt man für Ruten mit folgendem WG auf "problemlos zu bewältigende Fischgewichte" von:
12 Gramm WG>> ca. 7 Kilo
20 Gramm WG>> ca. 12 Kilo
35 Gramm WG>> ca. 20 Kilo
50 Gramm WG>> ca. 30 Kilo
75 Gramm WG>> ca. 45 Kilo
100 Gramm WG>> ca. 60 Kilo
150 Gramm WG>> ca. 90 Kilo
200 Gramm WG>> ca. 120 Kilo

Bedenken muss man dabei natürlich auch, dass die WG - Angaben vieler Hersteller/Vertriebe auch eher geschätzt als ermittelt sind. Auch von daher ist die Einrechung entsprechender Reserven (s.o.: -1/3) sicherlich sinnvoll.

Dennoch sollte es vielleicht einige Angler nachdenklich machen, mit welchem wie dimensionierten Gerät sie teilweise - viel zu schwer in meinen Augen - am Wasser unterwegs sind.

Auch wenn nach obiger grober Schätzung mit einer 50 - Gramm - Rute ein 30 - Kilo - Fisch zu landen ist, heißt das ja nicht automatisch, dass die beste Rutenwahl zum Beispiel zum Karpfenangeln (wer hat schon mal nen 60 - Pfünder gefangen??) eine 50 - Gramm - Rute wäre. Ob man aber unbedingt Ruten braucht mit 3 oder 4 lbs (sofern man nicht entsprechend schwere Bleie bei Selbsthakmontagen verwendet), darüber kann man sicher mal nachdenken. Denn 3lbs entsprechen ja so ungefähr 90 - 100 Gramm WG, was dann drilltechnisch auch für Fische jenseits der Zentnermarke reichen würde.

Nochmal:
Das soll kein Aufruf sein, um "leichtsinnig zu leicht" zu fischen. Sondern nur mal eine Anregung zum drüber nachdenken, ob man als Angler beim Gerät nicht oft mal "mit Kanonen auf Spatzen schießt".

Denn eines sollte man nicht vergessen. Fischt man leichter, kann man Köder (ob Kunst oder Natur) im allgemeinen auch unverdächtiger präsenteren und damit die Chance auf einen Fang erhöhen.
 

luecke3.0

Rebell in grün
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Hallo Thomas,
dein Beitrag gefällt mir sehr gut und ich kann dem nur voll und ganz zustimmen! :m

Ich habe auch im laufe der Jahre festgestellt, das das mit dem "waidgerechtem Angeln mit schwerem Gerät" völliger Blödsinn ist!

Ich habe vorallem durch Beobachtung anderer Angler festgestellt, das an "steifen" Ruten mit hohem Wurfgewicht mehr Fische verloren gehen (Vorfach gerissen, Haken aufgebogen, ausgeschlitzt, usw.) besonders in Verbindung mit geflochtenen Schnüren als mit leichterem Gerät.
Der Angler verliert automatisch die Vorsicht und nimmt den Fisch viel zu hart ran.

Wenn ich manchmal sehe, mit was für "Knüppeln" manche ANgler losziehen....da kann man sich nur an den Kopp packen!|rolleyes

Man sollte immer so "leicht" wie möglich und so "schwer" wie nötig für die jeweilige Situation ausgestattet sein!

Es hat sogar noch einen weiteren positiven Nebeneffekt - Es macht einfach viel mehr Spaß mit leichtem Gerät zu angeln!!!|supergri

Manchmal erfordert die Situation einfach entsprechend schweres Gerät (z.B. Brandung, Feedern, Karpfenangeln auf weite Distanzen, usw.), aber dieses Gerät braucht doch dann nicht mit an den 1,5ha Dorfweiher mitgenommen werden!;)

Gruß
Lücke
 

Pikepauly

Mitglied
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Moin Thomas!

