Gewässerertrag

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
Hallo,
ich schon wieder!:)
Hatten einiges als PN geschrieben und wollen das lieber hier her verlagern!
Also, wie stelle ich den Gewässerertrag fest.
Ich bin da kein Biologe und es kommt mir da auch nicht auf Genauigkeit an.
Aber einen Vergleichswert will ich schon erreichen.

Fakten:
Überall werden Fanglisten/Bücher geführt!
Weißfisch in diesen ist aber nur ungenau angegeben, lediglich die Raubfische werden recht genau eingetragen.

Das Verhältnis, Futter und Wachstum in der Nahrungskette setze ich mit 1/10 an.
vereinfacht!
Pflanzen/Algen 1000kg
Kleintierchen 100kg
Friedfische 10kg
Raubfische 1kg
Scheint mir, in geschlossenen kleineren Gewässern gut zu funktionieren.
(meiner Meinung nach erreicht kaum ein Räuber des Rentenalter)
Das Beispiel war ein Gewässer mit 5,5 ha.
Fang 130kg Hechte,50kg Barsch, 20 kg Aal,Kapfen,Zander, Schleien und 200kg Weißfisch.

Rechnung:
Hecht+Zander 150kg mal 10 = 1500kg Friedfisch
Barsch 50kg mal 3 = 150kg "
Aal 20kg mal 3 = 60kg "
Weißfisch 200kg mal 1 = 200kg "
Kapfen/Schlei 100kg mal 1 = 100kg "
-------------------------------------------
2010Kg Friedfisch
Einige Fehlerquellen kommen da noch hin zu!
entnommende Köderfische ? 200 Kg
Komorane? 200 Kg
--------------------------------------------
2410 Kg
Somit erzeugt dieses Gewässer etwa 2410 Kg Friedfische im Jahr.
oder 24 000kg Kleinsttiere, oder 240 000kg Pflanzen und Algen.
Das Gewässer hat also einen Ertrag von etwa 440kg/ha.
Dieses deckt sich aber nicht mit den Angaben zu natürlichen Erträgen, da der Ertrag durch die Raubfische verringert wird.

Der eigendliche Ertrag, ist aber ja auch nur 520kg nach Fänglisten, also 95kg/ha.

Kann man so vorgehen um seine Gewässer zu verstehen?
Was meint ihr?
 

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Gewässerertrag

Hi,
Kann man so vorgehen um seine Gewässer zu verstehen?
Was meint ihr?
Ääääh, nein. |supergri
Aber ich will auch gerne versuchen zu erklären, warum nicht:

Fakten:
Überall werden Fanglisten/Bücher geführt!
Weißfisch in diesen ist aber nur ungenau angegeben, lediglich die Raubfische werden recht genau eingetragen.
Deinen Eifer in Ehren - aber den Ertrag oder Bestand eines Gewässers anhand von Fangzahlen zu errechnen, wäre ungefähr so wie den Ertrag eines Ackers anhand der Menge der verkauften Kartoffeln des Bauers errechnen zu wollen!
Das wird nie und nimmer funktionieren... :)
Zum einen, da Angler eigentlich IMMER nur bestimmte Fischarten beangeln/ entnehmen (und somit zwangsweise das Ergebnis verfälschen), zum anderen da Angelgewässer i.d.R. von vorneherein schon aus einer bunten Artenmischung bestehen, die keinesfalls das Potential des Gewässers voll ausschöpfen können.


Das Verhältnis, Futter und Wachstum in der Nahrungskette setze ich mit 1/10 an.
vereinfacht!
Pflanzen/Algen 1000kg
Kleintierchen 100kg
Friedfische 10kg
Raubfische 1kg
Scheint mir, in geschlossenen kleineren Gewässern gut zu funktionieren.
(meiner Meinung nach erreicht kaum ein Räuber des Rentenalter)
Die Rechnung ist grundlegend sicher nicht ganz falsch, obwohl man über den Wert eben diskutieren muss. Denn dieser ändert sich drastisch, je nach Nährstoffgehalt (Trophiestufe) des Gewässers. Dementsprechend ist auch der "Ertrag" voll und ganz abhängig von diesem Wert.
Einfaches Beispiel:
Ein nährstoffarmer Steinbruchsee kann vergleichsweise viel weniger produzieren als ein mesotropher Baggersee, der aber vom polytrophen Karpfenteich (künstlich erhöhter Nährstoffgehalt durch Zufütterung) noch deutlich übertroffen wird.


