AW: Ködertest: 10 Tester für Matze Koch Special Edition Boilies gesucht
Nachfolgend der Testbericht von punkarpfen:
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Der Erste Eindruck
Die Verpackung ist zweckmäßig und informativ. Gut gefallen hat mir die Nährwertangaben und das aufgedruckte MHD (in diesem Fall 24.03.2013). Ich vermute eine angegebene Haltbarkeit von 12 Monaten, was dann auch einen Rückschluss auf das Produktionsdatum zulässt. Leider drucken noch nicht alle Boiliehersteller ein MHD auf ihre Verpackungen. Top Secret geht da aber einen guten Weg und der Kunde kann sich sicher sein, dass er keine alte, überlagerte Ware bekommt.
Beim Öffnen der Tüte strömte mir ein angenehmer, nussiger Geruch in die Nase. Auch der Geschmackstest bestätigte den ersten positiven Eindruck: süß, nussig und ungefähr dem Geruch entsprechend. Man kann sich also ohne Bedenken einen Scopex-Nuss Boilie in den Mund stecken und auch das Runter schlucken ist unproblematisch, weil der Boilie lebensmittelecht ist. Ich persönlich finde den Boilie aber nicht so lecker, dass ich die Teigkugeln selbst vertilgen müsste. Wichtig war mir nur, das der Boilie nicht bitter oder sonstwie abartig schmeckt.
Positiv aufgefallen ist mir die oliv-grüne Farbe der Köder. Insbesondere für Angler die an Gewässern mit vielen Blesshühnern, Tauchenten usw. fischen ist ein unauffälliger Boilie von Vorteil.
Auf Wasserglastests und der gleichen werde ich verzichten und mich einfach auf die Ergebnisse der Praxis verlassen. Was bringt ein Boilie der theoretisch (z.B. im Wasserglas) gut arbeitet, aber keine Fische an den Haken bringt?
Volles Rohr
Nachdem der erste Eindruck positiv verlaufen war, ging es nun um das „Handling“. Ich nahm mein Wurfrohr und machte ein paar Probewürfe. Die Boilies erreichten für 16er akzeptable Weiten und es zerbrach auch kein Boilie. Sicherlich würde man mit 20mm Boilies weiter kommen, aber meine bevorzugten Angelstellen konnte ich problemlos erreichen.
Die Konsistenz ist relativ weich und das Auffädeln auf das Haar klappte problemlos. Der Boilie zerbrach nicht und hielt auch meine „Gewaltwürfe“ aus. Wer lieber harte Boilies fischt, der kann die Köder nachhärten, aber ich persönlich bevorzuge weiche Boilies.
Der Erste Einsatz
Mittwoch kam das Paket und Freitag sollte nun das entscheidendste Kriterium überprüft werden. Ohne Vorfüttern nahm ich einen Kilobeutel mit zum Angeln. Ich fischte eine Rute mit dem Scopex-Nuss Boilie, eine weitere mit einem hellen Pop-Up und die dritte mit einem Mainline „Cell“ Boilie in 12mm. Als Beifutter verwendete ich bei allen drei Ruten etwas Grundfutter und einen Pelletmix. Dazu ein paar ganze und ein paar zerkleinerte Boilies und der Futterplatz war angerichtet. Zielfisch war natürlich der Karpfen, aber ich bin der Meinung, dass jeder gefangene Fisch zählt und eine Aussage über die Attraktivität eines Köders gibt.