Mir gehts oft so, daß ich beim Barschangeln mit der Spinnrute mal einen guten Hecht kriege. Ob das am leichten Gerät und der unauffäligen Schnur liegt, bleibt wohl Spekulation.
Der letzte gute Hecht an meiner Barschcombo hat aber einen Mords-Zauber gemacht. Das war auch nicht so toll. Mit einer 20 Gramm Rute und 0,18 er Mono hab ich da so gut 20 Minuten "aufrummgedrillt". Der Hecht hatte 14 Pfd. und war topfit. Also geht natürlich, macht ja auch Spass, aber kann auch schiefgehen.:)
Wichtig sind sorgfältige Abstimmung der Combo, beste Haken und Wirbel und sorgfältigste Knoten.

Gruss

Pauly
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Wichtig sind sorgfältige Abstimmung der Combo, beste Haken und Wirbel und sorgfältigste Knoten.
Absolut, hatte ich ja auch extra geschrieben, dass das selbstverständlich und Grundvoraussetzung sein sollte.

Davon ab:
Ne 20 - Gramm - Rute ist aber ganz schön "dick" für Barsche ;-)))
 

Pikepauly

Mitglied
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Ist richtig, die Angabe ist aber auch so eine Pauschalformulierung des Herstellers.(Byron)
Die Rute hat eher real. 15 Gramm. Das passt dann schon zu meinem Barschködern für Müritz und Co.. Der Köder muss ja auch zu bewältigen sein, war ein Rapala Ratlin Rap, der wiegt ein bischen was.

gruss

Pauly
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Ich hatte ja nicht umsonst den hier eingefügt:

Ich hatte ja oben extra geschrieben, dass die Rute zuallererst mal zum Gewicht des Köders passen muss, nicht zur "erwartenden Fischgröße"...
Konnts mir halt nur nicht verkneifen ;-))
 

Adl3r4ug3

Active Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

@Thomas9904: Sehr interresanter Thread, den du da verfasst hast. Ich bin zwar erst am Anfang meiner "Angelkarriere", aber nachvollziehen kann ich es allemal.
Das mit der 12-g-Rute und dem Hecht kann ich nur bestätigen. Ein Bekannter hat auch schon mal mit einer sehr feinen, leichten Rute einen 80er Hecht gelandet, ohne Probleme. Somal er ja auf Forellen gegangen ist.
 

Pikepauly

Mitglied
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Zumindest bei mir ist das so, daß das Ködergewicht beim Spinnfischen die Combo bestimmt.
Man braucht eben die nötige WG Klasse um bestimmte Köder die ja auch leicht mal 40-60 Gramm wiegen "feuern" zu können.
Vom Drillen her hätte ich auch bei starken Hechten keine Angst mit ner 30 Gramm WG Rute. Macht am meisten Spass. Mit ner schweren Hechtrute gehen auch so 20 Pfd. Fische flott zum Landgang über, aber man braucht sie eben für schwere Gufis und bei Wobblern für den Widerstand.

Gruss

Pauly
 

Hefti

Active Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Moinsen
Meine erste Rute, die ich mir ausschließlich zum Spinnfischen geholt habe ist eine Quantum Hypercast Spin mit einem WG von 40-80g und einer Länge von 3m. Ich hab mir damals die Rute aus dem hier genannten Irrglauben, die Rute müsse ja auch einen eventuell kapitalen Fisch bändigen, geholt.
Letztes Jahr habe ich mir dann noch eine Balzer Diabolo III Spin 25 mit einem WG von 3-25g und einer Länge von 1,8m geholt. Da konnte ich mich dann auch von der Belastbarkeit einer leichteren Rute überzeugen. Trotzdem ziehe ich die Quantum an dem Hauptteil der Gewässer, die ich befische vor, da es dort häufig Seerosen, Schilf, usw. gibt, wohin der Fisch flüchten und sich dort festsetzen könnte. Ich glaube nicht, dass ich mit der Balzer genügend Druck ausüben könnte, um einen entsprechend großen Fisch davon abzuhalten in den Pflanzendschungel zu flüchten.
Ich stimme also insofern zu, dass man mit einer leichten Rute auch einen großen Fisch landen kann, solange das Gewässer, bzw. die Pflanzen am und im Wasser dieses zulassen.

