Erstmal Glückwunsch zu dem schönen Stück Rutengeschichte.
Ich würde sie vermutlich nicht fischen wollen...nicht weil sie nix kann, sondern eher dem Zustand geschuldet.
Sie sieht ja noch quasi ungefischt aus, vor allem der Griff in dem Zustand und Alter hegt bei mir doch einige Zweifel ob noch Original oder nicht.
Aber unabhängig davon, ne Mitchell gehört da mal so gar nicht dran, da muß was "british like" dran.
Ob das nun auch von Hardy sein muß, ist halt auch ne Geldfrage. Die Sachen von denen sind seit einigen Jahren so gehyped, das einem schon etwas schwindelig werden kann.
Gerade die Briten hatten doch etliche gute Hersteller was Rollen angeht, die auch mitunter optisch weitaus schöner daher kommen wie diese klobigen Vollmetallschiffe von Hardy.
K.P. Morritts Intrepid's zum Beispiel, oder auch von J.W. Young The Ambidex. Beides ganz klassische 60er Jahre Modelle, very well british und preislich selbst in sehr gutem Zustand deutlich günstiger.
Klar, Mitchells wurden sehr intensiv benutzt auf der Insel, aber vielfach nur die Standardmodelle.
Da würde ich mir wohl eher noch ne Zangi oder Alcedo dranschrauben, auch wenns Italaliener sind, machen sie deutlich mehr her wie ne Hardy-Rolle und sind auch weitaus seltener, aber nicht unbedingt teurer.
Was die Schieberinge angeht....sie haben durchaus ihre Vorteile wie variable Rollenmontierbarkeit je nach Griffposition.
Der Nachteil durch zu schnelles Lösen jener kommt eigentlich so auch nur bei älteren Rollenmodellen noch vor, vorrausgesetzt es liegen keine Abnutzungen vor.
Bei alten Rollen hat man vorrangig ein Problem mit seitlichen Rotationskräften durch die Drehung des Rotors, sprich die Rolle vollzieht bei zügiger Kurbeldrehung leichte bis starke Wobbelbewegung nach links und rechts.
Man hat das Gefühl die Rolle läuft unrund, vorallem bei größeren Modellen merkt man das sehr deutlich.
Und durch diese seitlichen Fliehkräfte lösen sich solche Schieberinge halt sehr gern mal.
Ein anderes Problem dabei ist der Rollenfuß, bzw wie er sich an den Griff anschmiegt.
Der Rollenfuß ist häufig leicht gewölbt, um möglichst passig zum Griff zu sein.
Problem dabei...nicht jeder Rollenfuß passt an jeden Griff. Folglich liegen oftmals nur die äußeren Kanten des Rollenfußes am Griff, drücken auf diesen und in der Mitte ist ein kleiner Hohlraum.
Auch dadurch wird ein mögliches Lösen der Schiebegriffe verstärkt.
Man kann dies aber stark vermindern, indem man einfach ein Stück Gummi (Fahrrradschlauch zb) passig zum Rollenfuß unter eben jenen legt, bevor man diesen in die Ringe klemmt.
Der Gummi vermindert hier deutlich die seitlich auftretenen spürbaren Fliehkräfte und ist zudem rutschmindernd. Desweiteren drückt der Rollenfuß nicht direkt in den Kork, der Gummi dient auch hier als Puffer.
Dieses "Problem" findet man bis in die 80er Jahre noch bei Rollen. Die Hersteller haben zuerst mit Balancegewichten innerhalb des Rotors versucht dieses Problem einzudämmen.
Klappte mal mehr und mal weniger. Bei großen Rollenmodellen stößt man da schnell an Grenzen.
Ganz lösen konnten die Hersteller dies nicht, da die Balancegewichte fast immer nur einseitig innerhalb des Rotors verbaut wurden.
Einige Hersteller gingen dabei auch völlig andre Wege und verbauten diese Gewichte nicht im, sondern am Rotor innerhalb des Bügelmechanismus (Daiwa zb.)
Die spätere innenliegende Bügelauslösung minderte dieses Problem ein wenig, da auf beiden Seiten des Bügels am Rotor etwa gleich hohe Kräfte auftreten.
Erst durch deutliche Veränderungen an den Rotoren wurde es etwa Anfang 2000 weitestgehend eliminiert.