Ich platzierte die beiden Ruten mit den Bodenködern an der Kante zu einem großen Flachwassergebiet. Um es kurz zu machen; dort blieben sie auch unberührt. Das absolute Highlight des Ansitzes erlebte ich aber schon zu Beginn des Ansitzes. Ich erspähte eine Gruppe Karpfen, die es sich bei dem sonnigen Hochdruckwetter im Flachwasserbereich gut gehen ließen. Mit der Pop-Up Rute bewaffnet watete ich den Fischen entgegen und platzierte den Köder direkt neben den Fischen. Ein Fisch löste sich von der Gruppe und schwamm direkt in Richtung des Pop-Ups. Ich befand mich nur wenige Meter von dem Köder entfernt und wagte kaum zu atmen. Der Fisch schwamm zielstrebig auf den Köder zu, saugte ihn ein, schüttelte mit dem Kopf und... – er hakte sich. Nach kurzem, aber heftigen Drill landete ein Spiegler von 23 Pfund in meinem Kescher.
Für das Gewässer eher ein Durchschnittsfisch, der mir durch seinen „Live-Biss“ einen der aufregendsten Momente meiner Angellaufbahn beschert hat.
Der zweite Versuch
Wenige Tage später ging es erneut los. Ich wählte ein Gewässer mit einem guten Karpfenbestand und einem etwas niedrigerem Durchschnittsgewicht. Die favorisierte Stelle ist ein großes Seerosenfeld, welches sich in etwa 70m Entfernung vom Angelplatz befindet. Die kleinen Cell- Boilies blieben in der Gefriertruhe, weil ich auch bei günstigsten Winden nicht in der Lage bin, die Köder so weit zu „sticken“ (denglisch für mit dem Wurfrohr hinausbefördern). Zum Glück fand ich noch eine angebrochene Tüte 16er Fischboilies vom Vorjahr, die mir in den vergangenen Jahren gute Fänge beschert haben. Ich fischte eine Rute mit den Testboilies, eine mit den Fischboilies und eine mit einem weißen Pop-Up. Von jeder Sorte nahm ich drei Hände voll und fütterte großflächig vor dem Seerosenfeld. Dabei fiel mir auf, dass ein paar Testboilies beim sticken zerplatzten. Gelegentliches Eintunken des Wurfrohres ins Wasser schaffte Abhilfe. Mit dem Futterboot brachte ich noch eine Mischung aus Grundfutter, Dosenmais, Hanf und Pellets aus, die ich bei voller Fahrt vor dem Seerosenfeld verklappte. Da sich das Seerosenfeld in Wurfweite befindet, entschied ich mich die drei Ruten zu werfen. Der Futterbereich war großflächig, so dass ich auch im Dunkeln stets in der Nähe des Futters fische. Bei jedem Fisch fütterte ich zwei Hände voll Boilies nach.
Am Aufbautag schien die Sonne gnadenlos und da ich den Gummihammer gerade weg rationalisiert hatte, gelang es mir nur einen einzigen Hering in den harten Kiesboden zu bekommen. Ich improvisierte mit Eimern und Taschen und das Zelt stand. Mit diesem Aufbau wäre ich zwar nie in einem Katalog gelandet, aber ich hatte schon mal ein Dach über dem Kopf. Der Uferbewuchs gab außer ein paar Brennnesseln und Brombeerbüschen nicht viel her und Schatten spendete nur mein windschiefer Wetterschutz. Dieses Ufer ist die ideale „Holding-Area“ für Zecken und Nagetiere und daher bei den meisten Anglern eher unbeliebt.
Bis zu den frühen Morgenstunden blieben die Köder unberührt und erst in den frühen Morgenstunden fing ich einen kleinen Schuppi auf die Fischboilies. Nach dem erneuten Auswerfen der Montage, konnte eine Brasse ebenfalls nicht dem Fischboilie widerstehen. Die nächste Aktion war an der Pop- Up Rute, wo eine Brasse Gefallen an dem weißen Schwimmboilie gefunden hat. Die Rute mit dem Testboilie blieb dagegen unberührt, obwohl sie gut platziert lag. Ich sinnierte gerade über die Gründe für ein Ausbleiben der Bisse, als ich von einem Dauerton in die Realität zurückgeholt wurde. Ein langer, schlanker Schuppi konnte Matzes Boilies nicht widerstehen und machte Bekanntschaft mit meinem Keschernetz. Schuppis mit einer döbelähnlichen Statur werden ja gerne voreilig und fälschlicherweise als Wildkarpfen bezeichnet. In diesem Fall handelt es sich aber definitiv um einen gewöhnlichen Schuppenkarpfen und nicht um einen Wildkarpfen.