MfG
Hefti
 

FisherMan66

überarbeitet
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Na das ist doch mal ne Aus- und Ansage.

In vielen Punkten gebe ich Dir da vollkommen recht. Das ein Fisch eine Rute knackt kommt eigentlich nur ganz selten vor, meistens lag dann ein Materialfehler vor.

Man schaue sich nur einmal die Flugangler an - vom ersten Handling her vermitteln die Ruten nicht gerade den solidesten Eindruck, wenn man aber bedenkt, dass mit diesen Ruten auch kampfstarke Lachse mit Geduld und Geschick gelandet werden, dann kann man sich einen kleinen Eindruck verschaffen, was eine Angelrute so alles leisten kann.

Man sollte aber nie die Situation am Angelplatz bei der Wahl der Stärke der Rute außer Acht lassen. In hindernisreichen Gewässern würde ich eher zu einer kräftigeren Abstimmung bezüglich Rute, Rolle und Schnur greifen. Da ich so die ein oder andere Möglichkeit mehr habe, einen gehakten Fisch um ein Hindernis herumzudirigieren, ist das aus meiner Sicht waidmännischer, als schön leicht zu fischen und dabei eine hohe Abrissquote in Kauf zu nehmen.
Lässt es die Situation zu, gebe ich Dir vollkommen Recht, dass weniger manchmal mehr ist.

Die Frage: "Was für eine Rute für welchen Fisch?" finde ich eh reichlich daneben. Gut, wenn man völlig unbedarft ist, kann man sich einen groben Eindruck über die Angebotsvielfalt der Ruten anhand der Antworten verschaffen. Viel wichtiger finde ich allerdings, dass man sich ein eigenes Bild über die gewünschte Rute verschafft. Man sollte sie, wenn möglich, schon einmal persönlich testen. Nur so kann ich mir ein genaues Bild über das Handling der Rute verschaffen und brauch mich nicht nur auf Daten vom Hören-Sagen verlassen.
Manchmal muß man auch den Mut haben, einfach mal in den berühmten Eimer zu greifen, indem man eine Rute eben kauft, und dann schaut, wie sie sich verhält - so ist es nun mal im Leben.
 
W

WickedWalleye

Guest
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Hallo,


kann mich dem auch nur anschliessen: fast alle Angler fischen viel zu schwer.

Ob am Forellenteich, beim Kutterangeln, am Fluss und Bach, überall sehe ich gewaltige Knüppel mit Seilwinden-Rollen.

Ich denke für viele ist es einfach wichtiger jeden Fisch um jeden Preis landen zu können als beim Drill etwas zu spüren.

Mir ist im Drill auch noch nie eine Rute gebrochen und ich kann mir vorstellen, daß es bei modernen Carbonruten sowieso fast schon unmöglich ist die im Drill zu zerbrechen.

Besonders aber fällt mir das beim Gummifischangeln auf. Hier wird in der Regel mit Ruten mit Wurfgewichten um die 60gr gefischt. Die eingesetzen Köder liegen aber oft bei ~20gr. Und so wird dann nicht etwa im Rhein gefischt, sondern in nem kleinen Vereinstümpel oder im Kanal. Kann ich nicht so recht nachvollziehen. Ich fische in der Weser bei teilweise recht viel Strömung mit 10-30gr Ruten auf Dickbarsch und Zander und hab damit überhaupt keine Probleme. Auch diverse Hechte konnte ich damit bisher prima ausdrillen. Ne sensible Rute ermöglicht auch den Einsatz leichterer Köpfe, man spürt mehr und die Rute biegt sich bei nem 80er Zander richtig schön durch. Natürlich sollte ne Gummifischrute schnell und straff sein, aber für die nur aus Rückgrat bestehenden Spitzenaktionsknüppel habe ich überhaupt nichts übrig.

