Chris7
Member
Irgendwie bekomme ich seit gestern einen Gedanken nicht mehr aus dem Kopf: Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurde in Deutschland so viel von Umweltschutz geredet und in vielen Bereichen auch getan. Galt es nach dem Krieg das zerstörte Deutschland wieder aufzubauen (und das um jeden Preis), galten einige Jahre später, in den Zeiten des Aufschwungs, qualmende Schornsteine als Symbol für den Aufstieg Deutschlands, so mußte man einige Jahrzehnte später erkennen, daß uns der Wohlstand auch viele Probleme gebracht hat.
Unsere Flüsse waren verschmutzt, viele (Wasser-)Lebewesen vertrieben oder kurz vor der Ausrottung...
Und doch gab es genügend Fische für alle! Klar, in den großen Industrieflüssen fehlten Lachse, Forellen oder Äschen... auch die Koppe hatte keine Grundlage mehr zum Leben... aber es gab Massen an Weißfischen, Karpfen, Schleien und auch die Raubfische fehlten nicht. Sogar der heute vielerorts zur Rarität gewordene Aal wurde in solchen Massen gefangen, daß selbst noch ich, in meiner Jugendzeit, ihn beim Stippen verfluchte...
Wieso ich dies jetzt hier schreibe? Weil ich gestern Morgen ein Erlebnis hatte, daß mich irgendwie sehr stark zum Nachdenken anregte...
Nach einigen Monaten war ich gestern mal wieder in meiner alten Heimat. Ein kleiner Vorort von Koblenz, direkt an der Untermosel gelegen. Die Mosel weist hier kaum noch Strömung auf, weil ihr Fluß, kurz vor ihrer Mündung in den Rhein, noch mal von einer Staustufe gebremst wird. Das Wasser war sehr klar und man konnte unter der spiegelglatten Oberfläche die Steine und Pflanzen gut erkennen. Es ist ein sehr schöner Fluß. Mit überhängenden Bäumen und Sträuchern, Sandbänken und steilen Steinpackungen, Flachwasserzonen und tiefen Gumpen bzw. Löchern. Die durchschnittliche Breite dürfte so bei ca. 100 Meter liegen und die Tiefen zwischen vier und zehn Meter. Das Gewässer bietet sowohl für den blutigen Anfänger als auch für den ausgebufften Profi beste Möglichkeiten sein Hobby zu fröhnen.
Oder sollte ich besser sagen "... bot sowohl Anfängern als auch..."?
Ich hatte mich mit einem Kollegen verabredet, der mich mit zur Arbeit nehmen sollte. Da er einige Minuten später kam nutzte ich die Gelegenheit mal wieder ein paar Meter entlang der Mosel zu gehen und meinen Blick ins Wasser zu richten.
Dort, wo früher dutzende von Döbel, Rotaugen und Brassen in allen Größen rumschwammen, da gründelte gestern Morgen ein einziger Brassen umher und suchte zwischen den Steinen und Pflanzen nach Nahrung. Und über diesen Anblick war ich so erfreut, daß ich ihn eine ganze Weile mit meinen Blicken verfolgte...
Ich hatte einfach das Glück, genau an dieser Stelle zu sein, wo sich noch einer der wenigen Fische dieses Mosel-Abschnittes seines Lebens erfreute.
Nie dürften seine Lebensbedingungen besser gewesen sein (sehen wir mal von ganz ganz früher ab!). Das Wasser ist von überraschend guter Qualität, es gibt genügend Futtertiere und auch die Pflanzen, die sein zu Hause so wohnlich machen, gibt es in ausreichender Anzahl. Wurden sie früher von den vielen Fischen kurz gehalten und hatten keine Gelegenheit sich so prächtig zu entwickeln, stört heute kein gefräßiger Fisch ihren Wuchs in Richtung Sonnenlicht...
