Entsetzen über massenhaftes Abschlachten von Hechten am Bodden.

Newsmeldung

Vor Kurzem wurde ein Video in den sozialen Medien veröffentlicht, in dem Fischer an den Bodden um Rügen eine Vielzahl großer Hechte verladen. Die entfachte eine rege Diskussion.

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Fischer verladen viele kapitale Hechte aus den Boddengewässern um Rügen (Foto: Screenshot)

In einem kürzlich veröffentlichten Video sieht man Bodden-Fischer, die eine Vielzahl großer Hechte verladen. Das Video wurde in den sozialen Medien veröffentlicht und es entfachte sich eine rege Diskussion dazu.

Hier der Link zum Clip

Auch wir von der AB-Redaktion fragen uns, ob der angeltouristische Wert dieser Fische den Wert des bloßen Fleisches nicht übersteigt und solche Aktionen eher zu kurzfrisitg gedacht sind.
Zumal auch ein Forschungsprojekt vom Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) unter der Leitung von Prof. Dr. Arlinghaus die Hechtbesände der Rügener Bodden erforscht und einzelne Exemplare dafür sogar mit Sendern ausstattet (wir berichteten).

Wie seht Ihr das? Verträgt der Hechtbestand um Rügen solche Aktionen oder schaden sich die Fischer am Ende selbst damit?
 
Es läuft noch unsere grosse Boddenhecht-Anglerbefragung. Diese ist schon im Dezember gestartet, nimmt aber viele der im Zusammenhang mit dem Video des Hechtfangs aufgekommenen Themen auf. Wenn Ihr Lust hast, bringt bitte Euch Meinung strukturiert über die Befragung ins Gespräch. Wir vom IFishMan Team werten das dann alles sauber aus und berichten darüber. Hier noch mal der Link:

https://www.imug-research.de/Boddenhecht

 
Es läuft noch unsere grosse Boddenhecht-Anglerbefragung. Diese ist schon im Dezember gestartet, nimmt aber viele der im Zusammenhang mit dem Video des Hechtfangs aufgekommenen Themen auf. Wenn Ihr Lust hast, bringt bitte Euch Meinung strukturiert über die Befragung ins Gespräch. Wir vom IFishMan Team werten das dann alles sauber aus und berichten darüber. Hier noch mal der Link:

https://www.imug-research.de/Boddenhecht

Und vergesst dabei auch nicht die Befragung zum Dorsch. Da sieht es ja ähnlich aus. Der Angler darf im Feb./März nur 2 Dorsche angeln und die Berufsfischer fangen in dieser Zeit über 65% ihrer Jahresquote. Dabei werden entweder die Laichdorsche weggefangen, oder die bereits bestehenden Gelege durch die Schleppnetze zerstört.
 
Hallo,
Es läuft noch unsere grosse Boddenhecht-Anglerbefragung.
Ich hab mich schon vor einiger Zeit durch diese Fragebögen geklickt.

Erstaunt war ich, dass auf die Frage: "Wie viele Angeltage pro Meterhecht würden sie für noch akzeptabel halten?" der niedrigste Auswahlwert bei "20" lag.

Wenn das mittlerweile die Realität ist, scheinen sich die Verhältnisse im Vergleich zu früher schon deutlich verändert zu haben.

Und wenn man sich die Liniencharts so anschaut, dürften da die BF nicht die alleinige Ursache sein.

Realistische Schonzeiten und/oder Schongebiete scheinen mir deshalb zwar angebracht, aber das wäre wohl nur ein Baustein zur Lösung der Problematik.

Die Hechte werden ja nicht nur beim Laichvorgang in den Laichgebieten abgefischt, sondern schon vorher bei den Laichzügen.

Da nützt eine Schonzeit ab 1. März relativ wenig, wenn die Fische bereits im Januar/Februar beginnen sich zum Laichen zu sammeln.
Früher gab es ja sogar flexible Schonzeiten, die an die aktuelle Entwicklung der Wetter-/Klimalage angepasst wurde. War aber natürlich für diejenigen Angeltouristen ne Planungsunsicherheit, die extra kurz vor Schonzeitbeginn angereist sind, um evtl. ne träge, laichschwere Mama aus dem eiskalten Wasser zu ziehen. Die tun sich mit 1. März schon wesentlich leichter.

