Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

wodibo

Großlenghoffer
Auf Grund des Unglücks vor Smøla denke ich, das wir hier mal unsere Erfahrungen und Tips einbringen sollten, wie wir uns bei plötzlichen Gefahren auf See richtig verhalten können.

Grundsätzlich sollten wir uns im Klaren sein, das selbst bei größter Vorsicht immer etwas eintreten kann, das uns in Lebensgefaht bringt. Deshalb gehört die Rettungsweste, der Floating und ein wasserdicht verpacktes Handy einfach dazu. Ich gebe zu das ich da bisher selber eine Schlampe war. Aber das Unglück vor Smøla hat mir jetzt mal richtig die Augen geöffnet. Lediglich mein Handy war in einem Gefrierbeutel und konnte nicht nass werden. Bevor ich aber nochmal nach Norge fahre, wird sich ein Floater und ne Automaticweste zugelegt.

Aber was sollten wir machen wenn eine Freakwave (Monsterwelle) auf uns zurast. Ich würde sagen (und lass mich hier gern belehren) das wir wenn der Motor an ist, das Boot frontal zur Welle stellen und nur noch beten können. Mehr wird da kaum möglich sein. Eventuell könnte man vor der Welle herfahren und sich über den Kamm schieben lassen. Wenn sie dabei gerade bricht, gibts wohl keine Chance.

Bei eintretender Kreuzsee durch Windrichtungswechsel, gilt es unbedingt Ruhe zu bewahren und ebenfalls zu kreuzen. Vollgas und durch sind ein Todesurteil. Ich bin selber vor Titran in Kreuzsee geraten und hatte noch nie so eine lange Rückfahrt. Am besten war nach hinten zu schauen und sich von den Wellen schieben zu lassen. Dabei aber ganz feinfühlig mit dem Gas umgehen!

Bei plötzlichem Nebel sollte man ein GPS an Bord haben und bei der Ausfahrt Punkte setzen. Dieses leitet uns dann zurück. Wir waren mal in so einem Nebel. Einer hockte am Bug und achtete auf Untiefen. Ich trau halt dem GPS auch nicht 100-prozentig. Einer hatte das GPS im Auge und gab Richtungskorrekturen durch. Und ich am Steuer versuchte das Boot mit Leuten zu hause abzuliefern. Bei dichtem Nebel und Geradeausfahrt immer mal nach hinten schauen (Außenborder mit Steuerstand) ob der Motor auch gerade steht. In dichter Suppe bemerkt die Kurvenfahrt gar nicht.

Weitere Tips und Erfahrungen sind hier gefragt!
 

Jirko

kveite jeger
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

ein sehr gutes thema wodi #6 ich werde nachher, wenn ich´n büschen zeit habe, auch mal ein wenig inputen... aber zum thema freakwave habe ich mal schnell ne animation ergooglet... schaut selbst #h
 
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Ich bin nur immer wieder entsetzt, wie lange es dauert bis über Bord gegangene Personen aufgefunden werden.
Beim heutigen Stand der Technick (GPS, Satteliten usw.) sollte es doch möglich sein, in Not geratene in wenigen Minuten zu finden !?

Eines ist jedoch sicher - wer an Rettungsmitteln spart oder gänzlich darauf verzichtet, wirft sein Leben weg !
 

Debilofant

Well-Known Member
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Also zum Thema "Freakwave" zitiere ich hier noch mal meine in einem anderen Thread gestellten Fragen selbst:

Debilofant schrieb:
Da wohl niemand vor so einem Teil gefeit ist, würde mich mal interessieren, wie man sich im (mich und uns alle hoffentlich nie begegnenden) Fall der Fälle verhalten sollte? Den Kahn nach Möglichkeit exakt gegen die Welle ausrichten und Vollgas geben??? Oder womöglich besser mit Vollgas von ihr weg fahren, in der Hoffnung, dass sie sich hinter einem bricht und sie sich etwas verläuft, oder dass man ihr vielleicht mit etwas Zeit im Rücken seitlich entfliehen kann?? Ich weiß, hört sich etwas doof an die Fragerei, zumal sich wohl schlecht vorhersagen lässt, wie sich so ein Teil verhält bzw. ob solche Wellen nur kurze Augenblickserscheinungen oder aber doch sich über lange Strecken dahinwälzende Wasserwände sind. Aber was verdammt noch mal soll man tun, sofern man vielleicht noch die Zeit dazu haben sollte?