Und bevor es jetzt ganz durcheinander gerät, definieren wir lieber nochmal schnell den "Ertrag" eines Gewässers! Gemeint ist sicherlich der fischereiliche Ertrag - und dieser entspricht genau der Menge an Fisch, die jährliche entnommen werden kann OHNE den Bestand nachhaltig zu schädigen, d.h. die Menge an Fisch, die ein Gewässer aufgrund des natürlichen Ressourcen jedes Jahr produzieren kann!
Nach Bauch 1964 liegt der fischereiliche Ertrag bei rund 1/3 des Bestands - an diesen Zahlen hat auch bis heute noch niemand rütteln können oder wollen (trotz zahlreicher Studien).

Das Beispiel war ...
leider ein schlechtes.
Du hast (so ich es richtig verstanden habe) folgendes gemacht:
Den Fang der Angler eines Jahres zusammengerechnet, einige mutwillig gewählte Zahlen für "Fremdausträge" addiert und das Ergebnis mit dem Ertrag gleichgesetzt, oder?

Mit Nachhaltigkeit hat das aber nichts zu tun mein Lieber. ;) Weil wer garantiert denn jetzt, dass der Fischbestand nicht überfischt wurde? Weißt Du mit Sicherheit, dass genauso viel Fisch entnommen wurde, wie innerhalb eines Jahres nachwachsen kann? Glaubst Du, dass in dem 5,5 ha Gewässer jetzt noch einmal 5 Tonnen Fisch rumschwimmen?
Wenn dem so wäre, könntet ihr trockenen Fußes übern See laufen! ;)
Was Du ganz offenbar vollkommen vernachlässigt hast in Deiner Rechnung, ist der Besatz! Denn ich möchte wetten, dass so einiges an Fisch in den Teich geflogen ist...


Das Gewässer hat also einen Ertrag von etwa 440kg/ha.
Dieses deckt sich aber nicht mit den Angaben zu natürlichen Erträgen, da der Ertrag durch die Raubfische verringert wird.
Stop! Hier geht´s schon wieder wild durcheinander... |uhoh:

Zunächst mal richtig - die Angabe von 440kg/ha deckt sich nicht mit Angaben zu natürlich Erträgen. Absolut richtig - diese Angabe deckt sich bestenfalls noch mit Erträgen intensiver Fischmastanlagen.

Die Raubfische haben auch nichts mit dem Ertrag zu tun - denn sie sind Teil des Ökosystems und werden durch das Fressen der Friedfische ja auch größer. Die wieder ausgeschiedene Biomasse geht indes zurück in den Stoffkreislauf - die Gesamtbiomasse des Systems ändert sich also nicht.



Wie errechnet man also nun den potentiell natürlichen Ertrag eines Gewässers?
Nun da gibt es verschiedene Möglichkeiten der Näherung - denn auf ein paar Kilogramm kommt es letztlich ja nicht an. Allen Näherungswegen gemein ist, dass sie vom Trophiegehalt des Gewässers ausgehen. Beispielsweise gibt es Möglichkeiten sich über den Chlorophyll-a Gehalt des Wassers auf die Phytoplanktonmasse zu beziehen und somit Rückschlüsse auf die verfügbare Grundlage der Nahrungskette ziehen zu können. Mit dem richtigen Quotienten kann man dann auf den Fischbestand hochrechnen. Genauso kann man etwas weiter oben in der Nahrungskette ansetzen, indem man Makrozoobenthosproben nimmt, auswertet, hochrechnet und so die Menge an verfügbaren Fischnährtierchen erhält. Eine weitere (von mir favorisierte) interessante Möglichkeit ist es, sich über den Pflanzenbestand die Trophiestufe herzuleiten.

