Ingöya 2008 "Over the Top"

heinrich

Member
Ingöya 21.06 – 01.07.2008


Heiko, Jörg , Stefan und Heinrich

Während der Vorbereitung unserer nächsten Reise und der Suche nach einem spannenden Ziel stieß ich Anfang Oktober 2007 im Netz auf einen hervorragenden Bericht (von Pete und Raik) über ein mir bis dahin völlig unbekanntes Ziel: Ingöya im nördlichsten Norden.Nach kurzer Beratung war uns klar, dahin sollte es gehen!


Nach längerem Zerren um einen Termin,von Din Tur geduldig
begleitet, stand es dann endlich fest, unser Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Die nächsten Monate vergingen, wie immer, viel zu langsam,doch dann war es soweit. Die Koffer gestopft, ging es über Düsseldorf,mit Zwischenstopp in Oslo, nach Alta.

Tipp: den Flug nach Oslo wenn möglich früh wählen und den Abend in Oslo genießen.So wird aus dem erzwungenen Stopp eine Bereicherung der Anreise. Das von Din Turempfohlene Hotel war gut und preiswert, und es gibt einen Expressbus in die City.

Durch eine Verspätung unseres Weiterflugs nach Alta waren unsere Chancen die Fähre von Havoysund nach Ingöya zu erreichen gleich null. Die Fähre fuhran diesem Tag nicht mehr, also war guter Rat teuer. Doch das Team von Din Tur organisierte kurzerhand, dass wir mit den Angelbooten am Festland abgeholt wurden.
Das Wetter war ruhig und trocken, unser Vermieter hatte sogar Anzüge mitgebracht,und so hatten wir einen richtig zünftigen Start in unseren Aufenthalt.


Tipp: Die Strecke Alta-Havoysund soll in 130 min zu schaffen sein, wir haben auf dem Hin und Rückweg ca. 150 min gebraucht, also besser etwas vorsichtiger planen.
Wer Einkaufen möchte, um seine Vorräte aufzufüllen, kann dies in Havöysund tun,jedoch ist der Laden auf Ingöya auch mit dem Nötigsten bestückt und preislich moderat.
Da liegen Sölvkroken rustfri im Regal. Zum Einkauf stehen zwei Toyota Busse kostenloszur Verfügung, wir haben sie auch für eine kleine Rundfahrt genutzt.

Nach einer guten Stunde Fahrt in den kräftig motorisierten Booten, erreichten wir die „Fischfabrik“ von Thorlif unserem Vermieter. Die Koffer wurden vom Kran an Landgehievt, und unsere Unterkunft bezogen. Die Häuser (Doppelhaus) sind noch nagelneu, und komplett ausgestattet. Uns hat es an gar nichts gefehlt, und wenn, kümmert sichThorlif, sein Sohn Stefan oder Joar der Fischer, hilfsbereit und schnell um fast alles.
Fast? Klar kapitale Fische kann auch das beste Team nicht herbeizaubern. Sehr wohlaber die Vorrausetzungen schaffen. Wir fühlten uns vom ersten Moment an willkommenund bestens betreut.

Tipp: Ein paar Englischkenntnisse erleichtern die Verständigung ungemein und ermöglichen Nachforschungen nach den besten Revieren und Fangzeiten. Thorleifs Angaben für die
besten Angelzeiten waren erstaunlich treffsicher und widersprachen dabei oft allem was wir Vier im Laufe der Jahre gelernt hatten.


Das Revier um Ingöya zeichnet sich durch seine große Abwechslung aus,Tiefen um 350 m sowie sandige Flächen um 20 m sind gleichermaßen in der Nähe zu finden. Wir haben an einem Tag, bei kräftigem Wind immer noch im Schatten der Schären den Trollsund erreicht. Wir haben bei glatter See Ausfahrten bis ca. 30 km vor die Küste unternommen, zwischen den Untiefen
gefischt, die Plateaus abgegrast und eigentlich überall gefangen.


