Ein Plädoyer für die Grundel

Thomas9904

Well-Known Member
Ein Plädoyer für die Grundel

Könnte das ein Traum der Angler sein?

Ein wohlschmeckender Fisch, der ohne Besatz in vielen Gewässern in Massen vorkommt, der sich leicht fangen lässt, für den es weder Spezialgerät noch große Kenntnisse braucht, der auf viele verschiedene Köder geht, weder vorfachscheu wäre noch ein Stahlvorfach braucht?

Würde dieser Fisch Größen und Gewichte wie ein Hecht oder Zander, oder wenigstens wie ein Barsch erreichen, wäre die Frage wohl einfach zu beantworten – viele Angler wären für eine solche Fischart dankbar.

Problematischer wird das, wenn so ein Fisch nur eine bescheidene Größe erreicht. So dass zum einen der Drill nicht gerade ein Erlebnis darstellt, zum anderen auch dadurch die Verarbeitung aufwändiger wird. Es ist nun mal einfacher einen 3-Kilo Zander zu filetieren als 50 kleinere Fische, um die gleiche Menge Filet zu erhalten..

Kommt dann solch eine Art noch aus dem Ausland – invasiv – kommen natürlich gleich auch Schützer, welche den Untergang des Abendlandes an die Wand malen.

Ich seh das pragmatischer – wo, wie z. B. in Neckar oder Rhein - über die letzten 2 Jahrzehnte durch die ständige Verminderung von Nährstoffeintrag durch immer sauber werdenderes Wasser die Weissfischbestände abnehmen, sind diese Grundeln doch prima Futter für die Raubfische. Und wenn dieses „Raubfischfutter“ gleichzeitig noch wohlschmeckendes Menschenfutter ist und eh nicht mehr zurückgedrängt werden kann (weil die Natur nun mal jede sich bietende Nische nutzen wird), kann man entweder über schlimme invasive Arten lamentieren – oder annehmen, was die Natur den Menschen damit schenkt.

Also war ich das erste Mal gezielt los, um den Grundeln, die inzwischen auch in genügender Anzahl im Neckar heimisch geworden sind, auf den Zahn zu fühlen. Um damit meinen „hohlen Zahn“ zu füllen, sprich, mal auszuprobieren, was man damit kulinarisch anstellen kann.

Im Forum hatte ich diesbezüglich schon etwas vorgefühlt, sowohl was Fang wie auch was das Zubereiten angeht:
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=280630
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=280574

Dann also – den Sonnenschein nutzend – das billigste Futter nehmen, ne Dose Maden (Lob hier an A&M Angelsport in Kirchheim, Maden gibt’s nur in Pfandbüchsen (als Spinner kenn ich mich ja nicht so aus)) und ab ans Wasser. Zum Einsatz kommen wird die bewährte Matchrute, simple Posenmontage (feststehender Schwimmer) und dann mal sehen, ob das wirklich so einfach ist, die Grundeln zu fangen – vor allem auch ausreichend, um nicht nur einen Geschmackstest zu machen, sondern auch satt zu werden.

Montiert war die Rute. Der 12er Haken schien auch nicht verkehrt, Futter hatte ich zu Hause schon vorbereitet und angefeuchtet, es konnte also schnell losgehen. Kurz ausloten, so anbieten, dass der Köder vielleicht mit 2 – 5 cm Vorfach aufliegt, das sollte passen. Gucken wies strömt (schöne Ecke mit Kehrströmung, Sonne drauf – passt)..

Futter rein, Köder hinterher. Und tatsächlich, wie von vielen beschrieben, das ging gleich los. Wenn man allerdings so sieht, was die Kollegen im Forum so berichten an Größe, musste ich hier wohl an den absoluten Kindergarten geraten sein. Durchschnitt vielleicht 6 – 7 cm, keine über 10 cm.

Aber was solls, es hat gebissen, also eben schnell mal 10, 15 von den Minis fangen. Sollte reichen, um den Geschmackstest zu machen.