Hat man einmal Klarheit über den Trophiegrad seines Gewässers, kann man es sich etwas vereinfachen indem man sich aus unzähligen Literaturangaben (Beipiels BRÄMICK/ SCHRECKENBACH 2000, BEUCKER 1984, etc.) Zahlen für seinen Gewässertyp (Richtig, auch den gilt´s noch zu beachten, da sich ne Kiesgrube deutlich vom glazigenen Flachsee unterscheidet) raussuchen. Zusätzlich sollte man dann noch Kentnisse über Fischbestand, Konkurrenzsituationen, Habitate, etc. zumindest tendenziell mit einbeziehen.
Dann bekommt man zumindest annähernd mal eine Vorstellung davon, in welchem Bereich der Ertrag des eigenen Gewässers liegt.


Für den Laien wird es hier sicherlich schwierig. :(
Das ist dann auch der Punkt wo den meisten Angelvereinen dann immer die Augen aus dem Gesicht quellen und der Kopf rot wird... :)
 

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
AW: Gewässerertrag

Danke, kaum eingestellt und schon warst du da.:)
Den Vergleich mit den Kartoffeln finde ich gut!
Der Bauer will auch nur wissen, wie viel er ernten kann und nicht was sonst noch an Kräutern wächst.

Ja, Angler fangen bevorzugt bestimmte Fische.
Aber die Raubfische nutzen einen Großteil der anderen Arten so das ein gewisser ausgleich vorhanden ist.
Ob das Potential voll ausgeschöpft ist, will man ja gerade so herausbekommen.

Das Verhältnis 1/10 ist sicherlich zu diskutieren.
Warum soll sich dieses mit dem Nährstoffgehalt ändern.|kopfkrat
Es ändert sich die Menge der Nahrung aber nicht der Stoffumsatz, oder.

Ertrag nach Bauch 1/3 des Bestandes.
Da es sich im Beispiel, um jährliche Durchschnittsfänge handeln soll, ist das Überfischen wohl zu vernachlässigen da es sich dann über die Jahre ausgleicht.

Den Besatz habe ich vergessen, stimmt.
Kann ich aber auch nichts zu sagen, sollte aber nicht sehr hoch sein.

Bei dem Ertrag 440kg/ha handelt es sich um den rechnerrischen Ertrag an Friedfischen durch die Verlängerung der Nahrungskette veringert der sich aber in dem Beispiel auf 95kg/ha in der wirklichen Entnahme.
95kg/ha finde ich recht ok.

440kg/ha deckt sich nur mit intensiver Fischmast.
Klar, nicht bei der Aufzucht von Raubfischen.
Aber, durch düngen und der Aufzucht von Friedfischen.
Ich meine mal gelesen zu haben, bei den Chinesen kommt man so mit Karpfen, Grasern und Silberkapfen auf über 1000Kg/ha Zuwuchs.
(Extrem kurze Nahrungskette)

Auch wenn im Beispiel da rund 2,5 t Friedfische nachwachsen, bedeutet es ja nicht das diese ständig vorhanden sind.
Die Gesammtmasse der Friedfische bleibt dem Nahrungsangebot angepasst, es werden nur die Verluste durch Abwuchs ausgeglichen.

Ich finde also bisher keinen Fehler!
Doch einen der Besatz fehlt.
Das ist nicht optimal, aber praktisch und einfach.
#h
 

thorstenp

Member
AW: Gewässerertrag

Hallo Foolish Farmer,

die Diskussion über Bernds Ansatz zur Ertragsberechnung über PN hat sich mit mir ergeben, da ich diese Berechnungsart nicht kannte, und mir die Ergebnisse im Vergleich zu Literaturangaben (Hecht Schleien See 20-120kg/pa und ha) deutlich zu hoch schien

Daher habe ich ihm das Beispiel mit den 130kg Hecht gemacht, und anhand dessen dann weitergerechnet (Dies ist der ungefähre langjährige Wert "meines" eutrophen Hecht Schleien Sees; schwankte zwischen 50 und 230kg p.a.) Kormoran etc, stellten bisher kein nennenswertes Problem dar, eher der Karpfenbesatz von früher. Besetzt wurde in den 80 er und 90 er Jahren relativ viel. Die letzten Jahre sehr zurückahltend bis gar nicht, ohne dass sich die Entnahmemengen signifikant verändert hätten. Die Hechtentnahme passt ja auch zu Literaturangaben, die von 30-50kg p.a. und ha ausgehen.