Weißfische gibt es kaum noch! Auch die Raubfischangler gehen meist als Schneider nach Hause. Aale? Fehlanzeige! Und auch die Brutfische, die noch vor einigen Jahren in Massen zu dieser Jahreszeit zwischen den Steinen umherschwammen, sind heute so spärlich vertreten, daß man sie fast einzeln zählen kann.
Und ich hatte das Glück diesen einen Brassen zu sehen. Dieser Brassen, der laut Lehrbuch eigentlich ein Schwarmfisch sein soll...
Und ich mache mir Gedanken darüber was passiert ist. Wo sind die Fische, die ich, wenn ich als Jugendlicher losgezogen bin, auf Ansage fangen konnte?
Liegt es an den Touristen, die sich über unsere Weißfischbestände hergemacht haben und die meine ehemalige Heimat mit dutzenden, manchmal sogar über hundert, Rotaugen verlassen haben? Dafür waren sie doch eigentlich zu selten dort!
Liegt es an dem sauberen Wasser, das einige Fische vertrieben hat, die doch lieber im Trüben schwimmen? Dafür müßten dann aber viele andere Arten vorhanden sein, die sich an klarem Wasser erfreuen.
Liegt es an den Berufsfischern, die mit Stellnetzen und Reusen ihrem Gewerbe nachgegangen sind? Die gab es früher in viel größerer Anzahl. Und der eine, der die Rechte für diesen Gewässerabschnitt hat, der dürfte mittlerweile auch darauf verzichten den teuren Sprit für das Auslegen der Netze zu verfahren.
Liegt es wirklich an den Kormoranen, die vor etwa zehn Jahren damit begonnen haben sich über die schuppige Beute herzumachen? Wenn ich ehrlich bin, dann ist dies für mich im Moment die einzige logische Erklärung. Bei 2.000 Vögeln, die man vor ca. zehn Jahren an diesem Gewässerabschnitt gezählt hat und einem Tagesbedarf von ca. 500 Gramm Fisch pro Schnabel kommt täglich eine Tonne Fisch zusammen, die die schwarzen Federtiere vertilgt haben. Und heute, wo ihre Nahrung verschwunden ist, da sieht man auch die Kormorane seltener...
Aber liegt es wirklich oder nur an diesem Phänomen? Ich kann es fast nicht glauben.
Auf jeden Fall würde es mich freuen, wenn "mein" Fisch zukünftig wieder in Gesellschaft umherschwimmen würde...
Unsere Flüsse waren verschmutzt, viele (Wasser-)Lebewesen vertrieben oder kurz vor der Ausrottung...
Und doch gab es genügend Fische für alle! Klar, in den großen Industrieflüssen fehlten Lachse, Forellen oder Äschen... auch die Koppe hatte keine Grundlage mehr zum Leben... aber es gab Massen an Weißfischen, Karpfen, Schleien und auch die Raubfische fehlten nicht. Sogar der heute vielerorts zur Rarität gewordene Aal wurde in solchen Massen gefangen, daß selbst noch ich, in meiner Jugendzeit, ihn beim Stippen verfluchte...
Wieso ich dies jetzt hier schreibe? Weil ich gestern Morgen ein Erlebnis hatte, daß mich irgendwie sehr stark zum Nachdenken anregte...
Nach einigen Monaten war ich gestern mal wieder in meiner alten Heimat. Ein kleiner Vorort von Koblenz, direkt an der Untermosel gelegen. Die Mosel weist hier kaum noch Strömung auf, weil ihr Fluß, kurz vor ihrer Mündung in den Rhein, noch mal von einer Staustufe gebremst wird. Das Wasser war sehr klar und man konnte unter der spiegelglatten Oberfläche die Steine und Pflanzen gut erkennen. Es ist ein sehr schöner Fluß. Mit überhängenden Bäumen und Sträuchern, Sandbänken und steilen Steinpackungen, Flachwasserzonen und tiefen Gumpen bzw. Löchern. Die durchschnittliche Breite dürfte so bei ca. 100 Meter liegen und die Tiefen zwischen vier und zehn Meter. Das Gewässer bietet sowohl für den blutigen Anfänger als auch für den ausgebufften Profi beste Möglichkeiten sein Hobby zu fröhnen.