...und befürchte, dass ich diese im Ansatz, nachdem ich mir die von Jirko eingestellte Animation (Danke#6 ) angeschaut habe, selbst beantworten kann. Ehe man sie in ihrer plötzlichen (!) Entstehung überhaupt erkannt hat, ist es wohl schon recht spät (zu spät?), um noch reagieren zu können. Da sie aber scheinbar "nur" einmal mit voller Wucht zu brechen scheint, könnte wohl noch am ehesten ein Davonfahren mit Vollgas helfen in der Hoffnung, dass sie noch hinter einem zu brechen beginnt und dann hoffentlich in sich zusammenfällt (danach sieht es mir jedenfalls in der Animation aus). Das hier ist aber nicht mehr als ein äußerst grauer Theorieversuch....

Tschau Debilofant #h
 
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fly-martin

Active Member
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

@Kanalbulle - zum Thema Personen finden kann ich nur sagen : wir stehen auf dem Heck des Segelbootes und halten Ausschau nach der Boje ( beim Boje über Bord Manöver ) und haben die Boje nach 50-60m nicht mehr in Sicht !

Wohlgemerkt war es nur eine Wellenhöhe von 1,5m und wir standen ( also Augenhöhe fast 3m über Wasser.....

Wenn da einer ins Wasser fällt und Du weist wo er ist - ist es dennoch nicht einfach Ihn zu sehen...
 

Franz_16

Mitglied
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

... übrigens:

ich les hier immer Handy mitnehmen...

wo soll man denn da anrufen?
könnte mal jemand die wichtigsten Nummern für die Meere dieser Welt einstellen ?

evtl. könnte man ja auch mal ein "Sicherheitscheck-Blatt" zusammenstellen.. dass man sich ausdrucken kann..
 
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

fly-martin schrieb:
@Kanalbulle - zum Thema Personen finden kann ich nur sagen : wir stehen auf dem Heck des Segelbootes und halten Ausschau nach der Boje ( beim Boje über Bord Manöver ) und haben die Boje nach 50-60m nicht mehr in Sicht !

Wohlgemerkt war es nur eine Wellenhöhe von 1,5m und wir standen ( also Augenhöhe fast 3m über Wasser.....

Wenn da einer ins Wasser fällt und Du weist wo er ist - ist es dennoch nicht einfach Ihn zu sehen...
moin Martin
ich meinte ja auch nicht ihn zu sehen !
Eher Technik und orten ! Das sollte doch heutzutage Machbar sein !
Überall kann man Sender anbringen - warum nicht an Boten, besser noch Schwimmwesten bzw. Anzügen ?
 

wodibo

Großlenghoffer
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Noch ein Tip bei plötzlich aufziehenden Stürmen oder Gewittern.
Wenn die Zeit reicht, dann sofort ab in die Hütte. Aber nicht auf Deibel komm raus. Oftmals sind die Wetterwechsel so brachial das die Heimfahrt lebensgefährlich wird. In diesem Fall im Schärengebiet oder der Umgebung die nächste Insel suchen. Wenns geht an der windabgewandten Seite anlegen und das Boot verlassen. Ordentlich befestigten und Schutz suchen oder sich klein machen. Meist beruhigt sich das Wetter wieder ganz fix. Und wenn nicht dann anrufen und Bescheid geben das man in Sicherheit ist.
Und noch etwas was ich zu gerne erwähne. Bei mir auf dem Boot ist immer ein Pinkeleimer (Manche haben auch "Pinkelrohre"). Die meisten toten Angler auf dem Meeresgrund sind mit offenem Hosenstall da unten!
 