Wenn eine Bucht als Schongebiet ausgewiesen ist, nützt es auch wenig, wenn die Zugangskanäle komplett mit Netzen zugestellt werden und kaum ein Fisch noch durchkommt. Da müssten eben auch diese Flaschenhälse mit in die Schutzzone integriert werden,

Bin gespannt, was die Forschungen von Herrn Arlinghaus ergeben, ob er Handlungsempfehlungen geben wird und was dann ggf. von der Politik auch umgesetzt wird.

Wenn da was kommt, wird das aber sicher nicht nur einseitig die BF betreffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur leider zu spät - ersteinmal wir "drauflos-ge-trumpelt" , dass die Berufsfischer-Fetzen fliegen

und ein hart arbeitender Mensch eine Schuldzuweisung reingeknallt bekommt , die weder rechtlich noch wissenschaftlich zutreffend wäre.


Ich habe es doch gewusst - es ist ein Skandal, wie schnell man "Konkurrenten" um Trophäenfische an den Pranger stellt .

Erbärmlich.

R.S.coffeegirl
 


Zitat:" Ob die Entnahme einer Hechtmenge von 1, 2 oder 3 Tonnen für ein lokales Laichgebiet in den Bodden (z. B. in einer Bucht) daher problematisch ist, kann mit den zur Verfügung stehenden Daten nicht seriös beantwortet werden, "

Momentan bin ich da den Beobachtungen der Einheimischen zugetan, die ja eindeutig sind und das nicht erst seit diesem Video!
Warten wir ab was die Stude letzlich an "seriösen" Erkenntnissen liefert.
 
Servus,
Vorweg, ich habe mit den Boddenhechten wenig am Hut weil ich 700km weg vom Geschehen bin. Ich lese hier nur mit weil mich diese, nun jahrelange Diskussion um die "nachhaltige" Nutzung der Boddenfischbestände interressiert.
Deshalb frage ich mich schon was die Stellungnahme des Boddenhecht-Projekts zum Video nun ändern oder klären soll :rolleyes: ? Viel hätte, wäre, wenn, aber keinerlei Aussage zur eigentlichen Kernfrage der Kritiker (der Angler in erster Linie) zu Sinn des Fanges von Laichhechten und deren Verwendung. Besonders abgefahren finde ich die Aussage zum Aufklaren gewisser Gewässerteile und deshalb abnehmender Hechtbestände, das finde ich fast schon abenteuerlich.

Für einen Aussenstehenden wie mich sieht das einfach so aus, als ob man die bestehenden Verhältnisse noch möglichst lange beibehalten möchte. Der Fang von Laichfischen, egal welcher Art, ist für mich verwerflich weil das mit Nachhaltigkeit nichts zu tun hat. Wenn die Verwertung, was nicht bewiesen scheint, dann auch noch als Futtermittel erfolgt, ist das Ganze noch deutlich kritischer anzusehen.

@fishhawk schneidet in Post #83 schon den wahrscheinlich richtigen Weg an. Eine Vorverlegung der Schonzeit und eventuelle Ausweitung der Schonbezirke würde einigen fragwürdigen Praktiken sicher eher einen Riegel vorschieben als gegenseitige Schuldzuweisungen. Hart für alle Beteiligten, aber es macht keinen Unterschied ob ein Fisch vom Angler oder Berufsfischer abgemurkst wird.
 
Hallo,
Regelrechter Diss
Sehe ich jetzt nicht so dramatisch, aber zumindest nimmt er der "Hexe-Fraktion" schon einen Teil der Argumente weg.

Und den Verweis, dass die Gesamtentnahmemenge entscheidend ist, kann man auch als Wink mit dem Zaunpfahl deuten.

Wenn ich mich nicht irre, war die gemeldete Anlandemenge der BF im Jahr 2019 nur noch ca. 45t.

Dass ein einmaliger Fischzug, wie im Video zu sehen, noch nicht den Untergang der Boddenhechtbestände bedeuten wird, ist für mich nachvollziehbar. Aber wie RA anmerkt nur, wenn trotzdem genügend Fische in die Laichgründe wandern und sich dort fortpflanzen.