Aber nicht nur die Größe unterschied sich von den Berichten im Forum, auch das Beissen. Von wegen, die hängen sich immer auf. Das klappt nur dann, wenn man die Pose nicht beobachtet und denen genug Zeit lässt. Als Spinner, wenn man gewohnt ist schnell anzuschlagen, ist das eine Tortur.

Selbst wenn die Grundeln die Pose voll unter Wasser ziehen und damit wegziehen, heisst das lange nicht, dass die auch hängen.

Besser wurde es, als ich die Maden nicht wie gewohnt am Ende anköderte, sondern einfach mittig – mein Gedanke war: Je weniger übersteht, desto weniger weit ist die Hakenspitze weg. Besser heisst aber lange nicht gut.

Als ich zu folgender Vorgehensweise überging, wurde die Fangquote höher, das Angeln aber langweiliger. Immer gleich nach dem Fang den Fisch abschlagen, dann Angel wieder ins Wasser, umdrehen, den Fisch ausnehmen, schön zu den anderen legen. Nach dieser Zeit hing dann die Grundel meist schon wieder dran – vom Biss sieht und kriegt man so natürlich nix mit.

Es gab jedenfalls genug von den Kleinen, um in der Küche zu testen, wie die schmecken.
Angesichts der Größe habe ich auf filetieren verzichtet.
Rustikal, mit meinem Grillrub eingerieben, in Mehl gewendet und ausfritiert.

Hat klasse geschmeckt.

Zwei hatte ich ohne Gewürz nur ganz sachte gegart, um den "reinen" Geschmack zu kriegen.
Die schmecken echt klasse, jetzt ist die Jagd auf Große angesagt..

Und nachfolgend noch die Bilder dazu:
maden-futter.jpg
Vorbereitung - Maden und Futter....

losgehts.jpg
Gleich geht's los..

beute.jpg
Beute gabs auch - wenngleich nur Kleine...

Dennoch: Ab in die Küche damit...

rub.jpg
Mit dem guten, selbstgemachten Rub gewürzt

mehliert.jpg
Mehlieren..

fritieren.jpg
Fritieren

essen.jpg
Essen ;-)
 
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labralehn

Fisch Versteher
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Hallo Thomas, sehr guter Beitrag.
Einen Tipp hätte ich noch:
Versuchs mal auf Grund mit dem Angeln, vielleicht klappts dann auch mit den grösseren Exemplaren.

Ich hatte selber meistens Mais aus den Döschen im Supermarkt verwendet. Eine Hand voll an die Stelle an der ich angeln wollte und mit einem Maiskorn dann geangelt.

Von Zeit zu Zeit mal immer eine Handvoll Mais an die Stelle geworfen.

Fluss war die Mosel - Grenzgewässer - Luxembourger Seite.
Da hatte ich auch die 25 cm Grundeln erwischt.

Sogar auf meine Haarmontage mit 6er Karpfenhaken und 16er Boilie hatte ich Grundeln erwischt.

So wie du sie zubereitest, im Ganzen, leicht gesalzen und mehliert in Butter(schmalz) gebraten, habe ich die auch zubereitet.

Zu erwähnen wäre noch, das die Grundeln keine Stracheln haben, an denen man sich verletzen könnte, wie Barsch und Co.
Also auch ein absoluter Fisch für Anfänger und Jungangler.

Achte mal darauf, ob du vielleicht auch Grundeln fangen solltest, die schon bereits z.B. einen Tauwurm hatten, bevor sie deinen Köder nahmen.

Ich hatte einige die obwohl sie vorher Tauwurm gefressen haben, noch nach dem Mais schnappten. Der Taumwurm war noch im Maul.
 

Nordlichtangler

Well-Known Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Klasse Projekt und Bericht! #6
Hat was von echtem Realitätssinn, wie Du schreibst, die gibt es eben jetzt.
Das Münden in einem kulinarischen Ende setzt dem die Krone auf, quasi das Sahnehäubchen. ;)
 
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

goiler bericht.