Liegt wohl auch an der Methode, beim Faulenzen nutze ich ja die Aktion nicht zur Köderführung, deswegen macht es vielen wohl nichts aus da so einen starren Stock zu nehmen. Ich Jigge aber z.B lieber und benutze die Rutenaktion bzw. die Schnellkraft des Blanks um den Twister "anzulupfen". Diese Technik war aber z.b mit meiner Damokles-Rute (30-80) und entsprechend leichten Ködern garnicht möglich.
 

darth carper

Active Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

@WickedWalleye

Darum hat man zum Spinnfischen auch verschiedene Ruten für verschiedene Ködergewichte. Die Allroundrute gibt es eben nicht (auch wenn die Blechpeitschenfans was anderes behaupten).

Wie fischt du denn mit deiner 10-30g Rute 16cm lange Gufis mit entsprechenden Köpfen?

@ Thomas9904

Mit dem Punkt "die Rute sollte zum Ködergewicht passen" ist die Diskussion eigentlich schon beendet. Klar kann ich mit leichten Ruten auch große Fische mit Erfolg drillen, aber was nützt es, wenn ich meinen Köder damit nicht werfen und führen kann?
Jeder ambitionierte Spinnfischer wird verschiedene Ruten für verschiedene Köder haben. Der Gelegenheits-Spinnfischer wird sich eine Rute kaufen, mit der er viele verschiedene Köder werfen und führen kann. Das ist eben für manche Fische wie mit Kanonen auf Spatzen schießen, aber nicht jeder kann und will sich für jeden Köder eine andere Rute kaufen.
In meinen Augen ist es besser etwas zu schwer zu fischen als zu leicht.

In meiner Karpfenanglerzeit habe ich auch hauptsächlich Ruten im Bereich 3lb gefischt, weil man sie vom Wurfgewicht her braucht oder wie willst du 80-100g Bleie mit 2lb Ruten auf Distanz werfen? Auch beim Drill auf große Distanz sind harte Ruten gefragt.

So hat jeder spezialisierte Angler, seine Ruten für spezielle Einsatzzwecke und der Allrounder versucht mit seinen Ruten möglichst viele Einsatzzwecke abzudecken, auch wenn er damit manchmal zu schwer fischt.

@ luecke3.0

Ich persönlich fische sehr gerne mit harten Ruten und verliere damit sicher nicht mehr Fische als vorher.
Habe noch nie einen Fisch durch Schnurbruch oder Aufbiegen des Hakens verloren, weil die Rute zu hart ist.
Dieses Gerücht und dafür halte ich es, hält sich hartnäckig in allen Angelsparten.
Sei es beim Karpfenangeln oder beim Spinnfischen.
 

Jirko

kveite jeger
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

ein sehr interessantes thema thomas #6

unbestritten ist dein einwand, daß heutzutage nicht selten zu schwer gefischt wird. sicherlich auch sehr oft aus der unwissenheit über die kräfte, die beim drill maximal wirken (können) da fälschlicherweise sehr oft die masse eines fisches mit der kraft unter wasser gleichgesetzt wird... das spezifische gewicht eines fisches unter wasser wird dabei völlig vernachlässigt. im grunde genommen benötige ich bei einem ausgedrillten fisch nicht mehr als um die 1-2kg druck (großwaller & co. mal ausgeschlossen), um diesen heranzuholen.

das die gewässerverhältnisse bei der wahl der rute eine exorbitant wichtige rollen spielen, ist sicherlich klar.

die wahl der richtigen rute hat bei den qualitäten der heutigen blanks - klammern wir die low-budget-stecken mal büdde aus - nicht mehr unbedingt was mit den wirkenden kräften "am fisch" zu tun sondern vielmehr, gerade beim aktiven fischen, mit dem gewicht des köders.

es geht also primär um die optimale platzierung des köders, als um die kraft des blanks, um im drill bestehen zu können... womit hat stefan gerade seinen 194kg-hippo gleich gefangen? :m #h
 

Nordlichtangler

Well-Known Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Deswegen heißt es ja auch Wurfgewicht und nicht "Drillgewicht"....
Das stimmt haargenau und ist eigentlich fatal, da damit eben die Ködereignung und nicht die Belastbarkeit angegeben ist.
Eine Rute mit Spitzenaktion hat ein stärkeres Rückgrat im unteren Bereich als eine parabole Rute, ist also "unten rum" eine stärkere Rute als die andere. Der "Trick" ist z.B. auch bei der berüchtigten Blechpeitsche angewandt worden, weichere Spitze und starkes Unterteil, das in höherer Belastbarkeit "unten rum" resultiert.