Oder sollte ich besser sagen "... bot sowohl Anfängern als auch..."?
Ich hatte mich mit einem Kollegen verabredet, der mich mit zur Arbeit nehmen sollte. Da er einige Minuten später kam nutzte ich die Gelegenheit mal wieder ein paar Meter entlang der Mosel zu gehen und meinen Blick ins Wasser zu richten.
Dort, wo früher dutzende von Döbel, Rotaugen und Brassen in allen Größen rumschwammen, da gründelte gestern Morgen ein einziger Brassen umher und suchte zwischen den Steinen und Pflanzen nach Nahrung. Und über diesen Anblick war ich so erfreut, daß ich ihn eine ganze Weile mit meinen Blicken verfolgte...
Ich hatte einfach das Glück, genau an dieser Stelle zu sein, wo sich noch einer der wenigen Fische dieses Mosel-Abschnittes seines Lebens erfreute.
Nie dürften seine Lebensbedingungen besser gewesen sein (sehen wir mal von ganz ganz früher ab!). Das Wasser ist von überraschend guter Qualität, es gibt genügend Futtertiere und auch die Pflanzen, die sein zu Hause so wohnlich machen, gibt es in ausreichender Anzahl. Wurden sie früher von den vielen Fischen kurz gehalten und hatten keine Gelegenheit sich so prächtig zu entwickeln, stört heute kein gefräßiger Fisch ihren Wuchs in Richtung Sonnenlicht...
Weißfische gibt es kaum noch! Auch die Raubfischangler gehen meist als Schneider nach Hause. Aale? Fehlanzeige! Und auch die Brutfische, die noch vor einigen Jahren in Massen zu dieser Jahreszeit zwischen den Steinen umherschwammen, sind heute so spärlich vertreten, daß man sie fast einzeln zählen kann.
Und ich hatte das Glück diesen einen Brassen zu sehen. Dieser Brassen, der laut Lehrbuch eigentlich ein Schwarmfisch sein soll...
Und ich mache mir Gedanken darüber was passiert ist. Wo sind die Fische, die ich, wenn ich als Jugendlicher losgezogen bin, auf Ansage fangen konnte?
Liegt es an den Touristen, die sich über unsere Weißfischbestände hergemacht haben und die meine ehemalige Heimat mit dutzenden, manchmal sogar über hundert, Rotaugen verlassen haben? Dafür waren sie doch eigentlich zu selten dort!
Liegt es an dem sauberen Wasser, das einige Fische vertrieben hat, die doch lieber im Trüben schwimmen? Dafür müßten dann aber viele andere Arten vorhanden sein, die sich an klarem Wasser erfreuen.
Liegt es an den Berufsfischern, die mit Stellnetzen und Reusen ihrem Gewerbe nachgegangen sind? Die gab es früher in viel größerer Anzahl. Und der eine, der die Rechte für diesen Gewässerabschnitt hat, der dürfte mittlerweile auch darauf verzichten den teuren Sprit für das Auslegen der Netze zu verfahren.
Liegt es wirklich an den Kormoranen, die vor etwa zehn Jahren damit begonnen haben sich über die schuppige Beute herzumachen? Wenn ich ehrlich bin, dann ist dies für mich im Moment die einzige logische Erklärung. Bei 2.000 Vögeln, die man vor ca. zehn Jahren an diesem Gewässerabschnitt gezählt hat und einem Tagesbedarf von ca. 500 Gramm Fisch pro Schnabel kommt täglich eine Tonne Fisch zusammen, die die schwarzen Federtiere vertilgt haben. Und heute, wo ihre Nahrung verschwunden ist, da sieht man auch die Kormorane seltener...
Aber liegt es wirklich oder nur an diesem Phänomen? Ich kann es fast nicht glauben.
Auf jeden Fall würde es mich freuen, wenn "mein" Fisch zukünftig wieder in Gesellschaft umherschwimmen würde...