Fängig sind alle Stellen, die größeren Fische brachten jedoch häufig Untiefen die etwas vorgelagert lagen. Westlich Fruhholmen liegt z.B. Raasa. Bei unserer Ankunft lag im Filetierraum ein gefleckter Steinbeisser von sicher 20 kg, der dort mit einer Langleine gefangen wurde, die von Raasa aus in die Tiefe südsüdwestlicheRichtung gelegt war. Am letzten Tag erwischte hier Stefan den größten Rotbarschder Reise, in 90 m mit 500 gr rustfri Pilk, und zwar ganz ohne E-Multi  Die ganz
großen Uer blieben uns jedoch verwehrt.


Vorsicht, einige der Koordinaten die Din Tur mitliefert, liegen übertragen auf dasGPS der Boote, auf dem Festland. Möglicherweise ein abweichendes Kartendatum.
Oder meine Navigation war Mumpitz.


Unsere Fänge: Dorsch bis 21 kg, etliche von 12-15 kg, ein 17 kg Fisch. Der Bringer (Größensortierer) war hier der Royber Jig in Design Köhler oder Schwarz in 230 gr.

Heilbutt, vier kleinere, ein 19,5 kg Fisch aus dem Trollsund auf GJ 200 grmit Canelle double Shad in blue gill. Der Butt biss auf einem passiv geführtenGJ in 10 m Tiefe über 17 m Wassertiefe. Der Drill war im Flachen sehr furios aber vergleichsweise schnell beendet.Ich habe mich selten so über einen Fisch gefreut in meinem Anglerleben. Meine Shimano Inbreed hat hier wie auchbei dem 21 kg Dorsch aus ca. 100 m ganze Arbeit geleistet. Überhaupt starkwas das Rütchen drauf hat. Ich bin hellauf begeistert, die Rute wiegt in etwa soviel wie meine Spinnrute (180 gr) und hat unglaubliche Kraft.

Schellfisch, einige sehr ordentliche Exemplare bis ca. 3,5 kg.

Seelachs war noch nicht in ordentlichen größen vorhanden dafür sollte man im August bzw. September da sein. Stefan gelang der Fang eines Sei von über 1,00 m auf geschleppten Wobbler.

Wir fingen eine sehr schöne Scholle, und als Exotenbonus fing Jörg noch einen 0,80m langen Seeteufel auf Pilker, direkt vor der ersten Insel.

Wir haben einen halben Tag ins Trolling investiert hatten aber kein Glück mit den Lachsen.

Die Lumben waren eher rar gesät, was wir alle nicht besonders bedauert haben.

Wir haben an verschiedenen Stellen Katfisch gefangen, die Stonies standen durchaus noch im Flachwasser.

Überhaupt scheint es so zu sein das die biologische Uhr dort oben noch ein bisschen langsamer tickt als im restlichen Nordnorwegen.

Laut Stefan Hansen begann zur Zeit unseres Aufenthaltes der Frühling. Ab Mitte Juli beginnt der Sommer, der Mitte August vom Herbst abgelöst wird. Der August sowie der September soll eine besonders ergiebige Zeit sein. Dann sind auch die größeren Seelachse vor Ort.

Da unsere Kisten ab dem zweiten Tag übervoll mit Filet waren, haben wir uns darauf konzentriert, einmal andere Sachen auszuprobieren.

Bei der Suche nach einer schönen Schollenstelle gerieten wir an einem Nachmittag in eine flache Bucht. Das Wasser war glasklar und die Sonne stand günstig. Wir konnten beobachten, dass auf dem gefleckten Grund,über den dunklen Stellen, Heilbutte lagen. Fische bis ca. 1,00 m Länge waren darunter, in einem Bereich zwischen 6 und 4 m Wassertiefe konnten wir 8-9 Tiere beobachten. Aber was wir auch versuchten, wir konnten keinen an unsere Köder locken. Der Bootsschatten und das sichtige
Wasser vereitelten unsere Bemühungen. Ein ins Wasser gehängter GJ lockte gleich zwei Kveite gleichzeitig an die wild angeschossen kamen,um im letzten Moment abzudrehen. Ein Spöket in schwarz 50gr wurde mehrmals von einer beachtlichen Scholle angegangen bevor ein kleiner stacheliger Kerl aus dem Kraut schoss und ihn Ihr vor der Nase wegschnappte.