Das entspricht dann also pro Gramm WG 875 Gramm "fangbarem" Fisch.
Das halte ich schon für eine gewagte Feststellung ;), nicht über alle Ruten und Parameter haltbar. ;)

Erste wichtige Einschränkung:

1. Es hängt vom Gewässer und der Situation ab, vor allem eben die Möglichen Hindernisse wie Kraut, Holz und Steine. Da ist mit einer leichten Rute ratzfatz Schluß.

2. Dann ist die Rolle gefordert, mit einer unterdimensionierten Rute (zum Fisch) kann die Rolle es im Notfall richten, die Rute ist dann mehr Rollenhalter als Hebekran, aber es funktioniert oft. Die Schnur muß aber auch Reserven bieten. Mit einer stärkeren Rolle und Schnur hat man die Reserve zu einer schwächeren Rute.

3. Dann hängt es auch ein wenig von den Fischen ab, die Kraftprotze wie fitte Hechte, Karpfen und Großsalmoniden stellen sich schon oft stark und schlau dar, das mögliche Problem liegt dann wieder bei 1., doch noch erreichbare Hindernisse oder Nutzen ungeahnter Hindernismöglichkeiten in der Nähe.

Ich sehe es eher so, daß zu oft mit zu leichten Ruten gefischt wird, bzw. die Rute in der Zusammenstellung Rute - Rolle - Schnur oft zu schwach ausgelegt wird. Ein 0.18mm Mono hält gut geknotet 3kg, und das kann man etwa über die Rute erst bei M-Ruten mit -40g WG über die Rute überbieten. Die Combos hinken dann, besonders in Fällen zu 1.
Zu schwache und weiche Ruten bieten in vielen Fällen nicht die Anschlagshärte, die eine härtere oder kräftigere Rute bietet, und darauf kommt es beim Spinnfischen ja zuallererst an. Drillen geht erst, wenn der Haken richtig sitzt.
 
Zuletzt bearbeitet:

darth carper

Active Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Zu schwache und weiche Ruten bieten in vielen Fällen nicht die Anschlagshärte, die eine härtere oder kräftigere Rute bietet, und darauf kommt es beim Spinnfischen ja zuallererst an. Drillen geht erst, wenn der Haken richtig sitzt.

Das kann ich nur unterschreiben!
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

AngelDet schrieb:
Das halte ich schon für eine gewagte Feststellung , nicht über alle Ruten und Parameter haltbar
Deswegen das:
Thomas9904 schrieb:
Bedenken muss man dabei natürlich auch, dass die WG - Angaben vieler Hersteller/Vertriebe auch eher geschätzt als ermittelt sind. Auch von daher ist die Einrechung entsprechender Reserven (s.o.: -1/3) sicherlich sinnvoll
.

AngelDet schrieb:
1. Es hängt vom Gewässer und der Situation ab, vor allem eben die Möglichen Hindernisse wie Kraut, Holz und Steine. Da ist mit einer leichten Rute ratzfatz Schluß.
und
AngelDet schrieb:
das mögliche Problem liegt dann wieder bei 1., doch noch erreichbare Hindernisse oder Nutzen ungeahnter Hindernismöglichkeiten in der Nähe
Nicht umsonst hatte ich ja auch das geschrieben:
Thomas9904 schrieb:
Selbstverständlich kann es immer wieder mal Umstände geben, die einen zu einer Rute mit höherem Wurfgewicht greifen lassen, auch wenn de zu erwartenden Fische mit Ruten mit dem halben WG locker ausgedrillt werden könnten.


