AW: Das Tagebuch eines Angelanfängers!
Samstag 9 Juli
Liebes Tagebuch,
Um 2.45 klingelte der Wecker, mein Kollege und „Lehrer“ Isfandiar und ich machten uns auf Angeln zu gehen. Das Ziel war das Blaue Wasser, beim Hafen Albern in Wien Simmering. Ein herrlicher Altarm, wunderschön zum ansehen, aber auch der Fischbestand schien in Ordnung, kommen doch einige Rekordfische aus Wien aus dieser Gegend.
Pessimistisch bezogen wir beide gegen 4.00 einen netten übersichtlichen Platz, pessimistisch deshalb weil wir, bis jetzt fast immer von Optimismus sprühend, sehr enttäuscht als „Schneider“ die Heimfahrt antreten mussten.
Wir entschieden uns je eine Angel mit Karpfenmontage und Futterkorb und eine Rute mit Köderfisch zu bestücken und uns auf einen netten, bewölkten, regnerischen Tag vorzubereiten. Bevor die erste Angeln zu Wasser ging, segnete ich das Gewässer mit einem Schluck Ottakringer, es sollte die Geister des Altarms besänftigen und mir den ein oder anderen Biss bescheren.
Der Tag begann wunderbar, nach dem Sonnenaufgang, konnte ich das erste Zucken meines altmodischen Bissanzeigers auf der Karpfenrute beobachten. Unerfahren und aufgeregt machte ich mich ans Werk, lies mich von Isfandiar bei der Ausführung des Anschlags beraten und siehe da, ich konnte meinen 1sten größeren Fisch nach 2 Jahren landen. Der erste war damals ein Aal, den ich nicht anschlagen durfte und der sich auch nicht wirklich gewehrt hatte. Aber auch dieses mal handelte es sich um einen kampfschwachen Gegner. Eine stolze Brachse mit 45 cm hatte sich an meine Rute verirrt. Auch wenn hier viele Catch & Release Angler lesen, ich konnte diesen meinen Stolz, meinen ersten, „großen“ Fang, einen Fisch, den man daheim herzeigen kann, nicht wieder zurückwerfen. Stolz und überglücklich legte ich die Rute wieder aus und hoffte an der gleichen Stelle ein weiteres Exemplar zu angeln. Wenige Minuten später der nächste Biss und eine weitere Brachse, dieses mal 35cm lang. Welch Tagesbeginn. Später fing ich noch einen Weißfisch, den ich aber nicht identifizieren konnte, er war kleiner etwa 20cm und kam wieder zurück ins Blaue Wasser. Zu Mittag machte ich meinem Namen alle Ehre und fing eine feine kleine Laube auf einer Made, sie sollte uns später eventuell als Köder für die Raubfische dienen. Mittag und der Nachmittag waren unspektakulär. Es regnete und rundherum bei den anderen Anglern die man sehen konnte tat sich genauso wenig wie bei uns. Aber in der Abenddämmerung passierte wieder etwas, innerhalb von 30 Minuten schnappten erneut 2 Brachsen, eine wieder bei 35 cm und eine etwas kleinere nach meinem Harken. Es war echt ein geiles Erlebnis, auch wenn meine Fischis einigen von euch Anglern nur ein kleines Lächeln entlocken können, für mich war es unbeschreiblich schön. Denn als die Sonne langsam unterging, schienen die Raubfische aktiver zu werden. Während des ganzen Tages waren unsere Köderfischruten schöne Zierde, wurde nicht zur Kenntnis genommen. Doch dann ging mein Schwimmer 2 mal, 2 mal unter. Gespannt und wachsam beobachteten wir das Geschehen, aber kein Biss. Auf dem Köderfisch waren keinerlei Spuren, aber der Schwimmer ist definitiv insgesamt 2 mal untergetaucht. Der Gipfel war dann Isfandiars Rute mit Köderfisch. Die ging unter, tauchte ab und schwamm von links nach rechts, blieb wieder ruhig im wasser stehen, tänzelte plötzlich wieder auf und ab, und das ganz nah am Ufer. Das ging sicherlich einige Minuten so, keine Ahnung was das für ein Fisch war, aber dieses herumgespiele ging ganz schön auf die Nervensubstanz, ein Edelfisch wäre schon noch was gewesen an dem Tag. Außerdem wäre es Isfandiar zu gönnen gewesen, hatte er ja den ganzen Tag kein Glück mit den Fischen. Aber was solls, so blieb ihm der Gang mit leeren Händen nach Hause, ein Weg der bis jetzt fast immer für mich reserviert war.
Abschließend darf ich sagen, dass das bis jetzt mein persönlich schönster Angeltag war. Ich dachte schon auf mir lastet ein Fluch weil bei mir einfach nichts beißen wollte. Und auch wenn Brachsen, Weißfische sind und wohl nicht die große Herausforderung sind, sehe ich einen Fortschritt bei mir und erweckte in mir die Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung. J