Gewässergütebestimmung - Saprobienindex

Hackersepp

Rapalapapp
HI

Kann mir jemand erklären, wei man den sog. Saprobienindex, und dann anschließend die Gewässergüte feststellt???

Vielen Dank, Grüße, Hackersepp
 

Fischpaule

Karpfendompteur
AW: Gewässergütebestimmung - Saprobienindex

Moin Sepp

Schau doch mal bei Google nach, da gibts eine Menge guter Anleitungen um den Saprobienindex bzw. die Gewässergüte zu ermitteln - die ganzen Indikatororganismen hier einzutippen wäre sehr aufwendig...

Grundsätzlich gibt es da verschiedene Varianten, von sehr einfach für Laien bis hin zu sehr aufwendig für Profis, die über eine ausreichende Artenkenntnis verfügen.

Bedenke aber, das der Saprobienindex nur für Mittelgebirgsbäche gilt - für Stillgewässer ist er völlig ungeeignet und bei Hochgebirgsbächen bzw. Flussunterläufen ist der Saprobienindex nur sehr bedingt nutzbar...

#h
 

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Gewässergütebestimmung - Saprobienindex

Sorry, wenn ich so früh unterbreche - der Saprobienindex ist heute völlig überholt.:(

Das in den 70er Jahren entwickelte System verschafft sicherlich auch heute noch einen schnellen Überblick über eine mögliche Gewässergüte - weist aber zuviele Schwachstellen und viel zu wenig Parameter auf um einer Beschreibung dem heutigen Standard gemäß noch gerecht zu werden! :g


Das Saprobiensystem bestimmt anhand vorhandener Fischnährtiere eine Gewässergüteklasse von I bis IV (heute wie gesagt überholt), mit Zwischenklassen (Bsp.: I-II). Dazu bekommene verschiedene Makrozoobenthen verschiedene Indikatorwerte und Gewichtungen aus denen sich später anhand genommener Proben und Auszählungen dann die Güteklassen ableiten lassen.
Hier die wichtigsten Organismen (Saprobionten) mit ihren zugehörigen Indikatorwerten: http://www.jgaul.de/indikatororganismen.htm
 

Fischpaule

Karpfendompteur
AW: Gewässergütebestimmung - Saprobienindex

Sorry, wenn ich so früh unterbreche - der Saprobienindex ist heute völlig überholt.:(

Das hab ich mir gedacht, dass das wieder von dir kommt und du hast ja auch Recht aber irgendwie kann ich mich nicht damit abfinden, dass die Tiere da so aus der Wertung genommen werden, da sie doch auf Kurzzeitereignisse viel empfindlicher reagieren und dadurch schon eine gewisse Aussagekraft haben...
Auch habe ich Saprobiensysteme kennengelernt, die sehr umfangreich sind und sich nicht nur auf die Arten beschränken, sondern auch viele andere Parameter mit einschließen - allerdings muss man sich da schon mächtig in der Materie zurechtfinden, um diese verwenden zu können.

Aber ich werde mich wohl damit abfinden müssen :c

#h
 

Sneep

Eine NASE für den Fisch
In stillem Gedenken
AW: Gewässergütebestimmung - Saprobienindex

Zuerst noch mal zur Funktion der biologischen Gütebestimmungen mithilfe des Saprobienindex.
Es gibt eine Reihe von sogenannten Indikator-Organismen. Diesen ist eine bestimmte Wertigkeit zugeordnet, je nach Anspruch an das Gewässer. Diese Aufstellung nennt man Saprobienindex. Es gibt verschiedene Indizes, die die Kleinlebewesen zum Teil erheblich anders einstufen. Teilweise gibt es Zu- und Abschläge für die Gesamtartenzahl. Wichtig ist immer, dass der gesamte Index in sich stimmig ist.

Jetzt gehe ich an mein Gewässer und fange in einer definierten Zeit oder auf einer definierten Fläche die Kleinlebewesen und zähle diese aus.

Kleines Beispiel:

10 x Steinfliegenlarve mit 1,0
10 x gewöhnlicher Flohkrebs mit 2,0

10 x 1,0 + 10 x 2,0 = 30; geteilt durch Gesamtzahl = 30/20; ergibt 1,5; das heißt Gewässergüte wäre I/II

Hauptfehlerquelle ist die Probennahme. So sollte die Probenstelle die typischen Gegebenheiten des Gewässers widerspiegeln. Das heißt, in etwa den gleichen Anteil an Schlamm, Wasserpflanzen, Kies usw. Oft gibt es die Tendenz, sein Gewässer „schönzurechnen“ in dem man nur solche Stellen absucht, an denen sich die höherwertigen Kleintiere gewöhnlich aufhalten.:q

Die Gewässergütebestimmung mittels Saprobienindex ist sicher keine exakte Wissenschaft, aber sie gehört noch lange nicht zum alten Eisen!!