Interessant war auch der flache Auslauf des Trollsunds, der allerdings auch ständig befischt wurde. Besonders hier galt: ohne Strömung kein Fisch.

Ich glaube, dass die starken Strömungen in diesem Revier eine ganz besondere Rolle spielen.

Für uns alle war dies ein ganz besonderer Urlaub und zwar nicht nur wegen der guten Fänge, sondern wegen der Atmosphäre und urtümlichen Umgebung, und vor allem wegen der SUPER Betreuung vor Ort. Wir waren mittendrin, statt nur dabei. Als Gäste einer Norwegischen Fischersfamilie am nördlichen
Ende des gelobten Land. Ich hoffe, dass sich die Gastgeber ihre offene und freundliche Art erhalten können. Dank auch an das DIN TUR Team für die perfekte Organisation und Abwicklung.

Ich habe nebenbei bemerkt, noch nirgendwo so viele Wale gesehen wie dort.Gruppen von Schweinswale kreisten um die Boote und tauchten unter uns durch.Verschiedene mittelgroße Wale (weißflecken Schweinswal?) besuchten uns bei Touren weiter vor die Küste.

Infos: Norwegian bietet 40 kg Freigepäck sowie Handgepäck bis 15 kg an.
Wichtig zu wissen: bei zwei Koffern (z.B. 1X 30 kg und 1X 10 kg) wird 10 kg Übergepäck in Rechnung gestellt!!! Jeder Koffer darf maximal 20 kg haben. In Düsseldorf war beim Check In nicht bekannt, das das Rutenrohr frei ist.In Alta und in Oslo mussten wir aufgrund von Gewichtsverteilung Übergepäck bezahlen. Insgesamt ca. 240 Euro. Dabei kamen jedes Mal völlig andere Summen und Kosten raus. Mehrgewicht kostet 65.- NOK/kg, man kann im Vorfeld einen Rabatt buchen und zahlt dann „nur“ 45.-/kg

Auf der Rückreise hatten zwei Mann Pilker ohne Haken und Bleie im Handgepäck ohne Probleme mit der Sicherheit zu bekommen. Ich hatte den Akku der E-Multi im Rucksack und musste darauf hin in Oslo den Rucksack nachträglich einchecken.

Wer nicht nur die großen Fänge sondern auch eine unnachahmliche Atmosphäre sucht, der ist auf Ingöy goldrichtig. Für uns war dieses Mal fast jenseits von Tourismus. Da gibt es noch so einiges zu entdecken. Und wir haben noch eine Verabredung mit einem gefleckten Gesellen.


NACHTRAG: der Transfer rüber nach Ingoy ist ein Witz, und man taucht in eine völlig andere Welt ein.Ich hab schon immer zu denen gehört die lieber um den ganzen See latschen statt sich vor das Vereinsheim zu setzen. :q

Die Vermieter wollen in Zukunft E-Multis und möglicherweise auch Floater bzw Bleie/Köder anbieten was die Gepäckfrage nochmal entschärft.


Gruß Heinrich


PS: Ich warte auch noch gespannt auf den Berich von Boardie Fördejäger und Co die nach uns da waren. Schöne Grüßehttp://www.anglerboard.de/board/images/smilies/wave.gif
#h
 

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leopard_afrika

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AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Danke Heinrich für den schönen, umfangreichen Bericht und die Bilder. ( könnten ruhig noch mehr sein :) ) Ich finde das letzte besonders gut, so sieht man richtig schön den "Dickschädel". :)
 

Kübel

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AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Hallo heinrich|wavey:,
Da habt Ihr ja ein super Urlaub gehabt. Wird sicherlich auch unvergesslich bleiben.
Danke für deine feinen Bericht.#6

Gruß
Andreas
 

technofiffi

New Member
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Hallo Heinrich,
toller Bericht der meine Buchung für Mai 09 bestätigt.

Eine Frage: Wie sieht es mit Angelmöglichkeit bei Schlechtwetter aus?

:m

mfG
technofiffi
 

Heuxs

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AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Hi Heinrich

Ich bin sprachlos....so ein Bericht gehört in die Angelzeitung! Hut ab..#6..sehr Informativ.
Mal aus neugier gefragt,warum seit Ihr 30km weit raus?

