Grundeln in Nebenflüssen?

Franz_16

Mitglied
Hallo Leute,
mir ist in der Vergangenheit mehrfach aufgefallen, dass sich Grundeln offensichtlich nicht bzw. nicht so stark in die Nebenflüsse verbreiten.

grundeln_nebenfluesse.jpg


Als Beispiel sei die Donau angeführt. Während man in der Donau reichlich Grundeln vorfindet, haben sie sich in die Nebenflüsse Naab und Regen kaum verbreitet.

Schon vor über 10 Jahren, im Jahr 2006 hatte man die Befürchtung dass sich Grundeln bis weit in die Zuflüsse verbreiten würde ( Zeitungsbericht ) , das ist aber bislang nicht passiert.

Dass sich Grundeln nur "langsam" verbreiten, daran kanns irgendwie nicht liegen - denn mittlerweile haben sich Grundeln ja von der Donau bis zum Nord-Ostsee Kanal ausgebreitet.

Der einzige Unterschied zwischen Haupt- und Nebenflüssen der mit bloßem Auge auffällt, ist dass die Nebenflüsse häufig nicht schiffbar sind, und demzufolge oftmals auch keine Blocksteinpackungen besitzen - hat das vielleicht etwas damit zu tun?

Welche Erfahrung habt ihr gemacht? Kennt ihr auch Nebenflüsse die von den Grundeln nicht besiedelt werden obwohl der Hauptfluss eine starke Population hat?
 

Jose

Active Member
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

also zumindest für die untere Sieg (rhein/bonn) kann ich grundeln positiv melden. ist aber auch teilweise gepacktes ufer. von viel weiter oben hör ich aber auch grundel- und welsmonster jammern.
 

Lightman

Member
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Bei der naab hab ich die Vermutung das die wehre eine Hürde sind die die Grundeln nicht überwinden können.
 

Sneep

Eine NASE für den Fisch
In stillem Gedenken
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Hallo,
dabei darf man nicht alle Grundeln über einen Kamm scheren.

Teilweise werden Arten, wie vor allem die Marmorgrundel, von anderen Arten in die Nebenbäche verdrängt. Normalerweise besiedelt die Art ruhigere Uferregionen mit Steinen und Pflanzen. Sie ist durch den zunehmenden Druck heute fast nur noch in Bächen zu finden, die für andere Grundelarten nicht attraktiv sind. Andere Arten wie die Pontische Flussgrundel sind an bestimmte Lebensräume gebunden, in diesem Fall an Sandböden.

Was die Ausbreitung der mit Abstand erfolgreichsten Grundelart, der Schwarzmaul betrifft, so sucht die Art zunächst optimale Standplätze im Hauptfluss zu erobern. Das sind Buhnen und Steinpackungen. Falls erforderlich wird die Art mit den gleichen Habitatansprüchen, die Kesslergrundel, vor die Tür gesetzt. Erst wenn keine optimalen Bedingungen mehr vorhanden sind, erhöht sich vor allem bei den Jungtieren der Druck ab zu wandern.

In einem Nebenbach ist irgendwo eine Grenze, ab der eine Grundel nicht mehr zurecht kommt. In der Forellenregion werden sie es sehr schwer haben. Wo aber diese Grenze liegt, schwer zu sagen. Da würde ich der Grundel noch etwas mehr zutrauen.
Ich kenne Baggerseen, da findet man an flachen Ufern im Sommer 30-40 Junggrundeln auf 1 qm. Da hätte ich gewettet, die kommen im Baggersee nicht zurecht.

Ich stelle auch fest, dass in Flüssen bestimmte Abschnitte zumindest die Ausbreitung verzögern. Unser Fluss ist auf ca. 12 km völlig unbegradigt. Unterhalb diesen Abschnittes gibt es 5 Grundelarten, darüber keine.

Ich denke aber, das schaffen sie auch noch. Zur Not mit menschlicher Hilfe, wenn sie im Oberlauf in den Fluss gelangen.