Bei der Überfischung geht Knösche (?) davon aus, dass sie idr durch anglerische Methoden nicht erreicht werden kann. ISt es bei Fischen, die ein Mindestmaß haben überhaupt möglich den Bestand zu überfischen? (Vorausgesetzt, dass sie sich auch erfolgreich vorher fortpflanzen?)

Weiter hatte ich mit Bernd als Ertragsberechnungsverfahren das P-PP-F Verfahren andiskutiert, welches ich recht spannend finde. Die Schwierigkeit ist lediglich darin begründet, das Phosphat korrekt und zum richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, und B, die Formel und Korrekturwerte richtig anzuwenden. Dazu fehlt es aber meines WIssens an offizieller Literatur. Vllt kann hier jemand von euch Abhilfe schaffen?
 

thorstenp

Member
AW: Gewässerertrag

Ich finde also bisher keinen Fehler!
Doch einen der Besatz fehlt.
Das ist nicht optimal, aber praktisch und einfach.
#h

Hallo Bernd,

ich denke, dass der "Fehler" darin liegt, dass du den Begriff des Ertrages unterschiedlich verwendest. Ich meine, dass für deine Sichtweise die Produktion, oder Primärproduktion von Fisch besser passen könnte #h
 

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Gewässerertrag

Hi Bernd,
Den Vergleich mit den Kartoffeln finde ich gut!
Der Bauer will auch nur wissen, wie viel er ernten kann und nicht was sonst noch an Kräutern wächst.
Nein, das war nicht worauf ich hinaus wollte. Ich meinte viel mehr, dass man nicht darauf rückschließen kann wie hoch die Produktivität eines Ackers ist, wenn man als Grundlage nur die Anzahl der verkauften Kartoffeln nimmt - da gibt es noch zuviele Variablen.
Bleiben wir bei dem Beispiel:
Wir wissen nicht, ob der Bauer den Kartoffeln den optimalen Platzbedarf lässt oder sie gar zu weit auseinander pflanzt, oder vielleicht sogar nur die Hälfte seines Ackers bestellt. Genauso wenig wissen wir, ob er die Kartoffeln düngt, oder ob die richtige Sorte für seine Region anbaut. Wir wissen nicht einmal, ob der Bauer möglicherweise Kartoffeln zukauft und wieviel? Vielleicht baut er nicht einmal Kartoffeln an, sondern bezieht sie nur günstig?
Hui... die Liste könnte ewig lang werden. Vom Ergebnis auf die Grundlagen schließen zu können, ist meiner Meinung nach nahezu ausgeschlossen.

Ja, Angler fangen bevorzugt bestimmte Fische.
Aber die Raubfische nutzen einen Großteil der anderen Arten so das ein gewisser ausgleich vorhanden ist.
Ist es nicht eher so, dass die Angler gezielt und bevorzugt die Raubfische beangeln? Und ist es nicht auch so, dass die Karpfen inzwischen oft verschmäht werden? Da entwickeln sich riesige Biomasse-Akkumulatoren... und die Biomasse ist ganz klar begrenzt (da hilft auch kein Besatz).


(Hecht Schleien See 20-120kg/pa und ha)
...
(Dies ist der ungefähre langjährige Wert "meines" eutrophen Hecht Schleien Sees; schwankte zwischen 50 und 230kg p.a.)

Die Hechtentnahme passt ja auch zu Literaturangaben, die von 30-50kg p.a. und ha ausgehen.
Na das sind doch auch Werte (wie auch die 95kg), wie sie mir auch geläufig sind und ich sie von vielen Gewässern her kenne. In den letzten Jahren habe ich diesbezüglich zahlreiche Arbeiten gesammelt, die mit unterschiedlichsten Ansätzen und Gewässern letztlich aber doch alle zu ähnlichen Werten kommen...