... wir machen aus der not eine tugend. LOL

selektiv große ( größere) zu fangen ist auch eine meiner aufgaben für dieses jahr.
ein kumpel und ich haben beim "normalen" stippen mal mit mais etwas bessere gefangen, das maiskorn hält aber die kleinen nicht davon ab es zu attackieren.
soll heißen die fehlbißrate ist unheimlich hoch.

mein gedanke ist mit 2,5cm twistern und gummifischleins am 1g jig-kopf die größeren zum beissen zu verleiten.

mal schauen obs klappt.


hier mal ein bild von "grossen" grundelfilets.

waren beide 19,5cm lang.


17788659ug.jpg



legger woars!!


p.s.: ist aber schon zwei jahre her.
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Goil!

Dann berichte auch, obs klappt.

So wie die Scheixxer am 12er-Häkchen rumgeeiert haben, hab ich so meine Zweifel, ob die wirklich an bewegten Ködern mit relativ großen Haken hängen bleiben...

Aber:
Wer fängt, hat recht!

Und Versuch macht kluch!!

Also ran!!!

Denn siehste, das ist das Ziel:
Regelmäßig 15 cm plus (und ja, ich sprech von Grundeln!!!!)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

lass mal die wassertemperaturen über 15° steigen, dann iss rum mit rumeiern LOL

habe hier bei uns auch festgestell das die besseren exemplare eher am fuss der steinpackung zu finden sind.

die kleinen sind tagsüber schon zahlreich im ufergestein zu sehen, die grösseren sind allem anschein nach ne etage tiefer.

gute bissausbeute hatte ich mit einer komplett aufgezogenen made auf dem hakenschenkel und einer an den "augen" aufgepieksten im hakenbogen.

das hauen sich auch die kleinen auf einen schlag rein.
 

HRO1961

Active Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Sehr schöner Bericht, Thomas. Ich bin eh der Meinung, dass man fast alle Fischarten in der Küche verwerten kann. Man muss nur wissen, wie. Du hast das anschaulich bestätigt.
 

PirschHirsch

Well-Known Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Hmmm, ich muss sagen, das würde mich richtig reizen mit den Grundeln - bin da irgendwie angefixt.

Wäre mal was anderes, scheint auch recht kurzweilig zu sein - und wenns dann auch noch schmeckt, umso besser.

Hab trotz BW-Wohnsitz noch nie am Neckar geangelt geschweige denn ne Grundel gefangen (die gibts in meinen Seen nicht, bin zu 99 % reiner See-Angler) - aber so ne Grundelsession mit Pose wäre vielleicht schon mal n GRUND für ne Fluss-Tageskarte. |supergri
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Naja, ich werd von Pose auf Grund umsteigen, in der Hoffnung Größere zu erwischen..

Kurzweilig ist das aber - die Pose kommt teilweise nicht mal zum aufrichten nach dem Einwurf, bevor sie mit Grundel dran schon wieder abtaucht..

Da müssen schon echt Massen da sein...

Morgen geh ich mehr Fritierfett kaufen..
;-))
 

labralehn

Fisch Versteher
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Ja genau richtig erkannt, wenn du schon Grundeln mit einer Posenmontage an der Stelle fängst, dann sind da am Grund noch mehr. Die Grundel kann eigentlich nicht richtig "schwimmen" da sie keine Schwimmblase hat. Normal ist das ein absoluter Bodenfisch, der nur am Boden herumhüpft.

Nimm als Grundmontage nur soviel Blei, da es gerade nicht von Platz abtreibt.

Als Rute eine Feederrute mit Spitzenaktion. Dann zappelt es ordentlich.

Vorfach ist den Grundeln egal, auch die Länge ist egal, solange nur etwas am Haken als Köder für die Grundeln ist.

Den Mais, hier die aus den Döschen aus dem Supermarkt verwenden, eine Handvoll Mais für einige Grundeln, vielleicht auch eine "kapitale" ü 20 dabei.