SnEEp
 

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Hallo Leute,
mir ist in der Vergangenheit mehrfach aufgefallen, dass sich Grundeln offensichtlich nicht bzw. nicht so stark in die Nebenflüsse verbreiten.

grundeln_nebenfluesse.jpg


Als Beispiel sei die Donau angeführt. Während man in der Donau reichlich Grundeln vorfindet, haben sie sich in die Nebenflüsse Naab und Regen kaum verbreitet.

Schon vor über 10 Jahren, im Jahr 2006 hatte man die Befürchtung dass sich Grundeln bis weit in die Zuflüsse verbreiten würde ( Zeitungsbericht ) , das ist aber bislang nicht passiert.

Dass sich Grundeln nur "langsam" verbreiten, daran kanns irgendwie nicht liegen - denn mittlerweile haben sich Grundeln ja von der Donau bis zum Nord-Ostsee Kanal ausgebreitet.

Der einzige Unterschied zwischen Haupt- und Nebenflüssen der mit bloßem Auge auffällt, ist dass die Nebenflüsse häufig nicht schiffbar sind, und demzufolge oftmals auch keine Blocksteinpackungen besitzen - hat das vielleicht etwas damit zu tun?

Welche Erfahrung habt ihr gemacht? Kennt ihr auch Nebenflüsse die von den Grundeln nicht besiedelt werden obwohl der Hauptfluss eine starke Population hat?

Kleine Korrektur.
Über den Rhein-Main-Donaukanal sind gleiche mehrere Arten bis zur Nordsee und in den Mittellandkanal vorgestoßen.

Eine Zweite Welle (Schwarzmundgrundel) kam über Kanäle in Polen bis in die Ostsee, von dort ging es dann weiter über den Nordostseekanal und dann die Elbe und Weser bergauf.

Schwarzmundgrundeln beider Bewegungen durften sich nun im Mittelland die Flossen gereicht haben.

Will nur sagen das Gebiet was von Grundeln erobert würde ist eher 2-5 Mal größer als viele denken.
Schon vor über 10 Jahren sah ich einen ganzen Schwarm vor Fehmarn am Ufer.
Heute durften sie wohl schon viele oder fast alle Zuflüsse der Ostsee und die Ostsee besiedeln.
 

pennfanatic

Faulenzer
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Wenn ich das so lese sind die grundeln ja die Heuschrecken des Wassers.
Hatte bis vor kurzem keine Ahnung, das die sich so verbreiten.#c:(
 

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Wenn ich das so lese sind die grundeln ja die Heuschrecken des Wassers.
Hatte bis vor kurzem keine Ahnung, das die sich so verbreiten.#c:(

Das ging oft alles sehr schnell.
Als ich die Schwarzmundgrundeln in der Ostsee sah, wunderte ich mich das ich diese Grundeln vorher noch nie bemerkte......doofer Urlauber halt.

Ich denke ich war schon fast seit einem Jahr hier aktiv... da fragte jemand ob das im Main nicht dieselben Grundeln wären wie die im Nordostseekanal....so ein Schwachsinn dachte ich, geschrieben etwas milder, Asche auf mein Haupt er hatte recht.
1 Jahr später war sie in der Elbe, das war zu der Zeit als die Zander im Nordostseekanal schon zunahmen.
Von der Elbe zu Weser dachte ich kann es nicht mehr lange dauern. Ich habe das auch damals schon geschrieben, das war zeitgleich mit den Wolgazandern in Niedersachsen. Wenig später kamen die erste Meldungen, ein Jahr weiter waren sie in der Unterweser schon zahlreich.
Aber in der Mittelweser blieb sie zunächst noch aus 1,5 Jahre später die erste Meldung aus einem Schleusen-Kanal 25 Km oberhalb Bremens. Im nächsten Jahr waren sie dort schon zahlreich, nicht aber in der Weser.
Noch mal ein Jahr und dann erzählte mir ein Fischer das er sie 25 Km weiter ober eigentlich in Jeder Reuse hat.
Probiert am Anfang des Sommers fast 80 Schwarzmundgrundeln gefangen in 2 h.
Den zunächst übersprungenen Bereich haben sie dann in den nächsten zwei Jahren erobert.
Koppen und Schmerlen scheinen nun innerhalb eines Jahres verschwunden zu sein.
Dein Vergleich mit den Heuschrecken passt schon.