Bei der Überfischung geht Knösche (?) davon aus, dass sie idr durch anglerische Methoden nicht erreicht werden kann. ISt es bei Fischen, die ein Mindestmaß haben überhaupt möglich den Bestand zu überfischen? (Vorausgesetzt, dass sie sich auch erfolgreich vorher fortpflanzen?)
Vielleicht sollten wir auch das Wort Überfischung kurz definieren (um nicht aneinander vorbeizureden)?
Sicherlich wird es kaum möglich sein ein Gewässer leerzufangen (davon ausgehend, das es genügend Ressourcen, Habitat und fertile Fische gibt). Eine Überfischung der fischereilich relevanten Arten ist dagegen mit Sicherheit möglich.
Bei nem 5,5 ha Gewässer ist dies mit genügend spezialisierten Anglern sogar ganz locker zu bewerkstelligen... selbst bei einem 300 ha Baggersee kann man noch anglerischen Einfluß ("alle fischen auf Zander" - kaum mehr Zander über dem Mindestmaß im Gewässer vorhanden) nachweisen, auch wenn eine Überfischung hier sicherlich nicht mehr möglich ist.
An kleinen Fließgewässern geht das sogar mit wenigen Anglern, wenn man nur genügend Laichtiere einer Art innerhalb einer Saison rausfängt (im Ab wird ja sogar die Überfischung des Rheins durch Angler diskutiert!) - da fehlt´s dann schlichtweg an Nachkommen.
Ich gebe Dir aber Recht, dass in der Praxis allzumeist der fischereiliche Ertrag nicht voll abgeschöpft wird. Der Einfluß von Besatz (insbesondere von unpassenden Arten) dürfte da noch deutlich drastischer ausfallen.

Weiter hatte ich mit Bernd als Ertragsberechnungsverfahren das P-PP-F Verfahren andiskutiert, welches ich recht spannend finde. Die Schwierigkeit ist lediglich darin begründet, das Phosphat korrekt und zum richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, und B, die Formel und Korrekturwerte richtig anzuwenden. Dazu fehlt es aber meines WIssens an offizieller Literatur. Vllt kann hier jemand von euch Abhilfe schaffen?
Absolut richtig. Die Problematik bei chemisch-physikalischen Datengrundlagen liegt ganz besonders in ihrer Kurzfristigkeit - will sagen: beispielsweise kann sich der Phosphatwert (ebenso wie Chlorophyll-a Gehalt, pH-Wert, etc.) in kürzester Zeit rapide verändern. Von einem aufs andere Jahr können da mitunter sogar Welten dazwischen liegen. Besser geeignet zur Trophiebestimmung sind daher langfristige Indikatoren wie beispielsweise die Makrophyten.

EDIT:
Sorry Jungs - ich muss eigentlich noch nen Haufen Daten eingeben. Irgendwie lass ich hier gerade zuviel Zeit liegen!
 

thorstenp

Member
AW: Gewässerertrag

Na das sind doch auch Werte (wie auch die 95kg), wie sie mir auch geläufig sind und ich sie von vielen Gewässern her kenne. In den letzten Jahren habe ich diesbezüglich zahlreiche Arbeiten gesammelt, die mit unterschiedlichsten Ansätzen und Gewässern letztlich aber doch alle zu ähnlichen Werten kommen... !


Gibt es da eine Möglichkeit, dass du die Arbeiten verlinkst, falls sie öffentlich zugänglich sind? Würde mich freuen, mein Wissen da erweitern zu könnnen.



Vielleicht sollten wir auch das Wort Überfischung kurz definieren (um nicht aneinander vorbeizureden)?
Sicherlich wird es kaum möglich sein ein Gewässer leerzufangen (davon ausgehend, das es genügend Ressourcen, Habitat und fertile Fische gibt). Eine Überfischung der fischereilich relevanten Arten ist dagegen mit Sicherheit möglich.!

Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die Überfischung eigentlich dadurch verhindert wird, dass es ein Mindestmaß gibt, die Fische also mindestens einmal ablaichen können. Selbst wenn alle Fische, die über dem Mindestmaß liegen sofort entnommen werden, müsste es eine große Anzahl von laichfähigen Tieren geben.

