AW: Gummi zug
PierreNoel schrieb:
.... böse Zungen behaupten auch, es ist eine mordsfrickelei und nur für Idioten die nicht in der Lage sind auch grosse Fische mit Fingerspitzengefühl zu drillen und zu landen.
Ich stippe seit 30 Jahren und habe zwar mal probiert aber sofort wieder gelassen.
Pierre
Schon einmal am Rhein eine >4 Pfund-Barbe auf der 14m-Pole draufgehabt? [...oder am See einen einen gut konditionierten >10 Pfund Karpfen?]
Da kannst du dann ohne Gummizug dein Fingerspitzengefühl beim Kopfkratzen beweisen, nachdem dir der Fisch dein Material komplett zusammengerissen hat. :q
Es hängt immer von den Gewässern ab, an denen man fischt. An einem See mit "lahmen" Satzkarpfen reicht eventuell eine normale Kohlefaserspitze etwas stärker dimensioniertes Gerät und viel Gefühl. Beim Fischen in der Strömung, wo die erste Flucht großer Barben gleich mit voller Kraft Richtung Flussmitte geht - da möchte ich dich mal sehen - um mich danach an deinem Gesichtsausdruck zu erfreuen. :q
Bitte nicht falsch verstehen, bei solche Pauschalurteile wie von dir gehen vollkommen an der heutigen Realität vorbei. Ich würde mal schätzen, dass in mindestens 80% der heute verwendeten Kopfruten ein Gummizug steckt.
Alles Idiot-äh Lemminge? Alles Superwichtigstipper?
Es ist ja gut, wenn man nicht gleich alles ungeprüft hinnimmt, was einem die Industrie an "Wundermaterial" vorwirft - keine Frage. Man sollte sich aber zu einem wirklichen Test Zeit nehmen und damit trainieren.
Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie man am Einbau eines Gummizuges scheitern bzw. mit dem Gummizug nicht zurecht kommen kann. Die Rute fischt sich eigentlich genauso wie ohne Gummizug, nur dass man sein Anschlagverhalten leicht ändern muss.
Ich denke, bei vielen Skeptikern geht es schon los, wenn sie erfahren, dass sie zum Einbau des Gummizuges (respektive der Teflon-Endhülse) erst einmal die Spitze ihrer kostbaren Kopfrute um fast die Hälfte kürzen müssen ("...ich säg doch meine kostbare Kohlefaserspitze nicht ab..."). Dann wird *ersatzweise* schnell mal ein Gummi zwischen Rutenspitze und Schnur gepfriemelt - welches sich natürlich beim Fischen ständig verwickelt - und schließlich wird nach kurzer Zeit *beschlossen*, dass das Stippgummi "Kram" sei.
Die Wesentlichen Vorteile eines Gummis sind:
1) Der Gummizug als Schutz für die Rute. Früher kannte jeder Stipper, der mit Gewichten größer 15gr (z.B. beim Tunken) an der Schnur gefischt hat das Problem, dass pro Jahr mindestens eine Spitze drauf ging, da je nach Rutentyp meist das 2.bzw 3. Teil mit der Zeit an Materialermüdung litt und brach. Jeder Anschlag ins Leere geht voll gegen die träge Masse des Bleies - was eine Spitze nicht wirlklich lange mitmacht.
2) Der Gummizug wird auch in kleineren Durchmessern (nicht nur) in der kalten Jahreszeit eingesetzt, um mit dünneren Schnüren angeln zu können.
Wenn man mit dicken Schnüren/Vorfächern leer ausgehen würde, aber mit großen Brassen, Karpfen, Schleien, Döbeln rechnen muss, hat man große Vorteile:
* Der Gummizug dehnt sich locker um mehr als das 6-fache - d.h. wenn ich ein 6m-Stippvorfach + 2,5m Gummizug habe, dann steht mir im Idealfall 6m+6*2,5m= 21m "Kampfradius"+Rutenlänge zur Verfügung.
* Das Gummi dämpft die Kopfschläge des Fisches und nicht mehr die Rute. Früher war es so, dass wenn die Rute schon stark belastet war, die Schläge des Fisches voll auf die Schnurdehnung gingen - da war Ermüdung und Vorfachbruch bei großen Fischen meist vorprogrammiert.
Ich möchte darauf nicht mehr verzichten. Im Winter einen sachten Gummizug rein, eine 0,08er Schnur durchgehend und (trotz der widrigen Umstände) dicke Fische fangen.
Sicher kann man einen Karpfen bzw. eine Brasse auch mit 0,18er Hauptschnur/0,16er Vorfach niederringen, aber wenn es kälter wird, dann wird sich der Erfolg mit dieser Materialkombination stark in Grenzen halten oder ganz ausbleiben.
Happy fishing, #h
BeeJay
\Edit:
1. Ich bin kein Superwichtigstipper...
2. "Das ist neumodischer Firlefanz, den keiner wirklich braucht...".
Das wurde sinngemäß auch bei Erscheinung der ersten wirklich guten geflochtenen Schnur zum Spinnfischen, bei den Winclepicker- und Feederruten, bei GuFis und den Boilies damals auch überall gesagt.
Und heute? Heute rennt jeder damit durch die Gegend, lustigerweise auch diejenigen von der "ich-bin-so-gut-den-Kram-brauch-ich-nicht" Fraktion.
Oft gesehen, oft drüber geschmulzelt. Solche "Originale" findet man in jedem Verein.
Überall gibt es Modeerscheinungen, aber manche Innovation hat durchaus ihre Berechtigung.
Früher hat man frustriert seine Kopfrute nach der x-ten verlorenen Barbe weggelegt und versucht, mit der Bolo weiterzufischen (was in der Strömung selten gut gelang), heute zieht man sich einen Gummizug in die ersten drei Teile ein und fischt lächelnd weiter. #6