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Wie wodi sagte, frontal zur Welle stellen, evtl. leichter Vortrieb, und dann nur noch beten....

Wir sind mal vor Langeland in ein schnell aufkommendenes Tiefdruckgebiet mit viel Regen und wahnsinnig machenden, kurz hintereinander folgenden steilen 1,5m-Wellen geraten, das war schon sehr ernst. Ca. jedes 4.-5. Mal tauchte der Bug unter.... Wir konnten das Boot nur mit langsamem Gas gegen die Wellen quasi auf der Stelle halten. Eine Wende Richtung Hafeneinfahrt hätte uns unweigerlich umgeschmissen. Zum Glück war der Tank voll, so mußten wir ca. 1 1/2 Std das Schwerwetter draußen auf See "abwettern". Bei der Rückfahrt, als es endlich abnahm, hatte ich manchmal das Gefühl, die Wellen kommen übers Heck und drücken die Karre noch runter.

Anderes Mal vor Bornholm:
Plötzlich aufkommender starker Sturm, wir (ein zum Glück gelassener Beifahrer namens Hansi) mussten uns zum Glück GEGEN die Wellen zurück zum Hafen im Schrittempo kämpfen. Wir hatten 'nen Schutzengel: Eine Megawelle ging komplett von vorne bis hinten über die "Laksos" drüber, wir waren quasi in der Welle! Ein Segen hatten wir eine geschlossene Kajüte und der Motor ist unter Wasser nicht ausgegangen. Wenn das Boot nur etwas quer gestanden hätte, wärs das wohl gewesen.

Aber alles nicht vergleichbar mit den echten Monsterwellen, das schafft sicher keiner. Schaut euch mal wieder den Clooney-Film "Der Sturm" an.... ;)

@kanalbulle
Das ist machbar; mit EPIRBs. (Emergency Position Indicating Radio Beacon) = Seenotfunkbake zum Satelliten. Personengeräte kosten um die 1000 EUR.
 
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fly-martin

Active Member
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

@kanalbulle - ich glaub nicht das Technik da was bringt, denn Technik kostet Geld!

Es gibt z.B. Epirp Bojen, die senden bei Wasserkontakt ein Signal was bei einer Notrufzentrale aufläuft ( weltweit ) - diese sind richtig teuer und nur bei großen Schiffen und Fähren im Einsatz.


Ich denke mal, das die wenigsten Leute dafür Geld ausgeben.... es kauft sich ja auch nicht jeder ne Schwimmweste....

Und den Verleihern dieses aufzudrücken wird auch an den Kosten scheitern....

Interressant ist auch dieses : http://www.asamnet.de/~hoffmani/dra-faq/notrufaq.htm
 

wodibo

Großlenghoffer
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Franz_16 schrieb:
... übrigens:

ich les hier immer Handy mitnehmen...

wo soll man denn da anrufen?
könnte mal jemand die wichtigsten Nummern für die Meere dieser Welt einstellen ?

evtl. könnte man ja auch mal ein "Sicherheitscheck-Blatt" zusammenstellen.. dass man sich ausdrucken kann..

Feuerwehr 110
Krankentransport 113
Polizei 112
Hubschrauber auf See 51.517.000
Hubschrauber Festland 73.518.000

Kontaktadressen

Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland in Norwegen
• Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
Oscarsgate 45, N-0258 Oslo 2,
Tel. 0047-22-552010
Nottelefon – 24 Stunden – 22-446328
Konsulat der Bundesrepublik Deutschland,
Leksviksgata 2, N-7041 Trondheim
Tel. 0047-73-842500
10.00 bis 13.00 Uhr
Konsul Erik Solberg, priv. 73-919242

Österreichische Vertretung in Norwegen
• Botschaft der Republik Österreich,
Sophus Lies gt. 2, N-0244 Oslo 2,
Tel. 0047-22-552348
Botschaft der Schweiz
• Bygdøy Allè 78, N-0268 Oslo
Tel. 0047-22430590
Fax 0047-22446350