Den Mais getreut ausbringen, die Grundeln finden den auf jeden Fall nach weniger als 15 Minuten, wenn Grundeln im Gewässer sind.

Auf jeden Fall, viel Spaß und ü20 Grundeln für Dich.
 

Sten Hagelvoll

Konserviererin
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Schade, Grundeln hat es hier leider keine, vielleicht kann ja einer mal 'n Fass mitbringen, schicken wird wahrscheinlich zu aufwändig, dann würde ich die hier aussetzen.

Im übrigen, ausgebackene Gründlinge sind auch eine altbekannte Delikatesse.
 

HRO1961

Active Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Schade, Grundeln hat es hier leider keine, vielleicht kann ja einer mal 'n Fass mitbringen, schicken wird wahrscheinlich zu aufwändig, dann würde ich die hier aussetzen.

Im übrigen, ausgebackene Gründlinge sind auch eine altbekannte Delikatesse.


Vielleicht waren die ja schon da, haben gehört wie sich die Angler unterhalten und sind wieder getürmt..
Nix für Ungut, Sten.

Im Ernst, Du hast vollkommen recht: Habe auf der Ile-de-France frittierte Gründlinge kennengelernt. Sehr gut.
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Nimm als Grundmontage nur soviel Blei, da es gerade nicht von Platz abtreibt.

Als Rute eine Feederrute mit Spitzenaktion. Dann zappelt es ordentlich.

Der Köder war schon am Grund (ca. 3 - 5 cm aufliegend), aber ich war wohl zu nah am Ufer bzw. der Packung, so dass es da mehr kleine gab.

Aber das näxte mal kommt bestimmt, und dann wird auf Grund gegrundelt ;-))

Auf die Ü20 in Massen kommen ;-)
 

Sten Hagelvoll

Konserviererin
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Vielleicht waren die ja schon da, haben gehört wie sich die Angler unterhalten und sind wieder getürmt..

Deshalb würde ich ja schwäbische Grundeln ordern, die sind da schmerzfrei!:q

Nix für Ungut, Sten.

Mach dir kein Kopp, ich laß mich morgen gegen sechzehnnullnull einfach mal im Koggentrööt sehen und werde dich dann dort verhöhnen!#h


Im Ernst, Du hast vollkommen recht: Habe auf der Ile-de-France frittierte Gründlinge kennengelernt. Sehr gut.

Ganz im ernst, ich hab die Dinger mal in 'nem englischen Landwirtshaus vorgesetzt bekommen, wie du schon sagtest, sehr gut!
 

PirschHirsch

Well-Known Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Hmmm, wenn einer Jagd auf Grundeln macht und der andere auf verbuttete Barsche, können die ihre Beute anschließend "zusammenlegen" und ein funky Am-Stück-Häppchenfest mit fischig-frittiertem Fingerfood veranstalten :)

Quasi Hege, die durch den Magen geht - unter dem Motto "Fritters und Bier" ;)
 

hanzz

Master of "steht noch nicht fest"
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Goil!

Dann berichte auch, obs klappt.

So wie die Scheixxer am 12er-Häkchen rumgeeiert haben, hab ich so meine Zweifel, ob die wirklich an bewegten Ködern mit relativ großen Haken hängen bleiben...

Aber:
Wer fängt, hat recht!

Und Versuch macht kluch!!

Also ran!!!

Denn siehste, das ist das Ziel:
Regelmäßig 15 cm plus (und ja, ich sprech von Grundeln!!!!)

Sie bleiben hängen.

3 inch Easy Shiner
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4 inch DFin
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3 inch Gufi mit Spinnerblatt
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PirschHirsch

Well-Known Member
AW: Ein Plädoyer für die Grundel

Ui, echte Größenwahnsinnige :m

Hat der sich den 3" mit Blatt komplett eingebaut? Nix mehr von zu sehen... bzw. da wurde der Haken wohl schon vorher gelöst.
 
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