Um mal beim Hecht zu bleiben, geht man bei einem Rogner von 1kg Gewicht (geschätzt knapp über 50cm) von 20-40 000 Eiern aus. Davon kommen dann 1-3% in das Stadium H1, je nach Fraßdruck. Damit müsste ja immer genug Nachwuchs kommen. Sicher wird der Ertrag sinken, weil z.B. größere Beutefische gar keinem Fraßdruck mehr unterliegen.
 

Gü.a.Pa.

Member
AW: Gewässerertrag

@Bernd2000

Beim Erstellen des Gewässerertrages kommt es darauf an ob der Ertrag eines Teiches oder eines Fließgewässers erstellt werden soll!

Dazu könnte ich jetzt auch einige Seiten schreiben!
Bei Teichen ist die Erstellung der Ertragsrechnung relativ einfach!

Bei Fließgewässern schon komplizierter!
Da kommt es auf die Gewässergröße (breite),die Wasserwerte, die artenmäßige Zusammensetzung des Fischbestandes, sowie deren alter an.
Daraus kann man dann den Ertrag für einen Hektar errechnen.

Als einfachhalber empfehle ich für Fliessgewässer das
"Handbuch für den Gewässerwart" erhältlich beim VDSF

Für den Teich das Buch "Der Teichwirt" Verlag Paul Parey.
 
AW: Gewässerertrag

Hallo,

beispielsweise kann schon die Entnahme einiger größerer Karpfen wieder erhebliche Zuwächse im authochtonen Fischbestand (z.B. Rotaugen, Brassen, Schleie) erlauben.

Der Erhalt von Laichfischen (durch Mindestmaße) zum Erhalt eines reproduktionsfähigen Bestandes nutzt wenig, wenn das Gewässer gar nicht die Qualitäten aufweist, welche die Art zur Fortpflanzung benötigt. Diese Qualität ist bei einigen Arten (euryöke wie Flussbarsch, Rotauge) sehr leicht zu erfüllen, bei anderen deutlich schwieirger, weil sie recht spezielle Ansprüche haben (z.B. Bitterling).

Der Patient, der mir vorschwebt hat beispielsweise praktisch keinen Makrophytenbestand, sämtliche Primärproduktion erfolgt über Phytoplankton (Closterium, Volvox, Diatomeen, im Hochsommer Einbruch des Phytoplanktons, Dominanz von Blaualgen).

Der Friedfischbestand setzt sich primär aus Rotaugen und Brassen zusammen, wobei in der Masse vielleicht sogar der Karpfen überwiegt (einige Großkarpfen deutlich über 20 Pfund)
in einem etwa 1+2 ha großen Gewässer, im Schnitt um 3 m Tief (alter Feuerlöschteich, Klärgewässer - eigentlich zwei Gewässer, die aber je nach Zulauf aus der Regenwasserkanalisation auch in Verbindung treten können). Verbutteter Flußbarschbestand, vereinzelt Hechte und einige große bis kapitale Zander. Vermutlich reproduzieren sich nur die Weißfische (Rotaugen, Rotfedern, Brassen) und der Flußbarsch selbst im Gewässer.

Hochwertige Futtertiere wie Mollusken kaum vertreten (Kugelmuscheln, Schlamm- und Blasenschnecken vorhanden). Bestand an Kamberkrebsen im Gewässer.

Grundsätzlich sehe ich ein gutes Entwicklungspotential, wenn man den Fischbestand durch gezielte Befischung (Großkarpfen) reduziert, andererseits den Raubfischbestand schont (erhöhte Schonmaße, Entnahmefenster) und gleichzeitig die Strukturqualität des Gewässers verbessert (z.B. vorhandene Flachwasserzone bepflanzen), damit sich der Fischbestand zumindest großteils selbsttätig reproduzieren kann.

