Der NV Verlag aus Eckernförde wird von einem dänischen Gericht wegen Urheberrechtsverletzung belangt. Der Verlag soll umgerechnet rund 134.000 Euro zahlen.
Die Nautische Veröffentlichung Verlagsgesellschaft mbH, kurz
NV Verlag, hat einen Rechtsstreit in Dänemark verloren. Laut eines Berichtes im dänischen Newsportal “
politiken.dk” entschied der Oberste Dänische Gerichtshof in einem Urteil vom 6.2.2014, dass die Vermessungsdaten der dänischen Katasterbehörde Geodatastyrelsen dem Urheberrecht unterliegen und somit schutzwürdig sind.
Das Seegebiet von Dänemark. Es gibt Streit um die Lizenzen für die Datenerhebung. © BSH
Daraus ergebe sich nach Auffassung der Kopenhagener Richter für den Verlag, der erst kürzlich von Hamburg nach Eckernförde umgezogen ist, ein Verstoß gegen das Urheberrecht. In Dänemark sollen die Seekarten nicht mehr vertrieben werden dürfen.
Keine offiziellen Lizenzen
Die Dänen wollen, dass NV alle Papierkarten der betreffenden Reviere dem dänischen Geodatenamt zur Vernichtung aushändigt und die betreffenden elektronischen Seekarten gelöscht werden. Ausserdem wurde eine Gebührenzahlung in Höhe von 1 Millionen dänischer Kronen (umgerechnet rund 134.000 Euro) festgelegt.
Der NV Verlag soll in der Vergangenheit keine offiziellen dänischen Lizenzen gekauft, sondern die Angaben für die Seekarten zu dänischen Reviere aus anderen Quellen genutzt haben. Nach Auffassung des Obersten Gerichtshofes entstammen diese Daten aber ursprünglich den Vermessungen des Geodatastyrelsen. Sie seien somit lizenzpflichtig.
Sollte NV für die Zukunft einen Lizenzvertrag abschließen, dürfen sie laut Gerichtsbeschluss die Produktion sowie den Vertrieb fortsetzen.
Urteil nur gültig für Dänemark
Auf Nachfrage von SegelReporter ist der NV Verlag-Inhaber Hasko Scheidt wegen eines USA Aufenthalts nicht zu sprechen. Aber Sohn Birger Scheidt (21) ruft zurück und erklärt die Situation aus seiner Sicht. Er bekundet, dass sich für den deutschen Markt keine Änderung ergebe. Das Urteil sei nur für Dänemark gültig.
Er weist darauf hin, dass es schon in Schweden einen ähnlichen Prozess gegeben habe, bei dem die Urheberrecht-Klage deutlich anders und im Sinne von NV bewertet worden sein soll. Seiner Meinung nach sei das Urteil der Dänen nicht mit dem EU-Recht vereinbar. So glaubt er auch nicht, dass das Urteil eines Kopenhagener Gerichtes in Deutschland durchzusetzen ist. “Für unsere deutschen Kunden ändert sich nichts”, sagt Scheidt.
Dennoch scheint die Lage nicht ganz so entspannt, wie es sich anhört. Am Ende des Telefonats mit SegelReporter weist Scheidt darauf hin, dass er keine Anzeigen mehr auf SR schalten werde, wenn ihm der Inhalt des Artikels nicht gefalle.
“Saubere” Kommunikation
Eine Drohung? Nein, natürlich nicht, beteuert Scheidt. Es gehe ihm nur darum, dass sauber kommuniziert werde. Was “sauber” denn nun heiße, ließ er offen. Vermutlich war es nur eine ungeschickte Formulierung des 21-jährigen Medienkaufmanns. Schließlich hat NV noch nie Werbung auf SR geschaltet. Es gab auch nie Verhandlungen. Solche Äußerungen dürften vielmehr ein Zeichen für den sich immer weiter verbreitenden Automatismus in der Branche sein, im Umgang mit den unter größeren Druck geratenen maritimen Medien.
Scheidt rudert im Gespräch dann wieder etwas zurück und sagt, dass jemand das Gerücht von einer drohenden Pleite verbreite. Aber das sei völlig an den Haaren herbeigezogen.
Es wäre wohl auch schade. Schließlich liest sich
die Geschichte vom deutschen Familien-Unternehmen mit Vater, Mutter und drei Söhnen, das seit Jahren den großen Gegenspielern die Stirn bietet, durchaus nicht unsympathisch.