AngelDet schrieb:
2. Dann ist die Rolle gefordert, mit einer unterdimensionierten Rute (zum Fisch) kann die Rolle es im Notfall richten, die Rute ist dann mehr Rollenhalter als Hebekran, aber es funktioniert oft. Die Schnur muß aber auch Reserven bieten. Mit einer stärkeren Rolle und Schnur hat man die Reserve zu einer schwächeren Rute
Auch dazu habe ich schon geschrieben:
Thomas9904 schrieb:
Auch empfindliche Kohlefaserruten kann man eigentlich im Drill kaum kaputtkriegen - sofern Schnur und Rolle zur Rute pasen und die Rollenbremse passend eingestellt ist - eine Grundvoraussetzung, die man eigentlich keinem Angler erklären müssen sollte..

AngelDet schrieb:
Zu schwache und weiche Ruten bieten in vielen Fällen nicht die Anschlagshärte, die eine härtere oder kräftigere Rute bietet, und darauf kommt es beim Spinnfischen ja zuallererst an. Drillen geht erst, wenn der Haken richtig sitzt
Ein zu bedenkendes Argument, welches aber nach meinen Erfahrungen nicht unbedingt sticht. Ich angle ja nun nicht nur gerne nicht zu schwer, sondern auch noch gerne "weiche/flexible" Ruten - bis dato noch keine größeren Anschlagsprobleme - kann ja noch kommen.

Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich in etwa weiß, wie weit ich mein Gerät belasten kann und deswegen auch einen richtigen Anhieb setze und nicht nur versuche den Fisch "ein bißchen zu kitzeln"....

Davon ab würde mich wirklich mal interessieren, in wie weit die "Anhiebkraft" bei gleichem WG und gleicher Rutenlänge (also gleichem "Druck") bei härterer oder weichere Aktion wirklich unterschiedlich ist (gemessen, nicht geschätzt/gefühlt). Kann man sowas testen, wenn ja wie?
Techniker und Ingenieure an die Front!!
 

Ralle 24

User
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Auf den ersten Blick ein leichtes Thema. Aber bei genauem Hinsehen doch eine verzwickte Sache. Ich gehöre auch eher zu der " Leicht-Fraktion " komme aber oft nicht um Kompromisse herum.
Beispiel Schleppfischen auf Hecht. Manche Wobbler machen derartig Druck, das man um eine für den Drill eigentlich viel zu starke Rute nicht herumkommt. Gleiches gilt für das Barbenfischen im Rhein. Da muß die Rute schon mal 200g Blei aushalten und ist für den Zielfisch eigentlich überdimensioniert.

Die Größten Fehler werden aber m.M. nach bei der Zusammenstellung gemacht.

Erstes Kriterium ist sicher das Gewicht der Montage. Die Rute muß stark genug sein, die Montage zielsicher und auf die notwendige Weite zu befördern. Die Schnur wiederum sollte der Aktion der Rute angepasst sein. Ist die Schnur zu schwach, kann die Aktion der Rute nicht ausgenutzt werden und die Gefahr des Schnurbruchs steigt. Eine zu starke Schnur bringt nur Nachteile bei der Wurfweite und der Köderführung, bietet jedoch keinerlei Sicherheitsreserven.
Erst wenn diese Kriterien bestimmt sind, kommt die Frage nach dem zu beangelnden Fisch. Da stellt sich die Frage, ob die fein abgestimmte Kombination ausreicht, einen Fisch sicher zu drillen. Eine Frage, die sich m.M. nach jedoch nur bei sehr leichten Kombinationen stellt. Es kann ja sein, dass 5g Wurfgewicht ausreichen, um die Montage sicher an den zu beangelnden Platz zu befördern. Eine Superleichte Matchrute würde dafür volkommen ausreichen. Ist der Zielfisch jedoch ein Karpfen ( Ich klammere jetzt mal die Boiliemontagen aus ) wird man sicher aufrüsten müssen. Eigentlich ist erst jetzt der Punkt erreicht, wo man sich Gedanken über die endgültige Stärke des Gerätes machen muß. Und genau hier wird dem Gerät sicher oft zu wenig zugetraut.
Allerdings muß man auch einen anderen Gesichtspunkt gelten lassen, nämlich den monetären. Fischt man an verschiedenen Gewässern mit stark unterschiedlichem Charakter, braucht es theoretisch für jeden Einsatz eine eigene Kombination. Ein Fakt, der sicher nicht für jeden Geldbeutel zu realisieren ist. Die Folge sind Kompromisse, die sich wohl nach dem häufigsten Einsatzzweck richten werden. Streng genommen müsste ich zum Schleppfischen min. drei verschiedene Kombiantionen mitführen, je nach verwendetem Wobbler. Ich beschränke mich jedoch auf eine leichte und eine schwere Variante und fische halt manchmal nicht ganz optimal.