Der Vorteil liegt in der Langfristigkeit der Aussage.

Wenn ich eine chemische Beprobung durchführe, habe ich zwar exakte Werte, aber am Vortag kann eine Gifteinleitung meinen gesamten Fischbestand im Fluss dahingerafft haben und ich kann das an den Werten nicht mehr erkennen.
Wenn in dem Wasser aber eine Steinfliegenlave in der Lage war, ein Jahr und mehr zu überleben, dann hat das Aussagekraft.
Da es den Index in vielen verschiedenen Genauigkeits- und Schwierigkeitsstufen gibt, kann jeder sich einen Index nach seinen Kenntnissen wählen. Eine Einarbeitung in die Erkennung der Indikatorarten ist aber in jedem Fall erforderlich.
Ich kann die Vereine nur auffordern, an ihren Fließgewässern mit diesem Mittel zu arbeiten.
Ich jedenfalls bin ein großer Fan dieser Methode!:m

mfg

Sneep
 

Fischpaule

Karpfendompteur
AW: Gewässergütebestimmung - Saprobienindex

Wenn in dem Wasser aber eine Steinfliegenlave in der Lage war, ein Jahr und mehr zu überleben, dann hat das Aussagekraft.
Da es den Index in vielen verschiedenen Genauigkeits- und Schwierigkeitsstufen gibt, kann jeder sich einen Index nach seinen Kenntnissen wählen. Eine Einarbeitung in die Erkennung der Indikatorarten ist aber in jedem Fall erforderlich.


Moin
Hier stellst du auch indirekt und direkt die Probleme dar, die der Saprobienindex bildet.

Einerseits kann man von Langfristigkeit sprechen, andererseits legen diese Tiere in dem einen oder auch mehreren Jahren teilweise enorme Strecken zurück, so das diese Langfristigkeit keinesfalls auf die lokale Probenahmestelle zutreffen muss.

Weiterhin reicht eine einfache Einarbeitung in die Indikatorarten nicht aus, sondern man sollte sich schon sehr intensiv damit beschäftigen dann ist unter Einbeziehung der vielen anderen Faktoren das Ergebnis auch wissenschaftlich verwertbar.
Nur mal so als Beispiel: es gibt in Deutschland etwa 115 Stein-/Uferfliegenarten (Plecoptera), die von der Quellregion über Brandungszonen von Seen bis hin zu kleinen Stillgewässern vorkommen - und die wenigsten, die den Saprobienindex anwenden, können diese Arten auseinanderhalten und das ist ja nur eine Gruppe der Tiere, die zur Bewertung herangezogen werden....

...dennoch bin ich auch ein befürworter dieser Methode - allein schon, weil man bei der Untersuchung immer mal wieder eine Auffrischung der Artenkenntnis bekommt...

Gruß, der Fischpaule
 

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Gewässergütebestimmung - Saprobienindex

Langfristig? Makrozoobenthos? |kopfkrat

Egal - das große Problem bei Makrozoobenthen sind die von Sneep angesprochenen vielfältigen Habitate auf kleinstem Raum. Da ist einfach zuviel Spielraum in der Probennahme und Ergebnissinterpretation.
Genau aus diesem Grund sind Makrophyten und Diatomaen einfach wesentlich genauer. :g
 

Carp4Fun

Member
AW: Gewässergütebestimmung - Saprobienindex

Moin Paddy,

Langfristig? Makrozoobenthos? |kopfkrat
Was die besagten Spielräume und damit auch die starke Bearbeiterabhängigkeit der Methodik angeht, haste wohl Recht. Aber nichtsdestotrotz steht das Makrozoobenthos doch auch bei den Bewertungsverfahren für die WRRL nach wie vor hoch im Kurs. Näheres über das Aquem-Aufnahmeverfahren etc. findet sich bspw. unter http://www.fliessgewaesserbewertung.de/. Inwieweit sich die Güteaussagen der verschiedenen biologischen Parameter letztlich decken, wär ja eigentlich mal ganz interessant. Da gibts doch bestimmt Vergleichskartierungen wie Makrozoobenthos vs. Makrophyten oder so?#c
 
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