Kontemplation und Angeln

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Ich behaupte, ohne ein gerüttelt Maß an Kontemplation geht es beim Angeln nicht.

Einfach planlos losrumpeln, irgendwo einen zufälligen Köder hinfeuern führt zu nichts. Wer dagegen sein Tun plant, wer überlegt, was er am kommenden Angeltag wo und womit machen will, der hat auch die Nase fischmäßig vorne. Außerdem verlängert man sie mit diesen Planungen auch den Genuss. Auch wenn es dann ganz anders kommt, die Gedanken eilten voran und das bringt einen Mehrwert an Angelgefühl.

Dann beim Fischen selber. Ruhig mal inne halten und hinterfragen, was man da tut, wie man es macht und ob es vielleicht besser ginge. Das bringt einen nicht nur vorwärts, das erfüllt auch eine Pause.

Und dann nach dem Fischen. Die Nachbearbeitung. Was war gut, was könnte besser werden...? Das verlängert den schönen Angeltag beinahe nach Belieben!

Angeln ist, mindestens für mich, so viel mehr, als die reine Zeit am Wasser. Kopfsache eben und da sollte man sich nicht bescheiden. Ohne Kontemplation geht es nicht für den passionierten Angler!

 

Waller Michel

Well-Known Member
Also das sehe ich auch so !
Einen Plan sollte man auf jeden Fall haben .
Wenn es dann allerdings nicht wie gewünscht läuft, sollte man flexibel sein, den eventuellen Fehler erkennen? Und genug Kenntnisse über sein tun haben, das man gewisse Dinge verbessern kann!
Dazu gehört auch ein Gewässer lesen zu können! Fachkenntnisse über Tackel und Fisch etc ....Gewässerkentnisse sind auch von Vorteil!
Das alles zusammen macht das Angeln effektiver und bringt Freude bei der Vorbereitung!


Dann kommt einer mit null Ahnung, null Plan von irgendwas und fängt meist den ersten Fisch ;)

LG Michael
 

Minimax

Machine-Gun-Mini
Oha, sehr interessant aber auch sehr schwierig. danke für den Denkanstoss, lieber @Andal.
Es stellt sich die Frage, ob das was unsereiner als Kontemplation um das ANgeln herum begreifen könnte, nicht einfach Konzentration ist. Ebenfalls ein intensiver innerer Prozess, der aber auch sorgfältige Planung, Beaobachtung und Vor- und Nachbereitung erfordert, aber eben ganz neuzeitlich-diesseitig zu Methoden und (Selbst-)techniken der Aufklärung gehört.
Zudem weist unser geliebtes Angeln ein zentrales Element auf, das der Kontemplation eigentlich zuwiderläuft, das der Praxis, des Handelns und der Körperlichkeit: Also das Angeln an sich mit seiner Unzahl an physischen Handlungen.
Ein Kontemplatives Element erkenne ich aber -und da werden wir wohl alle übereinstimmen- darin, wenn das Angeln sozusagen zur Nebensache wird, obwohl man es intensiv und mit allen Sinnen erfährt und ausübt, und dann irgendwann der Moment kommt, wo all die Handlungen und Beobachtungen sozusagen automatisch ablaufen
und unser Inneres paradoxerweise durch diese intensiven Tätigkeiten frei wird- und diese innere Freiheit bzw. Unbesetztheit es ermöglicht, Erkenntnisse über sich und die
Welt zu erhalten - das ist vielleicht der Agenblick des Angelns, bei dem die Konzentration in Kontemplation übergeht.
Man verläßt das Wasser danach nicht nur mit einer Fülle an äußeren Eindrücken, sondern auch mit mehr oder weniger gewissen, vielleicht nur schemenhaft erahnten Erkenntnissen aus sich und über sich, die man so vielleicht nie erhalten hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Pescador

Barschangler
Da wird das Fischen zu etwas Spirituellem. Kann ich nachvollziehen, da diese Passion lange schon eine Art Meditation für mich geworden ist.
Kontemplativ stelle ich mir insbesondere die urzeitlichen Formen der Jagd und des Fischens vor. Existenziell bedeutend musste wohlüberlegt und hochkonzentriert an die Beute herangepirscht werden. Auch war diese ohnehin gottgegeben.
Mit solchem Denkansatz lässt sich aber vermutlich eher beispielsweise ein langjähriger Fliegenfischer, als ein junger Streetfisher (in der Hand die Rute, und in den Ohren die dröhnenden Stöpsel vom Smartphone) erreichen ...
 

Mescalero

OCC 2022 (Erster)
Aber klar! Natürlich gehen Kontemplation und das Angeln Hand in Hand, alles andere ist zum Scheitern verurteilt, das liegt in der Natur der Sache. Und mit Spiritualität hat das m.E. aber auch gar nichts zu tun.

Ein sinngemäßes Zitat von David Crosby (Crosby, Stills, Nash & Young): Wenn mir das zuviel wird, gehe ich fischen.
Gemeint war das politische Durcheinander und der Aktivismus der Hippieära. Das bringt es genau auf den Punkt. Angeln ist der (kontemplative) Rückzugsmoment in Zeiten, in denen es zu hektisch ist.
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Da wird das Fischen zu etwas Spirituellem. Kann ich nachvollziehen, da diese Passion lange schon eine Art Meditation für mich geworden ist.
Kontemplativ stelle ich mir insbesondere die urzeitlichen Formen der Jagd und des Fischens vor. Existenziell bedeutend musste wohlüberlegt und hochkonzentriert an die Beute herangepirscht werden. Auch war diese ohnehin gottgegeben.
Mit solchem Denkansatz lässt sich aber vermutlich eher beispielsweise ein langjähriger Fliegenfischer, als ein junger Streetfisher (in der Hand die Rute, und in den Ohren die dröhnenden Stöpsel vom Smartphone) erreichen ...
Ja das ist auch eine Frage des Dienstalters an der Rute.
 