Interessant ist jedoch auch der hier angesprochene Anschlagsfaktor. Ein Punkt, mit dem ich regelmäßig in Diskussionen komme. Ich denke, das dieser Punkt zu den am meisten überschätzten Faktoren zählt. Es brauch keine Hammergewalt, um einen scharfen Haken sicher fassen zu lassen. Im Gegenteil, ich denke es gehen mehr Fehlbisse auf das Konto einer zu starren Kombination, als auf eine zu nachgiebige. Nämlich dann, wenn der Haken nur ganz knapp sitzt. Ich behaupte das mehr Fische durch einen zu harten Anschlag verloren gehen, als durch einen zu weichen.
Nach meinem subjektiven Empfinden habe ich an der leichten Rute nicht mehr Fehlbisse als an der harten, lande aber mit der weichen Rute viel häufiger ganz knapp gehakte Fische. Oft hängt bei der leichten Montage nur ein Drillingshaken ganz knapp irgendwo im weichen Gewebe. Bei der harten Rute ist das eher selten der Fall. Besonders auffällig wird das, wenn ich mit zwei unterschiedlichen Kombiantionen schleppe und die Hechte sehr spitz beißen. Die Fehlbißquote an der harten Kombination ist dabei wesentlich höher. Für mich ein Zeichen, dass der Haken nur ganz knapp gefasst hat und dann sofort ausgeschlitzt ist.
Somit ist der Faktor " Anschlag durchbringen " für mich kein Kriterium bei der Zusammenstellung der Montage.
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Leicht, Leichtsinn oder einfach nur zu schwer??

Ralle 24 schrieb:
Allerdings muß man auch einen anderen Gesichtspunkt gelten lassen, nämlich den monetären. Fischt man an verschiedenen Gewässern mit stark unterschiedlichem Charakter, braucht es theoretisch für jeden Einsatz eine eigene Kombination. Ein Fakt, der sicher nicht für jeden Geldbeutel zu realisieren ist.
Da triffst Du den wunden Punkt beim Schwaben ;-))

"Spezialruten" (egal Spinn/Match/Karpfen etc..) definieren sich ja oft nicht nur über das WG sondern auch über bestimmte Aktion/Zubehör etc..

Entsprechende Spezialruten wird sich der kaufen, der sie auch oft genug einsetzen kann (oder der, der halt alles haben will, ob ers braucht oder nicht - auch vollkommen ok.).

Als Spinnfischer bin ich schon froh über das breite Angebot an speziellen Spinnruten, als Gelegenheitsfriedfischer reichen mir "Grundallroundruten" mit einem relativ breiten, meinem Gewässer angepassten WG. Die Feeder/Picker/Swingtip/Spezialruten wären bei mir daneben..

Umgekehrt wird sich der Gelegenheitsspinner auch nicht die Palette an Spinnruten zulegen, die bei mir im Keller steht.

Soll ja auch alles kein "Zwang" sein, sondern nur mal ein bißchen zum nachdenken anregen, mit was für Prügeln wir oft unterwegs sind....
 
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