Buds Ben Cêre
ehemals Singvogel
Ich saß. Schon seit Stunden standen die beiden Posen unberührt an ihrem Platz. Nur heimgehen wollte ich noch lange nicht. Es war einer dieser frühen Herbstage, kein Windhauch verfing sich in der spiegelglatten Oberfläche des kleinen Flusses. Einer dieser letzten Tage des Jahres, da die wärmenden Strahlen der Sonne sich nochmals auf die Erde legten, die Wiesen und Äcker durchdrungen und sanft wärmten. Einer der Tage, an denen alles um mich herum nochmals aufblühte und duftete, bedeutungsschwer, zugleich nur ein Hauch und voller Leben.
Ich saß in meinem Stuhl, lies mich durchströmen, beinahe unfähig, mich zu bewegen. Als stiller Beobachter saß ich da, keine Sorgen, kein Zweifel nagte an mir, nur genießen und still sein. Insekten tanzten über dem Wasser, hier ein Kringel eines steigenden Fisches..., und ich mitten drin, in diesem Leben.
Ein Frösteln zeigte mir an, dass die Sonne sich langsam anschickte hinter den Hügeln am Horizont zu entschwinden. Es würde eine klare und kalte Nacht werden. Nebel würde aufziehen und diesen wunderbaren Tag in sein Geheimnis hüllen. Schon wurden die Schatten länger, die Stunde des Zwielichts hatte begonnen. Ganz sachte zog es mich aus der Versenkung der letzten Stunden (oder waren es nur Sekunden?), jeden Augenblick konnte eine der Posen erzittern, untertauchen oder auf Wanderschaft gehen. Die Stunde der Dämmerung, die Stunde der Räuber. Ich schloß den Parka, zog die Mütze ein wenig tiefer und machte mich bereit, der kommenden Kälte zu trotzen.
Plötzlich, einige Minuten später, neben mir, eine Bewegung, ein Schatten, ein Flügelschlag. Vorsichtig drehte ich den Kopf und da sah ich sie. Nur drei Meter neben mir hatte sich eine riesenhafte Eule, ein Uhu vielleicht, auf dem Stützpfahl eines jungen Baumes niedergelassen. Noch niemals war mir ein Greifvogel so nahe gekommen. Ich erstarrte, wagte mich nicht zu bewegen. Halb verängstigt, halb fasziniert starrte ich den Vogel an, der plötzlich den Kopf drehte und mich ansah. Für vielleicht zwei oder drei Sekunden blickte ich in die Augen der Eule, und sie in meine. Niemals zuvor und niemals mehr danach hat mich ein lebendiges Wesen derart angesehen. Nichts drohendes war in dem Blick der Eule, aber auch nichts ängstliches oder erschrockenes. Hier war ich, der kleine Mensch, in ihrem Revier. Ihr Blick war...prüfend, durchdringend, abschätzend, als wollte sie in meine tiefsten Gedanken dringen, meine Seele erkunden. Heute, Jahre später, zweifle ich keine Sekunde daran, dass sie genau das getan hat: Mich geprüft. Ich hielt ihrem Blick stand, atemlos und ausgeliefert.
Dann wandte sie sich wieder ab, ganz ruhig und ohne Hast, breitete ihre Schwingen aus und erhob sich. Ich sah ihr noch nach, bis sie in den nahen Wald eintauchte und verschwand. Gebannt blieb ich noch eine Weile sitzen. Dann packte ich zusammen und ging nach Hause, immer noch benommen, immer noch unglaublich ergriffen. Das Angeln war in diesem Moment zur unmöglichen Nebensache geworden. Wichtigeres war gerade geschehen.
Und auch jetzt, da ich diese Geschichte aufschreibe, fühle ich wieder diesen unglaublich friedlichen und erkennenden Blick in mir.
Ob ich die Prüfung bestanden habe?
Ich saß in meinem Stuhl, lies mich durchströmen, beinahe unfähig, mich zu bewegen. Als stiller Beobachter saß ich da, keine Sorgen, kein Zweifel nagte an mir, nur genießen und still sein. Insekten tanzten über dem Wasser, hier ein Kringel eines steigenden Fisches..., und ich mitten drin, in diesem Leben.
Ein Frösteln zeigte mir an, dass die Sonne sich langsam anschickte hinter den Hügeln am Horizont zu entschwinden. Es würde eine klare und kalte Nacht werden. Nebel würde aufziehen und diesen wunderbaren Tag in sein Geheimnis hüllen. Schon wurden die Schatten länger, die Stunde des Zwielichts hatte begonnen. Ganz sachte zog es mich aus der Versenkung der letzten Stunden (oder waren es nur Sekunden?), jeden Augenblick konnte eine der Posen erzittern, untertauchen oder auf Wanderschaft gehen. Die Stunde der Dämmerung, die Stunde der Räuber. Ich schloß den Parka, zog die Mütze ein wenig tiefer und machte mich bereit, der kommenden Kälte zu trotzen.
Plötzlich, einige Minuten später, neben mir, eine Bewegung, ein Schatten, ein Flügelschlag. Vorsichtig drehte ich den Kopf und da sah ich sie. Nur drei Meter neben mir hatte sich eine riesenhafte Eule, ein Uhu vielleicht, auf dem Stützpfahl eines jungen Baumes niedergelassen. Noch niemals war mir ein Greifvogel so nahe gekommen. Ich erstarrte, wagte mich nicht zu bewegen. Halb verängstigt, halb fasziniert starrte ich den Vogel an, der plötzlich den Kopf drehte und mich ansah. Für vielleicht zwei oder drei Sekunden blickte ich in die Augen der Eule, und sie in meine. Niemals zuvor und niemals mehr danach hat mich ein lebendiges Wesen derart angesehen. Nichts drohendes war in dem Blick der Eule, aber auch nichts ängstliches oder erschrockenes. Hier war ich, der kleine Mensch, in ihrem Revier. Ihr Blick war...prüfend, durchdringend, abschätzend, als wollte sie in meine tiefsten Gedanken dringen, meine Seele erkunden. Heute, Jahre später, zweifle ich keine Sekunde daran, dass sie genau das getan hat: Mich geprüft. Ich hielt ihrem Blick stand, atemlos und ausgeliefert.
Dann wandte sie sich wieder ab, ganz ruhig und ohne Hast, breitete ihre Schwingen aus und erhob sich. Ich sah ihr noch nach, bis sie in den nahen Wald eintauchte und verschwand. Gebannt blieb ich noch eine Weile sitzen. Dann packte ich zusammen und ging nach Hause, immer noch benommen, immer noch unglaublich ergriffen. Das Angeln war in diesem Moment zur unmöglichen Nebensache geworden. Wichtigeres war gerade geschehen.
Und auch jetzt, da ich diese Geschichte aufschreibe, fühle ich wieder diesen unglaublich friedlichen und erkennenden Blick in mir.
Ob ich die Prüfung bestanden habe?