Wenn aber regelmäßig solche Fischzüge an den Laichplätzen und zur Laichzeit stattfänden, und die Zugänge zu den Laichgründen mit Netzen zugstellt würden, könnte der negative Effekt schon deutlich stärker sein.

Das könnte man mit der Ausweisung passender Schonbezirke ggf. verhindern.

Man wird wohl an einigen Stellschrauben drehen müssen, wenn man den Bestand langfristig sichern oder wieder verbessern will.

Den BF einseitig die Schuld zuschieben zu wollen ist da m.E. nicht zielführend.

und deshalb abnehmender Hechtbestände

Ich hab das eher so interpretiert, dass weniger gefangen wird, wenn die Hechte vermehrt in Flachwasserbereiche ziehen, wo Boote nicht fahren können oder dürfen.
 
Nur leider zu spät - ersteinmal wir "drauflos-ge-trumpelt" , dass die Berufsfischer-Fetzen fliegen

und ein hart arbeitender Mensch eine Schuldzuweisung reingeknallt bekommt , die weder rechtlich noch wissenschaftlich zutreffend wäre.


Ich habe es doch gewusst - es ist ein Skandal, wie schnell man "Konkurrenten" um Trophäenfische an den Pranger stellt .

Erbärmlich.

R.S.coffeegirl

Zitat: "ist der Boddenhecht-Bestand heute als voll genutzt einzuschätzen, d. h. nicht überfischt und auch nicht überangelt, jedoch ist die Biomasse seit den letzten fünf Jahren abnehmend."

Allein dieser Satz zeigt doch schon die Widersprüche auf, ganz ähnlich wie beim Thema Dorsch.

Die Biomasse nimmt ab bedeutet, es wird mehr entnommen, als nachkommt. Punkt. Für mich ist das gleichbedeutend mit Überfischung.
Und "voll genutzt" ist nichts weiter als ein anderes Wort für das Ausreizen der Grenzen, genau wie das beim Dorsch der Fall war und ist.

Ich bleibe dabei: Die Entnahme dieser Menge Großhechte durch Berufsfischer (und gern auch die Angler dazunehmen) überstrapaziert die Bestände. Da muss ein Riegel vorgeschoben werden. Da wären wir dann auch nicht nur beim Thema Berufsfischerei, sondern auch beim Thema C&R. Siehe die Festlegungen in Schweden.
 
Hallo,
Ich bleibe dabei: Die Entnahme dieser Menge Großhechte durch Berufsfischer (und gern auch die Angler dazunehmen) überstrapaziert die Bestände.
Jeder Rogner, der nicht mehr zum Ablaichen kommt, kann auch nichts mehr zur Bestandssicherung oder Verbesserung beitragen. Wodurch diese Fische am Ablaichen gehindert werden ist m.E. nur für evtl. Maßnahmen wichtig, nicht für den negativen Einfluss auf die Bestandsentwicklung.

Wenn der Bestand nur auf auf das Ziel einer gerade noch akzeptablen Fanggewichtsentnahme gemanagt werden soll, ergibt das ggf. andere Maßnahmen als wenn das Ziel eine attraktive Freizeitfischerei sein soll.

Wenn dauerhaft zu viele Laichfische entnommen werden oder die Laichgründe wegen Netzabsperrung nur eingeschränkt zugänglich sind oder die Hechte dauerhaft beim Laichvorgang gestört werden, wird das langfristig negative Auswirkungen haben.

Je mehr große Laichfische ihr Laichgründe erreichen um sich dort ungestört fortpflanzen zu können, desto besser sehe ich die Chancen einer positiven Bestandsentwicklung.

Man kann natürlich auch argumentieren, wir probieren mal aus, wie viel Laichfischentnahme gerade noch so verkraftbar ist, bevor der Bestand in die Knie geht. Bisher geht sich das ja noch aus. Aber dabei besteht halt das Risiko, dass ein "point of no return" überschritten werden könnte.

Die Anlademengen der Berufsfischer sind m.W. die letzten Jahre rückläufig. Also können die nach meiner Logik zwar ein Rad im Getriebe sein, aber nicht die alleinige Hauptursache. Ich bin allerdings weder Experte noch Local. Da wissen andere Leute sicher besser Bescheid.
 