Bislang liegt der Testboilieverbrauch bei etwa 700g und die Köder haben jetzt schon bewiesen, dass sie Fische an den Haken bringen können.
Der dritte Angeltag
Auch hier ging ich sehr sparsam vor. Ein paar zerkleinerte Boilies in einem PVA Beutel sollten als Futter genügen. Um den Köder dem Futter anzupassen, trimmte ich den Boilie mit einer Schere. Er sollte ruhig unförmig aussehen. Weiterhin wird dadurch die Außenhaut des Boilies geöffnet, was ein besseres Auswaschen der Inhaltsstoffe begünstigt. Ich fischte wieder an Kante zum Flachwasserbereich und hatte zur Verstärkung zwei Angelfreunde dabei. Am Abend interessierte sich eine Brasse für den Hakenköder und ich war zuversichtlich, dass sich noch ein weiterer Abnehmer für die Scopex-Nuss Boilies finden würde. Nachts genoss ich ein fulminantes Konzert des lokalen Krötengesangsvereines, welches in Surroundqualität vorgetragen wurde.
Kurz nach Sonnenaufgang weckte mich mein Bissanzeiger und ein schöner Spiegelkarpfen konnte gelandet werden .
Der vierte und vermutlich letzte Test
Da ich vermutlich bis zum Testende nicht mehr zum Karpfenangeln kommen werde, setzte ich alles auf eine Karte. Ich wählte eine andere Stelle, die als bei Karpfen beliebt und bei Kröten eher unbeliebt gilt. Weil der Boden hier krautfrei ist, verzichtete ich auf die PVA Beutel und sicherte die Hakenspitze lediglich mit Maisstärkenuggets (Verpackungsmaterial, welches auch unter anderem Namen zu hohen Preisen von englischen Firmen vertrieben wird). Eine Montage fischte ich als Schneemann, wobei ein kleiner roter Pop Up dem Boilie zusätzliche Attraktivität verleihen sollte.
Um es kurz zu machen – er tat es! Ich fing zwei Karpfen und eine große Brasse.
Ich fing nur auf die Rute mit der Schneemannmontage, obwohl ich die Angelplätze durchtauschte.
Fazit
Jeder Boilie ist nur so gut, wie der Angler, der damit fischt. Wer seine Augen offen hält und etwas experimentierfreudig ist, wird mit den Matze Koch Boilies ganz sicher den einen oder anderen Fisch fangen. Ich habe bei diesem Test den Fokus auf die Instantangelei (ohne Futteraktionen) gelegt, weil für einen Langzeittest die Ködermenge und der Testzeitraum größer sein müsste. Bei dieser Angelei werden nur geringe Mengen benötigt, was den Anschaffungspreis von etwa 10 Euro/Kilo relativiert. Für die ersten drei Ansitze habe ich insgesamt nur ein Kilo Boilies benötigt.
Fest steht, dass die Karpfen die Boilies in meinen Testgewässern mochten und das die Testboilies mit den Vergleichsboilies gut mithalten konnten. Obwohl unsere schuppigen Freunde gefallen an den Top Secret Boilies gefunden haben, stieß ich bei anderen Karpfenanglern eher auf Skepsis und Unverständnis. Obwohl ich vor ihren Augen fing, haftet den Top Secret Boilies noch der Ruf der Anfänger – und Billigköder an. Ein Glück, dass die Karpfen davon noch nichts mitbekommen haben und seit Jahren damit gefangen werden. Ich kann aber nur jedem empfehlen, die Köder einmal anzutesten, um sich selbst ein Urteil bilden zu können.
Christian Klatt aka punkarpfen