Vorwahl innerhalb Norwegens seit 1.10.93 ohne die 0 als erste Ziffer

Die Adresse des größten norwegischen
Automobilclubs ist:
NAF (Norges Automobilforbund)
Storgt. 2, N-0105 Oslo 1
Tel. 0047-22-341400 und
Tel. 0047-22-341600 Notruf
N-7001 Trondheim, Tel. 73 957395

Quelle: Dorschfestival.de
 
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Passend zum aktuellen Unglück, die Handy-Nr. des Seenotrettungskreuzers auf Smöla, auch evtl. hilfreich für Hitra:



+4771542156

.
 
G

Gelöschtes Mitglied 828

Guest
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Es würde schon viel helfen wenn man sich zumindest wenigstens die Telefonnummer von seinem Vermieter ins Handy einspeichert!! Damit man den im Falle eines Falles allarmieren kann.
 

Orti

Member
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Ich muss sagen, die Meldung über das Unglück vor Smöla hat mich echt geschafft. Umso mehr, als ich seit mehreren Jahren in der Gegend von Smöla unterwegs bin. Ist vielleicht irgend jemandem bekannt, wo in etwa das Unglück passiert ist?

Grund meiner Frage: Auf der norwegischen Seekarte Nr. 36 (Südtteil von Smöla d.h. Ytrefjorden/ Edoyfjorden - Trondheimsleia) ist zwischen dem Schärengarten von Smöla und dem gegenüber liegenden Schärengarten von Tustna folgender Warnhinweis (in norwegisch u. englisch) eingetragen: Attention Area see "Norw.Pilot". Dangerous waves.

D.h. es wird explizit darauf hingewiesen, dass in diesem Seegebiet mit gefährlichen Wellen zu rechnen sei. Ich habe bei meinen diversen Besuchen in den letzten Jahren, jedesmal nachgefragt, was ich denn von diesem Warnhinweis zu halten habe. Ich wollte wissen, ob mit gefährlichen Wellen insbesondere bei stürmischer Wetterlage zu rechnen sei - oder ob man evtl. mit Freakwaves auch bei ruhigem Wetter zu rechnen habe.

Keiner, ich betone, kein einziger Berufsfischer konnte mir die Frage beantworten. Selbst in der Fischfabrik von Tustna (direkt vor dem als gefährlich bezeichneten Areal gelegen) konnte man mir keine Auskunft geben - man wusste sogar noch nicht einmal, dass dieses Seegebiet als besonders gefährlich eingestuft ist.

Was mich auch wundert ist, dass nur ein Boot betroffen gewesen sein soll. Rings um Smöla sind doch permanent eine Menge von Anglerbooten unterwegs - und zwar Tag und Nacht. So eine Monsterwelle fällt ja wohl nicht nach 100 m in sich zusammen, sondern dürfte zumindest einige Km rollen. Hat man keine Meldungen oder Berichte von anderen Booten gehört? Wäre nämlich höchst interessant zu erfahren, wie die das Problem gemeistert haben. (Wir könnten nur daraus lernen.)

Meines Erachtens spielt es auch überhaupt keine Rolle, ob die Verunglückten einen Bootsführerschein besaßen oder nicht, ein solcher hätte sie wohl auch nicht gerettet. Bekanntlich wurden selbst Ozeanriesen schon von Monsterwellen versenkt.

Wie auch immer, der Vorfall ist mir eine Lehre. Nur noch mit Floating plus Automatikweste!!!

Mein herzlichstes Beileid allen Angehörigen und Freunden des vermissten Opfers.
 

Orti

Member
AW: Freakwave, Kreuzsee und andere Gefahren

Kleine Anmerkung noch am Rande:
Die Deutsche Bucht gilt weltweit als eines der gefährlichsten Seegebiete für Monsterwellen. Es wurden dort schon mehrfach Wellen mit einer Höhe von 36 m (!) gemessen.

Das Problem beschränkt sich also beileibe nicht nur auf Norwegen.
 
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