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Die Biomasse nimmt ab bedeutet, es wird mehr entnommen, als nachkommt. Punkt. Für mich ist das gleichbedeutend mit Überfischung.
Und "voll genutzt" ist nichts weiter als ein anderes Wort für das Ausreizen der Grenzen, genau wie das beim Dorsch der Fall war und ist.

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Die Biomasse nimmt ab , aus bis dato ungeklärten Ursachen.

Da steht eben nicht : die Biomasse nimmt ab , wegen einer Überfischung.

Die Schlussfolgerung durch Berufsfischer wird der Hecht durch Überfischung im Fortbestand bedroht , stimmt so nicht bzw. ist wissenschaftlich
nicht nachgewiesen.

R.S.coffeegirl
 
Die Biomasse nimmt ab , aus bis dato ungeklärten Ursachen.

Da steht eben nicht : die Biomasse nimmt ab , wegen einer Überfischung.

Die Schlussfolgerung durch Berufsfischer wird der Hecht durch Überfischung im Fortbestand bedroht , stimmt so nicht bzw. ist wissenschaftlich
nicht nachgewiesen.

R.S.coffeegirl

Wenn man eine Gesamtmasse x erhalten will und diese abnimmt, sollte man doch wohl als erstes an der Entnahme der Masse schrauben.

Das ist das gleiche Gerede wie beim Lachs. Es gibt externe Faktoren, die der Lachspopulation entgegenwirken, also sind die Berufsfischer/Angler nicht Schuld am Rückgang. Richtig wäre: Sie sind nicht allein "Schuld".
Jetzt zurück zum Hecht: Wenn der Berufsfischer und die Angler wissen, dass die Biomasse beim Hecht abnimmt und sie darauf hin weniger als heute entnehmen würden: Ginge dann die Biomasse Hecht weiterhin zurück? Ich denke, nein. Also muss an der Entnahme gesteuert werden.

Das sind doch alles politische Taschenspielertricks, um Argumentationslinien zu finden, dass alles so bleibt wie es ist. Andere Länder, wie z.B. Schweden, haben bzgl. des Schutzes der Hechtbestände rigoros reagiert und sind damit sehr gut gefahren.
 
Hallo,
Wenn man eine Gesamtmasse x erhalten will und diese abnimmt, sollte man doch wohl als erstes an der Entnahme der Masse schrauben.
Ist dann richtig, wenn die Entnahme Hauptursache für den Rückgang der Masse ist..

Dann muss man an den Stellschrauben drehen, die man selber unmittelbar beeinflussen kann.

Je größer der Einfluss eines Faktors auf die Entnahme, desto größer die Wirkung, die man damit erzielen könnte.

Wer also eine Reduktion der Entnahmemengen fordert, darf sich dann nicht wundern, wenn zuerst da angesetzt würde, wo die größten Mengen entnommen werden.

Dürfte spannend werden, was beim Projekt Boddenhecht für Ergebnisse rauskommen.

Könnte sein, dass da auch Dinge dabei sind, die nicht jedem hier in den Kram passen.
 
Wenn der Berufsfischer und die Angler wissen, dass die Biomasse beim Hecht abnimmt und sie darauf hin weniger als heute entnehmen würden: Ginge dann die Biomasse Hecht weiterhin zurück? Ich denke, nein. Also muss an der Entnahme gesteuert werden.


Evtl. reicht es schon ein allgemeines Entmahmeverbot einzurichten(von 1.12. bis 31.4 beispielsweise).
Wenn die Fische ungestört ablaichen können, gibt es zwangsläufig mehr Nachwuchs als wenn während und vor der Laichzeit gezielt die Laichplätze zugestellt und abgefischt werden.
So über die Jahre fehlen das mal eben zig Millionen Nachkommen.
 
Tun sie das?
Fische sind R-Strategen und produzieren viel mehr Nachwuchs als es Platz / Futter für diesen gibt, ein Großteil des Nachwuchses geht dann drauf, was auch von der Natur so einkalkuliert ist. Es reichen verhältnismäßig wenige Elterntiere um die benötigte Menge an Brutfischen zu generieren.
 
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