Wie hoch die nun zwei Jahre weiter ist weiß ich auch nicht aber vor 2 -3 Jahren hatte sie Nienburg erreicht.

Nachtrag: hier findet man auch die Jahreszahlen zu der Besiedlung der Ostsee und dem Erreichen der Elbe.http://www.fischschutz.de/fremdarte...l-eine-neue-art-erobert-den-nord-ostsee-kanal
 
Zuletzt bearbeitet:

pennfanatic

Faulenzer
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Und wie sieht es mit geziehlt beangeln aus?
Habe gehört die waren sehr schmackhaft.
Ok, das ist nur ein tropfen auf dem heissen Stein.....
 

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Und wie sieht es mit geziehlt beangeln aus?
Habe gehört die waren sehr schmackhaft.
Ok, das ist nur ein tropfen auf dem heissen Stein.....

Der Bereich der Weser wo ich wohne, fangen die Angler die ja erst seit etwa 15 Monaten, die meisten sind noch sehr klein.
Aber es stimmt, sie werden von den Ersten und auch gerne gegessen.

Aber zurück zur Frage.
Bei uns hat sie sich deutlicher schwerer getan als in den stärker ausgebauten Bereichen.
Ich kenne die Weser von der Nordsee bis Minden und ich denke wir haben hier die natürlichste Ausbaustufe.
Also auch mehr Fressfeinde und Konkurrenz.
Was sie aber lediglich etwas aufgehalten hat.

Gefühlt stellt sie gar nicht so unempfindlich zu sein und sie braucht Höhlen.
Ich denke die Altarme, Sandflächen und gesunde Fischbestände gefallen Ihr gar nicht.
Viele setzen als möglichen Fressfeind auf den Zander, wir werden es mal mit dem Hecht, Quappe und Aal versuchen.
 

pennfanatic

Faulenzer
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Wie sieht es in den "künstlichen" Kanälen und poldern Ostfrieslands aus.
Ist die da auch vertreten oder fühlt sie sich da nicht besonders wohl?
 

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Damit dürften sie auch gar nicht falsch liegen. Unsere Zander finden sie jedenfalls schon sehr lecker.

Na ja, in der Heimat der Grundeln gibt es gleich 3 Zanderarten, ausgestorben ist sie dort nicht.;)

Wir müssen aber unsere Lebensgemeinschaften insgesamt stärken, wobei das Fressverhalten ja an den "natürlichen" Fressfeinden der Grundeln im Rhein untersucht wurde.
Feind Nummer 1. war der Barsch.
Wels, Rapfen und Zander haben die aber auch gefressen, aber weniger selektiv, vor allem im Alter jagten sie eher die größeren Nahrungskonkurrenten der Grundel.
Sind ja auch eher Freiwasserjäger.

Hechte wurden nicht untersucht, weil man mangels Masse keine untersuchen konnte. |bigeyes
Der heimische Raubfisch Nr1, der auch noch bevorzugt dort jagt wo die Grundeln leben, war halt übersehen worden.

Aber dort wo natürlichere Bedingungen herrschten, stellte man vermehrt auch wieder Fischbrut fest. Also renaturierte Bereiche wie die Lippe-Mündung.
Wetten das das Hechthabitate sind?

In unserer Weserstrecke gibt es ungleich mehr Zander als Hechte, es fehlen Ihm Laichplätze und Aufwuchsräume und mit Fischbrut im Frühjahr ist das auch nicht so toll.

Wir haben die Grundel nicht nur zuwandern lassen, sondern wir haben Ihr auch noch einen perfekten Lebensraum geschaffen.
Die Steinpackungen sind doch wie geschaffen als Lebensraum, dann haben wir auch noch vorab die Fressfeine angesiedelt, welche die Grundeln schon kennen, damit diese im Vorfeld unter Ihren Konkurrenten ausdünnen.