Insgesamt halte ich eine umfassende langfristige Datensammlung mittels verschiedenster Methoden für notwendig, um sukzessive auf den zu Beginn zur Verfügung stehenden Daten (z.B. Fangbuch und Besatzstatistik,Probebefischungen, Trophiestufe, Ertragsklassenbestimmung,Makrozoobenthos) bedarfsgerecht angepasste Verbesserungen zu erlangen.
 

thorstenp

Member
AW: Gewässerertrag

Hallo Rheophilius,

danke für diesen Beitrag. Ich muss zugeben, dass ich bei den einzelnen Phytoplankton Arten fachlich nicht mithalten kann, da habe ich noch einiges an Potential offen ;+, werde daran arbeiten. Deine Ansätze zu den Fischen, Entnahmestrategien und Datenauswertung teile ich dafür vollkommen.
Eine Strategie gegen den verbutteten Barschbestand könnte die gezielte Entnahme der kleinen Barsche sein, bei gleichzeitiger Schonung von größeren piscivoren Barschen. Also quasi eine Entnahmeobergrenze vom Mindestmaß aus, da sich große Barsche -nach meinem Kenntnisstand- gerne innerartlich bei der Futtersuche orientieren.

Hecht wird dem Zander vmtl. unterlegen sein, wobei du ja die Reproduktion von beiden Arten im Gewässer ausschließt.
 

BERND2000

Well-Known Member
In stillem Gedenken
AW: Gewässerertrag

Vielleicht einmal ganz interessant.
So schnell schreibt man aneinander vorbei.
Ganz schnell ist dann das Thema tot oder nicht mehr nachvollziehbar..
Auch wenn man eigentlich eher ähnliche Gedanken hat.

Etwas nur abzuschätzen ist eben nicht wissenschaftlich korrekt, aber es ist besser als sich überhaupt keine Gedanken zu machen.

Fakt ist der Fisch-Ertrag ist eine Gleichung die recht sauber aufgeht wenn man die wichtigsten Faktoren erkennt.
Gleichungen kann man dann immer auch umstellen.
Geht sie nicht auf, weist es auf Fehlerquellen hin, also auf Wissenslücken.


Mir ging es damals nur darum, die oft völlig realitätsfernen Vorstellungen von möglichen Fischvorkommen und Fischerträgen auch nachvollziehbar sichtbar zu machen.
Wer das nicht kann, übernimmt ja im Besten Fall nur Zahlenwerte.

Das braucht man für vernünftige Besatzmengen oder auch bei der Betrachtung wo Probleme vorliegen.
Ein kleineres Gewässer kann da schon mal deutlich mehr Fisch ernähren als ein junger Baggersee.


Im Nachherein, fast schon lustig die Betrachtung des Besatzes...
Ich hatte ja keine Ahnung wie oft selbst Raubfische oft fanggroß besetzt werden, sorry das kannte ich so nicht..
Das sind dann die regionalen Unterschiede, wo man sich dann nicht versteht.:)

Mir hat die Betrachtung über die Fangmeldungen an Raubfischen oft geholfen, sie deckt sich annährend mit Mengenangaben in Wissenschaftlichen Vorstellungen.
Erschwert wird das aber heute durch die Entnahmemengen die Kormorane abgreifen.


Wird da jedoch viel oder fangreif besetzt, geht das überhaupt nicht mehr.
In Hälterbecken geht es nicht um Erträge, sondern um eine möglichst hohe Wiederfangquote.

Ertragszahlen setzen aber Naturnahe Bedingungen voraus.

Nachtrag: Zahlen aus Fachbeträgen sind recht niedrig.
Für Seen werden als Mittel nur 20-40Kg/ha und für Fleißgewässer 25-50 Kg /ha angenommen.
Sehr hohe Mengen sind es schon bei 80+ Kg/ha im See und 100Kg /ha im Fluss.

Im Sonderfällen können aber auch 400 - bis über 1000 Kg/ha erreicht werden, oder eben auch nur 5 Kg/ha.
Oft sind es die Kleinstgewässer, wie kleine Wiesengräben, verschlammte Löcher, oder eben Regenrückhaltebecken die sehr hohe Werte aufweisen.
Dann muss halt vieles zusammenpassen.

Entsprechend niedrig sind oft auch die Besatzvorschläge von Fachkräften.
Für viele unvorstellbar, ist 1 Kg Glasaale für einen Baggersee dann schon recht viel.
So aus dem Kopf meine ich das da 50-150 Gr/ha empfohlen werden.


 
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