Gruß Heuxs |wavey:
 

sunny

gestatten Schneider
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Nen ganz feinen Bericht hast du abgeliefert #6.

Aber kannst du das:

"Thorleifs Angaben für die
besten Angelzeiten waren erstaunlich treffsicher und widersprachen dabei oft allem was wir Vier im Laufe der Jahre gelernt hatten."

mal näher erläutern. Man lernt ja gern dazu.
 

heinrich

Member
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Danke für die nette Kritik
@technofiffi schlechtwetter möglichkeiten sind ganz klar begrenzt, das hängt stark von der Windrichtung ab, wir hatten einen Tag mit heftigstem Wind und sind dennoch gut in den Trollsund gekommen,bei Westwind.Das könnte bei Östlichen Richtungen ganz anders aussehen. Von Land haben wir "hinterm Haus" versucht, da ziehen die Lachse dicht am Ufer vorbei,leider ohne Erfolg.

@Heux tja, was soll ich sagen, wir haben beim Rotbarschfischer nach den besten Stellen
gefragt. Ergab uns dann Koordinaten, die ca. 28 km westlich von Fruholmen lagen.
Wir hatten durch den Sohn des Vermieters immer Zugriff auf aktuelle Wetterdaten, waren mit zwei Booten unterwegs,die übrigens noch Kälteschutzanzüge usw an Bord haben, besitzen allen seid vielen Jahren Bootsführerschein und viel Erfahrung. Aber die besseren Uer haben wir dann hinter Raasa "nur" ca. 5 km von Land gefangen. Die angegebene Stelle
brachte eher normale bis kleine Uer. Fahrstrecke eine Tiur ca. 80 min. Muß eigentlich nicht sein.


@Sunny Thorleifs Angaben grob gesagt: Grundfische eher bei auflaufendem Wasser zwischen der Ebbe bis zwei Stunden vor Flut. Jagende Fische nach höchstflut, manchmal auch widersprüchlich, aber immer treffend. Strömung ist dort wie überall das große Thema.


Gruß Heinrich
 

Heuxs

Active Member
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Hi Heinrich

Hab an Dich noch eine Frage.....wie soll man das verstehen,das der Transfer rüber nach Ingoy ein Witz ist? Fahr die soviel umwege oder was?

Heuxs
 

heinrich

Member
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

@Heux

Sorry meinte eigentlich das das kein Hinderniss sein soll, die Fähre geht zweimal täglich, Auto braucht keiner dort, ist Eh vorhanden wenn man will. Ansonsten geht auch der Transfer per Kutter oder wie bei uns per Angelboot (Boa wie geil war das) kostet natürlich Sprit.

Da fällt mir ein: an einem Abend strandete ein älteres Ehepaar mit Mietwagen an unserem Haus, die Leuts hatten sich verfahren :) 10-15 KM Straße und drei Abzweige.

Gruß Heinrich
 

rob

gone fishing
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

servus!
sehr gut geschriebener bericht!
dafür danke.
die ecke hört sich wirklich interessant an.werde ich auch in meine to do liste aufnehmen.
beste grüße rob
 

Debilofant

Well-Known Member
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Hallo Heinrich,

besten Dank für Deinen sehr informativen Bericht und Glückwunsch zu Euren tollen Fischen und Erlebnissen! #6

Ein Blick in die gut gefüllte Schatzkammer, ähm Kühlzelle, ist doch immer wieder spannend :m, diesmal lag ja dann auch einer jenen grimmigen Fische mit drin, dessen mir vor den Augen schwebenden Punkte mich im letzten Jahr nach dem rätselhaften Tiefseeaussteiger so schlecht haben schlafen lassen...

Tschau Debilofant #h
 

heinrich

Member
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

Ja wohl wahr, ein gefleckter, und dann noch in dieser Größe.
Es war uns nicht gegeben , aber beim nächsten Mal bestimmt.

Gruß Heinrich
 

Jirko

kveite jeger
AW: Ingöya 2008 "Over the Top"

huhu heinrich #h

auch von mir ein herzliches dankeschön für deinen schniggen bericht #6... das erlebnis mit den hippos in der flachen bucht ist eines, was man so schnell sicherlich nicht vergisst - klasse! #h
 
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