Mescalero

OCC 2022 (Erster)
Das sehe ich nicht unbedingt so. In meinen Augen ist das eher eine Frage der Einstellung, weniger eine des Alters oder „Dienstalters“ an der Rute.
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Der Junge wird wohl auch bemerken, dass es gut ist. Aber ich meine, ohne es wirklich zu wissen, dass es der Alte eher hinterfragen wird, warum dem so ist. Und ob das dann auch irgendwelche Auswirkungen hat, ist sowieso reine Spekulation.
 

Minimax

Machine-Gun-Mini
Ich glaube, das Angeln eine Möglichkeit (es gibt 1000 andere) ist, gefahrlos in den Abgrund zu blicken. All die grossen und kleinen, realen und eingebildeten Sorgen Ängste und unbequemen Wahrheiten die wir alle mit uns herumtragen, nun, all das was uns keinen Schlaf finden lässt und uns das Leben sauer macht: Davor fliehen wir, und es ist nicht leicht oder sogar unmöglich sich nachts um drei hinzusetzen und sich all solchen Dämonen zu stellen, sie nehmen überhand und jagen einen ins Bockshorn- und ich wage zu behaupten, das es nicht nur den Furchtsamen und Sanften unter uns so geht, sondern auch den Entschlossen Virilen. Es gibt im Leben eines
jeden diese Dunklen Punkte, Bermudadreiecke der Seele, denen man sich nicht ungestraft nähert.

Aber, FReunde, am Wasser, am Wasser, wenn die Döbel beissen, die Ruten kontrolliert werden wollen, man Strömung, Wetter Montage im Auge behalten muss, die Brotflocke mit perfektem Kniff gefaltet werden will, und man überlegt, ob man nochmal ne neue Stelle anfüttern sollte -allein schon eine grossartige Leistung all dies im Auge zu behalten, wenn die Maifliegen Hochzeit machen und der Eisvogel fliegt- wenn man so im Flow ist, dann ist man geschützt,

Und dann kann man, unbemerkt von den Wachposten seines Gewissens und seiner Ängste-denn sie sind durch die Angelei abgelenkt-zu diesen dunklen Orten seines Herzens zu seinen Sorgen und Ängsten gelangen und sie ohne Gefahr betrachten, sie durchdenken und betrachten. Der kleine seltsame Schmerz im Bauch, das kalte Glitzern im Blick der Liebsten, das Husten der Tochter, der Brief von der Bank mit einer schlimmen Zahl darin- das was einen nachts im Bett mit Augen wie Untertassen und Schweissperlen zurücklässt, das kann man wunderbar behütet, zwischen Maden Nachfüttern und neu auswerfen endlich in Ruhe betrachten.

Das Angeln gewährt einen Blick unter die Oberfläche nicht nur des Wassers, und Seltsames und Überraschendes zieht man aus den Tiefen empor.
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Genau dieses Wu wei (stümperhaft übersetzt und ausgelegt, als die Kunst des Nichts tun) tut der Seele so gut. Und wenn dann schon die frühen Daoisten im alten China es erkannten, es heute noch anerkennen, kann es so weit hergeholt und falsch nicht sein.
 

Lajos1

Well-Known Member
Obwohl er aus Bayern kommt .... :)

Hallo,

das Eine schließt das Andere nicht aus, aber das weisst Du ja.
Allerdings wäre es interessant den Andal mal so richtig fluchen zu hören:laugh2. Da könnte man vieleicht noch was lernen.
Obwohl ich da auch kein Leiniger (für Nichtfranken: Leiniger=Unbedarfter) bin; zumindest amüsiert sich mein sechsjähriger Enkel köstlich, wenn der Opa, in Rage, so richtig loslegt.

Gruß

Lajos
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Das käme ganz und gar auf den Grad der Erbosung an. Auf einer Skala von 1 - 10 wäre es jedenfalls ab Stufe 4 nix mehr für 6jährige Ohren. :D

Und wenn ich fluche, dann laut. Leise fluchen bringt ja nichts. ;)
 

Lajos1

Well-Known Member
Das käme ganz und gar auf den Grad der Erbosung an. Auf einer Skala von 1 - 10 wäre es jedenfalls ab Stufe 4 nix mehr für 6jährige Ohren. :D

Und wenn ich fluche, dann laut. Leise fluchen bringt ja nichts. ;)

Hallo,

dachte ich mir schon :laugh2. Und ja, leise fluchen ist für die Katz, das muss raus und zwar laut und deutlich.

Gruß

Lajos
 

NaabMäx

Well-Known Member
Ja leck mich doch am Socken, haut der mit Fremdwörtern ummanand.

Sackelzement nuamal, Andal, jetzt wirst aber katholisch. " Die geistige Versenkung in Gott" - hat der Lateiner g'sagt.
Ich geh zum Angeln, weil ich im Kopf abschalten will. Jetzt kommt du mit sowas daher.
Jetzt kann i nicht mal beim Angeln meine Sinne beruhigen.
Meinet wegen, dann bete ich hald beim nächsten Ansitz einen "Vater Unser", das'd a Ruh gibst.
Und weh i fang dann keinen Fisch- dann hats dich. :laugh2

Denn wie ein alter Bayer mal sagte: "Nur wer was Lernt, hat was zum Vergessen."
 
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