Freunde halt aus Ihrer Heimat, mit den sie schon ewig zusammenarbeitet.
Da es nicht reichte ließ man die Kormorane dann auch noch ausfischen was geht.
(Unter den Steinen lebt es sich ja recht sicher..)
Dann wanderten auch schon vorab einige Ihrer Futtertiere ein, die von Heimischen Fischen nicht so angenommen wurden und sich prima vermehrten.

Dann kamen die Grundeln, ihn das für sie geschaffene Paradies.
Was für eine Überraschung das die sich so wohl fühlen.

Und weil das noch nicht reichte, wurde Raubfischangeln zur Mode. Die vielen Angler halten nun bevorzugt den Randbereich frei von den gefährlichen Raubfischen.
Danke Ihr Lieben sollte sie mindestens mal sagen.

Es ist als wenn die Schwarzmundgrundel uns abgerichtet hätte, mehr könnten wir gar nicht für sie tun...:vik:
 

feko

Well-Known Member
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Einen direkten Zusammenhang mit dem Rückgang der aale und dem aufkommen der gundeln halte ich für duchaus denkbar.
 

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Einen direkten Zusammenhang mit dem Rückgang der aale und dem aufkommen der gundeln halte ich für duchaus denkbar.

Leichter wird es nun durch die Grundeln für die Aale sicher nicht geworden, aber bei dem Aal brach der Bestand ja schon vorher ein.
Aber einige % mehr an Verlusten und weniger freien Lebensraum, wird er nun sicher haben.
Kritisch bei einer Art wo die Verluste , in der Summe scheinbar schon vorher zu groß waren.
Wir haben ja nun auch nicht nur die Grundeln, es sind ja noch einige Arten der Donaulebensgemeinschaft mehr die verbreitet wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
K

KxKx2

Guest
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

In den Ostfriesischen Kanälen habe ich noch keine Grundel gefangen:vik:
Die Natur wird sich schon helfen. Vor Jahren haben wir so viele Kaulbarsche in unseren Gewässern gehabt, das es fast unmöglich gewesen ist, auf Wurm etwas anderes zu fangen.

Und jetzt muß man schön viel Glück haben, einen zu fangen:m
 

tenchhunter

auf geht's zur Barbenjagd!!!
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

In der Altmühl bis unterhalb des Stauwehrs Kratzmühle wird's je nach Angelstelle sehr ermüdend am Tag mit Wurm oder Maden zu angeln. Gleichzeitig scheinen aber die Barsche deutlich besser abzuwachsen... ob da wohl ein Zusammenhang besteht?
 

Gardenfly

Active Member
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Bei uns im Kanal 10km links und rechts eine Plage, 2015 hatte ich auch welche gefangen-2016 beim gezielten Ansitz nur schäbige Weissfische ( schäbig da alle Stellen/Geschwüre hatten weit von der Laichzeit entfernt).
Lt Wasseratlas ist hier auch Wassergüte 3 -Rest eher 2
 

Franz_16

Mitglied
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Bei der naab hab ich die Vermutung das die wehre eine Hürde sind die die Grundeln nicht überwinden können.

Das war auch eine meiner ersten Vermutungen. Aber dagegen spricht, dass sie mittlerweile so weit verbreitet sind, und da mit Sicherheit das ein oder andere Wehr überwinden mussten.

Ich habe ziwschenzeitlich auch gelesen, dass die Schwarzmundgrundel angeblich vorrangig Muscheln frisst ??. Evtl. gibt es da einen Zusammenhang, Muscheln - Steinpackung ?

D.h. wenn keine Steinpackung da ist, gibt es vllt. auch die Muschelarten welche von den Schwarzmundgrundeln bevorzugt werden nicht?

Beim Anglerverband Niedersachsen wurden jüngst auch 2 Folien-Vorträge zur Grundel veröffentlicht:

Dr. Svenja Gertzen - "Invasive Grundeln im Rhein - Konkurrenz oder Beute?"

Dr. Matthias Emmrich (AVN) - "Grundeln und Wolgazander in Niedersachsen"
 

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
AW: Grundeln in Nebenflüssen?

Da Franz ja nun die Untersuchung von Rhein verlinkt hat, könnt Ihr Euch ja ein eigenes Bild machen.
Das ist ja die Untersuchung auf die ich einging.
 
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