Genaues Packen ist Pflicht. Wer was vergisst, hat Pech!
Laufen hätte zwei mindestens zwei Tage gedauert. So ist es einfacher
Hier führt kein Weg hin
Sommer in Lappland. Angenehme 14 Grad, eine steife Brise aus Norden und Sonne rund um die Uhr. Jesper und ich stehen Anfang Juli an einem klaren und tiefen Bergsee irgendwo im schwedischen Niemandsland. Saiblinge soll es in unserem Seen geben. Bisher stießen Nymphen & Co auf wenig Interesse der vermeintlichen Bewohner. Zaghafte Zupfer, ein Abriss. Es ist schwierig. Während des Frühstücks am nächsten Morgen schmieden wir neue Pläne. Es geht an unseren „Homepool“. Tiefes Wasser, eine Strömungskante. Ob hier überhaupt schon mal jemand seine Fliege servierte? Wir knien am Ufer und machen uns so klein wie möglich. Bloß nicht auffallen. Plötzlich durchbricht ein Aufschrei das Summen der Mücken: „Fish on!“ Was kurz darauf in den Kescher rutscht, haben wir nicht zu träumen gewagt ...
Unsere Behausung im Nirgendwo mit Seeblick
Juli im Norden. Aber mit dem Zwiebelprinzip kein Problem
Zivilisation ade
Kiruna. Der kleine Ort im Norden von Schweden ist Ausgangspunkt unseres Abenteuers. Ich darf meinen Kumpel Jesper bei einer Testtour begleiten. Mit einem Hubschrauber von Kallax Flyg geht’s zum ersten von zwei Zielen. Vorher hakt Jesper die Verpflegungsliste ab und ist für die kommenden sieben Tage kulinarisch bestens vorbereitet. Zusammen mit den Piloten gehen wir die Tour noch mal detailliert durch. Dann wird es ernst. Wasserdicht verpackt rutschen Tackle, Zelt und Nahrung in den Bauch des Hubschraubers. Die Rotoren laufen an und schon schweben er durch den Regen Richtung Fisch. Rund eine halbe Stunde dauert der Flug über die letzte Wildnis Europas. Zwischen zwei Schneefelder sucht sich Pilot Göran einen Landeplatz, bringt den Heli runter und ist kurz darauf schon wieder in der Luft. Willkommen in der Wildnis. Das Projekt Saibling startet.
Erster Fisch, der zitternde Knie bedeutet
Sicher eingenetzt!
Bauch passend zur Jacke ;-)
Wie gemalt und kurz darauf wieder im Wasser
Nächster Fisch ...
... in perfekter Küchengröße
Outdoor-Koch in Action
Aber auch im Zelt wurde Essen zubereitet
Für zwischendurch: getrocknetes Rentierherz
Unscheinbares Wasser
Kaum sind die Ruten #4 bis 6 einsatzbereit, bricht die Sonne durch die Wolken – herrlich! Wir erreichen den oberen von drei Seen nach wenigen Minuten. Steiniges Ufer, klares Wasser. Der kleine Verbindungsbach zum unteren großen See beherbergt scheinbar keine Saiblinge. Also waten wir im Zeitlupentempo durch das stehende Gewässer. Bloß keine Unruhe verbreiten. Hinter einer Kante zum tiefen Bereich stehen zwar Fische, doch leider haken Jesper und ich keinen. Es bleibt bei einigen Fehlbissen. Bis drei Uhr morgens servieren wir alles, was die Fliegenboxen hergeben und krabbeln anschließend todmüde in die Schlafsäcke. Die Sonne brennt weiterhin vom Himmel und fünf Stunden später wecken uns 35 Grad im Zelt. Völlig gerädert bereitet Jesper das Frühstück vor: Porridge, Kaffee und Knäcke. Mit neuen Kräften statten wir dem Pool unterhalb unseres Zeltplatzes einen Besuch ab. Der Spot sieht extrem fischig aus und Nymphen sollen ihm sein buntes Geheimnis entlocken. Dann geht plötzlich alles ganz schnell. An Jespers Schnur zerrt etwas Wildes. Der Backing-Knoten rutschte bereits durch die Ringe und seine Vierer ist bis ins Handteil gebogen. Was wir im klaren Wasser sehen, lässt uns den Atem stocken. Ein Saibling, und was für einer! Das 18er Vorfach muss ganze Arbeit leisten. Einige Minuten später hält der sympathische Schwede einen Traumfisch von 62 Zentimetern in die Kamera! Damit hat keiner von uns gerechnet. Auch nicht mit dem, was noch folgt. Ich lande wenige Würfe später ein Exemplar von 63 Zentimetern, Jesper legt mit einem weiteren Fisch in den 60ern nach. Wir klatschen uns ab! Einen kleineren Gesellen lädt er später noch zum Essen ein und ich darf mich über zwei Mittfünfziger auf Trockenfliege im oberen See freuen. Am nächsten Tag finde ich im Homepool einen weiteren Interessenten für meine Fluonymphe mit gelbem Kopf. 65 Zentimeter lang und wunderschön gefärbt – ich bin völlig aus dem Häuschen! Alle beißen auf Nymphen, in Zeitlupe eingestrippt. Wir wären an so einem wilden Gewässer schon mit nur einem Fisch zufrieden gewesen, aber dieses Ergebnis haut uns einfach um!
Gelbe Fluonymphe brachte mir meinen ersten Fisch
Circa 2 Uhr nachts mit Millionen von Mücken und Gnitzen
Mein bis heute schönster Fang
Diese Tour rangiert ganz oben auf meiner bisherigen Top-Drei-Liste und ich bin meinem Kumpel noch heute sehr dankbar, dass er mich mitnahm.
Hier noch bewegte Bilder:
Schöne Grüße, Elmar